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Ein Jahr in Salzburg

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Academic year: 2022

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30 granatapfel7–8 ∙ 2019

Fotos: Mike Vogel

Barmherzige Brüder

&

Christliche Welt Porträt

Ein Jahr

in Salzburg

Seit gut einem Jahr ist Frater Michael Blazanovic Prior des Konvents in Salzburg.

Wir haben den 41-Jährigen gefragt, wie er sich in sein erstes Leitungsamt eingearbeitet hat und was ihm dabei wichtig ist.

V O N B R I G I T T E V E I N F U R T E R

Granatapfel: Haben Sie damit gerechnet, dass Sie nach dem Provinzkapitel im Februar 2018 mit einem Leitungsamt betraut werden?

Frater Michael: Nein, überhaupt nicht. Ich habe damals in den Lebenswelten Steier­

mark gelebt, weil ich die Arbeit mit behin­

derten Menschen kennenlernen wollte. Und parallel dazu habe ich im Rahmen meiner Psychotherapie­Ausbildung ein dreijähriges Turnus­Fachspezifikum an der Abteilung für

Psychiatrie und Psychotherapie am Standort Eggenberg der Barm­

herzigen Brüder Graz absolviert.

Nach dem Provinzkapitel hat mir Provinzial Saji in einem Einzelge­

spräch gesagt, er habe mich für eine amtliche Rolle vorgesehen und ich werde nicht in Kain­

bach bleiben. Ich habe das vorerst irgendwie verdrängt, bis er mir zwei Wochen später mit­

geteilt hat, dass ich als Prior nach Salzburg berufen werde.

Haben Sie sich auf das Amt als Prior speziell vorbereitet?

Eigentlich nicht, aber meine Ausbildungen zum Diplomierten Lebens­ und Sozialberater und zum systemischen Familientherapeuten sind mir sehr hilfreich. Gruppendynamik, Gesprächsführung, Organisation – das ist mir alles nicht neu und ich bin auch noch weiter lernfähig. Jetzt absolviere ich den Lehrgang für Führungskräfte, den der Orden für seine MitarbeiterInnen anbietet.

Wie haben Sie sich als Prior eingearbeitet?

Zuerst habe ich Einzelgespräche geführt – mit den Mitgliedern der Kollegialen Führung, den Primarii, Oberärzten, Assistenzärzten und Stationsleitungen. Dabei ging es mir um ein gegenseitiges Kennenlernen. Ganz grundsätzlich möchte ich die führenden MitarbeiterInnen arbeiten lassen, aber ich sehe es als mein Recht und meine Pflicht, an gewissen Schritten mitzuwirken. Ich gehe auch immer wieder zu den Teambesprechun­

gen in der Pflege. Mir ist wichtig, mich zu zeigen, damit die MitarbeiterInnen merken, dass ich nicht unnahbar bin. Ich bin auch immer wieder im Haus unterwegs, nicht als Aufsicht oder zur Kontrolle, sondern um den Menschen zu begegnen. Mit Besuchen in den Kranken zimmern bin ich vorsichtig. Ich achte die Selbstbestimmung und Intimsphäre der PatientInnen und entscheide daher nach Gespür und Bedarf, ob ich hineingehe.

Wie haben Sie sich in der Stadt Salzburg eingelebt?

Ich war früher nur zweimal in der Stadt.

Inzwischen konnte ich sie kennenlernen.

Ich laufe entlang der Salzach, und mit dem Fahrrad habe ich die Radwege der Stadt und der Umgebung erkundet. Ich genieße es oft, am Samstag oder Sonntag in der Früh durch die Getreidegasse zu gehen, wenn noch keine TouristInnen da sind. Da kann man die bezaubernde Stadt betrachten und genießen.

Ich war auch schon bei Konzerten und im Festspielhaus beim Adventsingen.

Ich bin auch immer wieder

im Haus unterwegs, nicht als

Aufsicht oder zur Kontrolle,

sondern um den Menschen

zu begegnen.

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31 31 Prior Michael (2. v. l.)

mit seinen Mitbrüdern Frater Edmund, Frater Hubert und Frater Johannes (v. l. n. r.) im Garten des Salzburger Brüder-Krankenhauses.

Frater Michael und Frater Johannes kennen einander seit dem Noviziat.

Porträt

Als Prior sind Sie in erster Linie für den Konvent zuständig. Im Salzburger Konvent sind Sie zu viert: zwei jüngere und zwei ältere Brüder. Wie schaut das Zusammenleben aus?

Frater Hubert Schachinger sorgt für das leibliche Wohl unserer Brüdergemeinschaft und übernimmt in der Krankenhausküche Dienste. Frater Edmund Scherer ist im Stati­

onsdienst, wo er vor allem Reflexzonenmas­

sage bei den PatientInnen durchführt. Frater Johannes Luu arbeitet als Pflegeassistent auf der Station für Chirurgie.

Unser Tag beginnt um 6 Uhr mit dem Morgen gebet und dem gemeinsamen Früh­

stück. Dann geht jeder seinem Dienst nach.

Um 12 Uhr ist das Mittagsgebet und danach Mittagessen. Am Abend um 18 Uhr beten wir den Rosenkranz und feiern die Heilige Messe mit der Vesper. Danach gibt es das gemeinsame Abendessen. Oft sitzen wir am Abend noch lange zusammen, reden und lachen miteinander. Wir leben in einer guten, von Respekt und Ehrfurcht getragenen Ge­

meinschaft und gehen offen und transparent miteinander um.

Im Krankenhaus sind Sie Rechtsträger- vertreter. Inwieweit sind Sie in den Betrieb des Krankenhauses eingebunden?

Mit dem Gesamtleiter, Direktor Arno Buchacher, habe ich jeden Montag und Freitag ein Treffen. Da sprechen wir über den Betrieb, unsere Freuden und Sorgen und was uns aufgefallen ist. Auch mit dem

Ärztlichen Direktor, dem Kaufmännischen Direktor und der Pflegedirektorin treffe ich mich einmal pro Woche. Und ich bin bei den Sitzungen der Kollegialen Führung dabei und nehme gemeinsam mit der Hausleitung an den Primarärztesitzungen teil. Auch bei den Abteilungsgesprächen der Primarärzte bin ich dabei, und mit dem Controlling habe ich ein Jour fixe. Mit Direktor Buchacher war ich zu Gesprächen beim Land Salzburg und konn­

te mich dem Landeshauptmann vorstellen.

Ebenso war ich beim Bürgermeister und beim Erzbischof. Im Raphael Hospiz Salzburg war ich bisher bei Veranstaltungen. Nun beginne ich gerade Kontakt aufzunehmen. Ab Herbst möchte ich regelmäßig hinfahren.

Was ist Ihnen als Prior besonders wichtig?

Wahrnehmung, Respekt trotz verschiedener Sichtweisen, ehrliche und korrekte Zusam­

menarbeit, Loyalität, Hospitalität sowie Präsenz der Philosophie des Ordens. Wich­

tig sind aber auch das leibliche Wohl und Feste. Wir Brüder feiern zum Beispiel unsere Namenstage mit den MitarbeiterInnen. Es gab einen Weihnachtsumtrunk, einen Neujahrs­

empfang, ein Hausfest und im Sommer grillen wir hin und wieder in der Mittagspause mit MitarbeiterInnen der Verwaltung.

Oft sitzen wir Brüder am Abend noch lange zusammen, reden und lachen

miteinander.

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