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Archiv "Englands Südwesten: Land der Mythen und Moore" (14.03.1997)

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M

an muß es mögen, das Wetter in Eng- lands Südwesten.

Es ist ebenso wech- selhaft und einzigartig wie die Landschaft, die es prägt. Un- erschütterliche England-Rei- sende wissen, es regnet min- destens einmal täglich. Dafür hört es aber im Gegensatz zu heimatlichen Gefilden auch wieder auf. Peitschende Schauer wechseln sich inner- halb kürzester Zeit ab mit strahlendem Sonnenschein – ein Trost für jeden, der die Landschaft genießen und sie darum erwandern will.

Historischem, Mythi- schem und Literarischem be- gegnet man in Devon und Cornwall auf Schritt und Tritt. König Artus hat hier die Ritter der Tafelrunde um sich geschart. Glaubt man der Le- gende, ist das cornische Kü- stenstädtchen Tintagel der Geburtsort des großen Kö- nigs, seine Grabstätte soll sich in der Ruine der Abtei von Glastonbury in Somerset befinden, der Kirche der älte- sten christlichen Gemeinde Englands.

Neben aller Mystik ist Cornwall berühmt für seine Schmugglergeschichten, die an der zerklüfteten und für so manchen Seefahrer verhäng- nisvollen Küste angesiedelt sind. Das dunkle Schmugg- lernest Jamaica Inn aus dem gleichnamigen Roman der Schriftstellerin Daphne du Maurier kann man noch im- mer – wenn auch touristisch arg aufbereitet – am Rande des Bodmin Moors besichti-

gen. Um die Moore im Süd- westen ranken sich düstere Schauergeschichten. Wer über die mit Heidekraut be- wachsenen Hügel von Bod- min Moor, Exmoor oder Dartmoor wandert, den Wechsel von Sonnenschein, peitschendem Regen und schnell aufziehendem Nebel erfahren hat, kann sich vor- stellen, wie das Beast of Bod- min in düsteren Nächten das Moor durchstreift. Der tra- gisch romantischen Liebesge- schichte von Lorna Doone, die in der Kirche von Oare im Exmoor während der Hoch- zeit mit dem Geliebten von

ihrem üblen Onkel niederge- stochen wird, hat Richard D.

Blackmore 1869 ein literari- sches Denkmal gesetzt.

Wildes Exmoor

Das idyllische Städtchen Lynmouth an der Nordküste Devons ist ein idealer Aus- gangspunkt für Erkundungen des Exmoors, das 1954 zum Nationalpark erklärt wurde.

Anders als ihre Gegenstücke beispielsweise in Nordameri- ka sind die Parks in Großbri- tannien keine Wildnisgebie- te. Die größten Teile befin- den sich in Privatbesitz und werden nach wie vor als Wei- deland hauptsächlich für Schafe genutzt. Die Rangers des Nationalparks verstehen sich deshalb in erster Linie als Bewahrer einer jahrtausen- dealten Kulturlandschaft.

Tim Braund ist einer die- ser Rangers, der uns am Abend unserer Ankunft in Lynmouth in stockfinsterer Nacht, von Fledermäusen umkreist, auf schmalen Pfa- den am Flüßchen Lyn ent- langführt. Bei Nacht – so sei- ne Theorie – schärfen sich die Sinne und damit die Emp-

fänglichkeit für die Natur.

Der Weg von Lynmouth ins Exmoor führt auf gewunde- nen, beängstigend schmalen Straßen über eine hügelige, heidekrautbewachsene Wei- te. Tim kennt jeden Stein in seinem Revier. Stundenlang führt er uns über die Heide.

Wir sehen die kleinen, drahti- gen Exmoor-Ponies, Wild- pferde, die sich ebenso wie die unzähligen Schafe ihre ei- genen Pfade durchs Moor ge- bahnt haben. Man tut gut dar- an, sich bei der Parkbehörde über Wege und Stege zu in- formieren, wenn man ohne die fachkundige Führung ei- nes Rangers im Moor unter- wegs sein möchte.

Der Alltag der Rangers ist allerdings nicht so roman- tisch, wie es den Anschein ha- ben könnte. Aufgrund der privaten Besitzverhältnisse verbringen sie einen großen Teil des Winters in den Küchen der Farmer bei heißem Tee und mühsamen Diskussionen. Die Interessen der Farmer und die der Na- turschützer sind nicht leicht unter einen Hut zu bringen.

So versuchen die Parkbehör- den immer wieder, Baupläne zu verhindern, weil sich die geplanten Gebäude nicht in die Landschaft fügen, sie ver-

suchen die Überweidung der empfindlichen Heide oder das Ansiedeln von Büschen und Bäumen zu stoppen.

Wer im weiter südlich ge- legenen Bodmin Moor rad- fahren will, sei gewarnt. Um die Landschaft zu genießen, gibt es nichts Schöneres, aber man braucht dazu auch die entsprechende Oberschen- kelmuskulatur. Mit dem Mountainbike querwiesenein A-682 (62) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997

V A R I A REISE

Englands Südwesten

Informationen zu Reisen nach Cornwall und Devon er- teilt die Britische Zentrale für Fremdenverkehr, Taunus- straße 52-60, 60329 Frankfurt am Main, Tel 069/23 80 70.

Wander- und Radreisen in Südwestengland veranstaltet under anderem die J. Baume- ler Wanderreisen GmbH, En- gelberger Straße 21, 79106 Freiburg, Tel 07 61/38 05 70.

Die Dorfkirche St. Nonna in Altarnun wurde im frühen 15. Jahrhundert erbaut.

Wildpferde auf den Höhen des Exmoor

Land der Mythen

und Moore

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erschließt sich dem Radler ei- ne einsame, hügelige und vor allem grüne Landschaft. Der Weg führt vorbei an mythi- schen Steinkreisen, einsamen Farmen, durch gewundene Hohlwege und verschwiege- ne Dörfer. Eines der Örtchen, die wir durchqueren, ist Blis- land. Eine imposante nor- mannische Kirche aus grau- em Granitgestein dominiert das Dorf.

Auf dem Weg nach Süden, zwischen Land’s End und St.

Ives, prägen die Ruinen der Schlote der alten Zinn- und Kupferminen die cornische Landschaft. Der Niedergang des einst blühenden Indu- striezweiges fand jedoch be- reits Ende des letzten Jahr- hunderts statt, als in den briti- schen Kolonien am Victoria- see und in Malaysia Kupfer und Zinn wesentlich renta- bler abgebaut werden konn-

ten. Die Folgen sind noch heute spürbar: eine weit über dem Landesdurchschnitt lie- gende Arbeitslosigkeit.

Eine imposante Kulisse bietet in der Mount’s Bay, der Bucht bei Penzance, der Mount St. Michael, das corni-

sche Gegenstück des Mont St. Michel in der Normandie.

Unsere Klippenwanderung in der Nähe von Porthcurno führt uns zum Minnack The- atre, einem Freilichttheater auf den Klippen hoch über dem Meer. Die Gründung des

Theaters geht auf die Initia- tive einer einheimischen Theaterenthusiastin, Rowe- na Cade, zurück, die dem Vernehmen nach große Teile des Theaters eigenhändig er- baut hat. Die erste Vorstel- lung fand dort 1932 statt. Seit- her führen während der Som- mermonate Amateure und professionelle Schauspieler bei Wind und Wetter sowohl Klassiker als auch moderne Stücke auf.

Schmale, bewachsene Klippenpfade, die sehr gut gekennzeichnet sind, führen den Wanderer von dort aus weiter an der Küste entlang.

Ein Fernglas sollte in jedem Fall zur Ausrüstung gehören.

Es gibt viel zu entdecken: so- wohl Vogel- als auch Pflan- zenbegeisterte kommen auf ihre Kosten. Wer Glück hat, kann sogar Seehunde beob- achten. Heike Korzilius

A-683 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997 (63)

V A R I A REISE

Der Hafen von Lynmouth an der Nordwestküste Devons. Fotos (3): Heike Korzilius

Referenzen

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