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Ländliche Regionalstrukturen im östlichen Europa Eine Grundlage für die räumliche Entwicklungspolitik Franz Greif

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Academic year: 2022

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Ländliche Regionalstrukturen im östlichen Europa

Eine Grundlage für die räumliche Entwicklungspolitik

Franz Greif

Problemstellung: Bei agrarbetrieblicher und agrarstatistischer Betrachtung divergieren die Unterschiede zwischen den landwirtschaftlichen Strukturen in West- und Ostmitteleuropa mitunter krass. Stehen jedoch die komplexen strukturellen Typen ländlicher Räume der neu- en Mitgliedsländer im Blickpunkt, so sind viele Ähnlichkeiten festzustellen, die kongruente oder gleichartige regionalpolitische Antworten auf Problemlagen erfordern, wie sie in den bisherigen „Aktionsgebieten“ der regionalen Strukturpolitik der Europäischen Union bereits seit längerem gegeben werden.

Doch der ländliche Raum ist heute weder als wirtschaftliche noch als soziale Kategorie auf einfache Weise fassbar, und in den meisten Industrieländern ist er überhaupt zu einer Kate- gorie der „physiognomischen Betrachtungsweise“ geworden. Er ist auch in den neuen EU- Mitgliedsländern landschaftlich und strukturell reich differenziert und hat eine Vielzahl von Entwicklungs- und Ordnungsproblemen. Aus dem Zusammentreffen von regionalen Typen, räumlich abgewandelten Problemlagen und gebietsweise übergreifenden Ordnungsaufgaben ergibt sich eine mehrfache innere Differenzierung. Der ländliche Raum ist so letztlich ein Ge- samtkomplex aus regionalen Strukturen und Traditionen, Institutionen sowie räumlichen Be- ziehungen; all das sollte nach Möglichkeit auch in das Gestaltungs- und Entwicklungsinstru- mentarium einbezogen werden.

Material und Methode: Physische Raumgestaltung, ökonomische Strukturen und territorial verteilte Funktionen sind die Grundlage für die Definition von Typregionen, denen jeweils typische Leitbilder der Entwicklung zugeordnet werden können; sie bilden zugleich ein Grundmuster für die regionalpolitische Problemdifferenzierung. Das Ausgangsmaterial be- steht dabei aus Territorialstatistiken, die zu einem Großteil national ausgewertet oder auch in Forschungsberichten zugänglich sind. Zu den Typregionen des ländlichen Raums treten nun auch noch „raumdynamische Problemlagen“ hinzu, nämlich Standortgunst, Erreichbarkeit, spezifisch agrarische Standortsbedingungen, die regionalen Wirtschaftslage und die jeweili- ge Entwicklungsdynamik, die die eigentlichen Ansatzpunkte der Regionalpolitik sind.

Standortkriterien Spannweite der Problemlagen

Agrarisches

Produktionspotential

Benachteiligte Gebiete mit Be- wirtschaftungerschwernis, geringer Bodenproduktivität

Gunstlagen mit guten Produk- tionsbedingungen und natur- räumlichen Vorzügen

Erreichbarkeit im Raum

Entlegene Gebiete an den Gren- zen sowie in der „inneren Periphe- rie“ mancher Länder

Zentrumsnahe Gebiete mit bequemer Markt- und Absatz- nähe

Wirtschaftsniveau

Wirtschaftschwache Räume mit niedrigem BIP und hohen Agrar- quoten

Wirtschaftliche Aktivräume mit durchschnittlichem BIP und niedrigen Agrarquoten

Entwicklungsdynamik

Stagnierende Gebiete mit ab- nehmender Bevölkerung, ohne Wirtschaftswachstum oder in

„Dauerwirtschaftskrisen“

Dynamische Gebiete mit star- kem wirtschaftlichem und sozia- lem Aufschwung

Mit den Themenbereichen der Pendelwanderung zwischen Arbeitszentren und Umfeldern, dem Naherholungsgeschehen im Umkreis großstädtischer Agglomerationen, der Intensität der Verkehrsbelastung, Zielen des Natur-, Landschafts-, Flächen- und Artenschutzes sowie der Gefahrenzonenplanung als übergreifende Sachverhalte werden die regionalspezifischen Gegebenheiten schliesslich vervollständigt.

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Eine Übersicht am Beispiel Bulgariens

Ergebnisse: Anhand des regionalen Beispiels Bulgarien können folgende wichtige Typregi- onen identifiziert werden:

• Hauptagrarräume in Gunstlagen – in welchen eine entsprechende Schlagkraft der landwirtschaftlichen Primärerzeugung und zugleich auch eine agrarische Flächensiche- rung erforderlich sind; diese Räume verdienen die Aufmerksamkeit der Agrarpolitik im Sinne der Bereitstellung bzw. Einrichtung aller zur Versorgungssicherung nötigen Res- sourcen, Grundlagen und Institutionen;

• Nebenagrarräume in Ungunstlagen – in denen vor allem nichtagrarische Funktionen zu entwickeln sind (oder entsprechender Stärkung bedürfen) sowie Maßnahmen zur Be- kämpfung der hier besonders gravierenden ländlichen Armut ergriffen werden müssen;

• Berggebiete – wo unter „normalen“ Umständen die Erhaltung der Besiedelung und Pfle- ge der Kulturlandschaft vorrangig wären, was jedoch in Gebieten der traditionellen medi- terranen Fernweidewirtschaft zu einem aussichtslosen Kampf gegen die Verwaldung zu werden droht; die Zukunft wird auch die Ordnung tourismuswirtschaftlicher Ziele bringen;

• Grenzgebiete – die in der Regel der Überwindung jahrzehntelanger peripherer Standort- ungunst und des Ausbaus grenzüberschreitender Kooperation bedürfen, insbesondere in Grenzlagen zu ehemaligen „Nichtbruderländern“;

• peri-urbane Gebiete – wo die Reparatur planwirtschaftlicher Umweltschäden im Vorder- grund steht, künftighin gemeinsam mit der Bändigung der Agglomerationsausbreitung und der Sicherung von Agrarraumwirkungen mit Relevanz für die Ballungsbevölkerung.

Literatur: F. Greif, Arbeitsbericht zum Projekt „Entwicklung des ländlichen Raumes in den MOEL (im Manuskript). F. Greif und K. Wagner, Der ländliche Raum im ÖREK 2001. Mittei- lungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft (Wien), 145/2003, S. 147-178.

Autor: HR Dr. Franz Greif, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Marxergasse 2, 1030 Wien.

Tel. 8773651-7427, E-mail: franz.greif@awi.bmlfuw.gv.at

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