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Ein Name steht fürs Wörterbuch

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Samstag, 20. März 2010

Wochenende 3

Ein Name steht fürs Wörterbuch

chenlyrik“, „Römerlyrik“) Berühmtheit. Und setzt den vierzeiligen Gstanzln, die er in Oberösterreich ken- nenlernt, in seinen „Grie- chischen Schnadahüpfeln, Proben zwiesprachiger Um- dichtung“ ein von Humor und Einfühlsamkeit in die Volkssprache geprägtes Denkmal. Dabei baut er vom klassischen Distichon eine Brücke zum Mundart- Gstanzl (siehe Zitate links unten).

Seinen Erfolg kann der Philologe nicht lange aus- kosten: Wegen einer chroni- schen Krankheit muss er 1909 vorzeitig in Pension gehen. Er ist zwar geistig noch rege tätig, aber als Ge- lähmter an den Rollstuhl gefesselt, ehe ihn der Tod von seinem Leiden erlöst.

Quellen: Kons. Karlheinz Sand- ner; „laudo, laudas, laudat ...

J. M. Stowasser zum 150. Ge- burtstag“ in: Mitteilungen „Stelz- hamerbund“; OÖN-Archiv.

Im heutigen Unterricht ist die Verwendung des

„Stowasser“-Wörterbuches in der Literatur-Phase ver- pflichtend: ab dem 3. Lern- jahr (5. Klasse) in der Lang- form, ab dem 2. Semester (6. Klasse) in der Kurzform der Latein-Ausbildung.

Dem Lehrplan angepasst Prof. Peter Glatz, Leiter der ARGE Latein: „Es gibt mittlerweile schon andere Wörterbücher, zum Bei- spiel von Langenscheidt und Pons, aber in Öster- reich wird der ,Stowasser’

schon aus sentimentalen Gründen am meisten ver- wendet. Derzeit ist eine weitere Neuauflage in Ar- beit, die dem aktuellen Lehrplan entspricht und schlanker wird.“

J. M. Stowasser erlangt neben dem Wörterbuch- Klassiker auch mit seinen lebendigen Übertragungen antiker Gedichte („Grie- Den attraktiven Einband

in farblich unterschiedli- chen Variationen gestaltet der Künstler Friedensreich Hundertwasser, der als Nachfahre des Wörterbuch- Schöpfers zunächst Fried- rich Stowasser hieß. Die erste Namenssilbe „sto“ be- deutet in vielen slawischen Sprachen „100“.

hatte, wird noch oft Som- mer im Mühlviertel verbrin- gen. Er ist ein glühender Verehrer Franz Stelzha- mers und verfasst auch selbst Mundartlyrik.

Schon während seiner Zeit in Freistadt legt er die Grundlage für sein „Schul- wörterbuch, das 1894 zwei Verlage edieren. Im Vor- wort zur 1. Auflage ist zu lesen: „Lest im Mühlviertel, den 18. August 1893.“

Neues Kleid seit 1994 Das unentbehrliche Le- xikon erlebt viele Auflagen, 1913 wird dem „Großen“

ein „Kleiner Stowasser“ zur Seite gestellt, der hinfort an den Schulen einzieht. 1994 wird eine attraktive Neu- auflage unter der Leitung von Univ. Prof. Fritz Losek gestaltet und um „Lateini- sche Begriffe und Redewen- dungen“, Datum, Zeitrech- nung oder lateinische Ab- kürzungen erweitert.

Der Herr Papa hat also gewiss Latein gekonnt, der Sohn lernt es am Troppau- er Gymnasium, übersiedelt dann nach Wien und absol- viert das Studium der klas- sischen Philologie in kür- zest möglicher Zeit. Den Unterhalt hat er als Haus- lehrer verdienen müssen.

Er unterrichtet zunächst in Wien und dann drei Jah- re am noch jungen Gymna- sium in Freistadt. Mit sei- ner unkonventionellen Art weiß er zu motivieren und mitzureißen. Einer seiner Schüler, der spätere Litera- turhistoriker Eduard Cast- le, flicht ihm ebenso Krän- ze wie die Schule: „Mit Prof.

Stowasser, der im August 1882 an das hiesige Gym- nasium ernannt worden war, schied von uns ein Lehrer von hervorragender fachlicher Tüchtigkeit und umfassendem Wissen.“

Stowasser, dessen Frau Vorfahren im Innviertel

„Den ,Stowasser’ habe ich mir als einziges Schulbuch aus dem Gymnasium aufgeho- ben“, sagt mir der Re- daktions-Kollege. Auch für ihn ist das Lexikon ein „Klassiker“.

VONWALTERHÖFER

D

as „Lateinisch-deut- sche Schulwörter- buch“ verdanken wir dem Altphilologen Joseph Maria Stowasser, dessen Todestag sich am 24. März zum 100. Male jährt.

Er kommt in Troppau (Österreichisch-Schlesien/

heute Tschechien) als Sohn eines Apotheken-Provisors zur Welt. Ursprünglich war dies „der erste Gesell, der nächst dem Apotheker die Aufsicht über die Apotheke führet“, später der Leiter oder Verwalter einer frem- den Apotheke.

Joseph Maria Stowasser

Generationen von Latein-Schüler(inne)n ist das „Stowasser“-Wörterbuch ein Begriff. Fotos: Weihbold, Wikipedia

Eine Szene aus dem Film „Das Le- ben des Brian“ der britischen Komi- ker-Truppe Monty Python: Weil der Untergrundkämp- fer Brian statt Ro- mani ite Domum (Römer geht nach Hause) Romanum eunt domus auf die Mauer ge- schrieben hatte, zwang ihn ein rö- mischer Legionär, 100 Verbesserun- gen an die Wand zu schreiben. Gut, dass es heute den Stowasser gibt.

Foto: HandMadefilms

Sprachgefühl und Humor prägen J. M. Stowassers freie Übersetzungen von altgriechischen Epigrammen in die oberösterreichische Mundart und von heimischen Gstanzln in griechische Verse.

Gemäß der Meinung des Altphilologen entsprechen die zweizeiligen antiken Distichen (Hexameter und Pentame- ter) unseren vierzeiligen Gstanzln, da jede Langzeile des Distichon durch eine Zäsur in zwei Halbzeilen zerfalle, so- dass dieses tatsächlich vierzeilig sei.

Vierzeiliges Original (Strophe eines Volksliedes):

„Da Adam hat d’ Liab aufbracht, Da Noah in Wein

Da Dowidl s’ Zidanschlagn, Kinnan Steyra gwen sein.“

Zweizeiliger Übertrag ins Distichon (Stowasser):

Zweizeiliges Original (Plato V, 78):

V O M D I S T I C H O N Z U M G S T A N Z L

Vierzeiliger Übertrag (Stowasser):

„Wenn mi d’ Nandl abbußt, Steigt ma ‘s Herz aus da Brust;

Zu dir möchte s’ gern umma, Das war’ eahm sei Lust.“

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