Epiphanius de Gemmis. The Old Georgian Version and the
Fragments oj the Armenian Version by Robert P. Blake
and the Coptic-Sahidic Fragments by Henri de Vis. London:
Christophers [1934]. 8 , CXXIII, 335, 51 p. = Studies
and Documents edited by Kirsopp Lake and Silva
Lake II.
Am schlechtesten überliefert und daher bis jetzt am wenig¬
sten bekannt von den Werken jenes gelehrten Kirchenvaters
des 4. Jahrhunderts, Epiphanius, Bischofs von Salamis auf
Cypern, ist der Traktat neol töjv iß' M&ojv. Er gliedert sich,
wenn man von dem Widmungsbrief an Diodorus, Bischof
von Tyrus, absieht, in drei Teile: 1. Naturkundliche Beschrei¬
bung der 12 Edelsteine auf dem Brustschmuck des Hohen¬
priesters, 2. allegorische Auslegung ihrer Eigenschaften im
Hinblick auf die zwölf Söhne Jakobs, deren Namen den
zwölf Edelsteinen zugeordnet sind, und auf Persönlichkeiten
des Alten und Neuen Testaments, die dem betr. Stamm an¬
gehören, 3. Anordnung und Einteilung der zwölf Stämme
bei verschiedenen Gelegenheiten im Alten Testament. Das
griech. Original des Traktats ist verlorengegangen; der
1. Teil ist wenigstens in zwei Auszügen erhalten. In lat. Über¬
setzung liegt der 1. und 3. Teil vor (in der Collectio Avellana;
zuletzt herausgegeben von Otto Guenther im Corp. script,
ecclesiast. lat. XXXV, 1898). Von einer kopt. Übersetzung
des ganzen Buches sind im ganzen 19 z. T. beschädigte
Blätter eines und desselben Manuskripts, die in verschiedenen
Bibliotheken verstreut sind, erhalten oder richtiger bis jetzt
identifiziert. In armen. Sprache besitzt man drei verschiedene
Auszüge aus dem ersten Teil; außerdem liegt in einer Sammel¬
handschrift der Vatikanischen Bibliothek aus dem 17. Jahrh.
Zeitschrift d. DUO. Bd. 90 (Neue Folge Bd. IS) 11
(Cod. Borg, armen. 31) eine Übersetzung des 1. Teils und der
größeren Hälfte des 2. Teils vor. Am vollständigsten ist die
georg. Übersetzung; bis auf einige verlorengegangene Blätter
fehlt hier nur, ohne daß die Handschrift eine Lücke zeigt,
der Anfang des 3. Teiles. Bald nach dem Bekanntwerden der
Handschrift wurde daraus der 1. Teil von Mose DzanaSvili
im Sbornik materialov . . . Kavkaza Bd. 24 (Tiflis 1898) mit
einer russ. Übersetzung herausgegeben. Von dieser Ausgabe
hat Robert Bleichsteiner im Jahrbuch der Österr. Leo-Ge¬
sellschaft (Wien 1930), 233—270 eine deutsche Übersetzung
gegeben, die wesentlich korrekter ist als die von Dzana§vili;
in einem Anhang bringt Bleichsteiner interessante sach¬
kundliche Beiträge zu den im Text vorkommenden Länder¬
und Völkernamen und zur Kenntnis der Edelsteine in der
Antike. Dem Herausgeber ist diese Schrift Bleichsteiner's,
wie er in einer Anmerkung sagt, leider unzugänglich geblieben.
In dem vorliegenden Buch erhalten wir nun die erste voll¬
ständige Ausgabe des georg. Textes. Ehe ich mich ihm zu¬
wende, einige Worte über die Anlage und den sonstigen
Inhalt des Werkes. Die Einleitung berichtet über Epiphanius'
Leben und Werke, über Titel und Datierung von De Gemmis,
seine Quellen, seinen Zweck und Einfluß auf das spätere
Schrifttum. Ausführlich wird das Verhältnis der einzelnen
Rezensionen zueinander beleuchtet; in bezug auf den armen. -
georg. Text kommt der Herausgeber zu dem Schluß, daß
etwa im 6. Jahrh. eine verschollene syrische Übersetzung ins
Armenische übersetzt worden ist; auf diese armen. Fassung
gehen sowohl der erhaltene armen. Text wie auch der geor¬
gische zurück. Die vom Herausgeber S. LXXI II ff. nach¬
gewiesenen Armenismen lassen m. E. keinen Zweifel daran;
wenig beweiskräftig ist die vorher von ihm gegebene Liste
der armen, und griech. Lehnwörter, da die meisten von ihnen
in der altgeorg. Literatursprache ganz geläufig sind. Schlie߬
lich enthält die Einleitung noch eine Beschreibung der georg.
Handschrift, ein Verzeichnis der abweichenden Lesungen in
der Ausgabe von D2ana§vili, Bemerkungen über Ortho¬
graphie und Sprachformen der Handschrift, die Grundsätze
des Herausgebers bei der Textgestaltung und eine Liste der
biblischen Zitate im georg. und armen. Text. S. 1—96 nimmt
der georg. Text ein, geschrieben mit einer mit georg. Typen
versehenen Schreibmaschine und lithographiert, dann folgt
dessen Übersetzung ins Englische mit den Varianten der
lat. Übersetzung, soweit sie vorhanden ist, im Apparat.
S. 195—233 nehmen die armen. Fragmente und Auszüge mit
danebenstehender engl. Übersetzung ein. Vom oben erwähn¬
ten Vatikanischen Kodex erlangte der Herausgeber zu spät
Kenntnis, um ihn noch verwerten zu können, er hat aber
die Absicht, ihn demnächst gesondert zu publizieren. Das ist
sehr erwünscht, da der georg. Text noch zahlreiche dunkle
oder verderbte Stellen enthält und eine richtige Beurteilung
der Eigenheiten seiner Sprache ohne Kenntnis des Originals
unmöglich ist. Es folgt auf S. 235^—335, von de Vis besorgt,
der Text aller bekannten kopt. Fragmente mit daneben¬
stehender lat. Übersetzung, dazu ein Verzeichnis der Bibel¬
zitate und Indizes der Eigennamen und der griech. und
anderen Fremdwörter. Den Schluß bilden, wieder in Litho¬
graphie und mit besonderer Paginierung in georg. Buch¬
staben, georg. Indizes der Personennamen, der Länder- und
Völkernamen und ein für die Erfassung des altgeorg. Wort¬
schatzes sehr wertvoller Wortindex; bei Wörtern, die ein- bis
viermal auftreten, sind sämtliche Stellen angegeben, bei
häufiger vorkommenden nur die vier ersten; ganz häufige
Wörter (Personalpronomina, Demonstrativa, Prä- und Post¬
positionen, Partikeln, Formen des Verbum substantivum)
sind — mit Recht — weggelassen.
Die Gestaltung des georg. Textes bot insofern keine
besonderen Schwierigkeiten, als nur eine einzige Hs. in Be¬
tracht kam, die berühmte, um 970 geschriebene Schatberder
Hs., in der u. a. auch der Physiologus und die auf georgisch
erhaltenen Werke des Hippolytus überliefert sind; drei Hss.
des 17.—19. Jahrh. sind Abschriften daraus und brauchten
nicht berücksichtigt zu werden. Der Herausgeber hat im
Winter 1919 eine Abschrift hergestellt und sie dann noch
einmal verglichen; vor dem Druck hätte er gern noch in
einigen zweifelhaften Fällen das Manuskript zu Rate ge¬
zogen, das war ihm aber nicht möglich. Die abweichenden
Lesungen Dzanasvili's sind auf S. LVI Iff. verzeichnet, sie
erweisen sich im allgemeinen als geringfügig. Ich vermisse
die Anführung von 8, is ganikurnnian, wo Dzan. gankurnian
hat, was vorzuziehen ist: ,,sie heilen ihn" (den vorher ge¬
nannten vinme ,, jemand"), während ganikurnnian ,,sie werden
geheilt" eine Mehrzahl von Patienten voraussetzt; übrigens
stimmt die Übers. ,,they eure him" zum Texte Dzaxasvu.i's.
Für 9, 34 ik'mian bietet Dzax. die allein richtige Form
ik'mnnian; das ebd. von Blake gelesene uryuarovanta ist
ebenso ein hapax legomenon wie Dzax.'s ywryuarovanVa.
12, 15 steht im Text nakuercxal wie bei Dzax. und nicht die
S. LVII angegebene falsche Form nakuarcxal. Ich möchte
meinen, daß 13, n Dzax. mit seiner Lesung tige recht hat
gegenüber <a>iiÄe, denn wie das Bleichsteixer a. a. 0. 258
gesehen hat, soll es das unverstandene xQ'f^aooTiyi'ig der griech.
Epitome wiedergeben (lat. auri punctis intermicans). während
keine Fassung das vom Herausgeber vorausgesetzte axTixr]
zeigt. Schwierig ist 14, 25-26 da romelnime zyapart'agan itqwan
vit'armed Vuali sacnaur rajme qwan. Der Herausgeber sucht
darin offenbar den Sinn der lat. Fassung ,,ab his qui fabulosa
confingunt, phantasiis dicitur esse remedium" und übersetzt
„and some of the fables say, that the stone makes people
rational". Das ist aber grammatisch ganz ausgeschlossen:
ein Nom. sing, wie t'uali kann nicht das Agens bei einem
pluralischen Aorist bezeichnen; außerdem bedeutet sacnauri
„bekannt" und nicht „verständig". Dzax. hat statt t'uali
Vualt' (Obliquus plur.) und demgemäß übersetzt Bleicii-
steiner ,,und einige sagen auf Grund ^) von Märchen, daß sie
(die Edelsteine) den Augen gewisse (Dinge) bemerkbar
machen"; aber im 10. Jahrh. dürfen wir nur t'ualt'a und
nicht t'uall'' erwarten. Statt 17, si simSlisat'ws hat Dzan.
wohl richtig simSilisat'ws, da dieses i nicht synkopiert wird;
ebenso paßt 18, 12 nur Dzan.'s Lesung miuvlinebied „sie
1) Wörtlich: ,,aus (den) Märchen"; ,, einige der Märchen" wäre romelnime zyapart'aganni.
haben (oder: er hat) sie geschickt", nicht miuvlinebed, was
ein perpetuales Präsens wäre: ,,sie pflegen ihm (oder: ihnen)
zu schicken".
Gleichfalls in der Einleitung (S. LXXXIT.) gibt der
Herausgeber Rechenschaft über die Verwendung des Buch¬
stabens e (= ej) in seinem Text. Daß für den Abschreiber
dieser Laut schon mit e zusammengefallen war, zeigen die
zahlreichen Verstöße in der Hs. Der Herausgeber hat hierin
normalisieren versucht, nicht immer mit Glück: 86. s ist
Pavle Ergativ (miiyo Paule c ignebi ..Paulus empfing die
Briefe") und dürfte auf keinen Fall Pavle geschrieben werden,
umgekehrt hätte 27. 22 Ivaneca stehenbleiben können, denn
es ist Nominativ: übrigens nehmen im korrekten Altgeorgi¬
schen Eigennamen überhaupt kein nominativisches -i oder -/
an. 4. 19 hat der Herausgeber inebe stehenlassen, ..as it may
be a subjunctive'", aber es gibt gar keinen Konjunktiv auf -e,
iiier würde der Konjunktiv inebo lauten. Es wäre also m. E.
bei der Wichtigkeit der Hs. als datiertes Sprachdenkmal
hesser gewesen, an ihrer Orthographie nichts zu ändern, was
der Herausgeber bei dem häufigen mißbräuchlichen -/ hinter
a. das dem Mißbrauch von e ganz parallel geht, auch unter¬
lassen hat.
Auch sonst hat der Herausgeber manchmal richtige oder
jedenfalls mögliche Formen der Hs. fälschlich in den Apparat
verwiesen. 22, i mas zeda daec'era saxeli Rubenisi „darauf
wurde der Name Rubens geschrieben" — ich weiß nicht, ob
hier in daic' era geändert werden muß, obgleich dies an allen
Par? 1!«^! st eilen steht, denn als Passivum der Version sazedao
(nach ScHAN'iDSE S Terminologie) scheint mir das e durchaus
berechtigt. Die synkopierten Formen 22. 12 godlis und 24, 29
tyunad sind im Altgeorgischen allein üblich und dürfen nicht
in godolis und zyuenad geändert werden. 04. 15 ist die Ein¬
fügung des zweiten sa m. E. unberechtigt (ein sagulisxmieri
gibt es gar nicht): wörtlich kann der ganze Passus nur fol¬
gendermaßen übersetzt werden, was allerdings nicht seinem
ursprünglichen Sinn entsprechen dürfte: ..Es war fürwahr
würdig, daß jener große Verständige (Weise), dem der Stein
Hyazinth gleich geworden ist, gefunden werde in den Orten
der Libyer." 38, is mkudmad ist wohl aus mkudrad (Termina-
tiv zu mkudari ,,tot") verlesen; ein mkudami ,, Leiche" (so
im Glossar) gibt es nicht. 51,26 ^c'olit' ist die ältere Form
von ^rc'olit', vgl. Keimena 12, 26 ujc'i, BUT 3, 376 ^c'oda.
65, 1 saxelis modgamebisa der Hs. ist richtig; saxelis modga-
meba oder saxel-modgamoba entspricht dem griech. q>eQa}vvfj,(a
und bedeutet ,,das Benanntsein nach jemand oder etwas",
vgl. z. B. Georgii Monachi Chronicon, ed. Qauxci§vili 20, löfF.
da Madai, romlisagan Sobilt'a Midt'a da dampqrobelt'a Babi-
lovnisat'a Midet'ad uc'odes sop'elsa mas sakut'rebit' da saxel-
modgamobit' xov Maöarj, d<p' ov Mrjdoi yevöfievoi xai xwv Baßv-
Xojviwv xgax/jaavxEQ, jj ^cußa Miqdeia TCQoarjyoQEvdrj xvqIoh; xai
(peQOivvp,o)i;; Savar^iSo k'art'ul paleograpHaSi II (Tiflis 1927),
p. 39 Sp. I 10-11 romelni ukue ese saxelis modgamobasa missa
yirs vik'mnenit' „die wir nun gewürdigt worden sind nach
ihm benannt zu sein". Daher wird auch 91, 29 saxelit' midga-
misa richtig sein, jedoch verstehe ich die Konstruktion nicht.
Für zwei Seiten der Hs. (176 und 177, d. s. hier 56, isliis
58, 16) haben wir die Möglichkeit, die Lesungen des Heraus¬
gebers an Hand einer mechanischen Reproduktion der Hs.
zu prüfen: sie sind im SavarpSo k'art'ul paleograpHaSi, heraus¬
gegeben von Arnold Cik'obava I (Tiflis 1930), auf S. 5 und 6
lithographisch abgedruckt; die Übertragung auf den Stein
geschah allerdings nicht photographisch, sondern durch
Durchpausen, so daß Verwechslungen zwischen einander
sehr ähnlichen Buchstaben, z. B. r und 5, nicht ganz aus¬
geschlossen sind. Ich gebe im folgenden an zweiter Stelle die
abweichenden Formen im Savar^iSo; wenn sie auch nicht be¬
deutend sind, so zeigen sie doch, daß die Abschrift des
Herausgebers nicht frei von Ungenauigkeiten war. 56, 23 da
ese ars Semdgom — da ars ese Semdgom; ibd. 24 ifargm(_ayne-
bis — it'argmanebis. 57, 2 vr c'inajsc'ar-vt'k'wt' — va c'inajsc'ar
üt'k'ut'; nur letzteres kann übersetzt werden ,,as we have
said before", ersteres würde bedeuten ,,wie pfleg(t)en wir vor¬
her zu sagen?". 57, 13 damyua^vel — damyuarvel; der Sinn
wird dadurch nicht klarer, da auch das zweite Wort un-
bekannt ist, ,, filled with tares" (wegen yuar^li „Unkraut")
ist in jedem Fall unmöglich, da das Wort der Form nach ein
Part. Präs. Act. ist. 57,27-28 si^lieresa m^lavrebisa misisa —
si^lieresa m:^lavrebisa misisasa. 58, is-ie mep'obisa — meup'e-
bisa.
In folgenden Fällen finde ich im Text Unstimmigkeiten
ohne entscheiden zu können, ob es sich um Fehler in der Hs.,
Abschreibefehler oder Druckfehler handelt. 26,4 ganarian
gibt es nicht, es müßte entweder ganernian „sie werden er¬
rettet" heißen oder ganarinnian ,,sie erretten sie"; vielleicht
ist gan aus etwas anderem entstellt und es ist nur arian „sie
sind" zu lesen, vgl. Off. Job. 7,14 eseni arian romelni mosrul
arian Sirisa misgan didisa oixoi eiaiv oc iQxdfievoi ix rrjg
■dUxpeoig rrjg psyaJ.rig. 29, 28 erwartet man romelsa statt
romelt'a. 33,34 ist wohl SeSinda zu lesen, denn von SiSi
,, Furcht" kann kein angebliches SiSinda abgeleitet werden.
47, 8 momklevel kann nur ein Fehler für momklvel „Tot¬
schläger, Mörder" sein (so im Glossar: ,, slayer"); in der
Übersetzung scheint es der Herausgeber als eine (in dieser
Gestalt ebenso unmögliche) Form von mokleba „vermindern,
fehlen" aufgefaßt zu haben: ,,nor was the scripture minished
in aught"; der Siim ist vielmehr: „nicht (allgemein) tötend
war die Schrift, sondern (nur) für die, welche . ..". 54, le
zruxis statt zroxis beruht wohl auf der in der Hs. auch sonst
zu beobachtenden (dialektischen ?) Vertauschung von 0 und u.
58, 23-24 erwartet man statt saSurisa sat'urisisa, da der
Nominativ „Eunuch" sonst sa£'urisi lautet. 61,14-15 xolo
igini maxlobelad zyws kidesa ipovebis: nach igini dürfte das
Verbum nicht im Sing, stehen. 64, 26—65,12 ist der Text
verderbt oder lückenhaft, und die Übersetzung des Heraus¬
gebers muß recht frei mit ihm umspringen, um ihm einen
vernünftigen Sinn abzugewinnen; 65, 2-3 ist wohl ert'isa mis
saxisa statt saxit'a zu lesen, ibd. 6-6 gamoaöinebs statt
gamolinebs, aber auch dann bleibt der Abschnitt unklar.
80, 21-22 c'igni Pavlesi kann nicht, wie der Herausgeber über¬
setzt, von ikit'xved abhängig sein, es müßte dann im Dativ
stehen (und wenn mit sulierit'a mit'' sasumlit'a ein neuer Satz
begänne, würde man davor ein Interpunktionszeichen er¬
warten), es kann aber auch nicht Subjekt zu mohrc'qven da
ganaiyeben sein; ich möchte daher cHgnni Pavlesni lesen und
übersetzen: ,,aber die Briefe des Paulus bewässern und sätti-
gen(!, nicht „bring gifts") zu allen Tagen und Stunden die
Kirche Gottes mit dem geistlichen Getränk". 83,2-4 ist eine
vom Herausgeber nicht angemerkte Lücke oder Verderbnis
zu konstatieren: moiyo upHisagan nacvalad uket'urebat'a mat'
t'ws ganSiSulebul ket'iü'a Sina samart'aWa hmadlobda . . ." er
empfing von dem Herrn als Ersatz für seine Übeltaten (nun
fehlt, was er empfing, vgl. die kopt. Fassung 317, 24-25 et
pro malis quae patraverat accepit bona Domini; der im
Georg, folgende unverständliche Satz fehlt hier). Entblößt
in den guten Entscheidungen (Gerichten) dankte er ..."
87, 1-2 ayivsen igt qovlad-moquarisa da sibr^nisa magis Se-
nisa: entweder muß es qovlad-moquarebisa lauten, wie die
Übersetzung „of thy all-embracing love and wisdom" voraus¬
setzt, oder das da muß weg: „of thy all-loving wisdom".
Zum Schluß einige Verbesserungen von gewöhnlichen Druck-
(hier richtiger vielmehr Schreib-) Fehlern, die mir aufgefallen
sind und die nicht am Schluß des Glossars verbessert sind:
29, 18 gulis-xmis-mqop'el; 29, 31 didsa; 31, 14 saxsar (wenn
Übers, und Glossar recht haben); 32, 15 damtkiceba; 47, 29
imarxvides] 58, 18-19 meup'ebasa; 63, 9 ok'rojsa; 86,26 patios-
nebaman; 93, 28 ik'eines.
Was die Übersetzung anbetrifft, so will ich nicht alle
Stellen anmerken, wo eine andere Auffassung oder eine ge¬
nauere Wiedergabe möglich ist; nur wo sich sachlich ein
anderer Sinn ergibt oder eine zwar durch subtile Mittel, aber
doch eindeutig gekennzeichnete Verbalform mißverstanden
ist, möchte ich berichtigen. 103, le-is nicht „for theses . . .
recieves relief", sondern ,, denen, die davon trinken, macht
er den Bauch weich (so schon Bleichstbiner; moa66ws ist
transitiv), und er ist ihnen (wörtlich: sie halten ihn als) ge¬
heilt". 105, 6 ,,who gives to drink of the stone" — ,,wer ihn
auf das Auge streicht" („er tränkt" wäre asumevs). 105, 12
„short-sighted" — ,, schwindlig"; ibd. 14 ,,be poisoned" —
„toll wird" (im Glossar richtig); ibd. 21-22 „they call some
of these stones" — „einige nennen diese Steine". 106,3 „and
many other oils of green color" — „und von vielen anderen
grünfarbigen (Substanzen, d.s. Vegetabilien)"; ibd. 6-7
„whichwere thus dyed" — „aufgehäufte" ; ibd.15-16 ,, haughty,
covetous (Glossar: ,, adornment") and selfish (Glossar: ,, de¬
ceitful")" — ,, selbstgefällig, geschmückt (?) und hochmü¬
tig". 107, 22-23 ,,he was well acquainted with the language" —
„er kannte die mannigfaltige Sprache". III, 3-4 ,, should one
be given to drink its dust" — ,,wenn ihn jemand auf dem
Probierstein (105, 2 steht für sagleseli richtiger ,, whetstone")
reibt". III, 7 ,,but just fallen out of the fire" — „im Aus¬
sehen von herabfallendem Feuer". 112,10 „round the altar" —
„im Tempel". 119, 9 ,, phantasmagoria" — wörtlich: ,,die
Bestürzungen der Gewohnheiten". 123, 25 ,, invoking" —
„angelangt"; ibd. 28 und 30 „boil it not" — „walle nicht auf"
(intransitiv!); ibd. 34 ,, relates" — ,, erfuhr". 124, iff. läßt
sich m. E. nur unter Änderung der Interpunktion übersetzen:
„Und nach seiner Versündigung auch sein Gericht! Er ver¬
gab die Versündigungen des Ruhen wie ein Hoherpriester,
segnete ihn . ..". 124,23 „possessed" — „hoffte auf"; ibd. 26
„to endure the test" — „(ihn) zu finden". 128, 29 „it is clearly shown", ibd. so „it is assigned", 129,1 „was it set" — alle
diese Formen sind Aktiva, nicht Passiva. 132, 18-19: ,,the
thought of the darkness (sic) has illuminated those who were
clouded by human deeds of evil-doing (?)" — „hat die durch
das menschliche Tun der Schlechtigkeit Verfinsterten er¬
leuchtet von dem finsteren Denken". 133,8-9 „and His
people received the royal honor by conferment" — ,,und ihm
wurde die königliche Ehre genommen, indem sie seinem
Volke aufgesetzt wurde". 136,4 „tumors" — „Grinde"
{simyiere bedeutet ,, Räude, Grind", die Übersetzung ,, charm,
spell" im Glossar beruht wohl auf einer fälschlichen Ver¬
knüpfung mit myeraj „singen"). 140, 34 „Thus I consider
were the three mortal youths" — „Ich glaube so, daß von
diesem Stamme (wörtlich: Dorfe) waren die drei Jünglinge".
141, 27-29 „by the removal of the covering from then on He
proclaimed to them immortality. If this law was mortal in
its glory ..." — „(wurde) der Deckel entfernt^) (und) es
offenbarte sich von da an die Unsterblichkeit. Wenn das
tödliche Gesetz von der Herrlichkeit war ...". 143, 9-11
„and they say: What then hath the Lord done unto thee?
and they have put thee to the trial like Ak'ia and Sedekia" —
„und sie werden sagen: „Dies (ese; rajme gibt das armen. in6
wieder und kann unübersetzt bleiben) soll der Herr dir tun
und dies soll er dir hinzufügen wie Akhia und Sedekia";
vgl. armen. 224, 9-10 zays int arasce jez Astuac ew zays ini
yawelce. 146, s-io ,,The precious stones, the just, were raised
and came forth and came from thence in the renowned Lamb
Who descended unto them" — „Die gerechten Edelsteine,
verschluckt") im Lamme, das zu ihnen hinabstieg, erhoben
sich und gingen von da heraus". 149, 34 ,,They lived and
gave him" — „Er wird leben und ihm wird gegeben werden".
151, 31—152, 1 ,,Let his shoulders take hold of the work; let
him become a worker of the land" — ,,Er stemmte seine
Schultern unter die Arbeit und wurde ein Bearbeiter des
Landes"; in der Moskauer Ausgabe lautet Gen. 49, 10 in
wörtlicherer Übereinstimmung mit dem Septuagintatext :
miscna beö'ni t'wsni sak'med da ik'mna kac muSak. 152, 2-3
„just as the color of the amethyst when ohne looks on it, its
color changing into that of fire. Its color is kindled" — „wie
des Steines Amethyst eigene Farbe, wenn jemand auf seine
veränderliche Farbe schaut, seine Farbe aufflammt zu Feuer¬
farbe". 157,3-4 ,, Ruhen was draped in shame from a woman;
his priesthood and kingdom were destroyed" — „Ruhen
bekleidete sich mit Schande wegen eines Weibes; er ver¬
nichtete Priestertum und Königtum"; ibd. 12-13 ,,but it had
been decreed by the good providence" — am ehesten: „aber
1) ganSovrebul saburveli igi (gancxada mierit'gan . . .) — eine im
Georgischen ungewöhnliche Konstruktion mit dem unflektierten Part.
Prät. Pass., die offenbar auf sklavischer Nachahmung der armen. Vor¬
lage beruht.
1) dat'k'mul = dant'k'mul, , .renowned" wäre gant'k'umul, das
außerdem im Dativ stehen müßte, wenn es sich auf kravsa bezöge;
Partizipialkonstruktion wie Anm. 1 erwähnt.
auch dieses war ein Anzeichen für die gute Absicht". 166,17
,,she graspes" — ,,er reicht ihr". 167,12-13 ,,,And we too
believe whereof we speak.' David here speaks of this parti¬
cular connection" — ,,,Und auch wir haben geglaubt, daher
{romlisa t'ws ist Nachbildung von griech. <5id) sprechen wir
dieses.' Hier hat David gesprochen von dieser Gestalt", d. h.
wohl „körperlich", vgl. kopt. 315, 4-5: Num. quae illic
acciderunt, corporaliter (, hic peracta sunt spiritualiter).
168, 5-6 „for every one whom I heard in Jerusalem was a
scoffer" — ,,denn alles, was ich in Jerusalem hörte, war
Lüge", vgl. kopt. 317, 9 invenit ea esse mendacia; ibd. 7-8
„so that whenever I went in to the high priests they forsooth
lied" — „damit ich mich etwas zurückzöge (so nach Cubinov':
SevWev ,podvinut'sja nazad'; nach Acta 9,2, 22,5 und
kopt. 317, 10 ut vindictam sumeret erwartet man allerdings
etwas anderes) von den Hohenpriestern; denn wahrlich, sie
pflegten zu lügen". 167, 5-6 ,,and I was of the law of my
fathers, a seeker after vengeance" — ,,und ich wurde ein
Rächer am Gesetz der Väter": mit -gan steht, woran man
sich rächt, vgl. K'ilila da Damana hg. C'qonia (Tiflis 1886)
p. 412 t'k'ven 6emi Suri ama mekobret'agan i^iet' „ rächt mich
an diesen Räubern"; allerdings widerspricht diese Über¬
setzung dem Sinn von Gal. 1,14, falls diese Stelle hier ge¬
meint ist. 167, 9 „{or: shall)" ist zu streichen; vitqode kann
nur Imperfekt sein, vgl. mein Khartkwelisches Verbum, § 240
und 269; auch Psalm 116 [115], 10 zeigt ja ein Vergangen¬
heitstempus. 168, 14 ,,now when He spake unto me from
heaven" — „wie {vit'ar ohne -ca ist fragend) sprach er nun
zu mir vom Himmel?", vgl. kopt. 317, 18-19 quomodo hic
locutus est mecum de coelo?; ibd. 15 ,, kindles" — ,, wider¬
legt"; ibd. 30 „he says: ,The death of Christ has taken place
within me'" — ,,er sagt (d. h. meint): ,Den Tod Christi will
ich auf mein Haupt kommen lassen (d. h. auf mich nehmen)' ";
es ist dies ein erläuternder Zusatz, der dem kopt. (319, 2)
„(calicem,) qui est signum mortis Jesu" entspricht. 169, 1
„have received" — ,, shall receive"; ebenso muß es ibd. 2
,, shall call" und 4 „shall not deny" heißen. 169, 31-32 „I
1
spread them abroad and I give" — „ich breite es für ihn (sie)
aus und ich gebe ihm (ihnen)", ein offenbar ganz entstelltes
Zitat, da nach dem Kopt. hier 2. Kor. 12, i5 gemeint ist.
171,16 „unclothed" — ,, furchtsam". 188, s-4 „to be guided
by the law" — ,,mit dem Gesetz beschenkt zu werden"; im
Glossar richtig.
Diese lange Liste soll nicht von meiner Krittelsucht
Zeugnis ablegen, sondern von dem Interesse, mit dem ich
den Text durchgearbeitet habe, und von den Schwierig¬
keiten, die der Herausgeber zu überwinden hatte; der Dank
aller, denen die Kenntnis der altkirchlichen Literatur und
der Fortschritt der georgischen Philologie am Herzen liegt,
bleibt ihm gewiß. Gerhard DEETERS-Bonn
Kurt Bittel, Die Felsbilder von Yazilikaya {Istanbuler For¬
schungen Heft 5). Mit 31 Tafeln und 11 Seiten. Heraus¬
gegeben von der Abteilung Istanbul des Archäologischen In¬
stitutes des Deutschen Reiches. Bamberg 1934.
Kurt Bittel, Prähistorische Forschung in Kleinasien {Istan¬
buler Forschungen Heft 6). Mit 21 Tafeln, 1 Karte und
147 Seiten. Herausgegeben von der Abteilung Istanbul des
Archäologischen Institutes des Deutschen Reiches. Bamberg
1934.
Die so außerordentlich rührige Abteilung Istanbul
des Deutschen Archäologischen Institutes hat uns
im Jahre 1934 mit zwei sehr wertvollen Heften der Istanbuler
Forschungen beschenkt, welche beide Kurt Bittel zum Ver¬
fasser haben. Der Name Kurt Bittkl's bedeutet heute für
die Altertumsforschung ein Programm. Als vor einer Gene¬
ration deutsche Forscher an die Erforschung von Boghazköi
gingen, überwog das Interesse der Architekten und der Keil¬
schriftforscher. Die Kleinfund- und Schichtforschung trat
hingegen noch zurück und die Veröffentlichung des hierzu
gewonnenen Materiales wurde außerdem noch durch widrige
Umstände aufgehalten. So blieb denn die Abfolge der klein¬
asiatischen Kulturstufen ungeklärt bis in die jüngste Ver¬
gangenheit. Erst seit dem Jahre 1927 sind nun ebenfalls
deutsche Forscher, von der Osten und E. F. Schmidt,
daran gegangen, der ostkleinasiatischen Stratigraphie nach¬
zuspüren. Sie gruben im Auftrage eines amerikanischen
Institutes und hatten sich in Alischar einen Platz erwählt,
welcher außerordentliche Schwierigkeiten bot und zeitweise
sogar irreführende Befunde lieferte. Es muß daher aufs
wärmste begrüßt werden, daß die Deutsche Orientgesell¬
schaft und die Abteilung Istanbul des Deutschen Archäolo¬
gischen Institutes sich entschlossen haben, die deutschen
Grabungen in Boghazköi wieder aufleben zu lassen. Ge¬
nügten sie hierdurch doch auch einer vom Rassenstandpunkt
aus gebotenen Verpflichtung, welche den Deutschen zur Auf¬
gabe stellt, im Rahmen der Orientalistik gerade die nordisch
begründeten und nordisch geführten Orientvölker, d. h. vor
allem die Hethiter und Perser, mit besonderem Verständnis zu
betreuen. Es muß weiter begrüßt werden, daß man mit der
Ausgrabung in Kurt Bittel einen aufs beste geschulten Vor¬
geschichtsforscher betraute, welcher es nun trefflich versteht,
mit Energie und Gründlichkeit aus Boghazköi immer neue
Erkenntnisse an den Tag zu fördern und darüber hinaus
auch die kleinasiatische Altertumskunde im allgemeinen er¬
folgreich zu fördern. So ist denn Bittel auch wie kein anderer
berufen, die noch offene Frage nach der kleinasiatischen
Stratigraphie und Kulturabfolge ins reine zu bringen, wobei
wir unter dem angenehmen Eindruck stehen, daß er von
engen fachwissenschaftlichen Einseitigkeiten frei ist und die
für den Frühgeschichtsforscher unerläßliche Vielseitigkeit
eines auf Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen gerich¬
teten Weitblicks erkennen läßt.
Die beiden Hefte der Istanbuler Forschungen stellen die
ersten literarischen Früchte der Forschungstätigkeit Bittkl's
dar. Heft 5, „Die Felsbilder von Yazilikaya", steht unter
dem Zeichen der Selbstbeschränkung. Die knappe Ein-
leitung bringt nur das Notwendigste, vor allem ein Ver¬
zeichnis der Literatur und der bisherigen Datierungsversuche
wie Grabungen. Zur Datierung nimmt Bittel selbst ebenso¬
wenig Stellung wie zu den verschiedenen hieran sich knüpfen¬
den historischen wie kunst- und religionsgeschichtlichen
Fragen. Das war zweifellos richtig, denn die allerjüngsten
Forschungen Güterbock's und Bittel's („Boghazköi", Sitz¬
ber. Preuß. Ak. 1935) haben nun überraschend schnell die
nötige Klärung herbeigeführt. Es hätte daher keinen Sinn
gehabt, hier im Jahre vorher durch Hypothesen vorgreifen
zu wollen. So beschränkt sich denn die Publikation auf eine
Wiedergabe der Reliefs nach den im Jahre 1931 hergestellten
photographischen Originalaufnahmen, welche durch die Ab¬
bildung einiger HuMANN'scher Gipsabgüsse in wünschens¬
werter Weise ergänzt wird. Die neue Ausgabe zeichnet sich
durch Sorgfalt wie Genauigkeit aus und kommt einem
dringenden Bedürfnis entgegen. Daran, daß gerade viele der
wichtigsten Reliefs durch Verwitterung in heilloser Weise
gelitten haben, kann freilich auch die beste Edition nichts
ändern.
Während Heft 5 einer gleichsam abschließenden Material¬
vorlage gilt, bedeutet Heft 6, „Prähistorische Forschung in
Kleinasien", einen kühnen, aber notwendigerweise vor¬
läufigen Ausgriff in ein noch unwegsames wissenschaftliches
Neuland. Die Arbeit gibt einen Überblick über die kleinasia¬
tischen Frühkulturen und endet für den Westteil der Halb¬
insel etwa mit 1400, für den Ostteil und das Zentrum schon
um 1900 (als Fortsetzung und Behandlung der hethitischen
wie phrygischen Kultur vergleiche man jetzt die bereits oben
zitierte Abhandlung ,, Boghazköi"). Die Hauptschwierigkeit
lag für Bittel darin, daß von drei wichtigen Grabungs¬
punkten Alischar, Troia und Kültepe noch keine abschließen¬
den Ergebnisse vorliegen. Für Ahschar mangelt die endgültige,
für Kültepe sogar jede einigermaßen verwendbare vorläufige
Pubhkation, in Troia aber ist die Spatenarbeit selbst noch
in vollem Gange. Ich halte es aber dennoch für richtig, daß
Bittel die Publikation gewagt hat und auf ein ängstliches
Zuwarten (dessen Termin dann gar nicht abzusehen gewesen
wäre) verzichtete. Brauchen wir doch eine Einleitung gleich
der Bittel's aufs dringendste, auch wenn sie eine Fülle von
Fragen offen lassen muß oder nur teilweise klärt. Überhaupt
ist bei Forschungszweigen, welche erst am Anbeginn stehen
und durch immer neues Material genährt werden, das zwar
vorläufige aber mutige Zugreifen wichtiger und frucht¬
bringender als die Ängstlichkeit des Zögerns.
Das Buch beginnt mit einer (allerdings keineswegs er¬
schöpfenden) Übersicht über die bisherigen Forschungen.
Dann wird das Wenige aufgezählt, was sich über das Paläo-
lithikum ermitteln ließ. Das dritte Kapitel umfaßt einen
Hauptteil des Buches und betrifft die jüngeren Kulturen bis
zu den oben angegebenen zeitlichen Grenzen. Wir erfahren,
daß es bisher noch nicht gelungen ist, rein steinzeitliche
Siedlungen in Kleinasien festzustellen (auch das sog. Neo¬
lithikum von Alischar ist kupferzeitlich; vgl. jetzt aber die
Funde von Kum Kaie, Archäol. Anz. 1935 Sp. 305). Dann
folgt die Behandlung der Stratigraphie und der Chronologie,
damit der schwierigste Abschnitt des Ganzen. Kein Zweifel,
daß Bittel hier in dankenswerterweise Klärung schafft und
neue Wege weist. Probleme bleiben allerdings — und das
betont auch der Verfasser selbst — in Anbetracht des lücken¬
haften Materiales noch in reicher Fülle. Besonders gilt dies
von der Chronologie, welche in hohem Maße von dem Ansatz
der troianischen Schichten abhängig ist. Mit Recht lehnt
Bittel Aberg's Tiefdatierung von Troia II ab. Die amerika¬
nischen Grabungen in Troia scheinen mir aber nahe zu legen,
daß auch der übliche Ansatz vom Ausgang der II. troiani¬
schen Schicht auf ca. 2000 v. Chr. noch erheblich zu tief
gegriffen ist, daß vielmehr die Schichtengruppe III bis V
noch sehr beträchtlich in das 3. Jahrtausend hinaufreicht
(Urfirnisimport aus Griechenland!), die Blüte von Troia II
also etwa in die Mitte des 3. Jahrtausends fällt*). Im An¬
schluß hieran könnte der Gedanke erwogen werden, daß nun
1) Beachte allerdings, daß andererseits die Form des troianischen Depas in Mittelgriechenland in frühhelladischer Zeit auftritt.
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auch die Frühschiciiten Ostkleinasiens höher hinaufreichen
als bisher angenommen wurde, so Alischar Ia und Ib, weiter
aber auch der Anbeginn der kappadokischen Ware. Da die
letztere ja doch nicht von den Assyrern nach Kleinasien
gebracht worden ist, so braucht sie ja keineswegs erst um
2300 begonnen zu haben. Andererseits halte ich es freilich
für möglich, daß sich die kappadokische Keramik an ein¬
zelnen noch nicht ausgegrabenen Plätzen neben der hethi-
tisch-monochromen sogar bis zum Zusammenbruch des He¬
thiterreiches erhalten habe. Denn die nachfolgende phry¬
gische Ware knüpft in den Dekorationselementen mehrfach
doch in einer recht erstaunlich engen Weise an die kappado¬
kischen Gefäße an. Recht unsicher ist, wie auch Bittbl
hervorhebt, das Einsatzdatum der hethitisch-monochromen
Ware. Auch ich traue den kappadokischen Tontafeln
von Alischar hinsichtlich der in den vorläufigen Berichten
angegebenen Fundlage nicht ganz. Sehr wertvoll und frucht¬
bar ist in diesem Kapitel die ständige Vergleichung der
troianischen Funde mit den Ergebnissen der Grabungen von
Thermi, Lesbos und vom Protesilaoshügel. In letzter Zeit
ist hierzu auch noch die Siedlung von Lemnos gekommen.
Hinsichtlich Troia werden wir in absehbarer Zeit dank den
amerikanischen Grabungen übrigens noch genauer sehen.
Das nächste Kapitel behandelt die Fundmaterialien West¬
kleinasiens, bes. Troia I — ^V (wiederum unter Heranziehung
von Thermi und der Protesilaossiedlung). Unter den Ergeb¬
nissen sei als wichtigstes erwähnt, daß im Westen die rote
und schwarze Ware schon seit frühester Zeit nebeneinander
stehen; weiter das Yortan Troia II näher steht als Troia I.
Förderlich sind auch die Ausführungen über die Idole und
Metallformen. Allerdings halte ich die kyprische Schleifen¬
nadel, welche sich in Ägypten in einem Fundkomplex des
mittleren Reiches gefunden hat, für keinen Zeugen von ent¬
scheidender chronologischer Beweiskraft. Überhaupt sind die
kleinasiatischen Metallformen z. T. außerordentlich lang¬
lebig und binden sich in ihrer Verbreitung auch nicht immer
an enger begrenzte Kulturbereiche.
Der nächste Abschnitt behandelt Mittel- und Ostklein¬
asien. Er wird eingeleitet durch eine Untersuchung über die
Hüyüks und beschäftigt sich im weiteren hauptsächlich mit
den älteren Schichten Alischars (wozu aber auch die neuen
Grabungen von Ahlatlibel und Hashüyük herangezogen
werden). Wichtig sind hier die Hinweise auf die Unterschiede
zwischen West und Ost, auch daß die Handelsbeziehungen
und importmäßigen Beeinflussungen erst mit Alischar Ib
richtig deutlich werden. In einem weiteren Ost und West
vergleichenden Kapitel wird dann mit Recht darauf hin¬
gewiesen, daß Kleinasien trotz allen Unterschieden seiner
beiden Teile doch eine von den Nachbarländern deutlich sich
abhebende eigene Kulturprovinz bildet. Auffallend ist dabei,
daß sich der Westen konservativer und von ungestörterer
Entwicklung zeigt als das Zentrum zusammen mit dem
Osten.
Nun folgt ein Abschnitt über die Geschichte Kleinasiens
im 3. Jahrtausend, welcher von allgemein orientierendem
Inhalt ist. Ich begrüße es, daß Bittel darauf verzichtet, die
älteren Fundschichten irgendwie ethnisch festlegen zu wollen.
Alle diesbezüglichen Bemühungen, wie sie von anderer Seite
unternommen wurden, sind verfrüht bzw. überhaupt falsch,
so vor allem Götze's Luvierhypothese*). Besonders wertvoll
ist das anschließende Kapitel über die Beziehungen Klein¬
asiens zu den ägäischen Inseln, zu Griechenland, Kreta,
Thrakien, Makedonien und Vinga (zu S. 103 A. 6 vgl. auch
noch Genouillac, Ceramique Cappadocienne II Tfl. 43, 130
und als eine Art von Nachahmung vielleicht auch Tfl. 33, 20).
Neu ist hier vor allem das über Bulgarien Gesagte, wobei
sich der Verfasser auf z. T. noch unveröffentlichtes, z. T.
wenigstens vorher noch nicht zutreffend gedeutetes Material
stützt. S. 114 A. 1 beruht scheinbar auf einem Mißverständ¬
nisse. Nicht darauf kommt es bei der Frage nach Bosporus
und Dardanellen an, ob in der ältesten Zeit der Bosporus auch
schon einmal eine Rolle gespielt habe oder nicht, sondern
1) Gegen diese habe ich mich schon gewendet Klio XXVII S. 171.
Zeitscbritt d. BUG. Bd. äO (Neue Folge Bd. 15) lä
darauf, daß die Bedeutung der beiden Übergänge wechselte,
was natürlich auch schon in vorgeschichtlicher Zeit der Fall
sein konnte. Byzanz und Kalchedon gehören überhaupt nicht
zur Frage, da sie ja (mit wenigen Ausnahmefällen) nicht so
sehr dem Übergang von Land zu Land als der Durchfahrt
zu Schiff von Meer zu Meer dienen. Entscheidend ist aber
das gegenwärtige Zurücktreten der Dardanellen als Über¬
gang. Ich nehme an, daß es auch Bittel ferne liegen wird, in
dieser Hinsicht etwa Tschanak mit Istanbul gleichsetzen zu
wollen. Zu Einzelheiten des Schlußteiles sei schließlich noch
bemerkt: Die Ablehnung einer Ausdehnung des Keftiu-
namens auf Kilikien erfolgt durchaus zu recht. Auch die
Annahme, daß Milet eine mykenische Siedlung war, trifft zu
und läßt sich durch unpubliziertes Material noch weiter be¬
legen. Mykenischer Import an der kleinasiatischen Südküste
wurde seither von Gjerstad für Kilikien nachgewiesen (vgl.
dazu S. 116 und 173 f. in meinem Buche Hethiter und Achäer).
Die Identität von Kypros und Alasia steht außer Zweifel.
Zusammenfassend sei noch bemerkt, daß das Buch auf
Grund einer bislang unerhörten Kenntnis des kleinasiatischen
Fundmateriales gearbeitet ist und eine Fülle von unveröffent¬
lichtem oder schwer zugänglichem Materiale (vgl. u. a. die
Angaben über den scheinbar ganz „unanatolischen" Fund
von Kadiköi) verwertet bzw. neu deutet. Ein Fundort¬
verzeichnis mit Literatur und eine sorgfältig gearbeitete
Karte erleichtern die Orientierung in diesem Neumaterial.
Sehr zu begrüßen ist auch die Ausstattung mit reichlichen
Tafeln (auch hier wieder manch unveröffentlichtes Stück).
Die Darstellung ist allenthalben klar, die Gliederung über¬
sichtlich, die Schlußfolgerung vorsichtig und der Hypothesen-
bildung abgeneigt. p^^,^^ Schachermeyr- Heidelberg
Angezeigt von Wilhelm Printz
Meixhof, Carl: Die Entstehung flektierender Sprachen. Eine
Untersuchung. — Berlin: D.Reimer 1936, 108 S. 8". Kart.
RM. 6.-.
Dem Indogermanisten tut es recht gut, weim er über den Umkreis
seiner Sprachen hinaus in fremde, fremdartige Sprachgruppen Ein¬
blick gewiimt. Hierzu dient ihm vortrefflich das vorliegende Buch,
das eine eigentümliche Spracherscheinung vom afrikanistischen
Blickpunkt aus beleuchtet. Für die Entstehimg der Flexion kann man
im Idg. und Semit. Rekonstruktionen versuchen, aber der Afrikanist
vermag mehr : er kann bei einigen Sprachen die Entwicklung geradezu
vorführen; ebenso die Entstehung der Klassenpräfixe. Es wird nicht
behauptet, daß es im Idg. und Semit, genau so zugegangen sein muß,
aber es lohnt doch wohl, an Hand des hier Gebotenen diese Probleme
erneut durchzudenken. Abschließendes will M. nicht geben, darum
beschränkt er sich auch im allgemeinen auf die beiden Nachbar¬
gruppen und bringt nur selten einen Hinweis auf andere ferner liegende Sprachen. Beachtlich sind die Ausführungen über „rhythmischen"
und ,, etymologischen" Akzent. Die ablautähnlichen Erscheinungen
(S. 46) freilich erwecken den Eindruck, daß das idg. Ablautsystem
eben doch etwas ganz Besonderes darstellt; auch bei der Reduplikation finden sich merkliche Unterschiede (nebenbei zu S. 52: dt. hielt zeigt Verlust der Reduplikationssilbe und lat. feci ist Aorist, nicht Perfekt) ;
ist Reduplikation des Stammauslautes nur afrikanisch? Zur
Klassenbildung werden (58 f.) idg. Beispiele gegeben, aber die Ver¬
wandtschaftsnamen haben nicht alle ,,urspr. gleichlautende En¬
dungen", sondern ein Teil hat sie erst später bekommen (vgl. lat.
soror, nepos), wir können also den Ausbau dieser Klasse verfolgen.
S. 60 ein schöner Hinweis auf geschriebene Klassifikation in ägyp¬
tischer, chines, und Keilschrift. Gegen H. Paul wird M. recht haben,
wenn er (64) die Nichtunterscheidung des Genus bei Interrogativ für
ursprünglich hält (also lat. quis/quid älter als skr. kah/kä/kim). Mask,
ist die urspr. Personenklasse, zuweilen tritt an Stelle von Person:
Sache die Vorstellung groß : klein, wobei dann auch einiges Weibliche
der Kategorie „groß" zugeteilt werden kann. Unterscheidung durch
Vokale, u/o für Mask., i für Fem. läßt sich vielfach nachweisen, auch
im Semitischen. W^ichtig der Abschnitt „Die Mannigfaltigkeit der
Pluralbildung" (77 ff., wo aber 78 Zahl- und Zählwort, vielleicht nur 15«