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Archiv "AIDS-Prophylaxe - Umfassende Sexualaufklärung gefordert" (20.06.1987)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

eines mißhandelten Kindes auf Hin- weise zur aktuellen Situation zu Hause zu achten.

Es ist gefährlich und einfältig, auffallendes Verhalten eines solchen Kindes nur auf seinen „Charakter"

zurückzuführen und sich mit der Kennzeichnung als schwierig, unru- hig, asozial, kriminell usw. zufrie- denzugeben. Die Fehlbeurteilung des Verhaltens eines solchen Kindes bringt die Gefahr mit sich, daß neue Mißhandlung und Vernachlässigung nicht früh genug erkannt werden.

Wenn ein Kind einmal mißhandelt oder vernachlässigt worden ist, hat der betreuende Arzt die Aufgabe, so weit wie nur möglich gemeinsam darüber zu wachen, daß es möglichst nicht zu einem Rezidiv kommt. Der Hausarzt hat hierbei wegen seiner Kenntnis der Familienverhältnisse eine nicht zu unterschätzende Auf- gabe.

Die Erkennung von Mißhand- lung und Vernachlässigung, die ex- akte Untersuchung körperlicher und emotioneller Folgen, die Suche nach Störungen der Interaktionen in der Familie und ein individuell angemes- sener Behandlungsplan sind eine in- terdisziplinäre Aufgabe, zu der gera- de Ärzte wesentliche Beiträge bei- steuern müssen.

Literatur

1. I3ehme, U.; Schmude, M.: Der geschützte Raum. Diagnose und Therapie mißhandelter Kinder. Berlinverlag A. Spitz, 1983 2. I3eiderwieden, J.; Windhaus, E., Wolff, R.:

Jenseits der Gewalt — Hilfen für mißhandelte Kinder. Stroemfeld, Basel, 1986

3. Büttner, C.; Nicklas, H.: Wenn Liebe zu- schlägt. Gewalt in der Familie. Kösel, 1984 4. Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit (Hrsg.): Kindesmißhandlung.

Erkennen und Helfen. Bonn, 1982 5. Honig, M. S. (Hrsg.): Kindesmißhandlung.

Juventa-Verlag, 1982

6. Kempe, R. S.; Kempe, C. H.: Kindesmiß- handlung. Klett-Kotta, 1980

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Arend J. Koers Kinderarts, Zeeweg 3 NL-1399 GP Muiderberg Niederlande

Klinik:

Burgerziekenhuis Lin naeusstraat 89

NL-1093 EK Amsterdam

AIDS-Prophylaxe

D

ie Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Ju- gendpsychiatrie weist im Zusammenhang mit der beginnenden Aufklärungskampagne auf folgende Gesichtspunkte hin:

Die sorgfältige Aufklärung von Pu- bertierenden über die Anwendung von Verhütungsmitteln, hier insbe- sondere von Kondomen, ist drin- gend erforderlich.

Epidemiologische Untersuchun- gen über das Sexualverhalten von jungen Menschen haben aber ge- zeigt, daß die Aufklärung über Ver- hütungsmittel allein nicht in der La- ge ist, sexuell verantwortliches Ver- halten zu fördern. Fast ein Drittel der Jugendlichen, insbesondere die jüngeren unter ihnen, wenden keine oder nur gelegentlich Verhütungs- mittel an, obwohl sie über diese auf- geklärt worden sind. Verantwort- liches partnerschaftliches Verhalten wird gefördert durch eine umfassen- dere Sexualaufklärung und durch Geschlechtserziehung.

Sexualaufklärung

Die Sexualaufklärung darf sich also nicht auf die Anwendung von Verhütungsmitteln beschränken. Sie umfaßt vielmehr den Bau, die Funk- tion der Geschlechtsorgane, die se- kundären Geschlechtsmerkmale, die Vorgänge bei Zeugung, Schwanger- schaft und Geburt, eingehende Kenntnisse über die Arten der sexu- ellen Befriedigung durch Mastruba- tion, heterosexuellen Verkehr, Ho- mosexualität. Dies darf nicht zu ei- ner Herabsetzung von Minderheiten führen.

Unerläßlich ist die eingehende Thematisierung des Beziehungs- aspektes, der Bedeutung der ge- fühlsmäßigen Einstellung der Part- ner zueinander, der Bedeutung des Gespräches über ihre sexuellen

Wünsche, aber auch Befürchtungen, und der Anwendung von Verhü- tungsmitteln. Auf die Bedenken vie- ler Jugendlicher hinsichtlich der An- wendung von Kondomen wäre sorg- fältig einzugehen. In diesem Rah- men soll auch über sexuelle Prakti- ken im koitalen Verhalten referiert werden.

Die Aufklärung in der Schule, im Rahmen des Biologieunterrichtes oder in Sonderveranstaltungen, zu denen Ärzte zugezogen werden, kann nur den Charakter einer kom- pensatorischen Erziehung haben.

Wesentlich wirksamer erfolgt die Aufklärung nach und nach in alters- angemessener Form im Elternhaus, wobei die Eltern ohne Beeinträchti- gung der erzieherischen Möglich- keiten zu dem offenen Gespräch über alle Bereiche sogenannte Auf- klärungsliteratur zuziehen können.

Geschlechtserziehung

Aufklärung in diesem wohlver- standenen Sinne ist ein wichtiger Teil der Geschlechtserziehung in- nerhalb der Familie. Diese kommt zu spät, wenn sie lediglich die Reak- tion der Eltern auf die pubertären sexuellen Interessen und Aktivitäten ihres Kindes darstellt. Geschlechts- erziehung findet während der ge- samten Kindheit bis zur Pubertät statt. Wichtig sind dabei das Vorbild der Eltern in ihrem partnerschaft- lichen Verhalten, das offene Einge- hen auf kindliche sexuelle Neugier und Förderung sprachlicher Kom- munikation in den zwischenmensch- lichen Beziehungen überhaupt.

Für die Deutsche Gesellschaft für

Kinder- und Jugendpsychiatrie:

Prof. Dr. med. Peter Strunk Vorsitzender

Hauptstraße 5

7800 Freiburg im Breisgau

Umfassende

Sexualaufklärung gefordert

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Dt. Ärztebl. 84, Heft 25/26, 20. Juni 1987 (59) A-1827

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