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Archiv "Musik für Kinder: Mehr als der „Mozarteffekt“" (12.09.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 37

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12. September 2014 A 1529 MUSIK FÜR KINDER

Mehr als der „Mozarteffekt“

Wer von Kindesbeinen an gemeinschaftlich singt und musiziert, verbessert nicht nur kurzfristig seine kognitiven Leistungen, sondern fördert auch sein Einfühlungs - vermögen. Ein Benefiz-Projekt will das Musizieren wieder in die Familien bringen.

S

ingen und Musizieren macht schlau und glücklich. Mit die- sem Argument plädieren Pädagogen gerne für eine möglichst frühe musi- kalische Erziehung von Kindern.

Dass das Singen positive Effek- te für den Spracherwerb, das Ge- dächtnis und die motorischen Fä-

higkeiten eines Kindes haben kann, werden die wenigsten bezweifeln.

Doch diejenigen, die sich auf wis- senschaftlicher Basis mit diesem Themenfeld auseinandersetzen, ha- ben noch einiges zu tun, um he- rauszufinden, wo und wie genau das Musizieren auf den Menschen wirkt.

Das bestätigt auch der Neurologe und Direktor des Instituts für Mu- sikphysiologie und Musikermedi- zin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH), Prof. Dr. med. Eckart Altenmüller. Er ist Mitglied im Ku- ratorium des Projektes „Ganz Ohr!

Musik für Kinder“, das sich zum Ziel gesetzt hat, das gemeinsame

Singen und Musizieren wieder ver- mehrt in die Familien zu tragen.

Das Benefizprojekt soll den Ein- stieg in das gemeinsame Singen er- leichtern. Auf einer interaktiven Website finden Interessierte unter anderem Liedblätter zum Mitsin- gen, Fingerspiele und Kniereiter.

Altenmüller beschäftigt sich seit Jahren mit den neuronalen Auswir- kungen musikalischen Lernens im Kindes- und Jugendalter. „Musizie- ren fördert die Entwicklung des Ge- hirns durch Vernetzung und durch die Vergrößerung bestimmter Ner- venbahnen“, erklärt er. „Es werden besonders günstige Netzwerke zwi- schen dem Hören und Bewegen an- gelegt, also zwischen den Schläfen- lappen, wo das Gehör repräsentiert ist, und den Planungs- und Bewe- gungszentren im Stirnhirnlappen.“

Der Neurologe geht davon aus, dass das gemeinsame Singen über den kurzfristigen, sogenannten Mozart- effekt hinausgeht. Jener Effekt be- schreibt eine kurzfristige Verbesse-

rung der kognitiven Leistungen durch bestimmte Stimuli, worunter nicht nur das Musikhören oder -ma- chen, sondern auch sportliche Akti- vitäten fallen können.

Die Wirkung des gemeinschaftli- chen Musizierens, vor allem im frü- hen Kindesalter, sei aber nachhalti- ger, erklärt Altenmüller. Es wer- den die rationale Planung und eine emotionale ganzheitliche Wahrneh- mung gefördert, ein Mehrwert ge- genüber dem Sport- oder Schach- training. Obgleich neuere Studien belegen, dass gemeinsames Musi- zieren das Kooperationsverhalten bei Kindern positiv beeinflusst, sieht Altenmüller in diesem Bereich aber noch Forschungsbedarf: „Wir müssen genauer schauen, was an der Musik der wichtigste Effektor ist. Ist es das Emotionale? Oder sind es Rhythmus und Melodie?“

Aus pädagogischer Sicht ist vor allem das gemeinschaftliche Musi- zieren mit den Eltern wichtig. Doch gerade innerhalb der Familien werde immer weniger musiziert, sagt Prof.

Dr. Hans Bäßler, Leiter und Mitini- tiator des Projekts „Ganz Ohr! Mu- sik für Kinder“ und Professor für Musikpädagogik an der HMTMH.

Das könne man am besten vor dem geschichtlichen Hintergrund in Deutschland erklären, so Bäßler. In den Fünfziger Jahren wurde das Sin- gen teilweise als präfaschistisch ver- standen, und die darauffolgenden Generationen sind in den Schulen mit dem Singen nicht mehr so inten- siv in Kontakt gekommen. Es gehe nicht um ein professionelles Musi- zieren vor Publikum, sondern viel- mehr um ein Urbedürfnis des Men- schen zu singen. Das werde jedoch immer weniger kultiviert. Hier gebe es Handlungsbedarf.

Johanna Protschka

@

www.ganzohr.org Gemeinsames

Singen und Musi- zieren fördert sowohl aus neuro-

logischer als auch aus pädagogischer

Sicht die Entwick- lung eines Kindes.

Foto: picture alliance

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