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ie Opernwelt feiert in diesem Jahr einen ihrer größten Komponisten:Giuseppe Verdi. Der Italiener, der 26 Bühnenwerke geschaf- fen hat, starb vor hundert Jahren, am 27. Januar 1901, im Alter von 87 Jahren auf seinem Landgut Sant’ Agata.
Giuseppe Verdi wurde am 10. Oktober 1813 als Sohn eines Gastwirtes in Le Roncole bei Busseto in der Nähe von Parma ge- boren. Wegen seiner au- ßerordentlichen musikali- schen Begabung übertrug man Verdi bald die Orga- nistenstelle seines Heimat- ortes und ernannte ihn 1836 zum städtischen Mu- sikdirektor von Busseto.
Einen ersten Achtungser- folg erzielte der junge Musiker 1839 mit der Oper „Oberto“, die ihm einen begehrten Werk- vertrag mit der Mailänder Scala einbrachte.
Durch den frühen Tod seiner Ehefrau und seiner zwei kleinen Kinder, die innerhalb von zwei Jah- ren (1838 – 1840) an einer Epidemie starben, wur- de Verdis schöpferische Kraft vorübergehend be- einträchtigt. Geplagt von Depressionen, trug er sich lange Zeit mit dem Gedanken, das Kompo- nieren ganz aufzugeben.
Nachdem er sich wieder gefangen hatte, schaffte Verdi 1842 mit seiner zweiten Oper
„Nabucco“, die zum Symbol der Freiheit und des Wi- derstandes des italienischen Volkes gegen die österreichi- sche Besatzungmacht wurde, den nationalen Durchbruch und löste die bis dahin füh- renden italienischen Opern- komponsten Gaetano Doni- zetti, Vincenzo Bellini und Gioacchino Rossini ab. In der Folge machten die Opern „La Traviata“, „Troubadour“, „Ri- goletto“ und vor allem die zur
Eröffnung des Italienischen Theaters in Kairo 1871 aufge- führte Oper „Aida“ Verdi in- ternational bekannt und zum Konkurrenten des deutschen Musikdramatikers Richard Wagner. Der bis heute um- strittene Vorwurf, Verdi habe sich bei der Komposition der
„Aida“ zu sehr an Wagner ori- entiert und dadurch ein Ele- ment des „Germanismus“ in die italienische Oper einge- führt, traf Verdi tief und hat unter anderem dazu beigetra- gen, dass er 16 Jahre lang kei-
ne Oper komponierte. Statt- dessen schrieb er überwie- gend Kammermusik, Kanta- ten, geistliche Musik und 1874 das bekannte „Requi- em“ aus Anlass des Todes sei- nes Freundes und Dichters
Alessandro Manzoni. Verdis Enthaltsamkeit im Hinblick auf sein kompositorisches Schaffen hatte mit der Urauf- führung der Oper „Otello“
im Jahr 1887 ein Ende. Da- nach komponierte der Gran Vegliardo (Herrscher), wie Verdi von seinen Landsleuten genannt wurde, die Oper
„Falstaff“. Mit dieser Commedia lirica, die am 9. Februar 1893 an der Scala Uraufführung hatte, verabschiedete sich der 80-jährige Komponist von der Bühne.
Giuseppe Verdi hat mit seinen Werken ein großes Vermögen verdient, viele bedeutende Auszeichnun- gen entgegengenommen und im Gegensatz zu ande- ren Komponisten seiner Zeit jeden Pomp um seine Person abgelehnt. Mehr noch: Dieser, zuweilen auf- brausende, leicht reizbare Künstler, der zeitlebens unter Magenschmerzen, chronischer Bronchitis, de- pressiven Verstimmungen und Rheumatismus zu leiden hatte und die Einsamkeit sei- nes Landgutes dem Groß- stadtleben vorzog, kümmerte sich auch um soziale Be- lange. Er baute 1888 ein klei- nes Hospital in Villanova, un- terstützte notleidende Künst- ler und vermachte nach sei- nem Tod – er starb am 27. Ja- nuar 1901 an den Folgen ei- nes Schlaganfalls – fast die Hälfte seines Vermögens ka- ritativen Einrichtungen. Ein Musikerheim in Mailand, die Casa di Riposo, wurde eben- so bedacht wie das Taubstum- men-Institut, das Rachitis- heim und die Blindenanstalt von Genua.
Am 26. Februar 1901 wur- de Verdi zusammen mit sei- ner 1897 gestorbenen zweiten Frau Giuseppina im Oratori- um der Casa di Riposo von Mailand beigesetzt.
Dr. med. Ronald Schmidt V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 10½½9. März 2001 AA621
Kein Pomp um seine Person
Der italienische Komponist kümmerte sich auch um soziale Belange.
Feuilleton
Verdi lebte die meiste Zeit auf seinem Landsitz Sant’ Agata, wo er auch starb. Fotos: Ronald Schmidt
Giuseppe Verdi im Jahr 1899, zwei Jah- re vor seinem Tod. Der berühmteste italienische Opernkomponist des 19.
Jahrhunderts war ein harter Arbeiter, der mit seinem Geld viele soziale Ein- richtungen unterstützte. In der Freizeit zog er sich am liebsten auf sein Landgut Sant’ Agata zurück, wo er sich selbst mit großem Erfolg um Ackerbau und Viehzucht kümmerte.
Im Jahr 1859, auf dem Zenit seiner Popularität, heiratete Verdi die Sängerin Giuseppina Strepponi. Beide adoptierten 1867 eine Tochter, die Verdis Erbin wurde.