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Diabetes ist vor allem bei unter 70-Jährigen Risikofaktor für schwere COVID-19

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COVID-19

Diabetes ist vor allem bei unter 70-Jährigen Risikofaktor für schwere COVID-19

Fragestellung: Die vorliegen- de Arbeit hatte zum Ziel, das Risiko für schwere Verläufe von Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) bei hospita- lisierten Patienten mit und ohne Diabetes in Abhängig- keit von den Alterskategorien zu untersuchen.

Hintergrund: Diabetes melli- tus wurde als Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe beschrieben. Allerdings ist derzeit unklar, ob das Risiko in allen Alterskategorien ähnlich ist.

Patienten und Methoden: In diese retrospektiven Beobachtungs- studie wurden 6.314 konsekutive Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum Februar bis 30. Juni 2020 wegen COVID-19 im Pariser Stadtgebiet stationär behandelt wurden und bis zum 30. Septem- ber 2020 eine dokumentierte Follow-up-Untersuchung erhielten.

Der Hauptendpunkt war ein kombinierter aus Mortalität und orotrachealer Intubation bei Patienten mit Diabetes verglichen mit solchen ohne Diabetes, und zwar nach Adjustierung für mög- liche Confounder und entsprechend der Alterskategorien.

Ergebnisse: Diabetes war bei 39 % der Studienteilnehmer doku- mentiert. Der Hauptendpunkt war häufiger bei Patienten mit Dia betes, unabhängig von Confoundern (Hazard Ratio [HR]

1,13; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 1,03-1,24), und nahm in beiden Gruppen mit dem Alter zu: von 23 % für solche <50 Jah- re auf 35 % für solche >80 Jahre. Während die Inzidenzen der primären Endpunkte bei Patienten ohne Diabetes über alle Al- tersgruppen hinweg anstiegen, erreichten sie bei Patienten ohne Diabetes nach dem Alter von 70 Jahren ein Plateau. Im direkten

Vergleich zwischen Patienten mit und ohne Diabetes war das di- abetesassoziierte Risiko invers vergesellschaftet mit dem Alter, am höchsten bei <50 Jahren und ähnlich nach 70 Jahren. Ähn- lich war die Mortalität höher bei Patienten mit Diabetes (26 %) als bei denen ohne Diabetes (22 %, p<0,001). Jedoch war die ad- justierte HR für Diabetes nur signifikant bei Patienten unter 50 Jahren (HR 1,81, 95%-KI 1,14-2,87).

Schlussfolgerungen: Diabetes sollte als unabhängiger Risiko- faktor für die Schwere der COVID-19-Erkrankung berücksich- tigt werden, und zwar bei jüngeren Erwachsenen stärker als bei älteren und insbesondere für Patienten jünger als 70 Jahre.

– Kommentar von Prof. Dr. med. Karsten Müssig

Im Alter gewinnen andere Erkrankungen an Bedeutung

Die Arbeit von Diedisheim M et al. trägt zu einer differenzier- teren Bewertung des Diabetes als Risikofaktor für eine schwe- re COVID-19-Erkrankung bei. Alter ebenso wie Diabetes wur- den frühzeitig als bedeutsame Risikofaktoren für einen ungünstigen COVID-19-Verlauf identifiziert [1]. Die Arbeits- gruppe untersuchte nun den Zusammenhang zwischen dem Bestehen eines Diabetes und der Schwere der COVID-19-Er- krankung in Abhängigkeit von dem Alter der Betroffenen. In ihrer Analyse erwies sich Diabetes als unabhängiger Risikofak- tor für eine schwere COVID-19- Erkrankung, allerdings schwäch- te sich die Bedeutung des Diabetes mit zunehmenden Alter

ab. Während das Risiko für einen ungünstigen COVID-19-Ver- lauf bei Patienten, die jünger als 50 Jahre waren, um 50 % und bei den 60-70-Jährigen um 30 % erhöht war, war es bei den über 70-Jährigen nicht länger signifikant verändert. Dieses Er- gebnis ist in Übereinstimmung mit einer aktuellen Metaana- lyse, die ergab, dass die diabetesabhängige Mortalität bei äl- teren an COVID-19 erkrankten Patienten abgeschwächt war [2]. Auch zeigte sich in einer weiteren Studie, dass die Notwen- digkeit einer stationären Behandlung wegen COVID-19 nach dem 50. Lebensjahr bei Stoffwechselgesunden zunahm, wäh- rend das Risiko bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zwischen Originalie

Diedisheim M, Dancoisne E, Gautier JF et al. Diabetes incre- ases severe COVID-19 outcomes primarily in younger adults Age and diabetes in COVID-19 severi- ty. J Clin Endocrinol Metab. 2021 Jun 1:dgab393. doi: 10.1210/cli- nem/dgab393.

Für Diabetespatienten jünger als 70 Jahre ist eine optimale Blut­

zuckereinstellung bei COVID­19 besonders wichtig.

© Halfpoint / stock.adobe.com

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dem 20. und 50. Lebensjahr zunahm, dann aber ein Plateau er- reichte [3]. In der vorliegenden Untersuchung wurden Diabe- tesdauer, Diabetestyp und Güte der Stoffwechseleinstellung als mögliche Einflussgrößen auf den beobachteten Zusam- menhang nicht berücksichtigt. Allerdings war in einer frühe- ren Arbeit die Diabetesdauer nicht mit einem ungünstigen CO- VID-19-Verlauf assoziiert [4]. In der Analyse von Gregory JM et al. gingen beide Diabetesformen mit einem ähnlich erhöhten Risiko für eine schwere COVID-19- Erkrankung einher [3].

Inwieweit die Güte der Stoffwechseleinstellung als Prädik- tor für einen ungünstigen COVID-19-Verlauf angesehen wer- den kann, ist augenblicklich aufgrund widersprüchlicher Stu- dienergebnisse noch unklar [3, 4]. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt offen ist, warum das diabetesassoziierte Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung im höheren Alter ab- nimmt, ist anzunehmen, dass andere mit dem zunehmenden Alter einhergehende Komorbiditäten an Bedeutung gewin- nen. Da offensichtlich jüngere Patienten ein höheres diabetes- assoziiertes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung ha- ben, gilt es insbesondere bei dieser Patientengruppe eine optimale Stoffwechselkontrolle und adäquate Behandlung von Begleiterkrankungen anzustreben.

Literatur

1. Docherty AB, Harrison EM, Green CA et al. Features of 20 133 UK patients in hospital with covid-19 using the ISARIC WHO Clinical Characterisation Protocol: prospective observational cohort study. BMJ 2020;369:m1985 2. Corona G, Pizzocaro A, Vena W et al. Diabetes is most important cause for mortality in COVID-19 hospitalized patients: Systematic review and meta-analysis. Rev Endocr Metab Disord 2021;22:275-296

3. Gregory JM, Slaughter JC, Duffus SH et al. COVID-19 Severity Is Tripled in the Diabetes Community: A Prospective Analysis of the Pandemic‘s Impact in Type 1 and Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2021;44:526-532 4. Wargny M, Potier L, Gourdy P et al. Predictors of hospital discharge and

mortality in patients with diabetes and COVID-19: updated results from the nationwide CORONADO study. Diabetologia 2021;64:778-794

Prof. Dr. med. Karsten Müssig

Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie Niels-Stensen-Kliniken

Franziskus-Hospital Harderberg Alte Rothenfelder Str. 23 49124 Georgsmarienhütte

Karsten.Muessig@niels-stensen-kliniken.de

COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen

Komplex vorerkrankte Kids mit COVID-19 besonders gut überwachen!

Fragestellung: Welche Grunderkrankungen sind bei Kindern und Jugendlichen mit einem schweren COVID-19-Verlauf as- soziiert?

Hintergrund: Bei Erwachse- nen ist ein höheres Risiko für einen schweren oder tödli- chen Verlauf einer COVID-19 bei bestimmten Grunder- krankungen bekannt. Hierzu zählen vor allem Adipositas, Diabetes, neurologische Er- krankungen, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Bluthoch- druck. Bei Kindern gibt es mittlerweile viele Fallberichte von schweren Verläufen mit verschiedensten Grunderkrankun- gen, jedoch keine systematische Analyse einer großen Fallzahl.

Patienten und Methoden: Es wurde eine Datenbank analysiert, in der Daten von mehr 900 US-Krankenhäuser gespeichert wer- den. 872 der Häuser dokumentierten sowohl über eine Notauf- nahme als auch in der stationären Versorgung in die Datenbank.

Patienten unter 18 Jahren, die zwischen März 2020 und Januar 2021 eine Notaufnahme aufsuchten, wurden ausgewertet. Ein-

schlusskriterium war eine COVID-19-Entlassungsdiagnose. Es erfolgte die Analyse nach zwei Outcome-Parametern: stationä- re Aufnahme oder schwerer Erkrankungsverlauf, definiert als Aufnahme auf Intermediate-Care-Station oder Intensivstation, mechanische Beatmung oder Tod. Anhand von ICD-Diagnosen wurden zugrundeliegende Risiko diagnosen analysiert.

Ergebnisse: Von mehr als 3,7 Millionen Notaufnahme-Besu- chern hatten 43.465 (1,1 %) bei Entlassung die Diagnose CO- VID-19 erhalten. 9,9 % (n=4.302) wurden stationär aufgenom- men. 1.273 von diesen wurden auf eine Intensivstation aufge- nommen, 277 wurden beatmet und 38 starben im Verlauf. Die häufigsten Diagnosen waren Asthma bronchiale (4.416; 10,2 %), neurologische Errkankungen (1690; 3,9 %), Angsterkrankungen (1374; 3,2 %) depressive Erkrankung (1.209; 2,8 %) und Adipo- sitas (1071; 2,5 %). 28,7 % der COVID-19-Erkrankten hatten eine Grundeekrankung. Von den stationär aufgenommenen Pa- tienten hatten 62,9 % eine solche Risikoerkrankung. Das adjus- tierte Risiko für eine stationäre Aufnahme war 4,6 für Kinder mit Typ-1-Diabetes, 3,07 für Adipositas und 2,12 für angebore- ne Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das Risiko für einen schweren Verlauf (Definition s. o.) war am höchsten für Kinder mit Typ-1-Diabetes (adjustiertes Risi- ko 2,38) angeborenen Herz-Kreislauf-Ekrankungen (1,72) und Epilepsie (1,71). Für Adipositas betrug das adjustierte Risiko Originalie

Kompaniyets L, Agathis NT, Nelson JM et al. Underlying Medical Conditions Associated With Severe COVID-19 Illness Among Children JAMA Network Open. 2021;4(6):e2111182.

doi:10.1001/

jamanetworkopen.2021.11182

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