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Ansprache bei der Segnung des neuen Kundencenters der Raiffeisenlandesbank an der Linzer Landstraße.

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Geld ist Mittel, nicht Selbstzweck

Ansprache bei der Segnung des neuen Kundencenters der Raiffeisenlandes- bank an der Linzer Landstraße

9. März 2020, Raiffeisenlandesbank, Linz

Die Beurteilung des Geldes ist in der Heiligen Schrift ambivalent. Es finden sich Stellen, in denen das Geld pragmatisch als Notwendigkeit angesehen wird, wie bei der Frage nach der kaiserlichen Steuer. „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.“

(Mt 22,21) Positiv werden Geld und Vermögen bei Abraham als Segen Gottes verstanden (Gen 24,35). „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“ (Lk 16,9) gibt das Motto, Geld in den Dienst notleidendender Mitmenschen zu stellen. Paulus organisiert eine Kollekte für die notleidende Urgemeinde (Apg 11,28–30). Mildtätigkeit ist Zeichen der Dankbarkeit für den von Gott empfangenen Segen. Prinzipiell verwerflich ist nur schändlicher Gewinn (1 Tim 3,8). Geldwirtschaftlich interessant ist auch das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14–30). Kreditvergabe und Zinsnehmen stehen dabei in einem positiven Bezugsrahmen.

Andererseits wird Geldgier als Sünde gewertet. Das Wort „Gott oder dem Mammon dienen“

(Mt 6,24) ist Ausdruck solcher Einstellung zum Geld: Am Geld haftet nur zu leicht Unrecht. Der Mammon wendet von Gott ab. Für den Reichen ist es äußerst schwierig, in das Himmelreich zu kommen. Geld und Gut können das Heil der Seele gefährden.

„Wer weiß, wie die Menschen zum Geld stehen, der weiß, wie es um ihre Seele steht. Das gilt nicht nur von den einzelnen, sondern auch von den Gesellschaftsklassen und von ganzen Zeitaltern und Völkern.“ (W. Gerloff) „Geld ist geprägte Freiheit.“ (Fjodor Michailowitsch Dostojewski) Es macht unabhängig von Gefälligkeiten. Freilich hat solche Befreiung zur Kehr- seite eine neue Bindung, nämlich die Bindung an das Geld. Das Geld, das Freiheit der Wahl verschafft, bewirkt zugleich, dass der Austausch von Besitz und Leistungen gegen Geld das Leben entpersonalisiert (G. Simmel). Fatal wäre es, wenn das Geld als quasi metaphysische Kategorie das Verständnis von menschlicher Liebe besetzt, zwischenmenschliche Beziehun- gen verhext und der Mensch sich ausschließlich durch das Haben definiert.

Geld ist Mittel, nicht Selbstzweck. „Zweierlei ist nicht möglich ohne das Geld: Volkswohlstand und soziale Gerechtigkeit. Zweierlei ist durch nichts mehr gefährdet als durch Geld: Volkswohl- stand und soziale Gerechtigkeit.“ (W. Gerloff) Eine theologische Ethik wird zum Thema Geld immer auch von Verzicht und Opfer, von Freigebigkeit und Solidarität reden müssen. Unab- dingbar sind klare Rahmenbedingungen, die die Verlässlichkeit und damit die Akzeptanz des Mediums Geld erhöhen.

Lebensdienliche Wirtschaft

Positiver Aspekt der Unternehmenswirtschaft ist die Verwirklichung der Freiheit: Nach einer eher kapitalismuskritischen Phase in der Katholischen Soziallehre hat Papst Johannes Paul II. in der Sozialenzyklika „Centesimus annus“ (1991), also 100 Jahre nach „Rerum novarum“

(1891) als positiven Aspekt der Unternehmenswirtschaft die Verwirklichung der Freiheit her- vorgehoben. „Ihre Wurzel ist die Freiheit des Menschen, die sich in der Wirtschaft wie auf vielen anderen Gebieten verwirklicht. Die Wirtschaft ist ein Teilbereich des vielfältigen menschlichen Tuns und in ihr gilt, wie auf jedem anderen Gebiet, das Recht auf Freiheit

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sowie die Pflicht, von ihr verantwortlichen Gebrauch zu machen. … War früher der entschei- dende Produktionsfaktor der Boden und später das Kapital, verstanden als Gesamtbestand an Maschinen und Produktionsmitteln, so ist heute der entscheidende Faktor immer mehr der Mensch selbst, das heißt seine Erkenntnisfähigkeit, sein Wissen und Können, seine Fähigkeit, Organisation in Solidarität zu erstellen, und sein Vermögen, das Bedürfnis des anderen wahrzunehmen und zu befriedigen.“ Freilich weist Johannes Paul II. auch auf die mit dieser Entwicklung zusammenhängenden Gefahren und Probleme hin. „Viele Men- schen, vielleicht die große Mehrheit, verfügen heute nicht über jene Mittel, die ihnen auf Dauer und in menschenwürdiger Weise den Zugang zu einem Produktionssystem erlauben, in dem die Arbeit die zentrale Stellung einnimmt. Sie haben keine Möglichkeit, jene Grund- kenntnisse zu erwerben, die es ihnen ermöglichen würden, ihre Kreativität zum Ausdruck zu bringen und ihre Leistungsfähigkeit zu entfalten. Sie haben keine Gelegenheit, miteinander in Verbindung zu treten, um dadurch ihre Fähigkeiten kennen zu lernen und fruchtbringend einzusetzen.“1

Evangelium und Wirtschaft, Liebe und Arbeitswelt sind aber nicht unvereinbar. Ethisches Planen und ethisches Handeln sind nicht mehr Antithese, sondern Fundament und Rahmen nachhaltig erfolgreichen Wirtschaftens innerhalb demokratisch-rechtsstaatlicher Freiheits- ordnungen. Die Stärke der ökosozialen Marktwirtschaft liegt ja gerade darin, dass sie ein Gleichgewicht zwischen Geltungsansprüchen aus sehr unterschiedlichen Feldern des Lebens anstrebt: der Freiheit des Wirtschaftens bis zur Bildung von Kapital und Eigentum, der Verantwortung für die Schwächeren in der Gesellschaft und der Aufmerksamkeit für nachhaltiges Wirtschaften, das über mehrere Generationen ohne unverantwortliche Scha- denswirkung durchgehalten werden kann.

+ Manfred Scheuer Bischof von Linz

1 Johannes Paul II., Enzyklika „Centesimus annus“ zum 100. Jahrestag der Enzyklika „Rerum Novarum“. (Verlaut- barungen des Apostolischen Stuhls 101, hg. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz), Bonn 1991, 32 und 33.

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