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Archiv "George Grosz. Korrekt und anarchisch: Sozialkritik mit ätzender Feder" (05.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 9

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5. März 2010 A 401 GEORGE GROSZ. KORREKT UND ANARCHISCH

Sozialkritik

mit ätzender Feder

Die Akademie der Künste in Berlin zeigt unter anderem unveröffentliche Arbeiten des Dadaisten und Karikaturisten George Grosz.

D

ie Kooperation mit dem

„Straßenfeger“, der Zeitschrift, die Berliner Obdachlose vornehm- lich in S- und U-Bahnen für eine Spende anbieten, lag für Klaus Staeck nahe. „Bedrückend aktuell“

sei die Ausstellung „George Grosz.

Korrekt und anarchisch“, betonte der Präsident der Berliner Akademie der Künste bei der Eröffnung. Denn Armut und Obdachlosigkeit sind nicht nur ein Phänomen der von Grosz vielfach bissig und satirisch skizzierten 20er Jahre. Wie kein an- derer hat der Dadaist und Karikatu- rist das Bild der Weimarer Republik geprägt. Mit ätzender Feder sezierte er den Kapitalismus und Militaris- mus dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Bilder wie „Friedrich- straße“ von 1918 (Abbildung oben) sind typisch dafür. Die Akademie der Künste zeigt aus dieser Zeit Li- thografien aus den Mappenwerken

„Ecce Homo“ und „Das neue Ge- sicht der herrschenden Klasse“, die Grosz und seinem Verleger Wieland Herzfelde mehrere Prozesse wegen Angriff auf die öffentliche Moral und Gotteslästerung einbringen.

Erstmals zeigt die Akademie aber auch Unveröffentlichtes: Jugendzeich- nungen des hochbegabten 13- bis 16-jährigen Grosz, eine Kollektion colorierter Postkarten, 200 Skizzen- bücher sowie einen ganzen Saal vol- ler Porträtstudien seines Freundes Max Herrmann-Neiße. Diesem Künst- ler, der zu den bekanntesten Berliner Dichtern der 20er Jahre gehört, ist auch der Titel zur Ausstellung zu ver- danken. Grosz Porträt zu sitzen, war ihm ein Vergnügen, denn: „Wir hat- ten ungefähr dieselbe Gesinnung und Stimmung . . . wir waren beide so- wohl Lyriker als auch Zyniker, kor-

rekt und anarchisch!“ All diese un- veröffentlichten Kostbarkeiten wur- den 1984 in einer Holzkiste im Keller von Grosz’ Schwager Otto Schmalhausen am Berliner Savigny- platz 5 gefunden, als die Familie ihre Wohnung dort auflöste. Georg Eh- renfried Groß, so der bürgerliche Na- me des Künstlers, hatte die Kiste dort zurückgelassen, als er in die USA emigrierte. Aus Protest gegen falsch verstandenen Patriotismus und Na- tionalismus amerikanisierte er bereits 1916 seinen Namen. Grosz erhielt 1933 in New York einen Gastlehrauf- trag und setzte sich und seine Familie mit untrüglichem Gespür gerade noch rechtzeitig aus Deutschland ab.

„Amerika. Zukunft!“, hatte 1917 schon der 24-jährige Grosz in sei- nem „Gesang der Goldgräber“ aus- gerufen. Knapper und eindrückli- cher lassen sich seine Jugendträume nicht zusammenfassen. Und doch schafft er es nicht, in dem glorifi- zierten Land heimisch zu werden.

Von seinem Weimarer Werk sagt er sich in den USA los. Durch den zu-

nehmenden Erfolg der abstrakten Kunst in den USA, fühlt er sich als Realist nicht angenommen. Die Aus- stellung konzentriert sich auf die am Ende seines USA-Aufenthalts entstandenen Collagen. Mit analy- tisch sezierendem Blick und grotes- kem Humor zerlegt Grosz die US- amerikanische Gesellschaft und da- mit seine eigene Lebenswirklich- keit, die ihn zunehmend enttäuscht.

Sein mit aufgerissenem Mund la- chendes „College Girl“ von 1958 (Abbildung links) mit Segelohren und umgedrehten Augen steckt bis zum Hals in einem Baseballhand- schuh – eine Karikatur der Sportbe- sessenheit amerikanischer Hoch- schulen. Der 66-jährige Grosz kehrt 1959 in seine Heimat Berlin zurück, wo er wenige Monate später stirbt.

Petra Bühring

Die Ausstellung ist bis zum 5. April in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Berlin-Mitte zu sehen. Telefon: 030 200571000, www.adk.de/grosz

K U L T U R

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