Geschichte der BRD und der DDR
Deutschland zum Zeitpunkt der Stunde Null Ausgangssituation
• Frühjahr 45 - Beendigung des 2. Weltkrieges
• Alliiere Mächte übernehmen oberste Regierungsgewalt à alliierter Kontrollrat (nur einstimmige Beschlüsse, 4 Besatzungszonen, Berlin in 4 Sektoren)
• 17.7.-2.8. Potsdamer Konferenz à „Nie wieder Krieg in Deutschland“
à „5 große D’s“ - Demilitarisierung, Denazifizierung, Deindustrialisierung, Dezentralisierung, Demokratisierung
Lebensbedingungen in Deutschland à Deutschland = Trümmerhaufen
• hohe Menschenverluste
• Zerstörungen (Wohnungen, Städte, Verkehrsanlagen, Brücken)
• Aufräumarbeiten in Handarbeit à Trümmerfrauen
• ca. 12 Mio Flüchtlinge/Vertriebene à chaotische Wohnverhältnisse à Wirtschafts-/Versorgungslage
• Wirtschaftsanlagen zerstört à keine Industrieproduktion mehr
• geringer Wert der Reichsmark à Tausch, Zigarettenwährung
• Mangel an Kleidung, Brennmaterial, Lebensmittel à Verhungern, Unterernährung
• Hamstern der Stadtbewohner auf dem Land (Tausch von Luxusartikeln)
• harter Winter 46/47 - Brennmaterial muß „organisiert“ werden à Flüchtlingselend
Ungewissheit über Schicksal vieler Angehöriger und Kriegsgefangener à Suchaktionen
à Verwaltung
praktisch ausgelöscht, keine polit. Repräsentanz à Dtld ist Siegern ausgeliefert à Schuldgefühle
kollektive Schuldvorwürfe nach Öffnung der Konzentrationslager à Haltung der Sieger
feindselige Haltung, Bevölkerung sollte klar werden, daß sie für Krieg verantwortlich Umgang der Alliierten mit Deutschland
Abstimmung untereinander
à Konferenzen (Casablanca, Quebec, Teheran, Jalta) à bedingungslose Kapitulation, Zerstückelung des Reiches Verhalten der USA
à Morgenthau-Plan - Bestrafungen, demokratische Umerziehung, wirtschaftliche Entmachtung, Umwandlung in reines Agrarland à rigorose Forderungen später abgeschwächt
Verhalten Großbritanniens
à Deutschland soll als Machtfaktor erhalten bleiben, in europäisches Sicherheitssystem integriert werden à Bollwerk gegen Bolschwismus à keine völlige Zerstörung der Wirtschaft, keine Zerstückelung à real - Annäherung an Haltung der USA (finanzielle Abhängigkeit) Verhalten Frankreichs
à Sicherheitsinteressen, Revanchebedürfnis, Gebietsinteressen, wirtschaftliche Interessen
Verhalten der Sowjetunion (Gegensatz)
à hohe Reparationen (will Einfluß auf Ruhrgebiet)
à Deutschland als Sprungbrett zur sowjet. Expansion (D als Einheit, SU als Befreier Dtlds)
Zusammenfassung
• divergierende Nationalinteressen
• geringe Effektivität der Kontrollrates, zoneninterne Regelungen
• Rivalität der Alliierten im Umgang mit Deutschland à Ost-West-Konflikt Deutschlandpolitik der Alliierten à O-W-Gegensatz
Potsdamer Abkommen
à Versuch, Einigkeit zu demonstrieren, Differenzen zwischen Alliierten Vorteile für Stalin
• vollendete Tatsachen
• einziger Teilnehmer an allen Konferenzen
• USA braucht „gutes Einvernehmen“ mit SU Ergebnisse
• politisch - Alliierter Kontrollrat als oberste Regierungsgewalt, 5 große D’s
• wirtschaftlich - Vernichtung allen Kriegspotentials, Schwergewicht der Landwirtschaft, Kontrolle, Reparationen
• territorial - Gebiete östl. Oder-Neisse unter poln./ruß. Verwaltung, 4 Besatzungszonen, 4 Sektoren in Berlin
Bewertung
• Versuch Unterschiede zu Überdecken (strittige Fragen nicht eindeutig geklärt)
• besonders USA zu Zugeständnissen bereit (friedliches Zusammenleben mit SU)
• trotzdem zeigt Verlauf den Ost-West-Konflikt Unterschiedliche Besatzungspolitik ab Sommer 45
à Westmächte (bes. USA)
• eigenständiger Neubeginn, Demokratisierung, dt. Verwaltung
• westliche Besatzungszonen als Bollwerk gegen Kommunismus stärken (Containment = Eindämmung)
à Umdenken in der Behandlung à Sowjetunion
• Zentralisierung nach sowjet. Muster, kommunistisch geprägtes Gesamtdeutschland
• gegen westliches Expansionsstreben (Imperialismus, Kapitalismus) à Integration in kommunistisches Lager
Ost-West-Gegensatz
à Entstehung - Zerfall der Anti-Hitler-Koalition
• westliche Staaten - Containment-Politik, Hilfeleistungen beim Wiederaufbau (Marschallplan), Stoppen der Kredite/Reparationen an SU, SU nicht an Kontrolle des Ruhrgebietes beteiligt
• östliche Staaten - Volksdemokratien nach sowjet. Vorbild, Druck auf
Griechenland/Türkei à Expansionsbestrebungen, Ablehnung der Marschall-Plan- Hilfen
à machtpolitische/ideologische Gründe à O-W-Gegensatz à Kalter Krieg
à theoretische Erklärungsversuche für Ost-West-Konflikt
• Traditionalisten - Machtstreben der SU, Reaktion der USA (Containment)
• Revisionisten - USA hat Sicherheitsbedürfnis der SU bedroht (Atombombe), SU reagiert um Einflußbereich zu sichern
• Reaktive Mechanik wechselseitiger Fehlwarnehmungen
à Auswirkungen auf Deutschland
• Deutschland = Zentrum
• Spaltung und jeweils Integration in einzelne Blöcke
• Eiserner Vorhang mitten durch Deutschland
Integration der beiden dt. Staaten in die jeweiligen Machtblöcke
à oft wechselseitige Durchführung verschiedener Maßnahmen (z.B. Währungsreform: BRD - 20.6.48, DDR 23.5.48)
Integration der DDR in den Ostblock
SED als Instrument der Fortsetzung der sowjet. Deutschlandpolitik
2 Hauptziele: Forderung nach Dt. Einheit, Einführung des kommunistischen Herrschafts- und Gesellschaftssystems
à diktatorische Einheitspartie, Antriebsmotor Walter Ulbricht Stationen
• März 1948 - Deutscher Volksrat - Beratung über Verfassung
• Juni 1948 - Währungsreform
• Mai 1949 - Dritter Volkskongreß à Verfassung, provisorische Volkskammer
• 7.10.49 - Gründung der DDR
• wirtschaftliche Integration - 1950 erreicht; zweiseitige Verträge mit
Ostblockstaaten, Mitglied im RGW (Abstimmung der Volkswirtschaften untereinander, Transportsystem, Industrieentwicklung)
• militärische Integration/militärischer Aufbau bis 1956 - militärische Organisation der SED, Warschauer Pakt (Mitglied 1955), NVA unter Warschauer Pakt
• ab August 1961 - Mauerbau in Berlin
à DDR = Frontstaat à Vorbild für andere (auch wirtschaftliche Stärke, polit. Linientreue)
Integration der BRD in das westliche Bündnis wichtige Ziele Adenauers
• Zusammenarbeit und Vorleistungen gegenüber Weststaaten
• keine nationalen Alleingänge, Abstimmung mit Westmächten
• Eingliederung in europäische Politik, Versöhnung mit Frankreich
• volle Souveränität, Wiedervereinigung im Rahmen eines vereinten Europas Problem - vorübergehende/langfristige Teilung wird in Kauf genommen Stationen
• bis Herbst 1947 - Kommunal-/Landtagswahlen à polit. Neuorganisation
• Bizone als wirtschaftliche Einheit (USA, Engl - 1947)
• Juni 47 Münchner Konferenz (Scheitern schon bei Grundfragen) à Ost-West-Gegensatz
• Juni 1948 - Währungsreform (Ende des Schwarzmarktes, wirtschaftlicher Aufschwung)
• Juni 48 - Mai 49: Berlin Blockade à Luftbrücke
• Juli 1948 - Frankfurter Dokumente à Parlamentarischer Rat (Verfassung), förderalistische Neugliederung, Besatzungsstatut (Alliierte Oberhoheit)
• September 1948 à Parlamentarischer Rat à Grundgesetz der BRD
• April 49 Bizone + Frkr à Trizone
• 23.05.1949 à Grundgesetz tritt in Kraft, 14.8. 1. Bundestagswahl
• 1. Kanzler - Konrad Adenauer, 1. Präsident - Theodor Heuss
• politische Integration - 1951 - Mitglied im Europarat
• ab Herbst 1950: Aufbau einer Verteidigungsgemeinschaft (BRD als Frontstaat)
• 1952 EVG (u.a. Deutschlandvertrag - Souveränität) à 54 Scheitern in franz.
Nationalversammlung
• 52/54 - Stalin-Noten à Angebote für Friedensvertrag à Ablehnung ohne Verhandlungen (da keine Westintegration möglich)
• wirtschaftliche Integration - 1952 - EGKS à gemeinsamer Markt für Kohle und Stahl à Grundlage für weitere wirtschaftliche Zusammenarbeit (Röm. Verträge)
• 1954 - Pariser Verträge à WEU, Aufbau einer Armee in Deutschland
• militärische Integration - 1955 - Mitglied der NATO (NATO hat Bundeswehroberbefehl)
Vom Kalten Krieg zur Deutschen Vereinigung - Kennzeichen der Politik ab 1955
1955-1966
BRD à CDU/CSU-FDP-Koalition
Hallstein-Doktrin, Alleinvertretungsanspruch, Wiedervereinigung als Ziel à starre, unflexible Haltung, bloße Reaktion
à Integrationspolitik DDR
Wiedervereinigung nur bei sozilist. Deutschland, Zwei-Staaten-Theorie, verstärkte Abgrenzungspolitik (Mauer)
à aktive Rolle in der Deutschlandpolitik 1966-1969
BRD à Große Koalition
allmähliche Umstellung, aktiver und flexibler, Lockerung der Hallstein-Doktrin Angebot zur Aussöhnung, Verhandlungen über praktische Fragen/menschliche Erleichterungen
DDR
alle Fortschritte werden von Anerkennung der DDR abhängig gemacht à „Alles oder Nichts“, starre, unflexible Position, bloße Reaktion 1969-1982
BRD à Sozialliberale Koalition à „Wandel durch Annäherung“
neues Konzept - Entspannung und Friedenssicherung, Gewaltverzicht Ostverträge
Moskauer Vertrag (70)- Gewaltverzicht, Unantastbarkeit der Grenzen
Warschauer Vertrag (70)- Westgrenze Polens (Oder-Neisse), Zusammenarbeit Prager Vertrag (73)- diplomatische Beziehungen
Viermächteabkommen über Berlin (71) - Beziehung zu BRD, Zufahrtswege werden garantiert
Grundlagenvertrag mit DDR - ständige Vertretungen (keine Botschaften), menschliche Erleichterungen (Reisen, Familien), Präambel zu Darstellung der unterschiedlichen
Auffassungen
DDR à Ulbricht durch Honecker abgelöst (1971)
1975 - Schlußakte der KSZE (à Menschen-/Grundrechte) Opposition wird bestärkt
à Repressalien, innenpolit. Stabiliesierung (Konsumgüter, Sozialleistungen)
DDR als Sozialstaat à Aufzehrung der wirtschaftlichen/finanziellen Reserven 1982-1989
BRD à CDU/CSU-FDP-Koalition
Orientierung an Europapolitik, kaum neue Impulse aber Einhaltung der geschlossenen Verträge DDR
Widerstand gegen Demokratisierungsbestrebungen in Osteuropa, keine Dialog- oder Reformbereitschaft, harte Repressalien gegen Gegner
à Herbst 1989 - Friedliche Revolution und Sturz des SED-Regimes Herbst 1990
20.9. - Einigungsvertrag, 3.10. - Beitritt der DDR zur BRD
Hintergründe und Stationen der friedlichen Revolution in der DDR
• Demokratisierungsbestrebungen in osteuropäischen Staaten seit März 1986 (Gorbatschow hebt Breschnew-Doktrin auf) à UdSSR achtet Eigenständigkeit, kein militärisches Eingreifen in anderen Staaten
• DDR - keine Reformbereitschaft à Unzufriedenheit führt zu Stärkung der Opposition, „Zeichen der Zeit“ werden verkannt
• Mai 1989 - Öffnung des Grenzraumes zwischen Ungarn und Österreich à Flucht vieler DDR-Bürger in Botschaften
• Ende September - Botschaftsflüchtlinge dürfen per Bahn in BRD ausreisen (über DDR-Gebiet)
• 6.-8.10.89 - 40-jähriges Bestehen à Massendemonstrationen und Militäreinsatz
• 18.10. Absetzung Honeckers - Krenz als Nachfolger à demokratische Erneuerung
• Massenaustritte aus der SED
• 7./8.11. Rücktritt von Regierung und Poltibüro
• 9.11. allgemeine Reisefreiheit à Fall der Mauer, Sturz des SED-Regimes
• 1.7.90 - Währungsreform à D-Mark
• 20.9. Bundestag und Volkskammer verabschieden Einigungsvertrag
• 24.9. Austritt aus Warschauer Pakt
• 3.10. Tag der Deutsche Einheit Staatsvertrag
à Währungsunion - DM, Deutsche Bundesbank als Zentralbank, Umtauschkurse
à Wirtschaftsunion - Privateigentum, freie Preisbildung, Wettbewerb, Gewerbefreiheit, freier Verkehr, marktwirtschaftliche Steuer-/Finanz-/Haushaltswesen, DDR-Landwirtschaft in EG-Agrarsystem eingeführt
à Sozialunion - Renten-, Kranken-, Arbeitslosen-, Unfallversicherung, Sozialhilfe, Tarifautonomie, Koalitionsfreiheit, Streikrecht, Mitbestimmung, Betriebsverfassung, Kündigungsschutz
Strukturblatt
• Deutschland zum Zeitpunkt der Stunde Null
• Lebendbedingungen
• Umgang der Alliierten
• Deutschlandpolitik der Alliierten - Ost-West-Gegensatz
• Unterschiedliche Besatzungspolitik
• Ost-West-Gegensatz
• Integration der beiden Dt. Staaten in die Machtböcke
• vom Kalten Krieg zur Deutschen Vereinigung
• Politik der einzelnen Phasen
• Hintergründe Stationen der friedlichen Revolution in der DDR