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Archiv "Phytotherapie: Kurzbericht über einen Schwerpunkt des Deutschen Kongresses für ärztliche Fortbildung, Berlin 1984" (31.10.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

Phytotherapie

Im Rahmen des unter dem Vorsitz von H. D. Reuter (Köln) erstmals in Berlin angebotenen Fortbildungs- programms „Phytotherapie" ge- dachte P. Schölmerich (Mainz) mit der Dr.-Willmar-Schwabe-Ge- dächtnis-Vorlesung eines Man- nes, der sich um die Phytothera- pie in seinem Bemühen, der For- schung und der praktischen Ver- wendung in der Medizin neue Pflanzen aus aller Welt zu er- schließen, besondere Verdienste erworben hat.

Pflanzliche Angiologika

Über die pflanzlichen Angiologika referierte H. Haas (Karlsruhe). Das Indolalkaloid Raubasin aus der Rauwolfia erhöht bei peripheren arteriellen Durchblutungsstörun- gen die Haut- und Muskeldurch- blutung und beeinflußt auch die Symptomatik des psychoorgani- schen Hirnsyndroms nach paren- teraler Gabe in Abhängigkeit vom Lebensalter günstig. Nebenwir- kungen sind orthostatische Regu- lationsstörungen, Tachykardien und Intimareizungen, die dekom- pensierte Herzinsuffizienz, die pulmonale Hypertonie und Klap- penstenosen des Herzens. Vin- caamin, ein Alkaloid aus der Vinca minor, bewirkt eine Verbesserung der Hirndurchblutung und eine Steigerung der Sauerstoff- und Glukoseaufnahme im Gehirn. Bei langfristiger Anwendung sind Le- berproben durchzuführen. Kon- traindiziert ist Vincamin bei Hirntumoren mit intrakranieller Drucksteigerung, bei zerebraler Krampfbereitschaft sowie in der Schwangerschaft. Die intravenöse Injektion ist kontraindiziert in der akuten Phase des Herzinfarktes, bei Herzinsuffienz und bei Herz- rhythmusstörungen. Das wirksa-

me Prinzip aus den Blättern des Ginkgobaumes ist ein Gemisch auf Flavonglykosidestern und spe- zifischen Terpenlaktonen, das den Durchfluß im arteriellen Kreislauf wahrscheinlich über ei- ne Förderung der Prostacyclin- synthese und eine Hemmung der Thromboxanbildung steigert.

Reizkörpertherapie

Zur unspezifischen Reizkörper- therapie und zu den pflanzlichen Umstimmungsmitteln nahm R.

Hänsel (Berlin) Stellung. Soge- nannte unspezifische Reizkörper finden sich in den folgenden Indi- kationsgruppen: Immunstimulan- tien, Lymphatika, pflanzliche Zyto- statika und Umstimmungsmittel.

Von insgesamt 160 Präparaten der Roten Liste und der Präparateliste der Naturheilkunde sind 27 Phyto- pharmaka (7 Mono- und 20 Kombi- nationspräparate). Für die paren- terale Reiztherapie stehen heute nur noch wenige pflanzliche Arz- neimittel zur Verfügung, wie z. B.

Präparate aus Echinacea und Vis- cum album. Oral anwendbare Prä- parate mit postulierter abwehr- steigernder Wirkung enthalten häufig ätherische Öle, wie z. B.

das Sandelholz.

Auf Grund experimenteller Befun- de besitzen Benzylsenföl enthal- tende Präparate neben ihrer anti- biotischen Wirkung zugleich ei- nen aktivierenden Einfluß auf das unspezifische Immunsystem.

Auch das Wacholderbeeröl wirkt lokal reizend und dürfte eine Stei- gerung der körpereigenen Ab- wehr induzieren. Schließlich ist in diesem Zusammenhang das Zinn- kraut, Herba equiseti, zu nennen.

Die unspezifische Reizkörper- therapie als Sonderfall der anti-

genunspezifischen Immunisie- rung ist bei akuten Infektions- krankheiten nicht angezeigt.

Choleretika

Ein Teil der Pflanzen, die auch heute noch in choleretisch wirksa- men Präparaten enthalten sind, wird seit Jahrhunderten in der Volksmedizin verwendet, wie L.

Maiwald (Würzburg) ausführte. Zu den choleretisch/cholagog wir- kenden Pflanzen gehören Wermut (Artemisia absinthum), Sandstroh- blume (Helichrysum arenarium), Löwenzahn (Taraxacum officina- le), die peruanische Pflanze Peu- mus boldos, Artischocke (Cynara scolymus), gelber Enzian (Genita- ne lutea), Mariendistel (Carduus marianus) und die Ringelblume (Calendula officinalis). Die mei- sten handelsüblichen Choleretika sind Gemische von isolierten pflanzlichen Wirkstoffen mit che- misch synthetischen Substanzen.

Besonders stark wirksame Chole- retika sind die in zahlreichen Pflanzen enthaltenen Terpene.

Kontraindikationen sind wie für al- le nicht-pflanzlichen Choleretika/

Cholaloga Gallensteinleiden mit Kolikneigung, akute Gallenkolik, Verschlußikterus, Gallenblasen- empyem, akute Cholezystitis, aku- te Virushepatitis und schwere to- xische Leberschäden.

Terpenforschung

Über neuere Ergebnisse der Ter- penforschung berichtete R. Dei- ninger (Köln). So konnte für Citral und Geraniol, Fenchon, Isosafrol und Citronellal eine expektorie- rende und mukolytische Wirkung nachgewiesen werden. Spasmoly- tisch wirksam sind die Inhaltsstof- fe der Nelke und der Inula helenii, der Melisse, der Angelika und des Zimtöls. Eugenol besitzt neben seiner spasmolytischen Wirkung einen hemmenden Effekt auf die Prostaglandinsynthese. So hemmt Eugenol die Thromboxansynthe- se in den Thrombozyten und de- ren Aggregation durch Arachidon- Kurzbericht über einen Schwerpunkt

des Deutschen Kongresses für ärztliche Fortbildung, Berlin 1984

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 44 vom 31. Oktober 1984 (73) 3261

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Phytotherapie

säure in Konzentrationen um 10 -8 Mo1/1. In einer Doppelblindstudie konnte die Wirksamkeit von Pfef- ferminzöl beim irritablen Kolon nachgewiesen werden. Eine anti- bakterielle und antimykotische Wirkung in vitro zeigten Zimtsäure und Zimtsäureester, Zimtaldehyd, Eugenol, Pfefferöl, das Gemisch der ätherischen Öle von Foliae Melissae, Rhizoma Helenii, Radix Angelicae, Rhizoma Zingiberis, Flores Caryophylli, Rhizoma Ga- langae, Fructus Piperis nigri, Ra- dix Gentianae, Semen Myristicae, Pericarpium Aurantii, Cortex Cin- namomi, Flores Cassiae und Fruc- tus Cardamomi sowie wäßrige Ex- trakte aus Melissenblättern.

Gegenüber Bakterien und Pilzen erwiesen sich Zimtsäureäthylester als wirksamste Substanz. Gegen- über Adenoviren und Herpes-sim- plex-Viren erwiesen sich Pfeffer- öl, Citronellol, Zimtaldehyd, Car- von, Isoeugenol, Anethol, Citral

und Eugenol angeblich als wirk- sam.

nennen. Hargophytum procum- bens, die Teufelskralle, wurde ur- sprünglich als Rheumamittel empfohlen, erwies sich in klini- schen Studien gegenüber ande- ren Rheumamitteln jedoch als we- sentlich schwächer wirksam. Sie besitzt einen Bitterwert, der dem der Enziandroge entspricht.

Die mehrtägige Verabreichung ei- nes kalt angesetzten Tees aus Hargophytum procumbens führt zu einer deutlichen Besserung von Krankheitssymptomen des oberen Dünndarms mit Störungen der Cholerese und Cholokinese, aber auch der klinisch latenten Beteiligung der Bauchspeichel- drüse. Befunde im oberen Dünn- darm, wie sie bei der exsudativen Enteropathie, bei nutritiven En- teritiden (auch mit Auswirkung auf die Haut im Sinne einer Urtikaria), im Röntgenbild meist durch eine

schlecht benetzbare Schleimhaut charakterisiert, haben sich nach ein- bis zweiwöchiger Therapie zurückgebildet. Daneben konnte eine Rückbildung von leicht er- höhten Serumbilirubinwerten be- obachtet werden.

Eine weitere Indikation für den Einsatz der Droge ist die lokale Enteritis bei Divertikeln im Duode- num, die meist mit erheblicher Flatulenz, Appetitverlust sowie la- tentem Diabetes einhergeht und nicht selten von einem hartnäcki- gen Juckreiz im Sinne eines Pruri- go begleitet wird.

Professor Dr. phil.

Hans D. Reuter Medizinische Klinik 1 der Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41

FÜR SIE GELESEN

Bitterstoffe

Einen wesentlichen Bestandteil der angewandten Phytotherapie stellen auch heute noch die Bit- terstoffe dar, wie W. Zimmermann (München-Harlaching) berichtete.

Die wichtigste Gruppe der Bitter- stoffe ist die der Gentianaceae (Radix Gentianae, Herba Centau- rii, Folia trifolii fibrini = Fieber- klee), die als Fiebermittel Verwen- dung finden. Als Hauptinhaltstoffe gelten 10-C-Iridoide und Secoiri- doide.

Der Bitterwert der Gentianaceae liegt zwischen 10 000 und 180 000, der des Tausendgüldenkrautes bei 200 bis 3500 und der des Fie- berklees bei 1500 bis 9000. Viele Bitterstoffe sind ausgesprochene Nervenreizstoffe wie das Capsi- cain aus Capsicum anuum (spani- scher Pfeffer) das dem Nikotin verwandt ist. Auch der Pfeffer mit dem Piperin und das Coniin sind in diesem Zusammenhang zu

Bei Gardner-Syndrom auf Magenpolypen achten!

Das Gardner-Syndrom stellt eine Variante der familiären Adenoma- tosis coli mit multiplen Weichteil- tumoren dar.

Im Gegensatz zu der auf das Ko- lon beschränkten Polypose der Adenomatosis coli finden sich je- doch beim Gardner-Syndrom auch Polypen im oberen Verdau- ungstrakt, die bislang zu wenig Beachtung fanden.

Dabei muß aufgrund der un- terschiedlichen histologischen Struktur und der damit zu- sammenhängenden biologischen Wertigkeit zwischen den häufig nachweisbaren, auf die Korpusre- gion beschränkten und progno- stisch bedeutungslosen Drüsen- körperzysten und den potentiell malignen, in Antrum und Duode- num nachweisbaren Adenomen differenziert werden. Die Autoren

analysierten bei 11 Patienten mit diesem Syndrom gezielt die Be- funde am oberen Trakt. Bei 6 Pa- tienten fand sich eine Polyposis ventriculi in Form von Drüsenkör-

perzysten, bei einem Patienten fand sich ein solitäres Antrumade- nom und bei acht Patienten Poly- pen im Duodenum, vorwiegend ebenfalls Adenome.

Auch das terminale Ileum wurde gezielt endoskopiert. Von 9 Pa- tienten mit Ileumpolypen boten 6 eine Adenomatose, 3 eine Lymph- follikelhyperplasie.

Wegen der Gefahr der malignen Entartung müssen die Adenome endoskopisch oder operativ ange- gangen werden.

Burt, R. W.; Berenson, M. M. et al.: Upper ga- strointestinal polyps in Gardner's syndrome.

Gastroenterology 86 (1984) 295-301. Division of Medical Research, VA Medical Center, Salt Lake City, UT 84132, USA

3262 (74) Heft 44 vom 31. Oktober 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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