Einsatz der Gewässergütemodellierung in Wissenschaft und Praxis – Übersicht zu Modellsystemen und den räumlichen und zeitlichen Anwendungsbereichen
Prof. Dr.-Ing. André Niemann Florian Blaswich M.Sc.
Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft 6. Workshop: Gewässergütemodellierung 2018 Koblenz, 23/24. Oktober 2018
Modellanwendungen und -ansätze
Übersicht zu nationalen und internationalen Modellansätzen
Deterministische Modelle / Bilanzmodelle - Systeme
Ausblick / Perspektiven und Herausforderungen
Inhalt
André Niemann • Florian Blaswich • Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft • Universität Duisburg-Essen • Koblenz • 23. Oktober 2018
u.a.
Auswahl nationaler und internationaler deterministische Modelle
QSim
DWA FGSM
AQUASIM
SOBEK
MIKE QUAL2
CASiMiR
CE-QUAL- W2
LARSIM
WASP
SWAT
NASIM/
HYDRO_AS-2d
u.v.m.
André Niemann • Florian Blaswich • Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft • Universität Duisburg-Essen • Koblenz • 23. Oktober 2018
Auswahl nationaler und internationaler Bilanzmodelle
MONERIS
MoRE
GREAT-ER
STOFFBILANZ
u.a.
Modelle (Auswahl) Entwickler Anzahl der Anwendungen
QSim BfG > 70
DWA FGSM DWA > 50
AQUASIM EAWAG > 100
CE-QUAL US Army Corps of Engineers /
(Portland State University) 2.390 (Stand 10/2018)
DUFLOW/SOBEK/Delft 3-D WQ Deltares > 250
QUAL2 US EPA > 800 (hohe Anzahl unbekannter)
CASiMiR Universität Stuttgart > 60
WASP US EPA
LARSIM LARSIM-Entwicklergemeinschaft > 30 (geschätzt)
SWAT ARS/div. Einrichtungen > 300 (geschätzt)
MIKE DHI > 500
NASIM/HYDRO_AS-2D Hydrotec > 1.000
MONERIS IGB > 30
MoRE KIT, UBA in Entwicklung (hohe Aktualität)
GREAT-ER Universität Osnabrück > 40 (hohe Aktualität)
STOFFBILANZ TU Dresden, GALF unklar/offen
(Rechercheergebnisse/Befragungen 10/2018)
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Deterministische Modelle
QSim DWA FGSM
Systembausteine von QSim
Quelle: BfG, 2012
Modellberechnung:
Wassertemperatur der Erft
Quelle: Christoffels, 2016
- Flusshygiene an Rhein und Berliner Gewässern (2016-2018)
- Wärmelastsimulation deutscher Gewässer (2016) - Phytoplanktonwachstum in Elbe und Weser (2015)
u.v.m.
Mehr als 70 Anwendungen bei der BfG seit 1980, u.a.:
Corbicula
Quelle:Wirbellotse.de
Bausteine:
Strahlung, Abfluss, Wassertemperatur, BSB/CSB, Nährstoffe, Konsumenten I & II, Sedimentaustausch, Schwebstoffe,
Sauerstoff, pH-Wert, Schwermetalle, Organische Schadstoffe, u.a.
Anwender: Deutschlandweit (Bayerisches Landesamt für Umwelt, BfG, div. Universitäten, Lippeverband,
Erftverband…), Niederlande, Luxemburg
Projekte: Erft, Neckar, Werse, Werre, Niers, Weiße Elster, Glems, Dhünn, Wupper, Altmühl, Lippe, Seseke, Main, Ruhr…
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AQUASIM DUFLOW/SOBEK/Delft 3-D WQ
Benutzeroberfläche SOBEK
Quelle: Deltares, 2018
Biofilm Reactors Mixed Reactors Flussabschnitte
Advective-Diffusive Reactors Gesättigte Bodensäulen
Compartmenttypes
Quelle: Reichert et al.
Prozesse:
Hydrodynamische Simulationen, Parameterabschätzungen, Analyse von Unsicherheiten, Advektion, Dispersion
Anwendungsbeispiele:
Zahlreiche Fließgewässer wie Lahn, Glatt, Limmat, u.a. auch Gewässergütemodellierung für die untere Havel (2001)
Anwendungsbeispiele:
Durchgängigkeit am Abschlussdeich zwischen Ijsselmeer und Wattenmeer, Niederlande (Becker et.al., 2012),
Steuerreglement Oberrhein / Modellierung in SOBEK (Schwanenberg et al., 2008) u.v.m.
Prozesse:
Be- und Entwässerungssysteme, Flusssysteme, Kanalisations- systeme, Hochwasser- und Überflutungsszenarien, Gewässer- güteprognosen–Mgl. Detailbetrachtungen sind zu prüfen -
Modellkonzept RWQM1 der IWA
Quelle: Reichert et al.
Modulares Modellsystem 1D –2D – 3D (globale community)
CASiMiR MIKE
Softwarepaket MIKE
Quelle: DHI, 2018
Module CASiMiR
Quelle: Schneider, 2018
Seit 2013 knapp 60 Anwendungen in 7 Ländern (EAWAG, ARGE Limnologie, KIT, Ingenieurbüros, Universitäten, Bezirksregierungen, …)
Anwender:
Staatliche Organisationen & öffentliche Träger,
Bauunternehmen, Ingenieure, Industriebetriebe, Hafen-, Wasser- & Energiewirtschaft
Größen:
Sediment, Temperatur, Bakterien, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Silikat, Phytoplankton, Zooplankton, benthische Algen
Modul Migration wird z.Zt.
hinsichtlich Auf- und
Abwärtswanderung erweitert
Größen:
Abfluss, Strömung, Wassertiefe, Fließgeschwindigkeit
Quelle: casimir-software.de, 2015
Modulares Modellsystem 1 - 3D
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QUAL2 CE-QUAL-W2
Anwendungen:
aktuell 2.390 Anwendungen in 166 Ländern an Flüssen, Seen und Ästuaren hinsichtlich Gewässertemperatur, Salinität, Algenwachstum, Nährstoffhaushalt, Sauerstoff 36 Anwendungen in Deutschland,
z.B. an Rhein, Ruhr, Wupper, auch Dhünn-Talsperre BMBF- ENERWA Projekt 2017 u.a.
Dhünn-Talsperre
Quelle: Wupperverband, 2017
Größen:
Sediment, Wassertemperatur, Sauerstoff, Bakterien, Stickstoff, Phosphor, Silikat, Zooplankton
Größen:
Sauerstoff, Temperatur, Algen, Stickstoff, Phosphor, Coliforme, Phytoplankton
Prozesse:
Hydraulische Simulationen, Zu- und Abflüsse, Stoffeinträge, und Nährstoffbelastung
Anwendungsbeispiele: mehr als 800 Anwendungen Gewässergütemodell des Bagmati River in Kathmandu, Nepal (Kannel et al., 2007)
Gewässergütemodell des Umpqua River, Oregon, USA (Turner et al., 2006)
Gewässergütemodell des Wenatchee River, Washington, USA (Cristeaet al., 2005) u.v.m. ….
Quelle: cee.odx.edu/w2/
WASP
Größen:
Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Phytoplankton,
Sediment, Temperatur, Algen, Pathogene, Metalle, pH- Wert
Prozesse:
Stoffumsetzungsprozesse, Sedimenttransport, Sedimentinteraktion, Wassertemperatur
Anwendungsbeispiele:
Einsatz am Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig (UFZ), am Institut für Gewässerschutz in Magdeburg, Umsetzung der WRRL an der Saale
TU Darmstadt u.v.m. (vor allem international)
LARSIM
Wasserhaushalts- und Wassertemperaturmodell Anwendungsbereiche:
Klimafolgenuntersuchungen Landnutzungsänderungen
(Hydrologische) Bemessung / Sicherheitsüberprüfung Wärmelastplanung
Machbarkeitsstudien (z.B. Trinkwassertalsperre) Wirkungsanalysen (z.B. Hochwasserrückhalt Donau)
Regionalisierung von Abflüssen / Bedeutung von Punktquellen Grundwasserneubildung / Bodenwasserhaushalt und Antrieb von GW-Modellen
Hydrologischer Randantrieb für hydraulische Berechnungen (z.B. HWGK)
Hydrologischer Randantrieb für Stoffstrommodellierung (MONERIS-BW)
Forschung und Entwicklung Anwender:
Landesämter in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Österreich und der Schweiz, Ingenieurbüros
LARSIM-Prozesse
Quelle: larsim.info., 2018
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SWAT
Soil and Water Assessment Tool
Prozesse: Sedimenttransport, Nährstoffhaushalt, Einfluss von Pestiziden
Anwender:
USA, Verschiedene Institute und Einrichtungen in Südamerika, Europa, Afrika und Asien
In Deutschland (auch Weiterentwicklung): JLU Gießen (AG Frede), Uni Kiel (AG Fohrer), UFZ, u.v.m.
Weiterentwicklung SWIM am Potsdam Institute for Climate Impact Research: Soil an Water Integrated Tool Zahlreiche Kopplungsprojekte
SWAT-Gebietsbetrachtung
Quelle: swat.tamu.edu., 2018
HYDRO AS-2d
Größen:
Abfluss, Wassertemperatur, Fließgeschwindigkeit, Schad- und Schwebstoffe, Niederschlagsdaten, Schubspannung
Prozesse: Mit entsprechenden Add-Ons zu berechnen Überschwemmungsgrenzen, Überflutungsdauer, Strömungsgeschwindigkeiten, Wassertiefen, Retentionswirkung, Sohlschubspannung,
Schwebstoffablagerungen, Geschiebetransport, Wärmetransport
Anwendungsbeispiele: Über 300 Anwender weltweit Geschiebetransportmodellierung in der Salzach (2015), Entwicklung kommunaler Hochwasserschutzkonzepte (Lennestadt 2016), Hydraulische Modellierung im Rahmen von Polderplanungen am Rhein (2016) u.v.m.
HYDRO_AS-2D Zusatzmodule
Quelle: Hydrotec., 2018
Schad- und
Schwebstoffmodul
Keine aktive Stoffum- setzungsbetrachtung Alternativ: NASIM Stofftransportmodell (ohne Stoffumsetzung)
Prozesse:
Landoberfläche, Bodenzone
Prozesse:
Gerinne, Aue
Bilanzmodelle
André Niemann • Florian Blaswich • Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft • Universität Duisburg-Essen • Koblenz • 23. Oktober 2018
MONERIS MoRE
N P
N P SM
PAKAktuell: Betrieb und Weiterentwicklung (MoRE NRW) durch das LANUV NRW und weitere Organisationen
Anwendungsbeispiele:
450 Flusssysteme Europas
Nährstoffberechnung Donau (2000-2016),
Umweltauswirkungen des globalen Wandels im Elbegebiet (2009-2011), Abschätzung der Nährstoffeinträge für die Flussgebietseinheit Weser (2011-2014), u.v.m.
Benutzeroberfläche MONERIS Quelle: Moneris.igb-berlin.de, 2018
Anwendungsbeispiele:
Stoffeintragsmodellierung in Luxemburg mit MoRE, EU-Projekt: EmiSûre –Mikroschadstoffe in Gewässern Harmonisierung der Eintragsdaten und Ansätze im Inn- Einzugsgebiet, Analyse der Nährstoffeinträge in Baden- Württemberg, Forschung zur zeitlichen und räumlichen Auflösung im Nidda-Einzugsgebiet (2015-2018)
Quelle: Früh, D. et al., 2018
Mikro
GREAT-ER STOFFBILANZ
Benutzeroberfläche STOFFBILANZ
Quelle: Gebel, M. et al., 2018
Prozesse:
Quantifizierung von pfadspezifischen, diffusen Stickstoff-, Phosphor- und Sedimenteinträgen
Anwendungen:
Bilanzierung der Nährstoffeinträge in sächsische Gewässer im Zeitraum 2016-2021 (2018), Berechnung des Sedimenteintrags für Baden-Württemberg (2017), Auswertung und Darstellung von Nährstoffmonitoringdaten im Elbeeinzugsgebiet (2016)
Mikro
Verfügbare Einzugsgebiete: Elbe, Ruhr, Sieg, Main, Donau, Itter, Hase, Glatt, ggf. weitere
N P
Eintrag und Verbleib von Chemikalien
(aus Krankenhäusern, Industrie und Landwirtschaft)
Anwendungsbeispiele
EU-Projekt: EmiSûre –Mikroschadstoffe in Gewässern
Modellierung von Zinkemissionen und –immissionen an der Ruhr (2007), Humanpharmazeutika in der Elbe (2002)
Anwender: Bezirksregierungen, Verbände, Universitäten
Aktuell: Betrieb und Weiterentwicklung (GREAT-ER NRW) durch das LANUV
Sediment
Benutzeroberfläche GREAT-ER NRW
Quelle: Früh, D. et al., 2018
André Niemann • Florian Blaswich • Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft • Universität Duisburg-Essen • Koblenz • 23. Oktober 2018
Ausblick, Perspektiven Herausforderungen der Gütemodellierung
Vielfalt der Systeme:
Es bleibt bei der Auswahl der Modelle je nach Fragestellung(en)
„Everything should be made as simple as possible, but not simplier“ [Albert Einstein]
Die Qualität der Modelle und der Ergebnisse hängt von Qualität und Quantität der Eingangsdaten und von der Erfahrung der Modellanwender ab
Nach wie vor hoher Zeitaufwand für Datenbedarf, -aufbereitung und Modellbildung, Kalibrierung sowie System- und Szenarienanalyse
Nach wie vor hat die Gütemodellierung ein hohes Potenzial zur Unterstützung bei der Maßnahmenplanung, von Genehmigungsverfahren und zur
Optimierung von Monitoringkonzepten Modellentwicklung findet statt ☺
Parallelisierung der Modelle als Chance zur Operationalisierung.
Die Digitalisierung bietet Chancen zur Weiterentwicklung darüber hinaus.
(Datenkopplung, Online-Prognosefähigkeit, verbesserte DSS-Fähigkeit, u.v.m.)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Prof. Dr.-Ing. André Niemann Universität Duisburg-Essen
Zentrum für Wasser- und Umweltforschung Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft Universitätsstraße 15
45141 Essen
Mail: andre.niemann@uni-due.de Tel.: 0201/183-2225
Florian Blaswich M.Sc.
Universität Duisburg-Essen Zentrum für Wasser- und Umweltforschung Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft
Universitätsstraße 15 45141 Essen Mail: florian.blaswich@uni-due.de Tel.: 0201/183-2677