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Unter den Fragmenten der Sammlung Pelliot in der Bibliotheque Nationale, Paris, konnte B

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(1)

Zur Entstehung einer Dharani*

von Fbanz Bebnhabd, Hamburg

1. Unter den Fragmenten der Sammlung Pelliot in der Bibliotheque

Nationale, Paris, konnte B. Patjly* Reste von zwei Handschriften

identifizieren, die die Erzählung einer bekannten Begebenheit aas der

Buddhalegende, der Begegnung des Buddha mit den beiden Kaufleuten

Tripusa und Bhallika, enthielten.

1.1 Die Handschrift Pelliot I —• eine Sammelhandschrift — hat außer

dem Tripusa-Bhallika-Sütra noch andere Texte enthalten; der Text des

Tripusa-Bhallika-Sütra entspricht dabei nahezu genau der Version, wie

sie das Catusparisatsütra' für diese Episode bietet.

1.2. Während der Buddha unter dem Bodhi-Baum meditiert, ziehen

zwei Kaufleute, Tripusa und Bhallika, mit einer Karawane vorüber.

Eine Grottheit veranlaßt sie anzuhalten und ihm, der bereits sieben

Tage lang, ohne etwas gegessen zu haben, dasitzt, eine Spende darzu¬

bringen. Die beiden Kaufleute begeben sich daraufhin zum Buddha

und bieten ihm Honig und Reiskuchen an. Nachdem der Buddha auf

wunderbare Weise eine Almosenschale erhalten hat, nimmt er die

Gaben entgegen und fordert dann die beiden Kaufleute auf, sich ihm,

seiner Lehre und der in Zukunft entstehenden Gemeinde anzuschließen.

Die Kaufleute sprechen die Zufluchtsformeln und werden vom Buddha

mit drei anumodana-StvojAien, in denen er den Wert verdienstvoller

Handlungen preist, entlassen*.

1.3. Von der Handschrift Pelliot II sind bisher nur zwei Blätter vom

Ende der Tripusa-Bhallika-Episode bekannt geworden, doch schon aus

diesen Resten erhellt, wie stark diese Version abweicht. Pauly* hat sie

als versio ornatior gegenüber der versio simplicior des CatusparLsatsütra und der Handschrift Pelliot I bezeichnet.

1.4. Während nach der einfacheren Version der Buddha die beiden

Kaufleute mit den drei anumodanä-Strophen^ entläßt, wird in der

1 Nanjio = Bunyiu Nanjio, A Catalogue of the Chinese Translation of

the Buddhist Tripitaka, Oxford 1883.

T = Taisho (Taisho Shinshü Daizökyo, Buddhistischer Kanon der

Taisho-Ära), edd. J. Takakusu und K. Watanabe, Tokyo 1924—29.

2 JA 1959, tome CCXLVII— 2, p. 203 sqq.

3 Ebnst Waldschmidt, Das Catuspari^atsütra 1 — III, Abh. der Dt. Akad.

der Wiss., Berlin 1952—62.

* Ebnst WALDSCHMmT, Vergleichende Analyse des Catuspari^atsütra in:

Beiträge zur indischen Philologie und Altertumskunde = Festschrift

Schubring, Hamburg 1951, p. 88 sqq.

' JA 1959, tome CCXLVII— 2, p. 207.

• Strophe 1—2 = Uv. XXX. 11—12.

(2)

Ziir Entstehung einer Dhärani 149

Fassung der Handschrift Pelhot II diesen Strophen eine Erweiterung

vorgeschaltet, an deren Ende der Buddha ihnen mit einer Strophe guten

Erfolg wünscht. Und dann spricht er noch den Mantra :

[A] bharavate \ | phalguvate | ine | mine \ dapphe \ dadapphe \

svähä |.

Der Rest der Handschrift endet mit einem sauvastika-mangala, einer Reihe

von Strophen, die auf die Kaufleute Glück und Schutz durch die Gott¬

heiten, insbesondere dm-ch die verschiedenen Naksatras, herabrufen soll.

1.5 Was nun den Mantra betrifft, so ist sein erster Teil einigermaßen

klar: bharavate und phalguvate erinnern an die Naksatras Bharani und

Phalguni ; sie sind sozusagen ein Präludium auf den großen Schlußsegen,

in dem die einzelnen Naksatras besonders aufgeführt werden, svähä ist

die gewöhnhche Schlußformel.

1.6 Den zweiten Teil des Mantra, die Wortfolge:

ine I mine \ dapphe \ dadapphe |

erklärt Pauly' für unverständlich; allein für mine erwägt er eine An¬

spielung auf den Namen der Konstellation „Fische" mina. Bei den

anderen Wörtern dieses Mantra soll das Gefühl für eine Anspielung auf

andere Konstellationen verlorengegangen sein, so daß nur noch eine

rhythmisch magische Wortfolge blieb.

1.7 Im folgenden will ich der Entwicklung dieses Mantra nachgehen

und ich will versuchen, diesen Mantra zu verstehen und seine Entstehung zu erklären.

2. Der Text des Mantra:

ine I mine \ dapphe \ dadapphe \

ist in anderer Form und in anderer Funktion noch mehrfach in der

buddhistischen Literatur belegt.

2.1 Abhidhaema-Mahävibhäsä

21.1 In der chinesischen Übersetzung des Abhidharma-Mahävibhäsä-

öästra, im A-p'i-ta-mo-ta-p'i-p'o-sha-lun (T 1545)*, einem Kommentar

zum Jflänaprasthäna der Sarvästivädins, wird, als sich die Frage stellt,

in welcher Sprache denn der Buddha gepredigt habe, auf die Legende

von der Bekehrung der vier Welthüter im Vinaya verwiesen :

Bei Udumä, am Ufer des Sees Mandäkini, will der Buddha die vier

Himmelskönige (H 5^ I): Dhrtarästra, Virüdhaka, Virüpäksa und

Vaiäravana bekehren imd trägt ihnen in Sanskrit (H to)* die vier

' JA 1959, tome CCXLVII— 2, p. 218 Anm. 9.

* Nanjio 1263. — Übersetzt von Hsüan-tsang zwischen 656—659.

• Vgl. Gilgit-Mss. III. 1 p. 258 1. 4: äryayä väcä; Bkah -hgyur, Hdul -ba 1,

Se fol. 34 a 5: dbus -pahi -chig -gis; T 212 p. 734 b 4: 4» ® ^ bb "^^r

Sprache des Reiches der Mitte (= China)".

(3)

150 Franz Bernhard

heiligen Wahrheiten [äryasatyäni) vor. Als nur zwei von ihnen,

Dhrtarästra und Virüdhaka, ihn verstanden haben, predigt er sie dem

Virüpäksa in der ,, Volkssprache der südindischen Grenzländer"

(SßPÄÜSI&^m":

T 1545 p. 410 a 8:

^. u m: u mm %

[B] -iei niei miei niei d'äp b'du: d'ät d'iep b'du}^

21.2 Das Pi-p'o-sha-lun = Vibhäsääästra (T 1547)" ist die unvoll¬

ständig erhaltene Fu-ch'in-Version, wie sie von Samghabhüti aus Kasmira

mündlich tradiert worden war und der eigentlich Sitapäni's Kurzfassung

der Mahävibhäsä zugrunde liegt.

In dieser Fassung der Legende ist der phonetischen Umschreibung

jedes Wortes aus dem Zitat in der ,, Sprache des d'dm-Za-Reiches"

(S M M an), wie es da heißt, in bilingualer Manier eine Übersetzung

beigegeben, woraus eindeutig erhellt, in welcher Form der Buddha dem

Virüpäksa die vier heiligen Wahrheiten predigte, und die darüber

hinaus die Worttrennung sicherstellt :

T 1547 p. 482 c 9:

[C] ^ -ÖL 3« ^ ^fi,

•ien nieng DUHKHA . mjie: nieng SAMUDAYA

P£ m'' M pe m it

d'ä b'jie NIRODHA . d'd la b'jie MÄRGA

1" Cf. : Bulletin de TEcole Francaise d'Extreme-Orient, 5, Hanoi 1905, p. 286 sqq.

Höbögirin, Dictionaire encylopSdique du Bouddhisme, III, edd. S. L^vi,

J. Takakusu, P. Demieville, Tokyo 1937, p. 207 sqq.

Journal of Indian and Buddhist Studies (Indogaku Bukkyögaku Kenkyü)

II. 1, Tokyo 1953, p. 88.

E. Lamotte, Histoire du Bouddhisme Indien, Louvain 1958, p. 607 sqq.

" Die zu den Charakteren gegebene Aussprache des sog. „Ancient Chinese"

(um 600 n.Chr.) wurde rekonstruiert nach:

B. Karlgren, Analytic Dictionary of Chinese and Sino-Japaneae, Paris

1923.

B. Ka-RLGRen, Orammata Serica Recensa, Stockholm 1957.

Cf auch :

TÖDÖ Akiyasu, Chügoku-go gogen manpitsu, Tokyo 1955.

TÖDÖ Akiyasu, Kanji no gogen kenkyü, Tokyo 1963.

12 Nanjio 1279. — Übersetzt 383.

" So nach den „Drei Editionen" der Sung, der Yüan und der Ming-

Dynastie und nach der alten Sung-Edition (1104—1148) des kaiserlichen,

Hauses. — Die Taisho-Edition liest:

" So ist nach T 1546 p. 306 c 18 das ßj^ der Taishö-Edition zu ver¬

bessern.

(4)

Zur Entstehung einer Dhärani 151

21.3 Auch die nördliche Liang- Version, das A-p'i-t'an-p'i-p'o-sha-lun

= Abhidharmavibhäsääästra (T 1546)*^ erzählt die Legende, in der der

Buddha dem Virüpäksa mit den Worten der Btfc M So d'ä-b'ji-lä-

Sprache die vier heiligen Wahrheiten predigte, wobei im Text diese

Worte aber nicht bilingual übersetzt werden :

T 1546 p. 306 c 17—18:

[D] ^ m'' m m st" m m m

■i niei mjie: niei d'äp b'jie d'ä d'dp b'jie

2.2 Tathägataguhya-sütba:

22.1 Die chinesische Übersetzung des (Buddhabhäsita-)Tathägatä- cintyaguhya-mahäyäna-sütra ((Fo-shuo-)ju-lai-pu-szü-i-pi-mi-ta-ch'eng-

ching) (T 312)" berichtet, daß sich Vajrapäni einst an Säntamati

wandte, um ihn über die Sprache der Tathägatas zu belehren :

Die Tathägatas passen sich in der Sprache an die verschiedenen

Wesen an und predigen die vier heihgen Wahrheiten : über das Leiden,

seine Entstehung, seine Vernichtung und den Pfad, (der zu seiner

Vernichtung führt,) in dem ihnen gemäßen Idiom. Vajrapäni gibt

dafür Beispiele und erwähnt unter anderem auch die Worte für diese

vier heiligen Wahrheiten, wie sie die vier Himmelskönige verstehen:

T 312 p. 722 c 15:

[E] ^ M 5i ;b ^ m m m m

■i ni mjie: ni nat^^ p'ji näf^ Id p'ji

22.2 Eine diesem Text gegenüber ältere Fassung übersetzt das Mi-chi-

chin-kang-li-shih-hui = Tathägatäcintyaguhyanirdeäa (T 310)*" in der

Sammlung (Ta-)pao-chi-ching = (Mahä-)ratnaküta. Obwohl diese

15 Nanjio 1264. — Übersetzt von Buddhavarman und Tao-t'ai zwischen

437—439.

1" So zu vorbessern. Die Lesung ^ (Taisho-Edition) ist durch das

folgende Zeichen beeinflußt worden.

1' Ich lese mit den „Drei Editionen" der Sung, der Yüan und der Ming-

Dynastie und mit der alten Sung-Edition (1104—1148) des kaiserlichen

Hauses gegen das ^ der Taishö-Ausgabe.

" Nanjio 1043. — Übersetzt von Fa-hu (Dharmarak^a) der späteren Sung- Dynastie zwischen 1004—1058.

1' Dieses Zeichen dient auch zur phonetischen Wiedergabe von Sanskrit :

da (cf. Chou Ta-fu, Fan tsan huan yüan san chung (Three Buddhist Hymns

Restored into Sanskrit (from Chinese Translations of the 10th Century), in:

Yü-yen Yen-chiu (Yuyan Yanjiu) 4, Peking 1959, p. 120.).

2° Nanjio 23. 3. — Übersetzt von Chu Fa-hu (Dharmaraksa) zwischen

265—316.

(5)

152 Franz Bernhard

Version im allgemeinen kürzer als das Tathägatäcintyaguhya-mahäyäna-

sOtra ist, wird für die Ubersetzung der vier heiligen Wahrheiten ein

längeres Zitat gegeben :

T 310 p. 58 b 4:

[F] ^ iig 38 Vi ^ m 1^^ ^^' m m M.

■i niei mjie: niei td piei tä tä piei iwi luo

Dabei bleibt es unsicher, ob der letzte Lautkomplex |g ^ (veru ?), der

sonst nicht zitiert wird, ein selbständiges zusätzliches Wort ist**.

2.3 Vinaya:

23.1 Mit dem Vinaya der Mülasarvastivädins ist auch eine Sanskrit-

Fassung der Erzählung von der Belehmng und Bekehrung der vier

Mahäräja am Ufer des Sees Mandäkini erhalten. Nach dieser Version

unterweist der Buddha den Virüpäksa in einem Quasi-Vers, von dem

Virüpäksa, der ja des Sanskrits unkundig ist, nur die erste Hälfte mit

der Übersetzung der vier heiligen Wahrheiten in die «Zosj/m- Sprache ver¬

standen haben dürfte. Dieser ersten Hälfte entspricht ein ebenfalls

rhythmisierter zweiter Teil, der sie sinngemäß, aber auf Sanskrit, zu

einem ,,Vers" ergänzt:

Gilgit Manuscripts Vol. III. 1 p. 259 1. 1—2:**

iti hi mahäräja

[G] ene mene dapfhe"^ dandapphe^

esa evänto duhkhasyeti | .

2* An der entsprechenden Stelle in der tibetischen Übersetzung des

Äryatathägatäcintyaguhyanirdesa-näma-mahäyäna-sütra (Hphags -pa -de •

bzin -gäegs - pahi -gsan - ba -bsam -gyis mi -khyab -pa bstan -pa -zes bya -ba • theg -pa -chen -pohi -mdo) fehlt das „dravidische" Originalzitat:

Bkah -hgyur, Dkon -bröegs, Öhi fol. 160 b 2 sq. (Peking-Edition) =

Tokyö-Edition Vol. 22 p. 66 1. 18 sq.:

rgyai -chen -bühi -ris -kyi -Iha -rnams -kyi -hdi -skad -ces -bya -ste \ hbyun • fea -dan • | dbog -pa -dan ■ | sreg -pa -dan • \ hjig -byed -ces -byaho |

hdir -sdug -bsnal -dan - I säug -bsnal -kun -hbyun -ba -dan - | sdug -bsnal • hgog -pa -dan{ - \) sdug -bsnal -hgog -par -hgro -bahi -lam -ies -bya -ba -gan -yin • pa-de I ...

Offensichtlich hat man den nur unvollkommen verstandenen ,, dravidi¬

schen" Text übersetzen wollen. Bemerkenswert ist, daß dabei aber doch die vierfache Gliederung des Originalzitates erhalten blieb.

22 Gilgit Manuscripts Vol. III. 1 ed. Dr. Nalinaksha Dutt with the

assistanee of Vidyavaridhi Pandit Smv Nath Shastri Sahityacharya D.O.C.,

Srinagar 1947.

22 So verbessert nach dem offensichtlich verlesenen dasphe der Edition.

2* In der Edition ist offensichtlich dandasphe verlesen worden.

(6)

Zur Entstehimg einer Dhärani 153

Hier wird zum ersten Mal die Tendenz deutlich, den Wortlaut der

Übersetzung der vier heihgen Wahrheiten zu metrisieren, wobei der

starke Eigenrhythmus des Zitates selbst am dringendsten die metrische

Korrespondenz forderte. Das Sanskrit-Komplement ist durchaus von

der Prosodie des originären Zitates aus der da« j/m- Sprache bestimmt.

23.2 Bei der Übersetzung eben dieser Episode im tibetischen Mülasa

rvästiväda-Vinaya ist der Text aus der „Grenzsprache" {mthah ■ hkhob ■

pahi • 6hig), in der Virüpäksa unterwiesen wurde, phonetisch wieder¬

gegeben, während die Sanskrit-Ergänzung der Vorlage, die das Zitat zu

emem „Vers" komplettieren soll (s. § 23.1 [G]), ins Tibetische übersetzt wurde.

232.1 Bkah • hgyur, Hdul • ba 1, Ne fol 34 b 1—2 (Peking-Edition) =

Tokyo-Edition Vol. 41 p. 254 1. 1—2:

de ■ Itar ■ na • rgyal • po ■ chen ■ po ■

[H] e-ne-me-ne \ dab - pe \ da- dab - pe •

hdi - nid - sdug • bsfial - gyi - mthah - yin - no \ \ .

232.2 Die sNar • thah-Edition gibt eines bessere Lesung, die auch die

Worttrennung des nicht-tibetischen Textes konsequenter durchführt :

Bkah • hgyur, Hdul ba Vol. III fol. 56 b 2:

[I] e-ne \ me-ne \ dab - phye \ da - dab - phe | .

2.4 Udänavarga:

24.1 Reste von emer der ältesten Versionen des Sanskrit-Udänavarga

machen es wahrscheinlich, daß die „dravidische" Übersetzung der vier

heihgen Wahrheiten durch den Buddha ursprünglich auch einmal in der

Form solch eines rhythmischen, metrisch unvollkommenen und durch

die Sanskrit-Ergänzung hybridisierten „Verses", wie ihn der MOlasa-

rvästiväda-Vinaya [G] und die tibetische Fassung des Vinaya der Mülasa¬

rvastivädins [H ,1] bieten, in den Nirvänavarga*' des Udänavarga auf¬

genommen wurde :

Uv. XXVI. 18 var. lect.««:

[K] eni meni da[ph](e) [d]{adaphe) (csa evänto duhkhasyeti |).

24.2 Für eine solche Ergänzung spricht auch die chinesische Version

des Udänavarga, wie sie das Ch'u-yao-ching (T 212)*«^ bietet:

T212 p. 734 b 2—4:

" In den ältesten Versionen des Udänavarga sind Teile des Nirvänavarga in Prosa abgefaßt.

Udänavarga ed. F. Bernhard, Vol. I = Sanskrittexte aus den Turfan¬

funden X. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen,

Phil.-hist. Kl., Dritte Folge, Nr. 54. Göttingen 1965.

2«" Nanjio 1321. — Übersetzt zwischen 398—399 von Chu Fo-nien.

(7)

154 Fkanz Bernhabd

^^3»^ m w ^ m w

m M M - m m m m

^ m ^

24.3 Im Ch'u-j'ao-ching = Avadänasütra ist mit dem Text des

Udänavarga ein Kommentar des Diiarmaträta übersetzt worden, der

diese Stropben erklärt, indem er aus der Buddhalegende die Bekehrung

der vier Himmelskönige erzählt. Danach ist :

243.1 T212 p. 734 b 2:

^ m m m m p£ m w

•i nieng nijig: niei d'd Tpjie: d'd lä pjie:

phonetische Transkription für die Übersetzung der vier heiligen Wahr¬

heiten in die Sprache des d'äm-miet-lä-hsindes 5S ^ ^ Ig- für

Virüpäksa.

243.2 T 212 p. 734 b 3:

[a] M M ~ m «t ü ^

mud siel d'uo siel SARVA(TRA) b'ji lä Iji

die Transkription der entsprechenden Übersetzung für Vaisravana in

die 31; ?^ in mjie-.-lji-kiwo-Sprache, T. 212 p. 734 b 4:

m ^ ^ m

die chinesische Ubersetzung einer Sanskrit-Vorlage :

em evänto duhkkasyeti,

das die einzelnen Zitate jeweils zu einem ,,Vers" ergänzen sollte.

2432.0 Wenn man die um ein Sanskrit- (bzw. tibetisches) Komplement

erweiterten Fassungen des dravidischen Zitats, wie sie der V^inaya und

der Udänavarga bieten, mit dem Wortlaut der Belehrung des Mahäräja

Vaisravana in einer Mleccha-Sprache vergleicht, wird deutlich, daß im

Verse des Ch'u-yao-ching (§ 24.2) zwei Strophen mit dem gleichen

Refrain zusammengezogen sind :

2432.1 Vinaj^a der Mülasarvastivädins:

Gilgit Manuscripts Vol. III. 1 p. 259 1. 6—7:22 atra te mahäräja

[b] mäsä tusä samsämä sarvatra viräthi

esa evänto duhkhasyeti \ .

" So nach den ,,Drei Editionen" der Sung, der Yüan und der Ming-

Dynastie und nach der alten Sung-Edition (1104—1148) des kaiserlichen

Hauses. Die Taishö-Edition liest:

(8)

Zur Entstehung einer Dhärani 155

2432.2 Tibetische Übersetzung des Vinaya der Mülasarvastivädins:

Bliah-hgyur, Hdul-ba 1, Ne fol. 34 b 3 (Pelcing-Edition) = Tökyö-

Edition Vol. 41 p. 254 1.3:

de ■ Uar ■ na ■ rgyal po • chen ■ po ■

[c] mä ■ sä I tu ■ sä \ sah ■ sä • mä \ sa ■ rba ■ tra ■ bi - rä - di- hdi - nid ■ sdug - bsnal • gyi - mthah - yin • ?io | | .

2432.3 Im uigurischen Diäastwustik««, einem Sütra, das im Anschluß

an die Erzählung von der Bekehrung der Kaufleute Tripusa und Bhallika

einen Reisesegen vermittelt, ist dieser Wortlaut als Schlußteil in einer

Dhärani (uig. dami) verwendet, die der 'mit vollkommen weisem Wissen be¬

gabte Gott der Götter Buddha' {tükäl bilgä biliglig t(ä)rfri t{ä)yrisi burxan)

für die beiden Kaufleute 'in der Sprache der in der nördlichen Himmels¬

richtung befindlichen Yaksas' [taydin yiyaqdaqi yäklär tilinfä) rezitierte :

24323.1 Diiastwustik = Tiiastvustik I. ed. W. Radloff, Bibl.

Buddhica XII, St.-Petersbourg 1910 p. 17, fol. 34 b 1—3:

aiiwati nibiwati niruSi

[d] maSi^^ tuSa sanSama ta

srwatara^ wiralt

iSa ivanantu^^ tuqasia swaya

24323.2 Diesem uigurisch transkribierten Text, der so nur schwer

verständlich wäre, ist eine Brähmiglosse beigegeben :

Diiastwustik = Tisastvustik II. Bemerkungen zu den Brähmiglossen

des Tisastvustik-Manuscripts von Baron A. von StaEl-Holstein, Bibl.

Buddhica XII, St.-Petersbourg 1910 p. 137:

acivade nirlcadi^^ nahuse

[e] masä tusä samsämä ca

sarvatra viradi

esä eväntu dukhasyä^ svähä^.

^ Tisastvustik, ein in türkischer Sprache bearbeitetes buddhistisches Sütra, I.

Transscription und Übersetzung von W. Radloff; II. Bemerkungen zu den

Brähmiglossen des Tiiastvustik-Manuscripts (Mus. As. Kr. VII) von Babon

A. VON Stael-Holstein, BiWiotheca Buddhica XII., St.-Petersburg 1910.

2° Wahrscheinlich zu masa zu verbessern. Vgl. [e].

3" Zu sarvatra zu verbessern. Vgl. [e].

31 Offensichtlicher Schreibfehler für: iväntu. Vgl. [o].

32 Sic ! nach der Lesung von A. von Stael-Holstein. Nicht nur ein Ver¬

gleich mit der uigurischen Transkription [d]: nUiwati macht einen Lese¬

fehler wahrscheinlich.

33 Sic ! nach der Lesung von A. von Staül-Holstein.

3* Wie in der alten Sung-Edition (1104—1148) des kaiserlichen Hauses sind

bei der Wiederholung des Zitates im Kommentar zur Strophe des Ch'u-yao-

ching: T 212 p. 734 b 9 die beiden Zeichen ^ ^ miteinander vertauscht.

Cf. Pi-p'o-sha-lun: T 1547 p. 482 c 11.

(9)

156 Fbanz Bebnhabd

2432.4 Daß im Verse des Ch'u-yao-ching (§ 24.2, 243. 2) das Mleceha-

Zitat stärker verstümmelt ist, erhellt auch noch aus folgenden Parallel¬

stellen :

A-p'i-ta-mo-ta-p'i-p'o-sha-lun = chinesische Übersetzung des Abhidha-

rmamahävibhäsäsästra :

T 1545 p. 410 a 10—11

[f] m *

mua

sät

SM tuo

^ sia

if S9ng

m. fitfc

lä pji

2432.5 Pi-p'o-sha-lun = chinesische Übersetzung des Vibhäsäöästra

T 1547 p. 482 cll:

b'iwak

m tät

M 0

sjäp mud

m m

lät d'i

[g] 35

sat

% sia

h'uä

ffü tdu

>.36 SWL

^ tä

ft sdng

¥^

pjie

k35 sia

mua m"

liei

2432.6 A-p'i-t'an-p'i-p'o-sha-lun = chinesische Übersetzung des

Abhidharma vibhäsäöästra :

T 1546 p. 306 c 20:

[h] m *

mua

sät

sia

b\

9d tdU

M sia

^ tä

ft Sdng m b'ji

^ sia m

mua

d'i

2432.7 Sekundär erweiterte Parallelen sind:

Udänavarga :

Uv. XXVI. 19:

[i] mäsa tusä samsämä ca

sarvatra viradis tathä | sarvasmäd viratih päpäd

duhkhasyänto nirucyate \ \ 19.

2432.8 Shih-sung-lü = chinesische Übersetzung des Sarvästiväda-

Vinaya :

" So ist nach den „Drei Editionen" der Sung, der Yuan und der Ming- Dynastie und nach der alten Sung-Edition (1104—1148) die Taishö-Lesung:

zu verbessem.

(10)

Zur Entstehung einer Dhärani

T 1435 p. 193 a 18—19:

[k] 4*ta 9d # # IS

muä sju tdu sia nä sia b'uM

m % m Pitt Jrb IS

sät b'uä tä lä b'ji jyji tiei

§^ m

? m m m m

•* siu •än tau d'au kiyp b'ud

1*7 an % 14"

A

•a d'i b'uä d'i-

2432.3 Es ist bemerkenswert, daß das metrische Schema der chine¬

sischen Strophe im Ch'u-yao-ching (§ 24. 2) (4+4 — 4+5—5 Silben)

nicht einheitlich regelmäßig konstruiert wurde — man möchte ein

Schema mit durchgängig 5 (oder 4) Silben erwarten —, wofür die Struk¬

tur des „dravidischen" Textes der vier heiligen Wahrheiten mit

3* Sic (Kablgben, Analytic Dictionary: Nr. 647, Grammata Serica Recensa:

350a)! — Dieses Zeichen dient auch zur phonetischen Wiedergabe von

Sanslirit : da (cf. Chou Ta-fu, Fan tsan huan yüan san chung {Three Buddhist Hymns Restored into Sanskrit {fromChinese Translations of the 10th Century)),

in Yü-yen Yen-chiu (Yuyan Yanjiu) 3, Peking 1958 p. 135, 136, 137 und von

Sanskrit: dä ibid. p. 133, 134.

In der Übersetzung der vier heiligen Wahrheiten in die Mleccha-Sprache

ist eine genaue Zuweisung der einzelnen Begriffe zu einem bestimmten Laut-

komplex nicht mehr möglich (Vielleicht dürfte man mäsa mit duhkha, tusä

mit samudaya gleichsetzen.), denn alle Texte, die das dravidische Zitat

kommentieren, lassen den Mleccha-Text unübersetzt.

Ein Vers wie :

2432.7 Uv. XXVI. 19:

[i] mäsa tusä samsämä ca

sarvatra viradis tathä \ sarvasmäd viratih päpäd

duhkhasyänto nirucyate 11

dürfte zumindest darauf hinweisen, — da sarvasmäd viratih aus Päda c in

sarvatra viradis des Päda b eine , .korrupte" Entsprechung findet, — daß

nur im ersten Päda Mleccha-Wörter zu suchen wären.

Da ein Vergleich mit der entsprechenden Version in der tibetischen Ueber¬

setzung des Mülasarvästiväda-Vinaya :

Bkah -hgyur, Hdul -ba 1, Jfe fol. 34 b 3 (Peking-Edition)

= Tök^rö-Edition Vol. 41 p. 254 1. 3:

[c] mä -sä I tu -sä \ san -iä -mä | sa -rba -tra -bi -rä -dl ■ hdi •nid •sdug •bsnal -gyi ■mthah -yin -no \ |

für den ersten Päda der Udänavargastrophe die Worttreimung sichert und

ca als ein aus metrischen Bedürfrüssen eingeschaltetes Sanskritwort bestimmt, ist deshalb sehr anzunehmen, daß das Mleccha-Zitat nicht mehr vollständig ist.

(11)

158 Franz Bernhard

4 + 5 Silben bestimmend gewesen sein mag. Um das entsprechende

Mleccha-Zitat diesem Grundschema parallelisieren zu können, mußte

dieser Text arg verstümmelt werden, indem das Wort samsämä ausge¬

lassen und das Sanskritwort sarvatra ins Chinesische (— -tj]) übersetzt

wurde, was eine weitere Silbe einsparte.

24.4 Ein weiterer Schritt auf dem Wege, die ,, dravidische" Über¬

setzung der vier heiligen Wahrheiten in einen Vers zu fassen, zeigt sich

am Text der Vulgata des Sanskrit-Udänavarga. Hier ist die vollkom¬

mene metrische Glättung erreicht worden, indem in das Zitat ein

Sanskritwort (tathä) eingeschaltet und weiter der Text zu einem kom¬

pletten Sloka aufgefüllt wurde :

244.2 Neben dieser Vulgata-Version ist in jüngeren Handschriften

folgende Variante belegt :

Uv. XXVI. 18 var. lect. a:

[N] ene mene ...

Durch das eingeschaltete Hilfswort tathä wie durch die metrische Zäsur

wird die Worttrennung, wie sie uns die anderen Texte anbieten, sicher

bestätigt.

24.5 In der tibetischen Übersetzung des Udänavarga (Ched • du •

brjod • pahi • choms) fehlt diese Strophe an beiden Stellen im Kanon:

Bkah • hgyur, Mdo 13 Su fol. 242 a 6 sqq. (Peking-Edition) = Tökyö-

Edition Vol. 39 p. 231 1.6 sqq. und

Bstan • hgyur, Mhon • pahi • bstan • bcos 5 Du fol. 30 b 3 sqq. (Peking-

Edition) = Tokyo-Edition Vol. 119 p. 68 1. 19 sqq.

und ist dm'ch einen Prosaabschnitt ersetzt.

24.6 Die tibetische Fassung des Udänavargavivarana (Ched • du •

brjod • pahi ■ choms • kyi • rnam • par • hgrel • pa) — ein Kommentar des

Prajnävarman zum Udänavarga — dagegen kommentiert diese Strophe

ausführlich :

Bstan • hgyur : Mhon • pahi • bstan • bcos, Nu fol. 86 b 2 sqq. (Peking-

Edition) = Tokyo-Edition Vol. 119 p. 200 1. 33 sqq.:

[O] ... ji - Itar - rjes - su • mthun ■ par • hbrel • ba ■ bkod • pos - ni • hdi • dan - ma - dah - ies - bya - ba - la - sogs - pahi - 6hig - bzis - go • rims ■ bzin - du - bden - pa ■ bzi - bstan - to \ \ de - la - sarri ■ skri - tahi - 6hul ■ gyis -ni - e-las- Mi - zes ■ bya - ba - ste - hgo - bahi - nan - la - byaho \ | de - gnod - sbyin - skad • du - ni - e- ne - zes - bya • ba • ste - hdiho | (

244.1 Uv. XXVI. 18:

[M] ene mene tatha dapphe sarvasmäd viratih päpäd

dadapphe ceti budhyatah

duhkhasyänto nirucyate 18.

(12)

Zur Entstehung einer Dhärani 159

äe • mnon • par ■ rtogs -pa-ni- mthoii - baho | | dan - zes - bya - ba •

ni - hdi - de - Uar - yod - dan - sdug - bsnal - gyi - mthar - byed - par ■ hgyur - ro - zes • de - Itar - te\de - las - sdug - bsnal - gyi • bden - pa - rtogs - bahi - snon - du - hgro ■ bahi^ phyir ■ ro \ \ ma ■dan ■ zes - bya - ba-la \ me • ne - zes ■ bya -ba-ni- mahi - sgra - las - skyed - par - byed - pahi - mihi • lus - yin - te \ rgyur - gyur ■ pa ■nid - sdug - bsnal - kun - hbyun - ba - yin - no - zes - grub - pahi - mthaho J \ de - las - zes - bya - ba - la- so^s - pd ■ yan - brjod ■ par - byaho \ \ gduns - zes - bya - ba-la | dab -

pha - zes - bya -ba-las ■ gdun -ba-ne- bar -zi-ba- ste | sdug - bsnal •

ne - bar - zi -ba - zes - bya - bahi - don - te \ gaii ■ gi - hbras - bu ■ dan • bcas ■ pa - gduns -pa-ni- hgog - pa - ses - pa - zes - bya - bahi ■don - to \ \ de-las - zes - bya -ba-la- sogs - pa ■ yan - brjod - par - byaho \ \ rab • gduns - zes - bya - ba - dab - pha - zes - bya -ba-la- gdun -ba-ne- bar • zi - bar ■ byed - pahi - thabs ■ te | rab - gduiis - zes - bya - bahi - sgras • brjod - do \ \ hdi - ni ■ hbras - bu - dan, - bcas - pahi - lam - ses-pa - zes- bya - bahi - don • <o | | hdi - hdra - hdi - ni - zes - bya -ba-la- sogs - pa • ni - hdi - nid - sdug - bsnal - tha - ma - dan - mthar - thug - pa - yin - te | sdug - bsiuü - la - sogs - pa - ses- pa- thob - pahi - phyir - mya ■nan - las • hdas - paho \ \ yan, - na - nan - son - gi - sdug - bsnal ■ yohs - su - zad • pa - ste \ mthoh - bahi - lam ■ gyi - hbras - bu - hdi - la - yod - pahi • phyir - ro \ \ ■ ■ ■ -

24.7 Der komplizierte Aufbau der Strophe in der Vulgata-Version

des Udänavarga (§ 244. 1 [M]) — eine Art maccaronische Poesie — wie

ein fremdeprachliches Zitat aus metrischen Rücksichten durch Sanskrit-

Wörter unterbrochen und zu einer kompletten Strophe aufgefüllt wird,

dürfte schon bald nicht mehr verstanden worden sein.

2.5 Der chinesischen Übersetzung des Vinaya der Sarvästivädins, dem

Shih-sung-lü (T 1435)**, lag eine Sanskrit-Fassung vor, die zwischen die

erste und zweite Vershälfte, wie sie uns die Vulgata des Sanskrit-

Udänavarga [M] bietet, eine Erweiterung um einen dritten Teil ein¬

schaltet, so daß die zugrundeliegende Strophe aus insgesamt 6 Pädas

bestanden haben muß. Die Pädas 1—2, sowie 5—6 entsprechen dabei

genau der Vulgata-Version des Udänavarga.

In der Rahmenerzählung von der Bekehrung der vier Himmelskönige

wird berichtet, daß der Buddha dem Virüpäksa die vier heiligen Wahr¬

heiten in der |^ ^ ^ lo Sprache erklären mußte, weil er

Sanskrit (3| iji) nicht verstanden hatte.

Punyatara und Kumärajiva, die beiden Übersetzer, haben wohl schon

nicht mehr ganz erkannt, wie in der folgenden Strophe die ,, dravidischen"

Wörter in einen Sanskrittext gestellt sind. Dies erhellt sowohl daraus,

»» Nanjio 1115. — Übersetzt AD 404.

(13)

160 Fbanz Bebnhabd

daß sie unterschiedslos „Drävidisch" und Sanskrit phonetisch wieder¬

geben, wie auch daraus, daß, obwohl sie sonst in bilingualer Manier

jedem transkribierten Ausdmck der Vorlage eine chinesische Über¬

setzung folgen lassen, das in den ,, dra vidischen" Kontext metri causa

eingeschaltete Sanskritwort tathä unübersetzt bleibt und der auf da¬

dapphe folgende Komplex in verstümmelter Form tsie für: ceti)

diesem Wort zugeschlagen wird, wobei die metrische Ordnung dieses

Pädas zerbricht.

T 1435 p. 193 a 13—17:

[P] ^ ^ -g IS 51 ^ ^ |§

■i nieng DUHKHA SATYA mjig: nieng SAMUDAYA SATYA

^ pfiii PE « m. m

td t'd d'd p'jie- NIRODHA SATYA

ta- thä

Tb- m m M B m m m

d'ä lä piäk tsie MARGA SATYA b'iuat tuo d'ä -

ce(ti) bu- dhya- tah

m - -m m p m m

sät b'ud xiSü siang sia mua tsia

m m ^ m ~ m m m m m ^ m w:

sät b'uä tä Id b'ji hu Iji- tä t'ä iwok

it m

m

sät b'ud xiS''^

M -{fii

m w I iHi

pjie : lä d'i-

^ ^ '&

puä b'udt

pä- päd

m ^ m P

d'9u k'idt siang tuo

duh- kha- syän- to

^ ^ ^ -ÜL mm-M m

ni hu tsja tiei

ni- ru- cya- te

im ^ m ^

(14)

Zur Entstehung einer Dhärani 161

2.6 Sobald ein Text in dieser Weise verwendet wird und sich so seiner

Fuiiktion als Übersetzung entfremdet, ist die Gefahr seiner Verstümm¬

lung beschworen. Das einheitliche Zitat wurde aufgespalten durch das

eingeschaltete Sanskrit-Wort (ene mene tathä dapphe dadapphe),

und jedes der einzelnen Teile kann nun gesondert zitiert werden, sobald

die Klammer der Bedeutung verlorengeht. Bemerkenswert ist dabei, daß

dann das Teilzitat die Funktion des Ganzen übernimmt.

26.1 KOMMENTAB DES NANDIPBIYA ZU MÄTBCETAS SaTAPANCÄÖATKA

In der tibetischen Übersetzung von Nandipriyas Kommentar zu

Mätreetas Satapaficäsatka (Dgah • byed • snan • pa) im Bstan • hgyur

(Bstod • thogs Ka-I (Peking-Edition)) wird auch an zwei Stellen auf die

gleiche Legende angespielt.

261.1 Kommentar zu Strophe 116:**

Der Buddha verzichtet auf den Gebrauch der ,, edlen Sprache"

(hphags ■ pahi • gsun) = Sanskrit und bedient sich eines ,, barbarischen Idioms" (kia • klohi • skad), um den Lokapälas das Gesetz zu lehren.

In dieser Version ist bereits nur noch ein Teilzitat des originalen

Buddhawortes gegeben.

Bstan-hgyur, Bstod-thogs Ka-I fol. 194 b 6 (Pekmg-Edition) =

Tökyö-Edition Vol. 46 p. 80 1. 6.

hphags - pahi • gsun • spans ■ nas • kia ■ klohi • skad ■ ses • pahi • hjig ■ rten ■ skyon • ha • rnams • la • chos • bstan • par • mjad • pahi • phyir ■ [Q] dab ■ phi - da - phi -

zes - bya - bahi - skad - gzan -no | | . 261.2 Kommentar zu Strophe 130:*"

Im Kommentar zu Strophe 130 wird ebenfalls nur diese verstümmelte

Version zitiert.

Bstan • hgjmr, Bstod • thogs Ka-I fol. 201 a 7—8 (Pekmg-Edition) =

Tokyö-Edition Vol. 46 p. 82 1. 31—32.

dper - na -

[R] dab - phe - dab - phe ■

zes - bya - ba - hjig - rten - skyoh - bahi - bsam - pa - tha - dad - pa - dah - | de - las - gzan - pa - rnams ■ la - hphags ■ pahi - gsun - gis - so \ | .

26.2 Mahämäyüri viDYÄBÄjüi:

Während im tibetischen Mätrceta-Kommentar die um die Hälfte ver¬

kürzte und stark entstellte ,, dravidische" Übersetzung der vier heihgen

Wahrheiten dm-ch den Buddha durchaus noch als Unterweisung der

^' V.: The iSatapancäsatka of Mätrceta, ed. D. R. Shakleton Bailey,

Cambridge 1951 p. 123.

" Ibid. p. 134.

11 ZDMG 117/1

(15)

162 Franz Bernhard

Lokapälas im Gesetze fungiert, ist dann dieser Rest, zwar unverstümmelt,

aber in dem Rahmen der MahämäyOri vidyäräjni schon völlig in eine

Dhärani eingebaut, ohne jedweden Bezug auf eine bestimmte Situation ;

allein die Erinnerung daran, daß es ein dravidisches (drämida) Buddha¬

wort war, hat sich bewahrt.

262.1 Mahämäyüri vidyäräjni, ed. S. Ol'denburg p. 250 sq. 1.23 sqq.

iyam cänanda mahämäyüri vidyäräjni mayäpy etarhi säkyamuninä

samyaksarnbnddhena bhäsitä cäbhyanumoditä ca \ sattvänärn svähä | |

tadyathä \ \

hili hili hili hili | | 4 | | hilimili kilimili | ilile | kaiale \ ketu-

müle I adamäle \ adamali | amali | anadi |

[S] dapphe \ dadapphe \

okarappha \ arwhhidappha | dadappha \ ruruppha \ karappha \

vussarake (?) | vusahe \ narakande | kramani | kämani \

kämarüpini \ kitili | cocalike \ kambudarake | taru 2 mrurii ]

taruna 2 vaii \ jambäle \ väsavacaratte | taraturatte \ bhararte |

rurutaradharani \ bhobharani \ prakrtidamstre | militale |

itihäse \ avale | tuvale \ jambale \ vcdike 2 vatti 2 kevatti 2

mukule \ vatte | vattaväce | adatumbe | tadatumbe | varsatu devah

satkftah samantena | yathäsukham | dasasu disäsu | nama bhaga-

vatah I kumododakarn bhavatu | | namo bhagavate | irincaye |

ittitäye \ godohikäye \ bhrngarikäye \ aruci maruci \ araje maraje \

naraji | atte natte \ vajre vajranatte | natte 2 vajre 2 natte vajre \

udayanipriye \ alatäle \ kulatäle \ näräya^i \ päräyani \ pasyani \

pasya 2 ni \ sparsani | sidhyanlu drätnidä mantrapadäh svähä \ \

samyaihidarn mayä säkyamuninä tathägatena bhäsitä cäbhyanumoditä

ca I änandena bhiksuffä sväter bhiksor drsiasya svastyayanam

krtam | | emrn mama sarvasaltvätjärn, cä raksäm karotu guptim

pariträriam parigraharn paripälanam säntirn svastyayanarn dandapari-

häram sa^straparihäram visadüsarMrn visanäsanam simäbandharn

dharai^kibandharnca karotujivatuvarsasalam pas yatusaradümsai^ | |.

262.2 Außerdem lehrt die MahämäyOri vidyäräjfü noch folgende

Dhäranis, die dieses Restzitat in orthographischen Varietäten enthalten :

Mahämäyüri vidyäräjfii, ed. S. Ol'denbubg p. 257 1. 10 sqq.:**

.. .tadyathä | {

Am 2 khiri 2 miri 2 muri 2 Ä»7» 2 mili 2

" In: Zapiski voatoinago otdilenija imperatorskago rusakago areheologi'

ieshago öbSieatoa, tom XI. 1897—1898, S.-Peterburg 1899.

(16)

Zur Entstehung einer Dhärani 163

[T] dappha dadappha

grasani mathani dahani ghaiani ghätani pacani päcani tapani täpani \

hanani \ dala2dälani | pätani \ mohani \ stambhani \ jambhani \

svayambhü svähä \ | .

262.3 Mahämäyüri vidyäräjni, ed. S. OL'oENBtrRG p. 257 1. 26 sqq.:**

.. .imaii ca mantrapadair apratihate raksäm kurvantu sväter

bhiksoh \ \ tadyathä \ \

hiri 2 khiri 2 miri 2 siri 2 sili 2 siri 2

[U] dappha dadappha \

grasani mathani \ ghätani \ pacani \ päcani | hanani \ daha 2

dälani | pätani \ mohani | jambJiani \ stambhaniye svähä | | .

3.1 Schon diese wenigen Beispiele zeigen, wie stark die Tradition des

Textes von seinem Verständnis abhängig bleibt. Zwar kann Autorität,

die einen Text begleitet, ihn eine Zeitlang vor Entstellung bewahren,

doch die Gefährdung beginnt, sobald ein Text nur noch als akustische

Lautfolge existiert und schutzlos Rhythmisierung, Mißverstehen und

Verkürzung ausgesetzt ist. Es ist daher nicht verwunderlich, daß eine

solche Lautfolge, erst einmal unverständlich geworden, für magische

Zwecke gebraucht wurde, ja sich dafür geradezu anbot; liegt doch eben,

wie Vasubandhu in der Bodhisattvabhümi*« lehrt, der wirkliche Sinn

des Mantras in seinem Mangel an Bedeutung, damit man im Meditieren

über diese Nichtbedeutung zum Begreifen der ontologischen Irrealität

des Universums gelange.

3.2 Die Texte, dabei insbesondere das Pi-p'o-sha-lun (Vibhäsä^ästra)

[C] und das Shih-sung-lü (Sarvästiväda-Vinaya) [P] durch die bilinguale

Ubersetzung der Begriffe, verstehen also ene mene dapphe dadapphe (mit

seinen Varianten) selbst als eine Übersetzung der vier heiligen Wahr¬

heiten in eine dravidische Sprache.

3.3 Da diese Wortfolge schon in den Vinayas der Sarvästivädins

[P] und Mülasarvastivädins [G, H, I] und im Udänavarga [K, L, M, N]

von den ältesten Handschriften ab belegt ist, wäre sie eine der ältesten

bekannten dravidischen Sprachreste. Leider ist es aber bisher noch nicht

gelungen, obwohl die Bedeutung der Wörter gegeben ist, sie eindeutig

aus einer süddravischen Kultursprache zu erklären. Trotz des Wort¬

anlauts von dapphe dadapphe braucht das Tamil als eine solche Möglich¬

keit an sich noch nicht ausgeschlossen werden, wenn auch die heutige

Sprache anlautendes d- nicht kennt. Aidautende weiche Verschlußlaute

finden sich — abgesehen von indischen Lehnwörtern wie: dravida-,

dramida-, damila- usw. — auch in den sprachlichen Wiedergaben älterer

*» Cf. Bodhiaattvabhümi, ed. Uitbai Wogihaba, Tökyö 1930—36, p. 272 sqq.

11»

(17)

164 Franz Bernhard

Missionare wie Ziegenbalg. Herr Prof. Dr. F. J. B. Kuiper, Leiden,

teilte mir freundlicberweise zudem nocb mit, daß man bei ene allenfalls

an tamü innä ,, misery, distress", bei dapphe vielleicht an tamil tappu

,, escape, flight (?)" denken könnte. Doch das alles führt zu keinem

sicheren Ergebnis.

3.4 Man wird mit gutem Grund schon vor dem Einsetzen unserer

schriftlichen Überlieferung mit einer gewissen Entstellung des originalen

Wortlautes rechnen müssen, eine Entwicklung, die wir im Rahmen

unseres Material weiterverfolgen können:

[F] -i-niei mjie-.-niei tä-piei tä-tä-piei iwi-luo

[G] ene mene dapphe^ dandapphe^

[O] e-ne - me-ne ■ dab-pha - dab-pha

[S] dapphe dadapphe

[R] dab-phe - dab-phe

Für eine Veränderung des Originaltextes spricht auch die rhythmi¬

sierte, stark assonierende Form des Zitates, wie sie uns von Anfang an

entgegentritt**.

43 Vergleichbar sind in Polynesien die Karakia der Maori: „viele dieser

Zaubersprüche sind kaum zu übersetzen, und selbst kommentierte Über¬

tragungen scheinen häufig ohne Sirm zu sein und nicht in Verbindung mit

dem Anlaß der Rezitation zu stehen". Nicht wenige der neuseeländischen Zaubersprüche gehen auf sehr alte Zeiten zurück.

Der gleiche Prozeß mit seinem Bedeutungswandel, dem Sinnloswerden

von Anspielungen und einer Erstarrung in archaischen Formeln scheint sich

bei gewissen Tafeltexten der Osterinsel vollzogen zu haben. Vielleicht liegt

darin eine Erklärung, daß manche Abschnitte rätselhaft bleiben, während

andere Passagen recht gut verständlich werden.

In den mündlichen Traditionen der Nachbarinsel Mangareva ist oft eine

außerordentliche Textverknappung zu beobachten, bei der wenige Worte

an Stelle von ebensoviel Sätzen stehen. Damit sind Gleichnisse und Metaphern

in solchem Ausmaß verbunden, daß die Sprache fast unverständlich und

geheimnisvoll für den Uneingeweihten wird*'.

Der Reichtum an figürlichen Redewendungen und die häufigen Anspie¬

lungen auf längst in Vergessenheit geratene Dinge*' haben inuner wieder

dazu geführt, daß von Generation zu Generation die Überlieferungen

schwerer verständlich wurden. So mußten sich im Laufe der Zeit sinnvolle

Aussagen in bloße Formeln verwandeln, die man zwar noch zu bestimmten

Anlässen zu rezitieren wußte, aber nicht notwendigerweise zu verstehen

brauchte." (Thomas Barthel, Grundlagen zur Entzifferung der Osterinsel-

schrift, Universität Hamburg, Abhandlungen aus dem Gebiete der Auslands¬

kunde, Bd. 64, Reihe B. Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen,

Bd. 36, Hamburg 1958, p. 336).

(18)

Zur Entstehung einer Dhärani 165

3.5 In gleicher Weise sind auch Sanskrit-Formeln beim Gebrauch in

Dhäranis als „Stützen" und Instrumente der Meditation durch den

pränäyäma rhythmisiert und verstümmelt worden, so daß der ursprüng¬

liche Sinn unter einer bizarren Form manchmal nm- noch geahnt werden

kann*'.

3.6 Viele Dhäranis bestehen dann nur noch aus Silbenfolgen wie:

phat kili kili mili mili u.ä., an denen jeder Versuch einer lexikalisch¬

grammatischen Interpretation scheitert ; im Falle der 'ft "öfe "Ä tlliJ PE (,, Verse zum Preise der sieben Buddhas") etwa weist aber der Titel dar¬

auf hin, daß eine grammatische Analyse und eine Übersetzung möglich

sein muß*«.

" Cf. Elsdon Best, Maori Religion and Mythology, Section I, Dominion

Museum Bull. No. 10, Wellington, 1924, p. 238, 245; Peteb H. Buck (Te

Rangi Hiroa), The Coming of the Maori, Wellington-London 1950, p. 499.

« Cf. Peteb H. Buck (Te Rangi Hiroa), Vikings of tlie Sunrise, New York

1938, p. 13.

Cf. K. P. Emoby, Tuamotuan Religious Structures and Ceremonies,

B. P. Bishop Museum Bull. 191, Honolulu 1947, p. 6.

*' Cf. etwa die Zauberformeln auf dem Garuda-Bild des Buddha (s. L. A.

Waddell, The Buddhism of Tibet, London 1895, p. 387 sq. = Nr. 148 der

Sädhana Collection von L. A. Waddell) :

Während jede Feder der gespreizten Flügel mit der Formel :

Orn visa khrili mili halaya svähä versehen ist, ist auf den Blättern des Brustlotus:

A UM Bhyarn satrirvada narn kha^ jarn rarn

„Bhyarn iatrubädhäya namah ramatäm"

und im Innern des Lotus :

mahäguru ühaguru trigaguru narn

„mahägurave trikagurave namah"

nägakara rarn rarn dul dul nagajit atho naga(c)vdali

„nägesvara ramatu ramatu nägärjitärtha (?) "

daSa ga{n)u mamamyogasa sod(h) sarvavisa raksa.

„dasa gana (?) sarvavisebhyah raksatu."

zu lesen.

Die Lesung sowie die Ergänzung des angenommenen Sanskrit-Ent¬

sprechungen sind nach R. Hoernle (in: L. A. Waddell, The „Dhärani"

Cult in Buddhism, its Origin, Deified Literature and Images, Ostasiatische Zeitschrift I, 2, Berlin 1912, p. 190) gegeben.

Cf. dazu auch : J. W. Haubb, Die Dhäranl im nördlichen Buddhismus und

ihre Parallelen in der sogenannten Mithrasliturgie = Beiträge zu indischen

Sprachgeschichte und Religionsgeschichte, Zweites Heft, Stuttgart 1927,

p. 5 sq. und 12 sq.

J. Gonda, The Indian Mantra, Oriens 16, Leiden 1962, p. 244—297.

V. : A. VON Stael-HolsteiN, On a Peking, a St. Petersburg, and a Kyöto

Reconstruction of a Sanskrit Stanza Transcribed with Cliinese Characters

under the Northern Sung Dynasty, in: Ch'ing-chu Ts'ai Yüan-p'ei hsien-

sheng liu-shih-wu-sui-lun-wen-chi (Studies Presented to Ts'ai Yüan-p'ei on

his sixty-fifth Birthday) Part I, Academia Sinica, Peiping 1933 p. 185.

(19)

166 Fbavz Bebnhabd

3.7 Deshalb wird auch der Wortauslaut auf-e (s. [A, G, H, I, K, M, N,

R, S]) keine linguistischen Hinweise auf die Art der Sprache (etwa das

Kannada) geben können, sondem eher in gleicher Weise wie die Aus¬

lautsgestaltung der Dhäranis im buddhistischen Sanskrit zu erklären

sein*'.

3.8 Wie stark auch die Entstellung der Wörter im einzelnen sein mag,

sicher ist, daß es sich im Ursprung nicht um unverständliche und an sich

bedeutungslose Phonemgrappen handelte. Dafür sprechen einmal die

ältesten Belege, die diese Wörter sinngemäß in den Text stellen, so daß

ihre Funktion als Übersetzung wie auch ihre Bedeutung als Übersetzung

der vier heiligen Wahrheiten deutlich bleibt. Ein unverständlicher

Mantra wäre in einem solchen Kontext deplaziert. Zmn anderen erhellt

die semantische Selbständigkeit der einzelnen Wörter einmal aus den

bilingualen Texten: Pi-p'o-sha-lun [C] und Shih-sung-lü [P], aus der

tibetischen Fassung des Udänavarga-Kommentars Udänavargavivarana

[O], aus den Worttrennungen in tibetischen und in Sanskrit-Texten

[A, G, H, I, K, M, N, S, T, U], wie aus den metrischen Belegen im

Udänavarga [M, N] und im Shih-sung-lü [P], wo die Wortfolge im Vers

von einem Sanskritwort unterbrochen und durch die metrische Zäsur

geteilt wurde, so daß sich das eigene prosodische Schema dem Vers¬

rhythmus fügt.

4 Wenn also der Buddha — und damit komme ich zum Ausgang, zum

Text Pelliot II zurück — in dieser versio ornatior des Tripusa-Bhallika-

Sütra zum Schutz und Wohl der beiden Kaufleute noch die vier heiligen

Wahrheiten in dieser Form rezitiert, so ist sein Segen darum allein er¬

weitert worden, damit dieser Mantra zusätzlich dm-ch die Kraft seiner

Wahrheit wirke**.

4.1 Heineich Lüdebs hat in seinem Varuna-Buche^* über die indische

Anschauung von der Wahrheit als einer Wunder wirkenden Kjaft und

über die Betätigung dieses Zaubers, über die satyakriyä des indischen

Mittelalters, gehandelt. Man glaubte durch das Aussprechen einer

Wahrheit eine bestimmte, meist augenblickliche Wirkung in der mate¬

riellen Welt hervorrafen zu können. Mit P. Thieme*« wird man ergänzen,

daß es sich dabei nicht um eine beliebige Wahrheit handeln darf. „Es

muß viehnehr eine Wahrheit sein, die entweder nur dem Sprecher be-

" Cf. H. W. Bailey, BSOAS 13 p. 934 sqq., JRAS 1955 p. 24.

w Cf. auch besonders § 2432. 3.

»1 H. Lüdebs, Varuna, Göttingen 1951—59 p. 15 sqq. und 486 sqq. Cf.

auch : E. W. Bublinoame, The Act of Truth (saccakiriyä) : a Hindu Spell and

Its Employment as a Psychic Motive in Hindu Fiction, JRAS 1917 p. 429—

467; H. Lüdebs, Die magische Kraft der Wahrheit im alten Indien, ZDMG 98

p. 4 sqq. " ZDMG 102 p. 108 sqq.

(20)

Zur Entstehung einer Dhäram 167

kannt sein kann, eine Wahrheit, die so allgemein ist, daß sich nicht

nachprüfen läßt, ob sie nicht doch eine Ausnahme erleidet, oder eine

Wahrheit, die nur durch höhere, dem Profanen verschlossene Erkenntnis

geschaut werden kann." Dazu kommt, daß diese Wahrheit in möglichst

irgendeiner Weise im gedanklichen Aufbau, wie in dem sprachlichen

Ausdruck mehr oder weniger kunstvoll geformt sein solle. Nach dieser

Anschauung beruhte ja auch der magische Zauber des vedischen Liedes

auf der Kraft seines Wahrheitsgehaltes^.

4.2 Wenn also der Buddha in diesem Fall die vier heiligen Wahrheiten

ausspricht, so ist dies eine ganz besondere Weise der Wahrheitsbetäti¬

gung, denn einmal sind es die Wahrheiten par excellence, die der Buddha

verkündet, und zum anderen sind diese Wahrheiten den Angesprochenen

unbekannt und wie ein Zauberspruch unverständlich. Denn noch hat ja der

Buddha die Wahrheiten nicht gepredigt, aber die beiden Kaufleute nehmen

auch in anachronistischer Weise schon ihre dreifache Zuflucht und werden

als Laienanhänger in die noch nicht existente Creme inde aufgenommen.

4.3 Der Gebrauch einer fremdsprachlichen Übersetzung der vier

heiligen Wahrheiten in der Form einer satyakriyä mag für die Entwick¬

lung der Funktion einer solchen Wortgruppe mit von entscheidender

Bedeutung gewesen sein. Denn einmal als Quasi-Mantra verwendet,

kann eine solche Wortgruppe, während sie sich der Bedeutung entleert,

allzu leicht zu einer mechanischen Zauberformel absinken. Bemerkens¬

wert ist dabei, daß ihr die magische Kraft erhalten bleibt; mag ihre

einstige Bedeutung vergessen, mag ihre sprachliche Formuherung ver¬

ändert oder verstümmelt worden sein, durch die Kontinuität der

Tradition wirkt die magische Kraft der Wahrheit weiter.

4.4 Eine enge Beziehung von saiyakriyä und Mantra in buddhistischen

Zauberbräuchen ist auch sonst bekannt. Während etwa der Zauber

gegen Schlangenbiß, den der Buddha im Ahguttara-Nikäya" lehrt,

durchaus als nur eine Form der satyakriyä betrachtet werden kann,

ebenso wie auch die Formeln der Parittazeremonie**, so sind im Schlan¬

genzauber des Upasenasütra** den Strophen magische Formeln äuge¬

's Cf. H. Lüdebs, Varuna ibid. p. 20 sqq.

" AN II p. 72 sq. (PT8-Edition) ; cf. auch Vinaya-Pitaka II (CuUavagga) p. 109 sq. (PTS-Edition), The Bower Manuscript, ed. A. F. Rudolf Hoeenle.

Archeological Survey of India, New Imperial Series 22, Calcutta 1893—1908

p. 224; The Jätaka together with Its Commentary, ed. V. Fausboll, Vol. II,

London 1879 p. 144—148.

" v.: Ebnst Waldschmidt, Das Paritta, eine onagische Zeremonie der

buddhistischen Priester auf Ceylon, Baessler-Archiv XVII, Berlin 1934

p. 139—150.

" V. : Ernst Waldschmidt, Das Upasenasütra, einZauber gegen Schlangen¬

biß aus dem Sarnyuktägama, NGAW 1957 PhU.-hist. Kl. Nr. 2, Göttmgen 1957.

(21)

168 Fbanz Bebnhabd

hängt. Und dieser Text gehört, wie seine chinesische Parallele*' ausweist,

zu einer kanonischen Sammlung des Hinayana, nämlich zum Sarnyuktä-

gama, woraus erhellt, daß solch magische Praktiken durchaus auch im

Hinayäna im Schwange waren, ja auf den Buddha selbst zurückgeführt

werden**.

*' Tsa-a-han-chmg (Samyuktägama) Sütra 252: T. Vol. 2 p. 60 c —61 b.

^ Ibid. p. 30. — Hsüan-tsang berichtet, daß nach indischer Tradition auf

dem Konzil zu Räjagrha, wenige Monate nach des Buddha Tod, ein kom¬

plettes Dhärani-Pitaka zusarmnengestellt worden sein soll. — Cf. E. Bubnouf,

Introduction ä VHistoire du Bouddhisme Indien, Paris 1876 p. 481—483;

fi. Lamotte, Histoire du Bouddhisme Indien, Louvain 1958 p. 313; C. Eliot,

Hinduism and Buddhism, London 1921 Vol. II p. 50 sq.; T. Wattebs, On

Yuan Chwang's Travels in India, London 1905, Vol. II p. 160; L. A. Wad¬

dell, Ostasiatische Zeitschrift I. 2 Berlin 1912 p. 193; Wilhelm Geigeb,

Päli, Literatur und Sprache, Straßburg 1916 p. 16 sq.; Helmut Hoffmann, Bruchstücke des Ätänütikasütra aus dem zentralasiatischen Sanskritkanon der Buddhisten, Kleinere Sanskrit-Texte V, Leipzig 1939 p. 11.

(22)

Bücherbesprechungen

Andreas Lommel: Die Welt der frühen Jäger. Medizinmänner. Schamanen,

Künstler. Verlag Georg D. Callwey München 1965. 196 S., 44 Abb. auf

Tafeln. DM 44

Der namentlich durch seine Felsbilder-Forschungen bekannt gewordene

Münchener Ethnologe und Australien-Spezialist Andreas Lommel hat eine

Darstellung des Schamanismus und der von ihm ausgehenden Kunstübun¬

gen gegeben, die auch der Orientalist zur Kermtnis nehmen sollte. Schama¬

nismus ist ja abgesehen von seiner Verbreitung bei den Jägervölkern auch

in manchen Hoohkulturen Asiens anzutreffen. Lommel konzentriert sich in

seinem Werk auf die schamarüstischen Praktiken bei den Eskimos und den

sibirischen Völkern, bezieht aber zur Abrundung auch gelegentlich andere

geographische Bereiche ein und betont vor allem das hohe Alter des Schama¬

nismus. Hierfür werden namentlich die Zeugnisse der vorgeschichtlichen

Kunst herangezogen. Seine Darstellung zeichnet sich dadurch aus, daß die

Erkermtnisse der modemen Psychologie verwertet werden. Das psychotische

Element im Schamanentum rmd der Selbstheilimgscharakter des Schamani-

sierens werden überzeugend herausgearbeitet. Aber auch die Anfänge der

darstellenden Kunst sind nach Lommel im Sohamanentum zu suchen. Das

Buch bietet hierfür ein reiches Anschauungsmaterial auf sehr gut gelungenen und sirmvoll ausgewählten Bildtafeln sowie mit geschmackvoll ausgeführten

Nachzeichnungen als Randschmuok. So ist ein auch äußerlich sehr attrakti¬

ves Werk entstanden, das ein auch für die asiatischen Hoohkidturen wichti¬

ges Substrat veranschaulicht. Daß das Wort Schamane selbst indischen

Ursprungs (skr. sramana) sein soll, wird ja kaum noch in der Wissenschaft

vertreten. Einige Autoren nehmen einen Zusammenhang des ja im Tungusi¬

sehen am besten belegten Wortes (mandschu saman „Schamane", samadambi

„beschwören" etc.) mit dem Mongolischen an (samayun, Khalkha coMyyH

, .Verwirrung, Erregung"). Das mag stimmen oder nicht; Tatsache bleibt,

daß die Mongolen ein eigenes Wort für den männlichen Schamanen hatten,

nämlich böge, das aus der ältesten Schicht des Türkischen entleht ist {*bügö,

vgl. G. Doerfer, Tü. und mo. Elemente im Neupersischen I, Wiesbaden 1963,

S. 233—234). Auch das in vielen asiatischen Turksprachen vorkommende

qam ,, Schamane" kann mit ma. saman wohl kaum zusammengebracht wer¬

den, eine Schwierigkeit, auf die u.a. L. Vajda hingewiesen hat {Ural-Alt.

Jahrb. 31 (1959) 478—479).

Eine ausführliche Bibliographie (S. 186—196) unterstreicht den wissen¬

schaftlichen Wert des Buches, auf das die Leser unserer Zeitschrift hiermit

nachdrücklich und empfehlend aufmerksam gemacht seien.

Herbert Franke, München

Walther Wolf: Funde in Ägypten, Geschichte ihrer Entdeckung, Muster¬

schmidt-Verlag, Göttingen 1966, 322 Seiten, DM 22.80.

Nach Veröffentlichungen über Funde im italischen, griechischen und me¬

sopotamischen Raum legt der Mustersohmidt-Verlag in der Reihe „Stern¬

stunden der Archäologie" nun einen Band über Funde in Ägjrpten vor. Es

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