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Archiv "„Oscar“-Verleihung: Eine Wende" (01.04.1994)

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Steuern und Abgaben Eglünis Billion

V

or ein paar Tagen hat der Bundesarbeitsminister den Sozialbericht '93 veröf- fentlicht. Darin sind die Sozial- ausgaben aller Art aufgelistet.

Blüm kommt auf eine runde Billi- on. Oder, ausgeschrieben, auf ge- nau DM 1 063 000 000 000. Hof- fentlich haben wir die Nullen rich- tig gezählt. Damit gibt unser Staat, geben wir alle 34 Prozent oder ein gutes Drittel des Brutto- sozialproduktes, also alles dessen, was wir in einem Jahr erarbeiten, für Soziales aus. Allein 352 Milli- arden für „Gesundheit".

Der Bundesarbeitsminister präsentierte die Zahlen mit Stolz, zu Recht, zeugen sie doch von der sozialen Seite der sozialen Markt- wirtschaft. Die Zahl erschreckt aber auch. Denn die runde Billion

Mark muß schließlich finanziert werden.

Somit paßt Blüms Billion in die Diskussion über die Steuer- und Abgabenpolitik, die der SPD- Vorsitzende Rudolf Scharping un- programmgemäß und unerwarte- terweise entfacht hat. Ob mit oder ohne Scharping — ab 1995 wer- den alle, die Steuern und Sozial- abgaben zu zahlen haben, noch ein gut Teil mehr opfern müssen.

Unter SPD-Ägide werden die La- sten ein wenig mehr auf die soge- nannten Besserverdienenden ver- schoben. Unter Unions-Ägide mö- gen sie vielleicht ein wenig breiter verteilt werden. Aber wer weiß.

Die Unionsparteien halten sich mit ihren steuerpolitischen Vor- stellungen wohlweislich zurück.

Das hätte eigentlich auch die SPD

gerne getan. Im Entwurf ihres Re- gierungsprogramms sucht man je- denfalls vergeblich nach harten Zahlen. Scharping sei Dank, daß er mit der Wahrheit herausge- rückt ist. Die Fechterei über 50 oder 60 000 DM Jahreseinkom- men mag man dabei getrost ver- gessen. Die Wahrheit ist, daß die Finanzierung der öffentlichen Ausgaben auf eine sehr breite Ba- sis gestellt werden muß und des- halb schon mittlere Verdiener zu den „Besserverdienenden" ge- zählt werden müssen. Die werden, ob von Kohl oder Scharping oder wem immer, nach der Wahl zu hö- heren Solidarbeiträgen aufgeru- fen — es sei denn, der Staat spart kräftig. Täte er's, müßte auch an Blüms Billion eine Null gestrichen werden. Wollen wir das? NJ

„Oscar"-Verleihung Eine Wende

D

ie Hauptfigur des Films

„Schindlers Liste" ist der deutsche Fabrikant Oskar Schindler, der mehr als 1 000 Ju- den vor dem sicheren Tod be- wahrt hat. Steven Spielberg gelang mit diesem technisch perfekten, eindringlichen und ergreifenden Schwarzweiß-Film ein Meister- werk, das ihm zudem die langer- sehnte Anerkennung der Filmwelt einbrachte: den „Oscar". „Der weiße Hai", „E.T. — Der Außer- irdische", mehrere „Indiana Jones"-Filme und auch das rühr- selige Südstaaten-Drama „Die Farbe Lila" ließen zwar die Kas- sen klingeln, doch den begehrten Preis brachten sie nicht.

Daß Spielberg mit seinem Epos über den Holocaust ein wirkliches Anliegen verfolgte, ver- deutlichen verschiedene Äuße- rungen des Regisseurs anläßlich der Preisverleihung: „Bleibt ge- genüber den Gespenstern der Vergangenheit wachsam und lehrt

dies in Euren Schulen". Und: „Bit- te lassen Sie nicht zu, daß der Ho- locaust zu einer Fußnote in der Geschichte verkommt."

Als bester Hauptdarsteller wurde Tom Hanks für seine Rolle als aidskranker Anwalt in Jona- than Demmes Film „Philadel- phia" ausgezeichnet. Hanks — mit hervorragenden schauspieleri- schen Fähigkeiten ausgestattet — hatte sich bestens auf seine Rolle vorbereitet, um auch wirklich überzeugend zu sein. Und er rief ebenfalls bei der Preisverleihung dazu auf, HIV-Infizierten zu hel- fen und Homosexuellen mehr To- leranz entgegenzubringen.

Jahrelang wurden von der Academy of Modern Picture Arts and Sciences kommerzielle Unter- haltungsfilme bevorzugt, wie bei- spielsweise „Der mit dem Wolf tanzt" und „Das Schweigen der Lämmer". Mit der Prämierung ei- nes Films über den Holocaust und eines weiteren Films über AIDS

zeichnet sich möglicherweise eine Wende ab. Sozialpolitische und ethische Anliegen rücken erstmals ins Zentrum des Interesses.

Zwar wurde Spielbergs auf- wendig inszenierter Film „Jurassic Park" ebenfalls mit drei (aller- dings eher technischen) „Oscars"

belohnt. Doch machte der Regis- seur keinen Hehl daraus, daß der Kassenschlager um die Dinosau- rier lediglich der Finanzierung von „Schindlers Liste" gedient habe.

Filme wie „Schindlers Liste"

oder „Philadelphia", in denen sich der Kinobesucher mit Einzel- schicksalen identifizieren kann, können oft viel mehr bewirken als Dokumentationen. Deshalb ist es wichtig, daß ihnen die „Oscar"- Verleihung zu weiterem Ansehen und zu noch mehr Popularität ver- helfen kann. Und: Am Ende wer- ten Filme wie die nun ausgezeich- neten den Preis selbst nochmals auf. Kli Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 13, 1. April 1994 (1) A-865

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