DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
KBV-Vertreterversammlung
Eröffnung
und Begrüßung
mationelle Selbstbestimmungs- recht des Menschen gesichert werden."
Dies alles dürfe aber kein Grund sein zu kapitulieren: „Unsere kas- senärztliche Selbstverantwortung muß sich gerade auch in der heu- te so schwierigen Zeit als ein Sta- bilitätsfaktor erweisen."
Appell an die Kassenärzte, soziale Veränderungen tatkräftig mitzuprägen
Muschallik zum Schluß: „Die Ver- änderungen sozialer Strukturen sind, besonders für Angehörige älterer Generationen, immer schmerzlich. Aber die technologi- sche Revolution der Arbeitswelt, die Nivellierung der materiellen Bedingungen, das alles berührt ja nicht nur uns, sondern die gesam- te Bevölkerung. Ich bin kein Apo- stel der Anpassung. Aber wir müs- sen uns dieser Veränderungen bewußt werden, und wir müssen bereit sein, diese Veränderungen mitzuprägen. Die Kraft dazu muß jeder von uns in der Gemeinschaft finden, unsere Gemeinschaft muß sie ihm geben."
Sehr starker, lang anhaltender Beifall demonstrierte — wie der Zweite Vorsitzende der KBV, Sani- tätsrat Dr. Josef Schmitz-Formes, sagte — „Dank und Anerkennung für das Referat, das in Analyse und Darstellung treffsicher die ak- tuelle kassenärztliche Situation geschildert hat". Schmitz-Formes unterstrich den Appell an die Kas- senärzte, die zukunftweisenden Entscheidungen mitzuprägen und mitzutragen. DÄ
Im Europa-Saal des Eurogress Aachen hatte der Erste Vorsitzen- de der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung, Dr. Hans Wolf Mu- schallik, am 14. Mai kurz nach 10 Uhr die 8. Sitzung der Vertreter- versammlung der KBV (7. Wahlpe- riode) eröffnet. Ein ehrendes To- tengedenken galt neben dem früheren Hauptgeschäftsführer Dr. Rolf Schlögell (ausführlicher Text Seite 1692 dieses Heftes) dem im Februar verstorbenen Zweiten Vorsitzenden der Kassen- ärztlichen Vereinigung Westfalen- Lippe, Dr. Dr. Rudolf Schulte.
In die Tagesordnung und den vor- gesehenen Ablauf der Sitzung der Vertreterversammlung hatte weni- ge Tage zuvor eine höhere Macht eingegriffen. Dem ehemaligen Hauptgeschäftsführer Dr. Rolf Schlögell hatte die Ehrengabe des Kassenärztlichen Bundesver- einigung verliehen werden sollen;
sie wird nun Frau Kirsten Schlö- gell überreicht werden. Und Dr.
Schlögell hatte zugesagt, bei der Nachmittagsveranstaltung die Einführung und die Leitung der Diskussion zu übernehmen. Diese Aufgabe fiel nun Dr. Eckart Fied- ler zu.
Als Gäste der Vertreterversamm- lung begrüßte Dr. Muschallik na- mentlich die Hauptgeschäftsfüh- rerin der FDP, Dr. Irmgard Adam- Schwaetzer, den Bundestagsab- geordneten Eugen Glombig (SPD) und den FDP-Politiker Hanshein- rich Schmidt (Kempten) sowie den Minister für Arbeit, Gesund- heit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Professor Dr. Friedhelm Farthmann. Für die befreundeten ärztlichen Organi- sationen konnte Dr. Muschallik begrüßen: sämtliche Präsiden- ten der Landesärztekammern, an
ihrer Spitze den Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, Dr. Kar- sten Vilmar; den neugewählten Präsidenten des Bundesverban- des der Freien Berufe, Professor J. F. Volrad Deneke; den Vorsit- zenden der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Helmut Zedelmaier, sowie den Hauptge- schäftsführer Dr. Burkhard Tie- mann. Weiter hieß Muschallik Re- gierungsdirektor Dieter Schirmer vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung willkommenso- wie nicht zuletzt zahlreiche Vertre- ter der Vertragspartner der Kassen- und Vertragsärzte.
Vor dem Eintritt in die vorgesehe- ne Tagesordnung war ein sat- zungsgemäß eingebrachter An- trag aus Nordrhein zur Erweite- rung der Tagesordnung zu be- handeln. Es ging um die Frage, ob die von der letzten Vertreter- versammlung im Dezember 1983 beschlossenen Röntgenrichtli- nien kurz nach ihrem Inkrafttre- ten in einigen Punkten noch ein- mal diskutiert werden sollten. Der Antrag wurde ordnungsgemäß begründet („die Sache wurde da- mals nicht genügend ausdisku- tiert"), und es wurde ihm wider- sprochen („wir sollten einmal ge- faßte Beschlüße nicht gleich wie- der umstoßen"). Mit 34 Ja-Stim- men, 43 Gegenstimmen und we- nigen Enthaltungen wurde die für die Erweiterung der Tagesord- nung notwendige Zweidrittel- Mehrheit nicht erreicht, und der Zweite Vorsitzende der KBV, Sa- nitätsrat Dr. Josef Schmitz-For- mes, übernahm den Vorsitz für den Tagesordnungspunkt „Be- richt zur Lage und Einführung in das Thema des Nachmittags", al- so das berufspolitische Referat Dr. Muschalliks.
Für die Sitzungsperiode 1984 bis 1987 benannte die Vertreterver- sammlung der KBV als ehrenamt- liche Bundessozialrichter folgen- de Herren (ausnahmslos Wieder- benennungen): Dr. Plaschke, Dr.
Kusik, Dr. Germann, Dr. Senne und Dr. Thäle.
Abschließend bedauerte Muschal- lik die bekanntlich geringen politi- schen Einflußmöglichkeiten der
Ärzteschaft. Er zitierte Schelskys
der Tagesordnung
bittere Erkenntnis, daß heute mancher Politiker „im Zwiespalt zwischen Publizitätswirkung und Sachverantwortung diese auf Ko- sten jener aufgibt und damit die Sache selbst an die machtbrin- gende Publizität verrät."
Innerhalb und außerhalb
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 21 vom 25. Mai 1984 (23) 1685