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Archiv "Klinikumsrat 1982" (01.10.1982)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Klinikumsrat 1982

Der zentrale Klinikumsrat behan- delte bei seiner letzten Sitzung un- ter Tagesordnungspunkt 2 den Funktionskatalog de neu einge- stellten Personalärztin. Prof.

Treibmiesel (Psychiatrie) begrüßte als Vorsitzender des Gremiums Frau Dr. Mira Cevag und wünschte ihr einleitend für die zukünftige Tätigkeit alles Gute. „Bitta serr", sprach Frau Dr. Cevag und zeigte dabei große Zähne, „sagen, was soll ich tun". Genau darum ging es

— schließlich hatte man jahrelang darauf warten müssen, bis die wichtige Position endlich besetzt werden konnte. Der Vorsitzende bat um Wortmeldungen für die Aussprache.

Prof. Magerfeld (Chirurgie): „An erster Stelle meine ich, muß Frau Dr. Cevag wohl Einstellungsunter- suchungen vornehmen, das ist doch wohl wichtig." Zustimmen- des Gemurmel. „Bitta serr", meint Frau Dr. Cevag, „sagen, was soll ich dabei tun". — Von Dotzenau (Dermatologie) mit erstaunt hoch- gezogenen Augenbrauen: „Na, halt das Übliche: klinische Unter- suchung, Blutdruck, Urin, Blut- senkung, Röntgen und natürlich CPA". — Treibmiesel: „So dachte ich es mir auch. . . ja, bitte sehr."

— Schlötzberger (Intensivmedizin):

„Es müssen unbedingt regelmäßi- ge Wiederholungsuntersuchun- gen des Personals stattfinden, da- mit potentielle Keimträger recht- zeitig eliminiert werden. Ich erin- nere mich an einen Pfleger. . . "

„Herr Kollege Schlötzberger, wir wollen erst die Einstellungsunter- suchung klären, bevor wir — ja, Frau Dr. Cevag".

„Bitta serr", begann Frau Dr. Ce- vag mit erneut entblößten Zähnen,

„wie soll ich Einstelluntersuchung machen: Kein Röntgen, kein Toi- lette, nur kleine Labor." Hm.

In der Tat war die Personalarztpra- xis mal gerade etwas notbehelfig in der ehemaligen Garage der Kli- nikfeuerwehr eingerichtet worden.

Von Dotzenau, diesmal mit un- gläubig hochgezogenen Augen- brauen: „Den Urin können die Leute von zu Hause mitbringen, geröntgt wird in der I. Medizini- schen, der CPA kann in unserer Klinik bestimmt werden, und die BSG können Sie doch wohl selbst machen!?" — „Was ist eigentlich CPA?" — „Cephalo-Pernionin-Ag- glutinintest, Herr Kollege Mager- feld." Tiefes Schweigen, vermut- lich ebenso tiefes Nachdenken:

Das hörte sich irgendwie nach Frostbeule an.

„Bitta serr", beendete Frau Dr. Ce- vag das allgemeine Denken, „was soll mit Befunde geschehen, habe nur kleinen Schrank im Flur, keine Platz für Archiv, wer bekommt die Ergebnis?" — „Die Befunde müs- sen natürlich unter Verschluß, Herr Vorsitzender, ich habe wirk- lich keine Lust, nochmal in die Zei- tung zu kommen, mir langt grade

--DR. FLEISS' BLÜTENLESE

Der Olympier

Goethe kam auch als Greis offenbar ohne Brille aus. Am 5. April 1830 zu Eckermann:

„Sowie ein Fremder mit der Brille auf der Nase zu mir hereintritt, kommt sogleich eine Verstimmung über mich, der ich nicht Herr wer- den kann . . . Es macht mir immer den Eindruck des Desobligeanten, ungefähr so, als wollte ein Fremder mir bei der ersten Begrü- ßung sogleich eine Grobheit sagen. Ich empfinde dieses noch stärker, nachdem ich seit Jahren es habe drucken lassen, wie fatal mir die Bril- len sind. Kommt nun ein Fremder mit der Brille, so denke ich gleich: er hat dei- ne neuesten Gedichte nicht gelesen! . . . oder er hat sie gelesen, er kennt deine Ei- genheit und setzt sich dar- über hinaus, und das ist noch schlimmer."

die Affäre mit den Kakerlaken in der Klimaanlage! Ich fordere noch einmal: Die Untersuchungen müs- sen regelmäßig wiederholt wer- den. Wir hatten einen Pfleger, der seinen Urlaub. .. "

„Herr Schlötzberger, ich bitte Sie herzlich.. . ja, Herr Sassewitz." —

„Was machen wir denn, wenn die BSG erhöht ist?" Hm — ja was macht man da eigentlich?

Frau Hösling (Perinatologie): „Ich würde sagen, das müßte ein Grund für weitergehende Untersu- chungen sein, z. B. Wassermann."

Wassermann leuchtet jedem ein, Wassermann kennt auch jeder.

Welchen Sinn aber hat CPA?

„Was wollen Sie denn mit 'nem positiven Wassermann anfan- gen?" — „Na hören Sie mal, hätten Sie es gerne, wenn Ihr Koch Lues- positiv wäre?" — „Warum nicht, das ist doch genau dasselbe wie ein hoher Titer gegen Masern.

Was würden Sie denn für Konse- quenzen daraus ziehen? Sero-po- sitiv ist schließlich sero-positiv!"

Romberg (Mikrobiologie) blickt nach dieser Eruption wie üblich etwas irre-flackernd, aber trium- phierend in die Runde.

Von Dotzenau meldet sich nach- drücklich zu Wort, diesmal die Mundwinkel geringschätzig nach unten gezogen: „CPA istein Lues- Test, nur wesentlich spezifischer als Wassermann." Aha. „Wenn die Leute anständig therapiert worden sind, besteht auch bei einem posi- tiven Ausfall von CPA keine Infek- tionsgefahr mehr — oder wollen Sie alle Wassermann-positiven Kö- che invalidisieren?

Sie können schließlich auch nicht alle invalidisieren, die Grippe-Anti- körper haben!!"

„Bitta serr", unterbrach Frau Dr.

Cevag mit allmählich maskenhaft erstarrenden Gesichtszügen die wissenschaftliche Aussprache,

„wann soll ich machen Einstellun- tersuchungen?" — „Na, doch wohl

vor der Einstellung, haha! Herr

Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 39 vom 1. Oktober 1982 97

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Indische Wunder

Seitdem Tante Vicky von ihrer Reise durch Indien zurück ist, erzählt sie jedem, der es hören will oder nicht, die wunderbarsten Geschichten über medizinische Wunder.

Mit eigenen Augen sah sie die Heilung eines kleinen Mädchens von „Magenschmerzen", die mit indischer Dorfmedizin nicht zu vertreiben waren. Dem Kind wurde ein nasser Lappen über den Unterbauch gelegt, sodann brachte ein Wunderarzt einen eisernen Schürhaken in einem Feuer zur Rotglut. Mit diesem Instrument tippte der Mann dem Kind eine kleine Brand- wunde ein, die zu sofortiger Heilung der Beschwerden führ- te. „Die Kleine wimmerte ganz kurz, aber sie flennte nicht", betont Tante Vicky. „Andere Kinder standen nämlich außen herum und schauten zu . . . " Davon kön- nen europäische Anästhesisten sich natürlich eine Scheibe abschneiden. Manchmal ersetze eine Schicht dünn aufgestreuter Asche den nassen Lappen, dies aber nur bei Erwachsenen und in schwierigeren Fällen.

Tante Vicky erörterte diese Heilmethoden des Wunderarztes mit einem ansässigen „studierten" Arzt, der keine Einwände dagegen erhob außer dem, daß die Erfolge nicht sehr lange anhalten wür- den. Die Methode dieses sagenhaften Dr. Gupta aber ist durch jahrtausendelange praktische Erfahrung abgesegnet. Sie heißt

„ayur-vedische" Behandlung, was wiederum „Lebenswissen- schaft" bedeutet.

Eine junge Frau mit einer „Schwellung" im Unterleib hatte alle möglichen Schamanen ausprobiert und ließ sich zuletzt auf einem Maulesel zu Dr. Gupta transportieren. „Der Arzt verabreichte ihr alles, was er hatte", erzählt Tante Vicky glückstrahlend. „Er gab ihr Injektionen, Abführmittel, Antibiotika, Penicillin und ein Kli- stier. Als Magen und Darm leer waren, ging auch die Schwellung zurück."

Ich erkundigte mich ein bißchen eingehender nach diesem wun- derbaren Arzt. An seinem Haus befand sich ein Schild, das in englischen Buchstaben besagte „Dr. M. P. Gupta, B.I.M.S. and R.M.P." Das machte aber insofern nichts aus, als die Patienten kein Englisch beherrschten. Tante Vicky hatte er erklärt: „Natür- lich bin ich ein Doktor. Ein Arzt ist jemand, der Kranke heilt, Sie sehen es ja selbst . . . "

Tante Vicky glaubt unverrückbar an diese „Lebenswissenschaft"

und deren Überlegenheit gegenüber unseren medizinischen Gepflogenheiten. Wir alle können nur davon lernen. Und wie hatte der indische Wunderarzt zu ihr gesagt: „Wenn Patienten sterben, dann liegt es daran, daß sie entweder nicht früh genug zu mir kamen oder nicht lange genug auf die Wiederherstellung ihrer Gesundheit warten wollten . . . "

Arno Reinfrank, London / Zeichnung: Felix Roosenstein, Vleuten Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen Feuilleton

Verwaltungsdirektor Pfifflinger könnte dazu etwas sagen."

Aegidius Pfifflinger erhebt sich nur zögernd: „Herr Vorsitzender, meine Damen, meine Herren, ich muß nachdrücklich darauf auf- merksam machen, daß im Klinik- kapitel keine Mittel ausgewiesen sind, um eine Reise nach hier spe- ziell zur ärztlichen Untersuchung zu finanzieren. Die Untersuchung kann nur nach erfolgtem Dienst- antritt stattfinden!"

„Aber das ist doch hirnrissig, dann ist der Betreffende doch schon eingestellt!?" — „Ja, das stimmt".

— „Ich muß noch einmal insistie- ren. Wir hatten einen Pfleger, der seinen Urlaub im Heimatland ver- bracht hatte und nach seiner Rückkehr prompt... " — „Mensch, Schlötzberger, das ist doch kein Kausalzusammenhang!" — „Wieso denn nicht? Der Mann war in Kairo zu Hause!"

Ziemer jun. (HNO): „Bei dieser Sachlage bleibt doch gar nichts anderes übrig, als die Einstel- lungsuntersuchung vom Amtsarzt am bisherigen Dienstort des Be- werbers vornehmen zu lassen und die hiesige Einstellungsuntersu- chung irgendwann nach erfolgter Einstellung vorzunehmen."

„Bitta serr", sprach da Frau Dr.

Ceva9 mit nur noch mühsam ge- spreizten Lippen, „warum soll ich dann noch machen Einstellunter- suchung?"

„Frau Kollegin: Sie sind offenbar noch nicht restlos mit deutscher Gemütsart vertraut. Gesetz ist Ge- setz, das ist der springende Punkt.

Sie sind hier, und das ist doch auch sehr schön". Zustimmendes Gemurmel.

„Nachdem wir also die Funktions- bestimmung des Personalarztes vorgenommen haben, wünsche ich Frau Dr. Cevag für ihre Tätig- keit noch einmal alles Gute — und komme nunmehr zu Punkt 3 der Tagesordnung ..."

Rudi von Poldenko

POST SCRIPTUM

98 Heft 39 vom 1. Oktober 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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