• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Auch in Zukunft: Moderne Technik in der Praxis" (18.03.1976)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Auch in Zukunft: Moderne Technik in der Praxis" (18.03.1976)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Information:

Bericht und Meinung THEMEN DER ZEIT

Trotz der schlechten Zeiten, trotz des massiven Drucks, unter dem die Ärzte in Praxis und Kranken- haus derzeit stehen, hat die sehr gute Beteiligung an den Internatio- nalen Fortbildungskongressen der Bundesärztekammer nicht nachge- lassen. Dies betonte Prof. Dr. H. J.

Sewering am 7. März 1976 im voll- besetzten großen Saal des neuen Kongreß-Zentrums in Badgastein, wo er die erste der zehn diesjähri- gen großen Fortbildungsveranstal- tungen der Bundesärztekammer er- öffnete.

„Die technische Weiterentwicklung in der ärztlichen Praxis", heißt das Gesamtthema des Badgasteiner wie des parallel ablaufenden Davo- ser Bundesärztekammerkongres- ses, der am 8. März eröffnet wurde

(siehe Seite 780; über den Festvor- trag bei beiden Kongressen, gehal- ten von Prof. Dr. P. Kielholz, Basel, wird auf Seite 781 gesondert be- richtet).

Prof. Dr. Dr. h. c. C. E. Alken wies darauf hin, daß vor zwei Jahren, als dieses Thema vom Deutschen Senat für ärztliche Fortbildung ge- wählt wurde, niemand wissen konnte, wie „brandaktuell" — nicht nur medizinisch, sondern auch po- litisch aktuell — es eben jetzt sein würde. Dem Präsidenten der Bun- desärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, Prof. Sewering, der zusammen mit dem Ersten Vor- sitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Hans Wolf Muschallik, in Badgastein ein stark beachtetes berufspolitisches Kollo- quium abhielt (darüber wird in der nächsten Ausgabe des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES eingehend

berichtet), gab das Kongreßthema das Stichwort zu einigen grund- sätzlichen Bemerkungen über die künftige Entwicklung der ärztlichen Praxis im Hinblick auf die proble- matische Kostensituation des ge- samten Gesundheitswesens.

Die Kosten der gesundheitlichen Betreuung sind, wie Sewering un- terstrich, nicht nur bei uns, son- dern in allen vergleichbaren Län- dern eklatant gestiegen. Immer aufwendigere Methoden der Medi- zintechnik bringen immer bessere Ergebnisse in Diagnostik und The- rapie: „Wir können heute Men- schen helfen und Leben retten, die früher verloren waren. Aber das kostet Geld, immer mehr Geld, und das vor allem ist die Ursache, wes- halb die Kosten im Gesundheitswe- sen viel stärker gestiegen sind als das Bruttosozialprodukt.

Auch wir Ärzte müssen, wie Sewe- ring sachlich zugestand, heute die Grenzen des „Machbaren" beden- ken und besprechen, wenngleich keineswegs die Ärzteschaft allein darüber entscheiden kann. Die Grenzen des Finanzierbaren im Gesundheitswesen festzulegen, ist vielmehr eine essentielle gemein- same Entscheidung aller in der Ge- sundheitspolitik Verantwortlichen!

Die Ärzteschaft, das versicherte Prof. Sewering bei dieser Gelegen- heit erneut, ist nach wie vor bereit, an Sachgesprächen über die Ko- stenentwicklung teilzunehmen und an der Lösung der Probleme mitzu- wirken. „Wir wehren uns aber", so betonte Sewering unter dem Beifall des Auditoriums, „mit aller Energie gegen den Stil der Auseinanderset-

zung, der von einigen Vertretern der Kassen, von einigen wenigen Politikern und von einzelnen, die- sen verbundenen Publikationsorga- nen gewählt worden ist und der nur aus einer unverhüllten, bruta- len Verleumdung, aus einer Herab- setzung der Ärzte gegenüber ihren Patienten besteht."

„Wir hätten auch lieber" — das unterstrich Prof. Dr. H. J. Sewe- ring — „weiterhin nur in Sachlich- keit diskutiert, und das werden wir mit den entsprechenden sachli- chen Gesprächspartnern auch wei- terhin tun; aber wir sind nicht mehr bereit, auf reine Agitation nur mit sogenannter Sachlichkeit zu rea- gieren. Die Agitatoren werden ein- sehen müssen, daß man auf ihre Weise der Lösung der Sachproble- me keinen Schritt näherkommt."

Das Bestreben der Ärzteschaft werde es jedenfalls sein, daß auch in Zukunft zum Wohle der Patien- ten moderne Medizin in der Kas- senpraxis betrieben werden kann!

Prof. Alken, Kongreßleiter in Bad- gastein, erinnerte in diesem Zu- sammenhang bei der Kongreßeröff- nung daran, daß sich die Medizin in den seit Kriegsende vergange- nen drei Jahrzehnten in einem Um- fang technisiert hat, den man sich damals nicht ausmalen konnte. Die ärztlichen Praxen sind heute her- vorragend ausgestattet; moderne Medizin ist — auch aus der Sicht des Patienten — ohne Technik nicht mehr denkbar. Allerdings droht die Technik die Medizin mehr und mehr zu entpersönlichen.

Dieser Trend werde mit der Propa- gierung medizin-technischer Zen- tren auf die Spitze getrieben; es zeichne sich die Gefahr der tota- len Entpersönlichung ab.

Demgegenüber müsse jeder Arzt, jeder an seinem Platz in Kranken- haus und Praxis, weiterhin den Menschen im Mittelpunkt seines Wirkens sehen. Dabei seien gerade im Hinblick auf die oft überbewer- tete Technik die Worte zweier gro- ßer Kliniker zu beachten: Das Not- wendige tun und das Überflüssige lassen (Ferdinand Hoff), und: Gebt

Auch in Zukunft:

Moderne Technik in der Praxis

Internationale Fortbildungskongresse Badgastein und Davos eröffnet Prof. Sewering: Zu Sachgesprächen über die Kostenentwicklung mit sachlichen Gesprächspartnern nach wie vor bereit

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 12 vom 18. März 1976 779

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung

dem Computer, was des Compu- ters ist, und dem Kranken, was des

Kranken ist (Rudolf Gross).

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Prim.-Dr. R. Piaty, stellte bei der Eröffnung des XXI.

Internationalen Fortbildungskon- gresses in Badgastein einige Paral- lelen der gesundheitspolitischen Entwicklung in den Bundesrepubli- ken Österreich und Deutschland heraus: So ist jetzt in Österreich die ärztliche Fortbildung Zielschei- be einer bestimmten politischen Kritik, einige Jahre nach der ent- sprechenden Agitationswelle in Deutschland. Die Fortbildung solle

„obligat" werden, Zwangsfortbil- dung also — ein Bestreben des österreichischen Gesundheitsmini- steriums, das Piaty mit beißender Ironie kennzeichnete: „Das Mini- sterium will sich offenbar neue Funktionen schaffen, weil es den Mangel an Kompetenzen nicht durch einen Reichtum an eigenen Ideen ausgleichen kann."

Eine politische Philosophie des Neides mache sich auch in Öster- reich breit; man müsse fast den Eindruck haben, daß die politische Kampagne gegen die Ärzte erst aufhöre, wenn diese „das Gelübde der Armut und das Gelübde des absoluten Gehorsams gegenüber dem politischen Funktionär abge- legt haben". Dabei widme sich auch in Österreich die Ärzteschaft intensiv und verantwortungsbewußt der Fortbildung, was ihm letztlich die Zuversicht gebe, die Freiheit auf diesem Gebiet auch in Öster- reich erhalten zu können: „Es wird noch viele Fortbildungsveranstal- tungen in Badgastein geben!"

Prof. Sewering hatte bei der Begrü- ßung der rund zweitausend ärztli- chen Kongreßteilnehmer und der Repräsentanten der gastgebenden Gemeinde Badgastein auch die an- wesenden Pressevertreter anerken- nend-freundlich willkommen ge- heißen: Es gibt nicht nur „die ei- nen", sondern auch die vielen an- deren, die sich bemühen, objektiv auch über das ärztliche Wirken und den ärztlichen Standpunkt zu

berichten!

Davos:

Im Vordergrund das ärztliche Können

Sanitätsrat Dr. Herbert Micka, Prä- sident der Ärztekammer des Saar- landes, hieß am Vormittag des 8.

März im dichtbesetzten großen Saal des Kongreßzentrums zu Da- vos die nahezu 3000 Teilnehmer des XXIV. Internationalen Fortbil- dungskongresses aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, im Namen der Bundesärztekammer willkommen. Mehr als 90 namhafte Referenten des In- und Auslandes, die für den Davoser Kongreß ge- wonnen wurden, hatten auch hier ihre Fachvorträge unter das Thema

„Technische Weiterentwicklung der ärztlichen Praxis" gestellt.

Micka verdeutlichte, in welchem Dilemma die ärztliche Praxis heute steckt: Einerseits wurde den Ärz- ten jahrelang vorgeworfen, die technische Ausstattung ihrer Pra- xen hielte nicht mit der techni- schen Entwicklung Schritt. Ande- rerseits mißgönnen wenig sach- kundige Kritiker des Gesundheits- wesens den Ärzten heute den er- reichten hohen Stand der techni- schen Ausrüstung und machen die- sen für den vielbeklagten Kosten- auftrieb im Gesundheitswesen in erster Linie verantwortlich. Den Ärzten sei es aufgetragen, die Not- wendigkeit und die Grenzen der technologischen Medizin aufzuzei- gen, immer wieder klarzumachen, daß das ärztliche Wissen, Können und Handeln für den einzelnen Menschen und dessen Familie im Vordergrund stehen müsse.

Micka betonte, die rasch fort- schreitende medizinische Wissen- schaft und Technik habe die ärztli- chen Diagnose- und Therapiemög- lichkeiten sehr stark ausgeweitet.

Zudem habe eine häufig „hem- mungslose und völlig unbedachte"

sozial- und gesundheitspolitische Gesetzgebung die Anspruchshal- tung des einzelnen Bürgers eher gefördert als gebremst. Jeder Ver- such, die Ärzte als Alleinschuldige der Kostenexpansion zu brandmar-

ken, müsse mit Entschiedenheit zu- rückgewiesen werden. Dr. Micka forderte alle Verantwortlichen in Politik, Wissenschaft und Praxis auf, bei der Lösung der Aufgabe, eine sinnvolle Kostenbegrenzung im Rahmen des ärztlich Vertretba- ren und technisch Machbaren zu erreichen, zusammenzuwirken.

Landammann Dr. Christian Jost übermittelte den Willkommensgruß der Verwaltung und der Bürger der Landschaft Davos. Frau Dr. med.

Silvia Bono, Präsidentin des Davo- ser Ärztevereins, betonte, dieser hochstehende Kongreß biete auch den Schweizer Ärzten aufschluß- reiche Einblicke in medizinische Fortbildung und berufspolitische Probleme der Nachbarländer. Die Grüße der Österreichischen Ärzte- kammer überbrachte deren Vize- präsident, Dr. med. Fritz Daume, Wien. Er bekundete das lebhafte Interesse der österreichischen Ärz- te an der Fortbildung und wies auf die in Österreich ähnlich 'gelager- ten berufspolitischen Probleme hin.

Das Kongreßthema — gewählt für Davos und für Badgastein — sei von besonderer Bedeutung für den praktischen Arzt, betonte Prof. Dr.

med. Albert Schretzenmayr (Augs- burg), Vorsitzender des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung.

Die Anstrengungen der Ärzte, durch hohe Investitionen den tech- nischen Stand ihrer Praxen in den letzten dreißig Jahren stetig weiter zu verbessern, seien zwar leider in der Öffentlichkeit nicht immer auf Anerkennung und Dank gestoßen.

Die Ärzteschaft stehe aber trotz unberechtigter Anwürfe der Fort- entwicklung der medizinischen Technik aufgeschlossen gegen- über, und der niedergelassene Arzt brauche heute auch auf diesem Gebiet den Vergleich mit der Klinik nicht zu scheuen. Prof. Schretzen- mayr fügte hinzu, der Fortbildungs- eifer der Ärzte sei kaum zu über- treffen und gewährleiste, daß die Praxis jederzeit up to date sei. DÄ (Bericht über den Festvortrag

„Streß und Arzt" bei den Eröff- nungsveranstaltungen in Badga- stein und Davos nebenstehend).

780 Heft 12 vom 18. März 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die modernen Errungenschaf- ten der Nachrichtentechnik haben wir frühzeitig erkannt Wir, und da- mit das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT, sind stolz darauf, daß wir bereits vor fast 20

Unternehmen Standort E-Mobility OffTEC Green Data Energie Ökopark Events Company Location E-Mobility OffTEC Green Data Energy Ecoparc Events.. Der

Während einer Podi- umsdiskussion wurden die Gäste konfrontiert mit den aktuell brennenden Themen, die das ambulante Operieren zur Zeit belasten: sek- torale Budgets, Scheitern des

Mit diesem Kunstanspruch eines Soziologen entdeckt Mo- rin auf der einen Seite ein relativ amorphes Publikum, eine »Eidgenossenschaft des Geistes« 26 , wie er sich ausdrückt, und

Es ist zu erwarten, dass die bei Yale University Press (im Druck) angekündigte Monographie David Ekserdjians ein Standardwerk über den Maler sein wird... Monographie als

Unterstützung. Ohne dieses Netzwerk hätte ich diese Weiterbildung nicht geschafft. Außerdem ein Dankeschön an meinen Sohn David, der immer, wenn ich Hilfe am Computer benötigte,

Hentschel, Klaus: Die Funktion von Analogien in den Naturwissenschaften, auch in Abgrenzung zu Metaphern und Modellen .... 13 Hubig, Christoph: Analogie und Kreativität

Ein gutes Beispiel da- für wäre etwa Hans Reichenbachs (1891–1953) hübscher Einfall, in seinem auf große Brei- tenwirkung hin konzipierten Buch über den Aufstieg der