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Gesundheit & langes Leben

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2021 | www.diepta.de

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er Echte Ginseng (Syn.

Koreanischer Ginseng, Panax ginseng C.A.

MEYER) gehört zur Familie der Araliengewächse (Arali- aceae) und ist damit mit unserem Efeu verwandt. Die eher unschein-

bare Pflanze bildet etwa 30 bis 80 Zentimeter (cm) hohe dünne Stän- gel, an denen vier- bis fünfzählige, handförmig geteilte, langgestielte Blätter stehen. Nach drei bis vier Jahren blüht der Ginseng zum ersten Mal. Jeweils 15 bis 30 kleine weiße

bis grünliche Blüten erscheinen in Dolden, aus denen sich hellrote, glänzende Beeren mit jeweils zwei Samen entwickeln. Von heilkundli- chem Interesse ist ihre spindelför- mige, bräunlich-gelbe Wurzel mit geteilter Spitze, die etwa 12 bis 20 cm lang und bis zu 2 cm dick wird.

Man findet die im Schatten gedei- hende Pflanze wildwachsend an den Nordhängen der tiefen Bergtäler Ostasiens in den Urwäldern von Nordkorea und der Mandschurei.

Kulturginseng Heute sind wilde Ginsengpflanzen eher selten. Da sie in freier Natur nur äußerst langsam wachsen, werden sie inzwischen auf- grund der großen Nachfrage kulti- viert. Große Kulturen befinden sich vor allem in Korea, China, Japan, der Ukraine und der Umgebung von Moskau. Dort wächst die mehrjäh- rige Staude in schattigen Wäldern als Unterwuchs oder mit Strohmat- ten abgedeckt auf Plantagen. Der Ginsenganbau erfolgt noch heute oft ausschließlich in aufwendiger Hand- arbeit und erfordert einen großen Arbeitsaufwand sowie viel Geduld.

Erst nach etwa sieben Jahren haben die Wurzeln ein Gewicht von 60 bis 100 Gramm erreicht und können ge- erntet werden. Wildwachsende Wurzeln würden erst in einem Alter von 150 bis 200 Jahren derart kräftig sein und ein derartiges Gewicht auf- weisen, allerdings mit einem höhe- ren Wirkstoffgehalt als die kulti- vierte Variante. Für den Handel werden die Wurzeln einzeln geprüft und nach Größe und Aussehen und damit nach Qualitätsklassen sor- tiert. Je größer und kräftiger die Wurzel und je ausgeprägter und un- verletzter ihre feinen Haarwurzeln sind, um so höher ist ihr Wirkstoff- gehalt.

Roter und weißer Ginseng Es wird zwischen roter und weißer Ginsengwurzel unterschieden.

Dabei handelt es sich nicht um ver- schiedene Sorten, sondern um un- terschiedliche Handelsformen. Prin- zipiell unterscheiden sich diese

BOTANICALS

Gesundheit &

langes Leben

© bong hyunjung / iStock / Getty Images Plus

In der asiatischen Medizin wird Ginseng seit Jahrtausenden als Allheil-

mittel zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit einge-

setzt. Auch bei uns wird er als Tonikum vertrieben. Was kann er wirklich?

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beiden nicht in ihrer Wirksamkeit, sie wurden lediglich nach der Ernte anders behandelt. Werden die leicht verderblichen, weißen Wurzeln zur Sterilisierung und Konservierung vor dem Trocknen mit heißem Was- serdampf behandelt, wird die Mail- lard-Reaktion in Gang gesetzt, durch die die Wurzeln eine rot- braune Farbe und eine hornartige Beschaffenheit annehmen. Da für die Zubereitung des roten Ginseng Wurzeln von hoher Qualität ausge- wählt werden, lassen sich meist auch gewisse qualitative Unterschiede feststellen. Roter Ginseng wird in der Regel zwei Jahre später als wei- ßer Ginseng geerntet. Damit sind seine Wurzeln älter und tragen mehr feine Haarwurzeln, sodass sie häufig einen höheren Wirkstoffgehalt ver- zeichnen.

Wundersame Wurzel Im chine- sischen Sprachraum heißen die Wurzeln „schen-schen“ oder „schin- schen“, was so viel wie „Menschen- wurzeln“ bedeutet. Der Name ist auf ihre menschenähnliche Gestalt zu- rückzuführen und wurde dann bei uns zu „Ginseng“ eingedeutscht. Das ungewöhnliche Äußere hat seit jeher die Fantasie der ostasiatischen Völ- ker angeregt. Unzählige Geschichten und Legenden ranken um die Wur- zel, in denen ihr wahre Wunderwir- kungen nachgesagt werden. Bereits alte chinesische Bücher berichten, dass sie die Lebensgeister wecken, die Seele harmonisieren und die Ge- danken klären soll. Bei langer Ein- nahme wurde eine den Körper kräf- tigende und das Leben verlängernde Wirkung versprochen. Noch heute zählt Ginseng in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu den bedeutendsten Heilmitteln, und wird als Mittel zur Stärkung der Le- benskraft Qi eingesetzt wird. Auf diese quasi allheilende Wirkung geht der Gattungsname Panax zu- rück, der „allheilend“ bedeutet (von griech. pan = alles und akos = Heil- mittel). Wegen dieser sagenhaften Heilkräfte waren die Wurzeln im alten China hochbegehrt und nur

den Kaisern vorbehalten. Ginseng galt als so wertvoll, dass er neben Gold und Silber als Zahlungsmittel gebräuchlich war. Nach Europa ge- langte die Wurzel bereits im neunten Jahrhundert. Arabische Seefahrer sollen sie nach Spanien gebracht haben. Aber erst im 17. Jahrhundert interessierte man sich für ihre Heil- kraft, vor allem lag das Augenmerk auf der potenzsteigernden Wirkung, für die die Wurzel damals in den ostasiatischen Ländern auch ge- rühmt wurde.

Adaptogen und Tonikum In- zwischen werden Zubereitungen der Ginsengwurzel adaptogene Eigen- schaften zugeschrieben. Das heißt, sie sollen dem Körper dazu verhel- fen, sich nach großer Anstrengung schneller zu regenerieren. Die Kom- mission E erkennt in ihrer positiven Monographie den Einsatz von Gin- seng radix als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leis- tungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie zur Rekonvaleszenz an. Die ESCOP bewertet die Ginsengwurzel in gleicher Weise. Zudem wurde sie vom HPMC (Ausschuss für pflanzli- che Arzneimittel bei der Euro- päischen Arzneimittelagentur EMA - Herbal Medicinal Products Com- mittee) als traditionelles Arzneimit- tel eingestuft. Die Wirkungen gehen auf Triterpensaponine vom Damma- ran-Typ zurück, die auch als Ginse- noside (früher Panaxoide) bezeich net werden. Weitere wirk sam keits- bestimmende Inhaltsstoffe sind Polysaccharide und Polyacetylene (Panaxynol).

Als Tagesdosis gelten ein bis zwei Gramm Droge mit mindestens 1,5 Prozent Ginsenosiden. Die Wurzel ist allerdings als Droge nicht üblich.

Geeignete Darreichungsformen sind Extraktpulver zum Auflösen oder standardisierte Extrakte in Kapseln.

Aber Achtung, viele Ginsengprä- parate - sowohl traditionelle Arz- neimittel als auch Nahrungs er- gänzungsmittel (NEM) - sind unterdosiert. Vor allem in Kombina-

tionspräparaten ist der Ginsengan- teil oftmals gering. Bei den NEM las- sen sich unter Umständen gar keine Aussagen zur Qualität machen, da Angaben zur Menge der verwende- ten Ginsengwurzel nicht selten fehlen.

Verschiedene Ginseng-Arten Neben dem Echten Ginseng, der auch koreanischer Ginseng genannt wird, sind noch weitere Ginseng-Ar- ten im Handel. Vor allem sind der Sibirische Ginseng (Eleutherococcus senticosus), der Chinesische Gin- seng oder Notoginseng (Panax pseu- doginseng) und der Amerikanische Ginseng (Panax quinquefolius, Syn.

Panax americanus) bekannt. Sie stammen zwar auch aus der Familie der Araliaceae und ihr Inhaltsspek- trum ähnelt dem des Echten Gin- seng. Es ist aber nicht identisch, Wirkstoffmuster und Wirkgehalt der Inhaltsstoffe unterscheiden sich.

Von den verschiedenen Panax-Ar- ten hat bei uns der Sibirische Gin- seng, der auch Taigawurzel genannt wird, besondere Bedeutung erlangt.

Auch für ihn haben die Kommission E und ESCOP eine positive Monogra- phie verabschiedet und er wurde vom HPMC als traditionelles Arz- neimittel eingestuft. Die anderen beiden Arten sind in Deutschland nicht handelsüblich.

Achtung Die Verträglichkeit der Ginsengwurzel gilt im Allgemeinen als gut. Dennoch sind Schlaflosig- keit und gastrointestinale Beschwer- den vor allem nach Langzeitan- wendung höherer Dosen möglich.

Zudem kann es zur Blutdrucksteige- rung kommen. Da Ginsengwurzeln auch über blutzuckersenkende Ei- genschaften verfügen, sind sie nicht für Diabetiker geeignet. Auch soll- ten Patienten, die gerinnungshem- mende Medikamente bekommen, keine Ginsengpräparate einnehmen, da Wechselwirkungen nicht ausge- schlossen werden können.  n

Gode Chlond, Apothekerin

Referenzen

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