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Schichtarbeit ist nicht gleich Schichtarbeit

BIBB/BAuA 2012

21 baua: Fakten

Als von Frauen dominierte Berufe gelten in diesem Beitrag Berufe, die einen Frauenanteil von über 60 Prozent auf- weisen. Männerberufe sind durch einen Frauenanteil von weniger als 40 Prozent gekennzeichnet. Hierzu wurde die Berufssystematik „Internationale Standardklassifikation der Berufe 2008“ (ISCO-2008) verwendet. Fast ein Drittel aller Schichtarbeiter/-innen sind in Frauenberufen und nahezu die Hälfte in Männerberufen beschäftigt. Beispiele für typi- sche Frauen- und Männerberufe sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Arbeitsumgebungsbedingungen

In Männerberufen (z. B. Metallarbeiter) geben die Schicht- arbeitenden häufiger an, ungünstigen Arbeitsumgebungs- bedingungen ausgesetzt zu sein als in Frauenberufen (s. Abb. 1). Hierzu zählen die häufig auftretenden Arbeits- bedingungen „Lärm“ (66 % vs. 16 %), „Tragen von Schutz-

Schichtarbeit ist weiterhin ein verbreitetes Arbeitszeitmodell. Sie wird mit vorrangig von Männern ausgeübter, körperlich anstrengender Arbeit in der Produktion assoziiert. Dies ist einer der mögli- chen Gründe dafür, dass Geschlechteraspekte selten in den geltenden Arbeits- und Gesundheits- schutz integriert sind. Befunde der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 machen deutlich, dass in typischen Frauen- und Männerberufen verschiedene Arbeitsbelastungen vorhanden sind – so auch unter Schichtarbeitenden.

Abb. 1: Häufige Arbeitsumgebungsbedingungen von Schichtar- beitenden in frauen- und männertypischen Berufen (in %) Einhergehend mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes

sind atypische Beschäftigungsformen, wie z. B. Schicht- bzw.

Nachtarbeit, heutzutage häufiger zu beobachten als in den 90er Jahren. Auch heute ist die Domäne der Schichtarbeit vorwiegend von Männern geprägt und vermehrt in Industrie und Handwerk vertreten (Beermann & Kretschmer, 2015).

Geschlecht und Arbeitsmarkt

In Deutschland gibt es eine ungleiche Verteilung von Frau- en und Männern auf verschiedene Wirtschaftsbereiche und Berufsgruppen. Daher unterscheiden Forscher typische Männer- und Frauenberufe sowie gemischtgeschlechtliche Berufe. Auch in der Schichtarbeit scheint der Geschlechte- raspekt eine Rolle zu spielen. Deshalb wurden die Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 auf häufige Arbeitsbedingungen von abhängig beschäftigten Schichtar- beitenden (mit und ohne Nachtarbeitsanteil) in typischen Frauen- und Männerberufen hin ausgewertet.

Frauenberufe Männerberufe

Assistenzberufe im Gesundheitswesen

Metallarbeiter, Mechaniker und verwandte Berufe

Verkaufskräfte Bediener stationärer Anlagen und Maschinen Betreuungsberufe

(z. B. Pflegehelfer/-innen, Haus- und Familienpfleger/- innen)

Fahrzeugführer und Bediener mobiler Anlagen

Reinigungspersonal und Hilfskräfte

Ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte

HÄUFIGE ARBEITSUMGEBUNGSBEDINGUNGEN

0 10 20 30 40 50 60 70 Männerberufe Frauenberufe Schlechte

Lichtverhältnisse Mikrobiologische

Stoffe

Gefährliche Stoffe Rauch, Staub, Gase, Dämpfe Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit, Zugluft

Tragen von Schutzkleidung Lärm Öl, Fett, Schmutz, Dreck

20 13 3

48

19 27

6 34

20 37

32 63

16 66

16 40

Tab. 1: Typische Frauen- und Männerberufe (nach ISCO-2008) mit Schichtarbeit

(2)

baua: Fakten Schichtarbeit ist nicht gleich Schichtarbeit 2

21

Impressum | Herausgeber: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Friedrich-Henkel-Weg 1–25, 44149 Dortmund, Telefon: 0231 9071-2071, E-Mail: info-zentrum@baua.bund.de, Internet: www.baua.de |

Verantwortlich: Dr. V. Kretschmer, Redaktion: St. Imhof, Gestaltung: S. Graul, Grafiken: Dr. V. Kretschmer | DOI: 10.21934/baua:fakten20160725 | Juli 2016

kleidung/Schutzausrüstung“ (63 % vs. 32 %) oder „Rauch, Staub, Gase, Dämpfe“ (34 % vs. 6 %). In frauentypischen Berufen (z. B. im Gesundheitswesen) wird nur die Arbeit mit mikrobiologischen Stoffen (48 % vs. 3 %) öfter ge- nannt als in männertypischen Berufen.

Physische Arbeitsbedingungen

Schichtarbeitende in typischen Frauenberufen geben häu- figer an, dass sie mit ungünstigen körperlichen Arbeitsan- forderungen konfrontiert sind. Die Beschäftigten arbeiten öfter im Stehen (89 % vs. 81 %), mit den Händen (hohe Geschicklichkeit, schnelle Bewegungsabfolgen oder grö- ßere Kräfte erforderlich) (64 % vs. 57 %), unter Zwangs- haltungen (28 % vs. 16 %) und heben und tragen häufi- ger schwere Lasten (57 % vs. 24 %) als Beschäftigte im Schichtdienst in Männerberufen (s. Abb. 2).

Psychische Arbeitsbedingungen

In der Schichtarbeit in frauentypischen Berufen werden u. a. die häufig auftretenden Arbeitsbedingungen „gefühls- mäßig belastende Situationen“ (30 % vs. 8 %), „Störun- gen und Unterbrechungen bei der Arbeit“ (56 % vs. 35 %) oder „sehr schnelles Arbeiten“ (54 % vs. 42 %) berich- tet (s. Abb. 3). Demgegenüber kommen in typischen Männerberufen die psychischen Anforderungen „in al- len Einzelheiten vorgeschriebene Arbeitsdurchführung“

(51 % vs. 37 %), „vorgegebene Stückzahl, Leistung oder Zeit“ (50 % vs. 35 %) und „ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge“ (68 % vs. 58 %) öfter vor.

Fazit

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass – entgegen des klas- sischen Bildes von Schichtarbeit – Beschäftigte in frau- entypischen Berufen ebenfalls mit häufigen körperlichen Anforderungen oder ungünstigen Arbeitsumgebungsbe- dingungen umgehen müssen. Es zeigt sich weiterhin, dass psychische Belastungen auch in männertypischen Berufen keine Seltenheit sind, wie z. B. monotone Ar- beitsaufgaben, Multitasking oder starker Termin- und Leistungsdruck.

Sie möchten mehr wissen?

1 Beermann, B.; Kretschmer, V. (2015).

Schichtarbeit und Betriebliche Gesundheitsförde- rung. In: Fehlzeiten-Report 2015, S. 205-214.

2 Kretschmer, V. (2016). Die Arbeitssituation von SchichtarbeiterInnen in frauen- und männerdo- minierten Berufen. In: Psychologie der Arbeitssi- cherheit und Gesundheit. Dialog statt Monolog, S. 577-580.

3 Faktenblatt 15 – Brennpunkt Nachtarbeit – Häufige Arbeitsbelastungen immer noch aktuell www.baua.de/dok/6505564

4 Sozial-Ministerium Niedersachsen (2012).

Geschlechtersensibilität bei Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Informationsgrund- lage für die Arbeitsschutzbehörden.

www.arbeitnehmerkammer.de

Bei der Betrachtung und Interpretation von Arbeitsanforde- rungen sowie der Entwicklung und Umsetzung von Maß- nahmen im Bereich Arbeit und Prävention (z. B. Gefähr- dungsbeurteilung) wird daher empfohlen, die spezifischen Arbeitsbedingungen und Risiken in frauen- und männerty- pischen Berufen zu berücksichtigen. Vor allem in stark von Männern oder Frauen dominierten Berufen sollte die Ge- schlechterperspektive in den Arbeits- und Gesundheitsschutz integriert werden, damit auch die beruflichen Minderheiten (Männer im typischen Frauenberuf, Frauen im typischen Männerberuf) Beachtung finden und nicht benachteiligt wer- den (Sozial-Ministerium Niedersachsen, 2012).

Abb. 3: Häufige psychische Arbeitsbedingungen von Schichtar- beitenden in frauen- und männertypischen Berufen (in %) HÄUFIGE PSYCHISCHE ARBEITSBEDINGUNGEN

56 35

67 56

58 68 8

30 Gefühlsmäßig

belastende Situationen

20 Arbeiten bis zur

Leistungsgrenze

59 50 Starker Termin-,

Leistungsdruck

51 37 Vorgeschriebene

Arbeitsdurchführung

42 54 Sehr schnelles

Arbeiten Arbeitsstörungen, -unterbrechungen

11 35

Kleine Fehler – große Verluste

0 10 20 30 40 50 60 70 80 Verschiedenes

gleichzeitig bearbeiten Wiederkehrende Arbeitsvorgänge

29

35 Vorgegebene Stück-

zahl, Leistung, Zeit 50

Männerberufe Frauenberufe

Abb. 2: Häufige körperliche Arbeitsbedingungen von Schichtar- beitenden in frauen- und männertypischen Berufen (in %)

Arbeiten unter Zwangshaltung

Arbeiten im Stehen Arbeiten mit den

Händen Heben, Tragen schwerer Lasten

16 28 24

57 57

64 81

89 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

HÄUFIGE KÖRPERLICHE ARBEITSBEDINGUNGEN

Männerberufe Frauenberufe

Referenzen

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