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Archiv "Onkologie: Wechsel des Therapiestandards beim Hodgkin-Lymphom eingeläutet" (01.02.2008)

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A204 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 51. Februar 2008

M E D I Z I N R E P O R T

D

ie Heilungschancen für Pati- enten mit Hodgkin-Lympho- men konnten mithilfe von Therapie- studien in den letzten 20 Jahren auf 80 bis 90 Prozent gesteigert werden.

Dies gilt auch für Patienten, bei de- nen sich die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium be- findet. Das Bemühen der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe (DHSG)

richtet sich darauf, die Aggressivität der Therapie so weit wie möglich zu reduzieren, um die akute Belas- tung der Patienten zu verringern und die Entstehung von Zweittumoren zu verhindern, ohne dabei jedoch die erreichten Heilungserfolge zu schmälern.

Nach einem medianen Follow-up von fast zehn Jahren stellte Prof. Dr.

med.Volker Diehl (Köln) in Atlanta die Ergebnisse einer Phase-III-Stu- die mit 1 196 Patienten mit fort- geschrittenen Hodgkin-Lymphomen vor und bewertete die eskalierten Dosen des BEACOPP-Regimes (Bleomycin, Etoposid, Doxorubi- cin, Cyclophosphamid, Vincristin,

Procarbazin und Prednison) (5). In der HD9-Studie der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe wurden die Patienten mit drei verschiedenen Chemotherapieregimes behandelt:

> acht Zyklen des bisherigen Standards COPP (Cyclophosphamid, Onkovin, Prednisolon, Procarbazin) abwechselnd mit ABVD (Adriamy- cin, Bleomycin, Vinblastin, DTIC)

> acht Zyklen BEACOPP in der Standarddosis

> acht Zyklen mit einer eskalier- ten BEACOPP-Dosis.

Die Analyse nach einem Follow- up nach fünf Jahren hatte bereits eine verbesserte Tumorkontrolle und ein längeres Gesamtüberleben für das eskalierte BEACOPP-Schema ge- zeigt, allerdings war die mögliche Spättoxizität noch nicht ausreichend geklärt. Nach zehn Jahren zeigten sich nun für das eskalierte BEACOPP- Regime eine signifikant verbesserte Tumorkontrolle (64 versus 70 versus 82 Prozent) und die höchsten Über- lebensraten (75 versus 80 versus 86 Prozent). Das Risiko für das Auf-

treten von sekundären Non-Hodgkin- Lymphomen (NHL) oder soliden Tumoren war nicht unterschiedlich.

Wenn auch das Risiko für eine se- kundäre akute myeloische Leukämie (sAML) im eskalierten BEACOPP- Arm im Vergleich zu den beiden an- deren Armen in dieser Studie leicht erhöht war, resümierte Diehl trotz- dem, dass die Ergebnisse der HD9- Studie den Wechsel des Therapie- standards beim Hodgkin-Lymphom von COPP-ABVD hin zu BEACOPP manifestiere. Denn die Patienten in der HD9-Studie seien gleichzeitig auch sehr stark bestrahlt worden, was sicher auch ein Mitauslöser für die AML gewesen sei.

Immuntherapie bei AML Die akute myeloische Leukämie ent- steht in der Mehrzahl der Fälle auf der Ebene der hämatopoetischen Stammzelle. Bei Patienten mit dieser hämatopoetischen Tumorform be- steht häufig eine eingeschränkte Ak- tivität der natürlichen Killerzellen (NK). In vitro konnte gezeigt wer- den, dass Interleukin-2 signifikant die Aktivität von NK gegen Leuk- ämiezellen erhöht. Hoch dosierte Interleukin-2-Regimes können zwar bei rückfälliger AML eine Remission erreichen, sind aber unangemessen toxisch. Regimes mit niedrigen IL-2- Dosen sind zwar durchführbar, ste- hen aber unter dem Verdacht der Unwirksamkeit.

Nun wurden die Interimsergeb- nisse einer Phase-III-Studie der

„Cancer and Leukemia Group B“

vorgestellt, die den möglichen Be- nefit einer Immuntherapie mit re- kombinantem Interleukin-2 (rIL-2) bei Patienten mit AML in komplet- terer Remission untersuchte (1). Die Patienten wurden zunächst mit zwei ONKOLOGIE

Wechsel des Therapiestandards

beim Hodgkin-Lymphom eingeläutet

Während des 49. Jahrestreffens der American Society of Hematology in Atlanta standen neue Therapieformen für Leukämien und Lymphome im Mittelpunkt.

Morbus Hodgkin:

Histologischer Schnitt eines befal- lenen Lymphkno- tens. Die prominen- ten Zellen mit meh- reren hellen Kernen sind Sternberg- Reed-Zellen.

Foto:WikimediaCommons

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 51. Februar 2008 A205

M E D I Z I N R E P O R T

verschiedenen Induktionsregimes behandelt. Diejenigen, die auf die Induktionstherapie angesprochen hatten, wurden danach nochmals randomisiert und entweder mit einer IL-2-Erhaltungstherapie weiter be- handelt oder nur nachbeobachtet.

Die Immuntherapie über 90 Tage bestand aus niedrig dosierten Se- quenzen, um die Zahl der zytotoxi- schen Killerzellen zu erhöhen, und höher dosierten Sequenzen, um die- se zu aktivieren. Bei der vorgestell- ten Interimsanalyse mit 302 Patien- ten zeigten sich unter der IL-2-The- rapie ein längeres krankheitsfreies Überleben (56 versus 45 Prozent, p = 0,11) und eine höhere Gesamt- überlebensrate nach drei Jahren (68 versus 61 Prozent, p = 0,09).

Wenn auch diese ersten Ergebnisse noch nicht signifikant sind, so stell- ten sie doch eine sichere Alternative zum bisherigen Standard der aus- schließlichen Nachbeobachtung dar, die auch ambulant durchführbar ist.

Mantelzelllymphome sind eine seltene Form von Non-Hodgkin- Lymphomen und kommen bei circa fünf Prozent der NHL vor. Sie sind zwar chemosensibel, neigen aber verstärkt zu Rezidiven und konnten bisher kaum jemals geheilt werden.

Basierend auf einigen Vorläufer- studien wurde von der „Nordic- Lymphom-Gruppe“ eine Phase-II- Studie durchgeführt, deren Ergeb- nisse während des ASH-Kongresses vorgestellt wurden (2).

159 unbehandelte Patienten mit Mantelzelllymphomen wurden mit sechs Zyklen einer intensiven In- duktionstherapie – einer Kombina- tion aus Cytosin-Arabinosid (AraC) und dem B-Zell-Antikörper Rituxi- mab („maxi-CHOP“) – behandelt.

Nach dieser Induktionstherapie er- hielten die Patienten eine Hoch- dosis-Chemotherapie und wurden dann einer autologen Stammzell- transplantation unterzogen.

Bei 55 Prozent der Patienten kam es zu einer kompletten und bei 41 Prozent zu einer partiellen Remis- sion. Das ereignisfreie 5-Jahres- Überleben betrug 63 Prozent, das Gesamtüberleben 74 Prozent. Bei 72 Prozent der Patienten dauerte die Remission nach fünf Jahren immer noch an. Angesichts dieser hohen

Rate scheint erstmals die Hoffnung auf eine mögliche Heilung von Man- telzelllymphomen gerechtfertigt zu sein. Bei 3,8 Prozent der Responder kam es zu therapiebedingten Todes- fällen.

Bendamustin verdreifacht die Dauer der CLL-Remission In einer randomisierten multizentri- schen Phase-III-Studie wurde die Effektivität von Bendamustin bei der chronischen lymphatischen Leuk- ämie (CLL) untersucht (3). In der Studie wurden 305 Patienten mit CLL vom B-Zell-Typ (Binet-Stadi- um B/C) randomisiert und entweder mit Bendamustin 100 mg/m2an Tag eins und zwei alle 28 Tage oder mit Chlorambucil 0,8 mg/kg an Tag eins und 15 alle 28 Tage für sechs Zyklen behandelt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 18,5 Mo- naten war die Remissionsrate (ORR) im Bendamustin-Arm höchst signifi- kant höher als im Chlorambucil-Arm (68 versus 39 Prozent, p < 0,0001).

Zu einer kompletten Remission kam es bei 30 Prozent der Patienten unter Bendamustin, aber nur bei zwei Prozent unter Chlorambucil. Die Pa- tienten, die mit Bendamustin behan- delt wurden, hatten ein mehr als dop- pelt so langes medianes progressi- onsfreies Überleben wie Patienten unter Chlorambucil (21,7 versus 9,3 Monate, p < 0,0001). Die Therapie mit Bendamustin bewirkte sogar im Vergleich zu Chlorambucil eine Ver- dreifachung der medianen Remissi- onsdauer (18,9 versus 6,1 Monate).

Bei den indolenten Lymphomen überzeugte Bendamustin ebenfalls:

Vorgestellt wurden die Interims- ergebnisse einer randomisierten Phase-III-Studie, die in der First- line-Therapie bei Patienten mit in- dolenten Lymphomen Bendamustin plus Rituximab (BR-Schema) mit dem bisherigen Standardschema R-CHOP vergleicht (4). Die Patien- ten erhielten entweder 375 mg/m2 Rituximab an Tag eins plus Benda- mustin 90 mg/m2 an Tag eins und zwei alle 28 Tage oder Standard-R- CHOP alle 21 Tage.

Studienziel ist es zu zeigen, dass die ereignisfreie Überlebenszeit im Bendamustin-Arm nicht kürzer als im CHOP-Arm ist (< 10 Prozent

nach drei Jahren). In der präsentierten Zwischenanalyse wurden nun die Daten von 273 für ereignisfreies Überleben evaluierbaren Patienten bei einer Nachbeobachtungszeit von 17 Monaten vorgestellt. In beiden Armen war das Ansprechen sehr gut: 94 Prozent mit BR versus 93 Prozent unter R-CHOP. Die komplette Remissionsrate betrug im BR-Arm 51 Prozent, im CHOP-R- Arm 41 Prozent.

Eine Progression oder ein Relaps wurden bei 27 Patienten im BR- Arm und 32 Patienten im R-CHOP- Arm beobachtet. Deutliche Unter- schiede gab es im Hinblick auf die Toxizität: Die Alopezierate betrug null Prozent bei BR versus 40 Pro- zent bei R-CHOP. Signifikant nied- riger war auch das Risiko für In- fektionen unter BR. Während unter R-CHOP bei 41 Prozent der Patien- ten eine Leukopenie vom WHO- Grad III/IV zu verzeichnen war, wa- ren es nur 19 Prozent im BR-Arm.

Wenn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschließende Aussage zur ereignisfreien Überlebenszeit gemacht werden konnte, so weisen diese vorläufigen Daten darauf hin, dass das BR-Schema ebenso effek- tiv wie R-CHOP, jedoch besser ver-

träglich ist. I

Dr. rer. nat. Annette Junker Apothekerin für klinische und onkologische Pharmazie

LITERATUR

1. Kolitz J et al : Phase III Trial of Immuno- therapy with Recombinant Interleukin-2 (rIL-2) Versus Observation in Patients < 60 Years with Acute Myeloid Leukemia (AML) in First Remission (CR1). Am Hem 2007;

110: 53a, abstr 157.

2. Geisler C et al.: Mantle Cell Lymphoma Can Be Cured by Intensive Immunochemothera- py with In-Vivo Purged Stem-Cell Support.

Am. Hem 2007; 110: LB1.

3. Knauf W et al.: Bendamustin Versus Clor- ambucil in Treatment-Naïve Patients with B-Cell Chronic Lymphocytic Leukemia (B- CLL). Am Hem 2007; 110: 609a, abstr 2043.

4. Rummel M al.: Bendamustine Plus Rituxi- mab Versus CHOP Plus Rituximab in the First-Line Treatment of Patients with Indo- lent and Mantle Cell Lymphomas. Am Hem 2007; 110: 120a, abstr 385.

5. Andreas E et al.: Long-Term Follow-Up of BEACOPP escalated Chemotherapy in Pa- tients with Advanced-Stage Hodgkin Lym- phoma. Am Hem 2007; 110: 70a, abstr 211.

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