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Archiv "Kongreß-Zeit: I had a dream . . ." (18.10.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie beiden Träger des diesjährigen Medizin-No- belpreises, Dr. Joseph E.

Murray (Boston) und Dr. E.

Donnall Thomas (Seattle), ha- ben, so die Begründung des Ka- rolinska-Institutes in Stockholm, wesentlich dazu beigetragen, die Organ- und Zelltransplantation als klinische Behandlungsme- thode zu entwickeln. Die Aus- zeichnung erinnert somit an ei- nen der großen medizinischen Fortschritte der letzten Jahr- zehnte.

Mit dem Erfolg stieg die Nachfrage. Die Frankfurter All- gemeine Zeitung hat in einer Laudatio auf Murray und Tho- mas darauf hingewiesen, daß die Zahl der zur Verfügung stehen- den Organe nirgends ausreicht, um die Bedürfnisse zu befriedi- gen. Teils fehle es an der Bereit- schaft zur Organspende, teils reichten die organisatorischen Strukturen nicht aus, um alle für eine Transplantation geeigneten Organe auch dafür zu nutzen.

Organspende

Denkanstoß aus Stockholm

Um die Nierentransplantati- on zu nehmen: 1989 wurden in der Bundesrepublik 1960 Nieren übertragen — zehn Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr; eine ansehnliche Steigetungsrate.

Dennoch, das Ziel, mindestens 2400 Nieren jährlich zu übertra- gen, ist bei weitem noch nicht er- reicht. Die Folge ist eine an- sehnliche Warteliste. Die Zahl der Transplantate ließe sich er- höhen. Eine in Bayern 1986 durchgeführte Auswertung der Totenscheine legt den Schluß nahe, daß im Bundesgebiet etwa 3000 Nieren-Transplantate po- tentiell verfügbar sind (alle Zah- len ohne die frühere DDR).

Um das Potential zu nutzen, müßte die Bereitschaft in der

Bevölkerung, Organe zu spen- den, weiter entwickelt werden.

Der Organspenderausweis, der dieser Tage zehn Jahre alt ge- worden ist, steckt noch längst nicht bei jedem, der an sich gu- ten Willens ist, in der Briefta- sche. Zumindest ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger, ist die Verbesserung der schon apo- strophierten organisatorischen Strukturen. Es gilt, Transplanta- tionszentren und Krankenhäu- ser, die für Explantationen in Frage kommen, zusammenzu- bringen. Da hat es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. Doch nach Auffassung der transplantierenden Ärzte müssen weiterhin alle Anstren- gungen darauf gerichtet sein, den Kreis der Krankenhäuser zu erweitern. Angesprochen sind insbesondere die unfall- und neurochirurgischen Kliniken; sie sollten sich zur kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den Trans- plantationszentren bereit fin- den. NJ

E

ben eingetroffen, etwas müde, begann ich, das buchdicke Kongreßpro- gramm durchzublättern. Unter- brochen durch viel herzlichstes Händeschütteln mit flüchtig be- kannten Kollegen, fand ich etwa 10 von über 150 Beiträgen, die etwas Neues boten, und bei dem Versuch, das Gewirr aus pompö- sen Titel-Leerformulierungen, zahllosen Parallelsessions und de facto immer einzurechnen- den Verspätungen zu entwirren, nickte ich ein. Ein schöner Traum beschlich mich.

Ich hatte den Traum, daß es einmal Kongresse geben wird, auf denen viel zur Sache und wenig zur Person geredet und getan wird.

Die fein modulierten Eitelkeitsri- tuale und mehr oder minder ver- brämten Positionskämpfe um die

„pole position" sind zunehmend exakter wahrzunehmen als die wis- senschaftlichen Gedankengänge.

Ich hatte den Traum, daß wieder Köpfe, und nicht mehr nur Gesichter, zählen. Daß einem das Wissen um sein Fach höher beno- tet wird als die Kenntnis darüber,

Kongreß-Zeit

I had a dream . . .

wer gerade zu grüßen ist. Ich hatte den Traum, da ß ja stets honorige und reputierliche Kongreßorgani- satoren sich trauen, abgegraste

Themen zugunsten neuer oder auch bekannter, aber deutlich ver- besserter Ansätze nicht mehr in die Programme aufzunehmen. Ich hoffte, daß auch Ordinarien und andere Fixsteme des Forschungs- himmels eine solche Art „wissen- schaftlicher Triage" in Kauf neh- men. Sowohl das Ablehnen als auch das Akzeptieren der Ableh- nung eines Beitrages ist doch zwei- fellos etwas, was zumutbar sein

muß.

Ich hatte den Traum, daß da- durch die abgegriffene Entschuldi- gung für immer mehr Parallelver- anstaltungen mit immer weniger Redezeit entfällt. Daß, bei lach- haften sieben Minuten mit großzü- gigen zwei bis drei Minuten Dis- kussion, nicht zwanzig Prozent der

Vortragszeit schon fiirs Luftholen benötigt wird und das Ganze da- mit Beckettsche Absurdität aus- strahlt.

Ich hatte den Traum, da ß sich Fragen auf das Thema bezie- hen und nicht den wissenschaftli- chen „Gegner", oder orwellianisch

„Mitbewerber", im Auge haben, auch wenn dies abgeblüht und an- gesichts des Alters vieler Bonsai- Profzs erstaunlich subtil geschieht.

Ich hatte den Traum, daß sich einer der vorsitzenden Fach- leute zu einer (deshalb noch nicht zwingend groben) Wertung durch- ringt und den nicht detail-infor- mierten Zuhörer nicht der Nach- wuchsmeute mit dem großen Elfel- und den Ambitionen, aber ohne die Selbstkritik des reifen Wissen- schaftlers ausliefert. Das hätte den positiven . . .

Eine Hand auf meiner Schulter weckte mich. „Hallo, wie geht's dir? Hast du schon ge- hört? Mallmann ist Chef gewor- den, läuft rum wie ein Pfau, und Meier hält den gleichen Vortrag wie letztes Jahr . . . Hast du heu- te abend schon was vor?" WR

Dt. Ärztebl. 87, Heft 42, 18. Oktober 1990 (1) A-3173

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