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Eine Weltwirtschaft zum Wohle aller: Handels- und Finanzpolitik verantwortlich koordinieren

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Eine Weltwirtschaft zum Wohle aller:

Handels- und Finanzpolitik verantwortlich koordinieren

Von Mark Furness, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) &

Jodie Keane, Overseas Development Institute (ODI)

vom 25.08.2014

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Eine Weltwirtschaft zum Wohle aller:

Handels- und Finanzpolitik verantwortlich koordinieren

Bonn, London, 25.08.2014. Am 1. September 2014 wird die European Think Tanks Group einen wichtigen Bericht vor- legen, der sich an die neue Führung der Europäischen Union wendet. Er trägt den Titel „Unser gemeinsames Interesse:

Warum Europas Probleme globale Lösungen benötigen und globale Probleme europäisches Handeln erfordern“. Der Be- richt fordert ein neues Verständnis für die globale Rolle der EU und insbesondere einen neuen Ansatz für internationale Ent- wicklungszusammenarbeit. Die Kernbotschaft ist, dass die Ziele der EU für ihre eigenen Bürger – Wohlstand, Frieden und ökologische Nachhaltigkeit – von ihrer globalen Verantwor- tung und ihrem Handlungspotenzial nicht getrennt werden können. Wir sehen fünf globale Herausforderungen, bei denen wir denken, dass die EU einen komparativen Handlungsvorteil hat und einen positiven Beitrag zur Zukunft der Menschheit leisten könnte. Diese sind: Handel und internationale Finan- zen; ökologische Nachhaltigkeit; Frieden und Sicherheit; De- mokratie und Menschenrechte; sowie Armut und Ungleich- heit.

Der vollständige Bericht am 1. September wird Empfehlungen zum Engagement der EU in jedem dieser Bereiche vorlegen und organisatorische und strukturelle Veränderungen zur Ver- besserung der Performance der EU vorschlagen. Wir denken, dass dazu gehört, einen wirklich integrierten, aber flexiblen und Institutionen übergreifenden Ansatz zu schaffen, sowie eine stärkere politische Führung, die auf die komplexen Ver- knüpfungen zwischen den heutigen globalen Herausforde- rungen und Agenden antworten kann.

Nach einer langen Zeit wirtschaftlicher Prosperität in den Industrie- und Entwicklungsländern waren die Fi- nanzmarktkrise 2008 und die anschließenden globalen und Euro-Krisen ein Schock. Die Grenzen der her- kömmlichen Marktregulierungsansätze wurden über- deutlich, die Weltwirtschaft bleibt fragil und nur weni- ge politische Reformen wurden unternommen, um die Ungleichgewichte und Schlupflöcher, die zur Krise führten, anzugehen. Die EU sollte doch einen ganzheit- licheren Reformprozess anstoßen und dabei ihre Vision eines nachhaltigen Wachstumspfades im 21. Jahrhun- dert artikulieren.

Trotz der Euro-Krise ist der EU-Binnenmarkt weiterhin der größte Handels- und Investitionsplatz der Welt. Es ist nicht zu erwarten, dass dies über 2020 hinaus an- hält. Deshalb muss die EU ihren Einfluss in der Welt- wirtschaft einsetzen, solange sie es noch kann. Es gibt mehrere Hebel, an denen die politischen Entschei- dungsträger Europas ansetzen können. Zwei ragen he- raus, beide hinsichtlich der Wirkung auf die Rahmenbe- dingungen globalen Wirtschaftsaustausches und hin- sichtlich der Tatsache, dass sie – wenn sie erfolgreich betätigt werden – kollektives Handeln auf EU-Ebene erfordern: erstens, verantwortlicher Handel und, zwei- tens, globale Koordinierung der Finanzpolitik, insbe- sondere mit Blick auf Steuerparadiese.

Die nationalen Aufsichtsbehörden waren nicht in der

Lage, mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der globa- len Handels- und Finanzströme Schritt zu halten, zumal ein Großteil des Prozesses über Offshore-Finanzzentren außerhalb der Reichweite nationaler Steuerbehörden stattfand. Da außerdem etwa ein Drittel des globalen Handels innerhalb Multinationaler Unternehmen (MNU) erfolgt, stellt sich die große Frage, wie man die- se konzerninternen Transaktionen verfolgen und be- steuern kann.

Das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) könnte, wenn es zustande kommt, viel dazu bei- tragen, die Handels- und Investitionsbeziehungen zwi- schen zwei der weltgrößten Handelsblöcke neu zu be- leben und zu stärken. Doch wenn diese neue, an- spruchsvolle Partnerschaft vereinbart wird, muss den Auswirkungen, die TTIP auf das globale Handelssys- tem, die Schwellen- und Entwicklungsländer hat, grös- sere Beachtung geschenkt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt muss sein, die illegalen Fi- nanzströme in und aus Entwicklungsländern anzuge- hen, dazu müssen Maßnahmen gehören, die den Aus- tausch von Informationen und die Transparenz verbes- sern. Es wird geschätzt, dass Entwicklungsländer durch illegale Finanzflüsse im vergangenen Jahrzehnt um die sechs Billionen USD verloren haben, ein Großteil davon durch Steuervermeidung. Einige der weltweit berüch- tigtsten Steueroasen stehen unter der Hoheit von EU- Mitgliedsstaaten, so die in den britischen Überseege- bieten beheimateten; gleichzeitig fragt der Fiskus eini- ger Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, die Nieder- lande, Luxemburg, Zypern, Irland und das Vereinigte Königreich, nicht nachdrücklich genug nach der Her- kunft von Geldern, die Nicht-Gebietsansässige inves- tieren. Die EU sollte ein Vorbild bei der Förderung des automatischen Austausches von Steuerinformationen werden.

Nationale und globale Reformprozesse müssen Hand in Hand gehen. Europa muss durch sein Beispiel führen und eine neue, in einem positiveren Sinn einflussreiche Rolle in einer multipolaren Weltwirtschaft einnehmen.

Um dies zu tun, muss es sein eigenes Haus in Ordnung bringen und eine neue Vision von Wachstum und Entwicklung artikulieren. Derartige Vorhaltungen mö- gen als unrealistische Hoffnungen erscheinen. Doch wenn die neue Kommission im Amt ist, müssen wir uns fragen, welche Alternativen es gibt. Wir können uns durchwurschteln, hoffen, dass es gut geht (und dabei fürchten, dass es nicht gut geht); wir können den Internationalismus aufgeben und uns in unseren Bau zurückziehen, ein Verhalten, das ineffizienten Isolatio- nismus und gefährlichen Nationalismus Vorschub leisten würde; oder wir können erneut versuchen, auf der globalen Ebene eine Reihe von Übereinkünften zu erreichen, die wirklich etwas verändern.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 25.08.2014

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