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Archiv "DDR-Bezirksärzte: Wertvoller Beitrag" (07.12.2012)

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A 2470 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 49

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7. Dezember 2012 Tage begründenden Diagnosen an-

führen. Ganz zu schweigen von dem enormen Leid, den oft lebenslangen beruflichen, finanziellen und gesell- schaftlichen Nachteilen für die Be- troffenen und deren Angehörige, ins- besondere auch deren Kinder.

Wir brauchen deshalb in allen Ver- sorgungssektoren mehr Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, gleichermaßen mehr psychiatrische Kenntnisse in den Weiterbildungs- ordnungen der übrigen medizini- schen Fachgebiete. Wir können es uns in der Medizin schon lange nicht mehr leisten, auszublenden, dass das Gehirn ein hochkomplexes Organ ist, das mindestens genauso oft und vielfältig erkranken kann wie jedes andere Körperteil auch.

Dr. med. Christa Roth-Sackenheim, 56626 Andernach

Probleme der Niedergelassenen

Herrn Spengler einen Dank, dass er die schwierige Situation der nieder-

gelassenen Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und der Nerven- ärzte direkt anspricht. Diese tragen unter miserablen Arbeitsbedingun- gen weiter die Hauptlast der Versor- gung . . .:

1. Unzureichende Vergütung der zentralen psychiatrischen Ge- sprächsleistungen. Diese sind auch noch gedeckelt mit einem Fallwert von – je nach Bundesland – 40 bis 70 Euro/Fall und Quartal. Und dafür müssen wir eine komplexe Infra- struktur vorhalten, die zum Beispiel deutlich über der der Psychothera- peuten liegt.

2. Die unsäglichen Regresse im Arzneimittelbereich haben in der Vergangenheit die Schnittstelle Kli- nik-Niedergelassener Facharzt aufs schwerste belastet. Nur unter In- kaufnahme persönlicher existenziel- ler Risiken war eine konsequente Weiterbehandlung der schwerer er- krankten psychiatrischen Patienten mit ihrer komplexen Medikation möglich und letztlich budgetär limi- tiert.

3. Die Regressdrohungen im Heil- mittelbereich – im Falle der psych - iatrischen Versorgung vorwiegend Ergotherapie – nahmen uns die Möglichkeit der Erstellung indivi- dualisierter gestufter Behandlungs- pläne, besonders im nachstationären Bereich, aus der Hand . . .

4. Das Angebot einer multiprofessio- nellen Diagnostik und Behandlung könnte auch im Bereich der nieder- gelassenen Fachärzte vorgehalten werden. Die Kinder- und Jugend - psych iatrie zeigt dies mit der Sozial- psychiatrie-Vereinbarung vorbild- lich. Dies gilt umso mehr, da immer weniger Psychiater immer mehr Pa- tienten betreuen müssen . . . Gefragt sind hier die einzelnen Fachärzte und der Berufsverband, die psychiatri- sche Versorgung durch innovative Modelle weiterzuentwickeln, deren zentrales Element Kooperation ist.

Gefragt sind auch die Krankenkas- sen, um gemeinsam mit den KVen die notwendigen Rahmenbedingun- gen herzustellen . . .

Dr. med. univ. Martin Ehrlinger, 80331 München

DDR-BEZIRK RZTE

Die Inhaber dieser Schlüsselposition hatten regelmäßig Kontakt zur Stasi (DÄ 43/2012: „Im Zwei- felsfall für die sozia- listische Sache“ von Rainer Erices und Antje Gumz).

Politisch sattelfest

Als ich den Bericht über die Stasi- arbeit der DDR-Bezirksärzte las, stellte sich mir die Frage:

Was haben diese Leute eigentlich nach der politischen Wende ge- macht? Ist der Ostberliner Bezirks- arzt, der vertrauliche Krankenakten an die Stasi lieferte und Patienten aus ideologischen Gründen in die Psychiatrie einweisen ließ, zur Ver- antwortung gezogen worden?

Nach meiner Erfahrung waren die meisten medizinischen Schlüsselpo- sitionen in der DDR mit Parteimit- gliedern als sogenannte staatliche Leiter besetzt. Bezirksarzt wurde nur jemand, welcher der SED poli-

tisch sattelfest erschien. Während einer sportärztlichen Zusatzausbil- dung als Sportarzt in den Siebziger- jahren an der DHfK Leipzig ließ der lehrgangsleitende Bezirkssport- arzt von Leipzig zunächst eine

„Parteigruppe“ bilden, deren Mit- glieder wohl zusätzliche Informa- tionen erhielten. Nach der Wende traf ich diesen Kollegen bei einem Refresherkurs für Chirotherapie wieder. Er hatte eine sportärztlich orientierte Praxis in Leipzig. Wäh- rend eines ähnlichen sportärztlichen Lehrganges in Dresden meinte die dortige Bezirkssportärztin, dass man wohl gut ohne Parteigruppe auskäme. Das Ergebnis einer Befra- gung von medizinischen Mitarbeitern zum eigenen Gesundheitsverhalten erreichte nicht die vorgesehene medizinische Zeitschrift, sondern kam mit ideologisch motivierten Randbemerkungen des Bezirkgut- achters, dessen Frau Bezirksärztin war, zu mir zurück.

Etliche staatliche Leiter im Gesund- heitswesen der DDR waren nach meiner Beobachtung mehr „Lei-

der“, weil ihre nach außen gezeigte Positionierung nicht mit ihrem wah- ren Inneren harmonierte, so dass sie sich in die seelische Emigration be- gaben. Die meisten Ärzte in der DDR waren eher bürgerlich orien- tiert und arbeiteten so gut wie mög- lich SED-fern.

Dr. med. Jürgen Fege, 09600 Berthelsdorf

Wertvoller Beitrag

Ein wertvoller Beitrag, und zwar aus folgenden Gründen: Noch im- mer liegt im Vergleich zu anderen Gebieten die zeitgeschichtliche For- schung über das Gesundheitswesen in der DDR im Hintertreffen. Aber besonders beeindruckt, dass gleich- falls eine für die DDR-Geschichte insgesamt wichtige und zu oft ver- gessene beziehungsweise nicht be- wusste Frage angegangen wird, noch dazu mit so guter Quellenfun- dierung. In bestimmten Positionen im Partei- und Staatsapparat bedurf- te es gar nicht einer Tätigkeit als IM, um trotzdem durch mit der Po- sition fast organisch verbundene D

S h K 4 f l Rainer Erices undAn

B R I E F E

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7. Dezember 2012 A 2471 ständige Kontakte und die Weise

der Pflege dieser Kontakte Informa- tionen weiterzugeben, die sonst nur über IM eingetrieben wurden; Fak- ten, die bei der Beurteilung man- cher Funktionsträger aus der DDR vergessen werden . . .

Es macht aber auch deutlich, dass die Stasi Schwert und Schild der Partei war und sich beide Seiten kräftig des Schwerts und des Schilds bedienten . . .

Dr. med. Gero Bühler, 85057 Ingolstadt

Geld war nicht das wichtigste Motiv

. . . Im Artikel wird ausgeblendet, dass es sich einerseits hier um je- weils zeitgleich genau 16 Kollegen handelt, bei denen jedem einiger- maßen denkfähigen Menschen klar war, dass sie „der Partei“ angehör- ten und notwendigerweise Kontakte mit der Stasi hatten . . .

Aus dem Artikel konnte man nur ansatzweise herauslesen, dass eine Bezahlung allenfalls ein unterge- ordnetes Motiv gewesen sein kann, sondern die Kollegen in der über- wiegenden Mehrzahl das aus inne- rer Überzeugung getan haben. Ich möchte das nicht schönreden, aber auch das gehört eben zu einer diffe- renzierten Betrachtung.

Fast alle Einzelbeispiele sind unter – leicht geändertem Blickwinkel – durchaus auch anders beurteilbar.

Beispiel: Auswahl der Bewerber für’s Medizinstudium: Aus meiner Abiturklasse gab es fünf Bewerber.

Alle mit unterschiedlichem familiä- rem Hintergrund. Aber die Leistun- gen haben bei allen gestimmt. Alle haben den gewünschten Studienplatz bekommen. Ohne Studiengebühren und trotzdem überfüllter Hörsäle.

Als positiven Kofaktor kann man al- lenfalls eine zeitlich längere Ver- pflichtung zum Wehrdienst nennen.

Aber auch dies war in meiner Semi- nargruppe nur bei der Hälfte der männlichen Studenten der Fall . . . Ich möchte hier keinesfalls das DDR-Regime in Schutz nehmen, es handelt sich um ein Unrechtsregime.

Leider bringen uns derartige Artikel in der Aufarbeitung auch nicht wei- ter, wenn der gesellschaftliche Kon- text ausgeblendet und der Bezug zu

den zur damaligen Zeit (in West wie Ost) herrschenden Moralvorstellun- gen nicht hergestellt wird . . .

Dipl.-Med. Maik Ebert, Leitender Arzt der Abtei- lung für Querschnittgelähmte, Klinik für Wirbelsäu- lenchirurgie und Querschnittgelähmte, Zentralklinik Bad Berka GmbH, 99437 Bad Berka

Schweigepflicht missachtet

Ein wichtiger Punkt darf nicht uner- wähnt bleiben. Die Weisungsbefug- nis der Bezirksärzte und die damit verbundene Berichtspflicht der Ärzte in der DDR konnte und hat die gesetzlich „verbriefte“ ärztliche Schweigepflicht zu jeder Zeit außer Kraft gesetzt. Abgesehen davon ist interessant, wer Zugang zu den un- ter der PKZ registrierten Patienten- daten stationär behandelter Patien- ten hatte. Es gibt noch viel zu tun!

Dr. med. Klaus Penndorf, 39108 Magdeburg

E-KOMMUNIKA TION

Das Universitätskli- nikum Aachen treibt die Entwicklung der elektronischen Fall - akte voran (DÄ 40/

2012: „Elektroni- sche Kommunikati- on: Vernetzung zahlt sich aus“ von Vol- ker Lowitsch und Silke Haferkamp).

Realitätsfern

. . . Hochengagiert und technisch be- geistert hat der Leiter der IT-Direk- tion UK Aachen Möglichkeiten vorgestellt, die offenbar – glaubt man seinen Darlegungen – im Kli- nikbereich für einzelne fokussierte Themen und Teilnehmer tatsächlich auch funktionieren. Schöne heile IT-Welt . . .

„Für niedergelassene Ärzte sind sol- che Lösungen bislang nur als Proto- typen verfügbar“ – lese ich dann kurz vor Schluss, und die reichlichen

„Könnten-, Würden-, Wären-For- mulierungen“ des Textes im Sinne von „Potenzialen“ sind so geschickt verbrämt in „Real-Tat-Szenarien“

eingeformt, dass dem üblichen Krankenkassenversicherten betreu- enden Vertragsarzt/in – wie mir – dann doch der Mut schwindet, das

E KOMMUNI

D n d e a 2 s on: Vernetzungzahlt

alles für bare Münze zu nehmen . . . Denn es fehlen jedwede realitätsna- he Real-Kostenanalysen zum einen, Organisationsideen (von realitäts- nahen Organisations-Machbarkeits- Analysen abgesehen), und die IT- begeisterte Blauäugigkeit „für die Fläche“ wird vollends offenbar, wenn nicht eine Spur davon zu fin- den ist, wie denn das im kassenärzt- lichen Betreuungsalltag mit diesem gültigen Abrechnungssystem (EBM), dem ganz zeitintensiven realen Praxisalltag vom Hausarzt bis zum spezialisierten Fach- arzt dann real gehen soll . . .

Dr. Richard Barabasch, 96178 Pommersfelden

VER SORGUNG

Forscher suchen nach den Gründen für regionale Unter- schiede (DÄ 43/

2012: „Regionale Besonderheiten in der Versorgung: Auf der Suche nach Erklärungen“ von Sabi- ne Rieser).

Ein Grund

Zur Frage der hohen Zahl von Arzt- kontakten in Deutschland gibt es noch ein anderes, hausgemachtes Problem.

Ich bin ein ganz gewöhnlicher „al- ter Mann“. Ich habe einen leichten, gut eingestellten Bluthochdruck, ei- ne mäßige benigne Prostatahyper- plasie und eine Arthrose. Seit Jah- ren bekomme ich im Prinzip die gleichen Medikamente und gele- gentlich physiotherapeutische Maß- nahmen verordnet.

Eigentlich könnte mir generell mein Hausarzt all dies verordnen. Aus Budgetgründen ist dies aber nicht sinnvoll. Also gehe ich in jedem Quartal zu den entsprechenden Fachärzten, um mir diese Verord- nungen zu holen, oft nur bis zur Sprechstundenhilfe.

Die Zahl meiner „Arztkontakte“

könnte also drastisch reduziert wer- den. Sicher ergeht es vielen Ande- ren ähnlich, auch das erhöht die Zahl der Arztkontakte.

Dr. sc. med. Hans-Jürgen Gütz, 10249 Berlin

SO GU

F n f s 2 B d derSuche nach Erkl

B R I E F E

Referenzen

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