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Die unterschätzte Kulturdroge

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Academic year: 2022

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KOLUMNE HOLGER SCHULZE

K

ennen Sie das auch? Auf einer Vernis- sage gibt es zur Einstimmung einen kleinen Sektempfang und beim Ge- schäftsessen gehört ein Glas Wein ganz selbstverständlich zum guten Ton. Alkohol ist nach wie vor DIE gesellschaftlich akzeptierte Droge schlechthin, mehr noch als Nikotin. Nichts konnte dem unsere Kultur seit Jahrtausenden be- gleitenden Alkoholkonsum bislang etwas anhaben.

Grund hierfür ist möglicherweise die Unüber- sichtlichkeit seiner vielfältigen Wirkungen auf das Gehirn und der Umstand, dass das Zustande- kommen vieler dieser Wirkungen noch immer nur unzureichend verstanden ist.

Zunächst einmal entfaltet Ethanol wie alle ande- ren Drogen seine süchtig machende Wirkung über das dopaminerge System, das „interne Belohnungs- system“. Wie an dieser Stelle bereits verschiedent- lich berichtet wurde bewirkt der dabei verwendete Botenstoff Dopamin ein Glücksgefühl und beför- dert gleichzeitig Lernprozesse, indem er die Ab- speicherung der positiven Erfahrung im Lang- zeitgedächtnis sichert. Alkohol missbraucht diesen Mechanismus, indem er die Ausschüttung von Do- pamin fördert und dadurch positive Stimmungen auslöst, die dann mit dem Alkoholkonsum asso-

ziiert und erlernt werden. Leider bringen derartige unnatürliche Stimulationen das dopaminerge System aber aus dem Gleichge- wicht, sodass das gewünschte Gefühl bald nicht mehr ohne die Droge erzielt werden kann und überdies immer höhere Dosen not- wendig werden, um denselben Effekt zu erreichen.

Zum anderen wirkt der Alkohol aber auch noch fördernd auf so ge- nannte GABAA-Rezeptoren, wodurch Zellen, die diese Rezeptoren besitzen, verstärkt gehemmt werden, und gleichzeitig hemmend auf NMDA-Rezeptoren, die die Zellen normalerweise erregen würden.

In der Summe führen diese beiden Mechanismen dazu, dass Neu- rone, die diese Rezeptoren besitzen, in ihrer Aktivität stark ge- hemmt werden. In der Amygdala zum Beispiel, einem Kernge- biet des limbischen Systems, daß für Angstreaktionen zuständig ist, bewirkt diese Hemmung den angstlösenden, enthemmenden Effekt des Alkohols. Umgekehrt kann aber beim Alkoholabhän gi- gen der Alkoholentzug zu verstärkten Angstzuständen führen, denen dann nur durch erneuten Alkoholkonsum entgangen wer- den kann – ein Teufelskreis, dem sich der Süchtige nicht entziehen kann. Neuere Therapie-

ansätze versuchen denn auch, etwa am GABAA- Rezeptor anzusetzen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, was in Expe rimenten mit

„ko masaufenden“ Rat- ten teilweise bereits ge- lungen ist. Doch wie immer ist es besser, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, so kennen Sie das sicher auch …

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ZUR PERSON

Prof. Dr. Holger Schulze Hirnforscher

Holger.Schulze@uk-erlangen.de Prof. Dr. Schulze ist Leiter des Forschungslabors der HNO-Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg sowie auswärtiges wissenschaftliches Mitglied des Leibniz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg. Seine Untersuchungen zielen auf ein Verständnis der Neurobiologie des Lernens und Hörens.

www.schulze-holger.de

12 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2012 | www.pta-aktuell.de

Trotz seines extremen Abhängigkeits- potenzials, das nur dem der Opiate vergleichbar ist, ist Alkohol neben Nikotin die einzige legale und gesellschaftlich akzeptierte Droge.

»Die Wirkungen von Ethanol sind in weiten Teilen noch unverstanden.«

Die unterschätzte

Kulturdroge

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