• Keine Ergebnisse gefunden

(1)Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgenländischen Studien im Jahre 1914

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgenländischen Studien im Jahre 1914"

Copied!
15
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wissenschaftlicher Jahresbericht

über die morgenländischen Studien im Jahre 1914.

Die abessinischen Dialekte (und das Sabäo-Minäische).

Von Franz Praetorius.

Die Studien haben diesmal vorwiegend eine historische Rich¬

tung eingeschlagen. Mündliche Überlieferungen einzelner Stämme

sind gesammelt und geschichtlich beleuchtet wordenUnd Conti

Rossini stellt eine Storia d'Etiopia in Aussicht*).

Von sonstigen Arbeiten wäre zu erwähnen eine längere Studie s

über ein äthiopisch-amharisches Glossar«) (vgl. diese Zeitschr. Bd. 61, S. 255, Nr. 5), sowie die nunmehr zum Abschluß gebrachte, ein Einzel¬

gebiet der äthiopischen Literatur beleuchtende Arbeit Worrell's*)

über das abessinische Zauberwesen (vgl. Bd. 64, S. 265).

Mit ihrem fünften Teil sind auch die Studien Bittner's über lo

die lang gesuchte und lang vermißte Mehri-Sprache zum vor¬

läufigen Abschluß gekommen (vgl. Bd. 68, S. 424, Nr. 1).

Auf dem Gebiete des Sabäo-Minäischen könnten auch diesmal

höchstens ein paar Kleinigkeiten genannt werden.

1) Johannes Kolmodin, Traditions de Tsazzega et Hazzega. Livr. 1 u. 2. (Archives d'Etudes Orientales publikes par J.-A. Lundell. Vol. V, 1.

V, 8.) Opsala 1912 u. 1913. XXIX, 270 SS.; XXIV, III SS. — Carlo Conti Rossini, Studi su Popolazioni dell' Etiopia. Roma 1914. 167 SS.

2) Am zuletzt angeg. O. S. 94.

3) Hermine Brauner-Plazikow ski, Ein äthiopisch-amharisches Glossar (SawSsew). (Mitteilungen des Seminars ffir Orientalische Sprachen . . . Jahrg. XVII. . . . Westasiatische Studien. Berlin 1914. S. 1—96.)

4) William Hoyt Worrell, Studien zum abessinischen Zauberwesen.

Fortsetzung und ScblnS. (Z. Ass., 29. Bd., S. 85—141.)

ZeltsobTlft dar S. H. Q. Bd. 69 (1915).

1 7 *

14

(2)

210 Wissenschaftlicher Jahresbericht

Ägyptologie (1914).

Von Gunther Roeder.

Das Jahr batte groß und aussichtsreich hegonnen , die Aus¬

grabungen schritten im regen Wettbewerb der Völker erfolgreich

fort, die Museen und wissenschaftlichen Gesellschaften suchten sich

durch glänzende Publikationen zu überbieten, die Gelehrten machten

5 so manchen hübschen Pund in altem und neuem Material. Der

Krieg hat jetzt nicht nur den größten Teil der Erscheinungen des

Auslands aus 1914 ausbleiben lassen, er hat auch unsere Arbeits¬

kraft auf den wissenschaftlichen Gebieten geschwächt und uns einer

beträchtlichen Zahl unter den Mitarbeitern beraubt: wir haben

10 Max Burchardt, Konrad Hoffmann und Priedrich Rösch

■verloren , von denen jeder Einzelne mit der Ausführung umfang¬

reicher und wichtiger Untersuchungen beschäftigt war; auf franzö¬

sischer Seite sind Adolphe Reinach und Jean Maspero ge-

fallan, beide Hellenisten mit besonderen Interessen für Ägypten.

15 Wann werden sich andere finden , die diese jungen Gelehrten er¬

setzen und ihre Arbeiten übernehmen? Eine zweite Sorge unserer

Wissenschaft ist die materielle — hofFentlich werden uns in nicht

zu langer Zeit wieder die reichen Mittel zur Verfügung stehen,

ohne die in der Ägyptologie • auch bei dem größten Pleiß schwer

«0 Fortschritte erreicht werden können. Aber es heißt auch hier:

durchhalten und mutig bleiben ; gerade die deutsche Ägyptologie

hat durch ihren wissenschaftlichen Betrieb und die gründliche Sorg¬

falt ihrer Schule so viel vor ihren Gegnern im Auslande voraus,

daß sie die weil re Entwicklung nicht zu scheuen braucht. Das

<i5 Schweigen der Musen im WafFenlärm hat übrigens für sie nur be¬

dingt gegolten, wie der Fortgang der Zeitschriften und die vielseitige wissenschaftliche Tätigkeit aller nicht im Heeresdienst stehenden Fachgenossen beweist! Bei der Beurteilung der Lückenhaftigkeit

des vorliegenden Berichtes vergesse man nicht , daß die Zeit-

30 Schriften*) eingeschränkt sind, und daß sowohl der große englische Jahresbericht über Ägyptologie-) wie alle übrigen Bibliographien*) im Rückstand sind.

1) Mir liegen vor: a) Zeitschr. fiir ägypt. Sprache und Altertumskunde 51 (1914). — b) Annalos du Service des Antiquitfa de l'Egypte 13 (1914), 97—

192 [unvollständig!]; 14 (1914), 1—96. — c) Bulletin de I'lnstitut Fran9ais d'Archeologie Orientale «u Caire 11 (1913). 116— Ende. — d) Orientalist. Lit.- Ztg. 17 (1914). — e) Procedings of the Society of Biblical Archaeology 36 (1914), 1—230. — f) Kecueil do travaux relatifs ä la philologie et I'archeologie egyptiennes et assyriennes 36 (1914), 1—112. — g) Sphinx 18 (1914). — h) Bulletin de I'lnstitut Egyptien Y, 8 (1914), 1—245.

2) Griffith. Archaeological Report. London, Egypt Exploration Fund (zuletzt für 1911/12); er wird fortgesetzt in der Zeitschrift S. 211, Anm. 3.

3) Wiedemann, Ägypten, in Jahresber. der Geschichtswiss. (zuletzt 35.

I, 1— 25ifür 1912); Alt, Ägyptologie, in Theolog. Jahresber. (zuletzt 33. I, 42—

1 1 *

(3)

Ausgrabungen. Für England, das wie imnaer für ägyptische

Ausgrabungen wegen des Umfangs seiner Unternehmungen an erster

Stelle genannt werden muß, hat der Egypt Exploration Fund in

Abydos gegraben; man hat angeblich ein scheinbares Grab des

Osiris in gewaltigen Granitquadern (ähnlich dem sogen. Sphinx- &

tempel bei Gise) neben dem Tempel Sethos I. freigelegt*) und im

Juli 1914 in London eine Ausstellung der Funde veranstaltet^).

Im Interesse der Gesellschaft ist eine Zeitschrift*) begründet worden, in der vor allem die Berichte über die Grabungen schnell erscheinen

sollen. Derselben Aufgabe dient für die von Petrie organisierte lo

British School of Archaeology eine neue illustrierte Vierteljahrs¬

schrift*) von mehr populärem Charakter. Diese Gesellschaft hat nach

Erledigung eines frühzeitlichen Friedhofs südlich von Memphis*)

die Gräber von Angehörigen der Königsfamilie der 12. Dynastie

bei lUahün am Eingang zum Pajjüm untersucht«) und war so 16

glücklich, eineu schönen Goldschrauck zu finden '). Die Liverpooler

Grabungen bei Meroö sind fortgesetzt und haben weitere Tempel¬

anlagen sowie neue meroitische Inschriften ergeben *). Der Archaeo¬

logical Survey hat seine Tätigkeit nach längerer Pause wieder auf¬

genommen und läßt die Felsengräber des Alten Reichs bei Meir so

durch Blackman aufnehmen*).

Die Funde der mehrjährigen französischen Grabungen in Koptos

sind nunmehr in das Musee Guimet zu Lyon gebracht und waren

dort ausgestellt*"). Reisner**) hat für das Museum von Boston

in den Mastabas des Alten Reichs neben den Pyramiden von Gise S6

wieder manches Ungewöhnliche in Architektur und Skulptur auf¬

gedeckt ; Später hat er ebenfalls in einem Friedhof bei Kerma süd¬

lich vom dritten Katarakt gearbeitet und außer zahlreichen merk¬

würdigen Typen ägyptischer und sudanesischer Gefäße vom Alten

49 für 1913); Farina, Ancico egiziano, in Rivista degli studi orientali (zuletzt 6, 215—235 für 1912).

1) Naville in Ancient Egypt 1 (1914), 103—105 und in Journ. egypt.

arcliaeol. 1 (1914), 159—167; Kunstchronilc, NF. 25 (27. März 1914) 412 — 413.

2) Catalogue of eihibition of antiquities found by tlie officers of the Eg.

Expl. Fund at Antinoe and Abydos. July 1914. 4". 6 S. 6 pence.

3) The journal of egyptian archaeology 1, London 1914.

4) Ancient Egypt 1, London — New-York 1914.

5) W. M. Flinders Petrie, Tarkhan 11 (Brit. School of Arch., 3).

London 1914. i". VI, 29 S. 72 Taf. 25 s.

6) The treasure of Lahun and antiquities from Harageh 1914. Exhibition London, June 1914. 16 S. 6 pence.

7) Ancient Egypt 1 (1914), 97—100; Kunstchronik, NF. 25 (11. Sept.

1914), 617 — 618.

8) Journ. egypt. archaeol. 1 (1914), 216—217.

9) Ebenda., S. 182—184.

10) Adolphe Reinach, Catalogue des antiquites egyptiennes recueillies dans les fouilles de Koptos en 1910 et 1911. Chalons-sur-Saone 1913. 8".

132 S. 37 Abb.

11) In Museum of Fine Arts Bulletin, Boston, Nov. 1913, No. 66. 14 S.

22 Abb.

14*

(4)

212 Wissenschaftlicher Jahresbericht.

Reich ah das Pürstengrab eines fremden Volkes gefunden , das er

für Hyksos hält*). Die Unternehmung des New Yorker Museums

kam bei Der el-Bahri dicht an den Taltempel des Mentuhotep heran,

dessen Grabanlage mit Terassentempel vor einigen Jahren von den

5 Engländern freigelegt worden war; die Allee zwischen beiden Teilen

war mit Bäumen besetzt*), neben ihr lagen Privatgräber.

Die Arbeit unsrer Deutschen Orient-Gesellschaft auf dem Stadt¬

gebiet von Teil el-Amarna«) hatte eine Anzahl weiterer Häuser

ergeben und hoffentlich wird man dort im nächsten Winter ein un-

10 gestörtes Grabungsfeld wieder vorfinden und von neuem die Hacke

ansetzen können ! Die Emst von Sieglin- Expedition arbeitete

in einem Friedhof aller Zeiten bei Antäopolis sowie in den nubischen

Gräbern der C-Gruppe bei Anibe*).

Außer den genannten Grabungen sind noch andere von

15 deutschen und ausländischen Gesellschaften unternommen, über die

nur Notizen in Tageszeitungen vorliegen ; sie sollen genannt werden,

wenn ihre Leiter selbst berichtet haben. Die Arbeiten der Ver¬

waltung der Altertümer des Ägyptischen Staates, die vorzugsweise für

die Wiederherstellung der Denkmäler unternommen werden, brachten

so in Karnak am 10. Pylon des Haremheb eine Statue dieses Königs

zutage und neben ihr vier hübsche Sitzbilder von lesenden Weisen *).

In den Thebanischen Privatgräbern wird endlich durch die Frei¬

gebigkeit des Herm Robert Mond, eines nach England ausgewan¬

derten Deutschen, die im Interesse der Erhaltung der prächtigen

85 Reliefs und Malereien dringend nötige Aufräumung vorgenommen;

dabei hat man im Grabe des Cha'emhet die von modemen Plün¬

derern herausgebrochenen Stücke durch getönte Gipsabgüsse der

nach Berlin gekommenen Originale ersetzt*).

Museen und Auktionen. Die wissenschaftliche Veröffentlichung

so des Museums von Kairo') hat 70 Bände erreicht; unter den neue¬

sten sind Särge der Spätzeit *) mit einer Einleitung über ihre Aus¬

schmückung sowie genealogischen Tabellen, ferner Feuersteinwerk¬

zeuge der Frühzeit, nach Typen gegliedert*). Man ist für die

Anfänge einer Verarbeitung des gewaltigen Materiales in diesen

85 Bänden schon sehr dankbar und verkennt nicht die äußeren und

inneren Schwierigkeiten, die sich einer gründlichen Untersuchung 1) JourD. egypt. archaeol., April 1914.

2) Bull, of the Metropolitan Museum of Art in New York, Januar 1914.

3) Borchardt in Mitteil, der D. 0. 6., Nr. 55 vom Dez. 1914.

4) Journ. egypt. archaeol. 1 (1914),,217—218.

6) Legrain in Ann. Serv. Antiqu. Eg. 14(1914), 13—44 mit pl. 1— IIL 6) Mackay, ebenda. 88—96 mit pl. I—IIL

7) Catalogue General du Mus^e du Caire. 4"

8) Vol. 61-1-70: Alexandre Moret, Sarcophages de l'epoque bubastite k l'epoque sa'ite. 1913. 1 (Text: XV, 344 S.) -f 2 (40 Taf.). 60 -f 52 = 112 Pr.

9) Vol. 69: Charles T. Currelly, Stone implements. 1913. 278 S.

63 Taf. 71 Fr.

(5)

der Kairiner Schatze entgegenstellen. Vom rein wissenschaftlichen

Standpunkt muß aber der Anlageplan der entsprechenden Serie

des Berliner Museums höher bewertet werden, für welches ein

archäologisch geschulter Historiker die Terrakotten herausgegeben

hat*); in diesem Bande stecken, von einer peinlichen Wiedergabe 6

des Befundes in Wort und Bild abgesehen, zahlreiche Sonderunter¬

suchungen über kunst- und religionsgeschichtliche Fragen, ohne

die ein Benutzer die Stücke nicht richtig beurteilen kann , zumal

er nur in den seltensten Fällen über die vielseitige Gelehrsamkeit

des Verfassers verfügen wird. Die hieroglyphischen Inschriften des lo

Neuen Reichs im Berliner Museum sind über die Mitte hinaus ver¬

öffentlicht ''); eine Übersetzung und Bearbeitung der Texte ist im

Rahmen des Werkes leider nicht vorgesehen. Das Musee Guimet

in Paris und bald nach ihm das British Museum haben farbige

Autotypien von erlesenen Malereien ihres Bestandes herausgegeben ; 16

das erste : Mumienporträts griechischer Zeit aus den Grabungen

von Gayet in Antinoö 1896—1907, von denen man leider recht

wenig weiß «); das zweite : die berühmten Fresken aus Thebanischen

Privatgräbern des Neuen Reichs*). Die Farben der Tafeln sind

bei beiden nicht die der Originale, aber sie geben einstweilen eine so

für den Archäologen genügende Vorstellung, bis nicht zu teure

Reproduktionsverfahren gefunden sein werden, die auch das Künstler¬

auge befriedigen. Die jetzige Lehrsammlung der Universität Buda¬

pest, die frühere Sammlung Zs. Beöthy, ist recht hübsch für

ihren Zweck, aber nicht frei von Fälschungen ; ihr Leiter hat den «5

Katalog zu einem Abriß der Kultur- und Kunstgeschichte aus¬

gestaltet'). Turajeff*) hat wieder die ägyptischen Altertümer

in russischen Museen veröffentlicht, von denen eine Fayencefigur

des Imhotep sogar auf russischem Boden gefunden ist. Von den

Katalogen zweier Pariser Auktionen enthält der eine keine be- so

merkenswerten Stücke'); der andere interessante Statuen und Klein¬

plastik *).

1) Wilhelm Weber, Die ägyptisch-griechischen Terraliotten (Königl.

Huseen zu Berlin, Mitteil, aus der Agypt. Sammlung, 2). Berlin 1914. 2 Bde.

275 S. 181 Abb. 42 Taf. 90 M.

2) Ägypt. Inschriften aus den Königl. Museen zu Berlin. Heft VI (Band

2,2) -\- yil (2,3). Leipzig 1914. S. 185—280 281—392. 11 -f 12.50 M.

3) Emile Guimet, Les portraits d'Antinoä au Musee Guimet (Ann. du Musee Guimet, Bibl. d'art, 5). Paris o. J. 4". 40 S. 47 Taf. mit 77 Abb.

20 M.

4) Wall decorations of egyptian tombs, illustrated from examples in the

British Museum. London 1914. quer 4». 16 S. 10 Abb. 8 Taf. 5 M.

5) 6^ duard Mahler, Beöthy Zsolt Egyiptologiai Gyiijteminye. Buda¬

pest 1913. 280 S. 4 Taf. Viele Abb. 10 Kr.

6) In einer russischen Zeitschrift.

7) AntiquitÄs d'Egypte pridynastiques , romaines et chr^tiennes. Vente Paris, 29. Mai 1914. 8". 19 S 4 Taf.

8) Collection Arthur Sambon: Catalogue des objets d'art. Paris 1914, 25.-28. mai. 4". 100 S. Viele Taf. in Lichtdruck.

(6)

214 Wissenschaftlicher Jahresbericht.

Sprache. Das in Berlin vorbereitete Wörterbuch der ägyp¬

tischen Sprache , das auch während des Krieges in beschränktem

Umfange weiterbearbeitet wird , steht bei nhh ; eine Drucklegung

kann erst erfolgen, wenn das Ganze im Manuskript vorliegt*). Aus

6 der dortigen Arbeit ist eine üntersuchung über die Substantiva mit

dem Präfix tn- hervorgegangen, die auch die Semitisten interessieren

wird*). Ein uns in seiner ganzen wissenschaftlichen Art, und zwar

besonders auf sprachlichem Gebiet, nahestehender französischer Pach- genosse hat scharfsinnig erkannt, daß die Unterdrückung von Schrift-

10 zeichen auch religiöse Gründe haben kann *); gewiß merkwürdig

und wichtig für die Beurteilung der hieroglyphischen Schreibungen.

Eine andere französische Studie hat weniger Sachkenntnis für sich,

ihr Wert liegt in der Sammlung des griechischen und römischen

Materials über die ägyptischen Schriftarten*). Die Aufstellung von

15 100 Wortstämmen aus dem Semitischen und Ägyptischen, die ver¬

wandt sind oder scheinen , ist eine weitere erfreuliche Vorarbeit

auf dem schwierigen Gebiet der orientalischen Sprachvergleichung ">).

Nubisch und Meroitisch. Die Ausgrabungen und Aufnahmen

in Nubien und dem Sudan haben das Interesse an der Geschichte

80 des Landes neu belebt; das Reich von Mero6 und seine Kultur

lassen sich jetzt anschaulich und mit vielen früher unbekannten

Einzelheiten schildern*). Die Eingliederung der nubischen Sprache

in die Gruppe der Sudansprachen und im Gegensatz zu den

Hamitensprachen ist durch die modernen Afrikanisten erfolgt');

25 einer von ihnen hat in den von einem Engländer aufgenommenen

Texten«) einen nubischen Dialekt erkannt, der im nordöstlichen

Dar Pur westlich von Khartum auftritt*). Pür das im Kordofan

gesprochene Nubisch, das ein sprachlich wichtiger Dialekt ist und

bisher nur durch dürftige Wörterlisten bekannt war, haben wir

30 nun einige Texte mit einem Abriß der Grammatik und einem

Glossar*"). Das nubisch-italienische Wörterbuch eines Arztes aus

dem 17. Jahrhundert lehrt uns den Kunüzi-Dialekt bei Assuan in

seinem damaligen Zustande kennen**).

Politische Geschichte. Die Studien des verstorbenen nor we -

1) Erman in Sitzungsber. Akad. Berlin 1915, S. 84—85.

2) Grapow in Abhandl. Akad. Berlin, phil.-hist, 1914. 33 S.

3) Lacau in ZÄSpr. 51 (1914), 1—64.

4) Pierre Marestaing, Les Ecritures egyptiennes et l'antiquite classique.

Paris 1913. 80. 147 S. 7,50 Fr.

5) Ember in ZÄSpr. 51 (1914), 110—121.

6) Capart in Bull. Soc. Anthropol. Bruxelles 30 (Avril 1911). 8 S. — Ad. Reinach in L'Anthropologie 24, 241 — 255.

7) Meinhof in Die Geisteswissenschaften 1 (1914), 373 — 378.

8) Mac Michael in Royal Anthropol. Inst, of Great Britain and Ireland 42 (1912).

9) Westermann in Z. f. Kolonialspr. 3 (1912—13), 248—251.

10) H. Junker und W. Czermak in Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien,

phil.-hist. 174, 3 (1913). 8". 76 S. 1,70 M.

11) Zettersteen in Le Monde Oriental 8 (1914), 203£r.

(7)

gischen Ägyptologen Lieb lein betreifen alle Gebiete der ägyp¬

tischen Geschichte, besonders die ausländischen Kulturbeziehungen;

aber leider stehen sie in Material und Behandlung nicht auf der

Höhe*). Ein Band französischer Skizzen des Niltals in Altertum

und Gegenwart*) ist zu oberflächlich, um wissenschaftliche Bedeu¬

tung' zu haben. Aus den Einzeluntersuchungen hebe ich heraus:

Für das Alte Reich neue Königserlasse aiis Oberägypten , leider

ohne Bearbeitung wie gewöhnlich bei ihrem Herausgeber«). Pür

die dunkle , aber wegen ihres Kulturfortschritts so wichtige Zeit

zwischen dem Mittleren und dem Neuen Reich hat ein Franzose*)

das inschriftliche Material neu gesammelt und gesichtet; ein

Deutscher , der diese Epoche schon früher bearbeitete , hat neue

Beobachtungen hinzugefügt*). Die Urkunden aus dem Änfang der

18. Dynastie liegen jetzt auch in deutscher Übersetzung*) vor und

bilden nicht nur für den Historiker eine wertvolle Fundgrube, die

hofFentlich recht stark ausgebeutet wird. Für die Spätzeit lernen

wir immer mehr Denkmäler vom Isthmus von Suez ') kennen ; man

sähe für sie gern einmal eine so sorgfältige Durcharbeitung, wie

sie z. B. ein Kollege des Herausgebers, und ebenfalls Franzose, für

die Zeit des bekannten Fürsten Mont-emhet seit einigen Jahren

(wenn auch etwas breit und unübersichtlich) vornimmt«). Auf

einem ,Denkskarabäus' des Schabaka hören wir mit ungewöhnlicher

Offenheit von inneren Wirren sprechen, bei denen die Gegner sich

gegenseitig zerfleischen*); das Stück ist übrigens nicht falsch*"),

sondern sicher echt**). Ein demotischer Papyrus, der 1877 als

.Chronik" veröfi'entlicht wurde, stellt sich bei genauer Betrachtung **)

als eine eschatologische Prophetie heraus; der Historiker unter¬

nimmt es sogleich, den Text auf Grund der neuen Veröffentlichung nach der literarischen und geschichtlichen Seite hin zu untersuchen *8).

Die griechische Zeit Ägyptens, fast unübersehbar in ihrer

Mannigfaltigkeit, zieht die Gelehrten aus allen Lagern an. Ein

1) J. Lieblein, Recherches sur l'histoire et la civilisation de l'ancienne

Egypte. IV, 476 S. 8». 18 M.

2) Camille Lagier, L'Egypte monumentale et pittoresque. Bruxelles- Paris-Leipzig 1914. 240 S. 3,50 Pr.

3) Daressy in Ann. Serv. Antiqu. Eg. 13 (1914'1, 109—114.

4) Weill in Journal Asiat. 1914, Heft 2.

5) Pieper in ZÄSpr. 51 (1914), 94—105.

6) Kurt Sethe. Urkunden dor 18. Dynastie, 1 (Urkunden des ägypt.

Altertums. Deutsche Übersetzung 1). Leipzig 1914. IV, 142 S. 5 M.

7) Cledat in Ree trav. egypt. assyr. 36 (1914), 103—112.

8) Legrain ebend, 57—68.

9) Müller in OLZ. 17 (1914), 49.

10) So vermutet Alt in OLZ. 18 (1915), 43—45.

11) So urteilte Schäfer auf Grund eines Papierabdruckes in Amtl. Be¬

richte Königl. Kunstsamml. Berlin 31 (Jan. 1910), 99.

12) Wilh. Spiegelberg, Die sogen. Demotische Chronik des Pap. 215 der Bibl. Nation, zu Paris (Demot. Studien 7.) Leipzig 1914. 4". IV, 145 S.

13 Taf. 60 M.

13) Ed. Meyer in Sitzungsber. Akad. BerUn 1915, S. 287—311.

(8)

216 Wissenschaftlicher Jahreshericht.

englischer Ägyptologe, der sich mit den wissenschaftlichen Pro¬

blemen immer nur flüchtig beschäftigt hat, macht die berühmte

Kleopatra zum Mittelpunkt einer populären Schilderung*); eben¬

falls in erfreulich lesbarer Porm, aber doch mit gründlicher Sach-

s kenntnis, wird uns Ägyptens Stellung zur griechisch-römischen Welt

in einem Handbuch deutscher Philologie vorgeführt*). Ägyptische

und griechische Texte sind in gleicher Weise die Quelle für den

zukünftigen Historiker dieser Mischzeit; für die ersteren hat ein

Ägyptologe wieder einmal ein paar interessante Stücke beigesteuert,

10 eine demotische Inschrift zur Eröffnung eines Steinbruchs unter

Ptolemaios XIII. bei Achmim«) und eine Monographie über Par-

thenios, den Verwalter der Isis von Koptos unter Tiberius bis

Nero*). Was in den Papyrus steckt, deutet ein lebendiger kleiner

Abriß an*). Aus ihnen lernt man u. a., daß die griechischen Reisen- 16 den des Altertums nicht anders als die modernen Europäer empfangen

und geführt wurden ; vornehmen Herren wußte man mit besonderen

Schaustellungen aufzuwarten, während der gewöhnliche Tourist auf

Dragomane angewiesen war und die allgemeine Straße zog*). In

der griechisch-lateinischen Literatur stecken zahllose Schilderungen

!0 und Andeutungen auf die Nilschwelle ; sorgfältig zusammengestellt

ergeben sie ein anschauliches Bild der damaligen Vorstellungen

von ihrem Eintritt und ihren Gründen einschließlich der alten Frage

nach den Nilquellen'). Von den Beobachtungen eines gelehrten

Griechen Hermapion ist uns die Übersetzung der Inschriften auf

26 einem Obelisken Ramses II. erhalten , die Ammianus Marcellinus

ausgeschrieben hat«), ünter den Kleinfunden im griechisch-ägyp¬

tischen Stil ist zunächst die inhaltreiche Herausgabe der Terrakotten

in Berlin zu nennen *); ferner Tonlampen im Britischen Museum **•).

Beziehungen zum Ausland. Das Verhältnis Ägyptens zu seinen

80 Nachbarn in der westlichen Wüste sowohl für die ürzeit wie für

die Jahrtausende seiner Geschichte hat ein amerikanischer Archäo¬

loge gründlich und vielseitig durchgearbeitet**); sein umfassendes

1) Arthur E. P. Brome Weigall, The life and times of Cleopatra, Queen of Egypt. London 1914. 8". 410 S. 16 M.

2) Einleitung in die Altertumswissenschaft, 3: Griech. und röm. Geschichte.

2. Aufl. Leipzig 1914. Darin: Le h m an n - H au p t , Vorzeit; Beloch, Griech.

Geschichte; Kornemann, Röm. Kaiserzeit.

3) Spiegelherg in ZÄSpr. 51 (1914), 65—75.

4) Derselhe, ehenda, S. 76—88.

5) Joseph Partsch, Papyrusforschung, 16. 24 S. 1 M. (SA. aus:

Die Geisteswissenschaften, 1, 191^.)

6) Schuhart in Internat. Monatsschr. 7 (1913). 909—934.

7) Capelle in N. Jahrb. klass. Altert. 34 (1914), 317—361.

8) Erman in Sitzungsber. Akad. Berlin 1914, 245—273.

9) Vgl. S. 213, Anm. 1.

10) H. B. Walters, Catalogue of the greek and roman lamps in tbe British Museum. London 1914. 8". 240 S. 43 Taf.

11) Oric Bates, The eastern Libyans. London 1914. 4°. XXII, 298 S.

12 Karten. 12 Taf. 100 Abb. 42 Sh.

(9)

Werk wird die Grundlage für alle weiteren Untersuchungen ab¬

geben, wenn das Urteil des Verfassers auch auf sprachlichem Gebiet

nicht selbständig ist. Das Interesse der Engländer richtet sich seit

längerer Zeit stark auf das Land AlaSija; sie sehen in ihm bald

Cypern*), bald ein Küstengebiet südlich vom Orontes*). In einer 5

Zusammenstellung ähnlicher Denkmäler aus Ägypten und Kreta

findet man einige Bemerkungen über die Beziehungen zwischen

ägäischer und ägyptischer Kunst«). Über die Literatur zu diesen

und verwandten Fragen unterrichtet bequem ein sehr willkommenes

Register*). lO

Eine kleine Flut von Untersuchungen schlägt die Brücke

zwischen Ägypten und dem Alten Testament. Was der französisch¬

schweizerische Ägyptologe dazu zu sagen hat*), wird die Alttesta¬

mentler erfreuen , wenn sie hören , daß der Pentateuch von Moses

in babylonischer Sprache und Schrift verfaßt und dann von Esra i8

ins Aramäische und von den Rabbinern der nachchristlichen Zeit

ins Hebräische übersetzt ist. Der hübsche Abriß der ägyptischen

Herrschaft über Palästina von einem Theologen«) kennt die modernen

Quellen , wenn er sie auch nicht nennt. Der rühmlichst bekannte

Ausgräber der Städte der Philister hat Land, Geschichte und Kultur so

dieses Volkes in einem umfassenden Werke dargestellt '). Eine ähn¬

liche Aufgabe hat sich ein populärer Aufsatz gestellt «); die Philister

werden uns vorgeführt, wie sie sich auf den ägyptischen und kreti¬

schen Denkmälern und in den palästinensischen Grabungen ergeben

haben. Eine andere Abhandlung schildert den Verlauf der Kriege 25

Thutmosis III. in Palästina *); die benutzten ägyptischen Texte ent¬

stammen im wesentlichen den .Urkunden'*"). In den Untersuchungen

über alttestamentliche Gebiete kommen häufig Parallelen zu ägyp¬

tischen Ereignissen oder Texten zur Sprache. Ich nenne als besonders

interessant die ekstatischen Erscheinungen bei den .Propheten'**); so

ferner die Ähnlichkeiten in der Literatur **); endlich die scharfsinnige

1) Hall in Journal of the Manchester Egyptian and Oriental Society

1912/13. 2) Wainwright in Klio 14 (1914), 1-36.

3) Hall in Journ. egypt. archaeol. 1 (1914). 197—206.

4) Bonner Jahrbücher 121 (1914): Register zu Band 92—120 (1892—

1914), p. 7 .Ägypten'.

5) Edouard Naville, Archäologie de I'Ancien Testament. Paris-Neu- chatel [1914]. 8". 230 S.

6) Otto Procksch, Die Völker Alt-Palästinas. Leipzig 1914. 8".

41 S. 60 Pf.

7) R.A.Stewart Macalister, The Philistines, their history and civili¬

sation. London 1914. 8". 136 S. 11 Abb. 3 Sh.

8) Guthe in Deutsche Revue 39 (Okt. 1914), 86fr.

9) Alt in Palästinajahrbuch 10 (1914), 53 — 99.

10) Vgl. die neue Übersetzung in S. 215, Anm. 6.

11) Gustav Hölscher, Die Profeten. Leipzig 1914. 8". 486 S. 9 M (S. 129—133.)

12) Hermann Gunkel, Reden nnd Aufsätze. Göttingen 1913. 8".

192 S. 4,80 M. (S. 92—123. 131 — 139.)

(10)

218 Wissenschaftlicher Jahreshericht.

Ableitung der Legende von der Geburt Jesu aus einer ägyptischen

Königslegende und der Geburt des Osiris*).

Kultur und Verwaltung. Eine zusammenfassende Darstellung

für die ältere Zeit fehlt zunächst, sodaß die Einzeluntersuchungen

5 auf diesen Gebieten z. T. in der Luft schweben. Pür alle Prägen

der Landesverwaltung tun wir einstweilen gut, uns an das reiche

Material der griechischen Zeit anzulehnen; von dort her erhalten

wir auch eine Zusammenstellung der für die Chronologie wichtigen

Datierungsweisen der ägyptischen Urkunden*). Ein Text des

10 Mittleren Reichs aus Hermonthis macht uns zum zweiten Mal mit

Verträgen bekannt, die der Besitzer des Grabes mit den Priestern

über die Besorgung seines Totenkultus schließt«).

Zahlreiche Einzelaufsätze schneiden diese oder jene Präge von

kulturgeschichtlichem Interesse an; z. B. die Maße und Gewichte,

16 unter steter Vergleichung mit den Systemen des Auslands*). Perner

die Konstruktion des großen Schlagnetzes, in welchem man wilde

Gänse fing*). Ein Vortrag plaudert von den alten Ägypterinnen,

ihrer Kleidung, ihrem Schmuck und den Geheimnissen ihres Toilette¬

tisches«). Wer die endlosen Speisekarten vornehmer Ägypter be-

20 arbeiten will, möge sich von den arabischen Bäckern beraten lassen ').

In einem großen Handbuch der Gartenkunst hören wir auch von

den Gartenanlagen der alten Ägypter«). Mit sebah ü^^, den salz¬

haltigen Zersetzungsprodukten der Stadtruinen, düngt man in großem

Umfange seit 1800, einzelne Pälle sind aber schon für das Alter-

26 tum belegt*). Die altägyptische Musik ist noch wenig bekannt*");

ihre Instrumente haben sich mehr im Sudan sowie im Westen und

Süden von Afrika als im Niltal selbst erhalten**).

Kunstgeschichte und Archäologie. Proben aus dem gesamten

Gebiet, ausgewählt unter dem kulturgeschichtlichen Gesichtspunkt,

so werden in einem Atlas mit inhaltreichem Text vorgelegt ; das ganze

Material der erhaltenen Denkmäler, von den Tempteln und Gräbern

über Statuen und Reliefs bis zu de» Gebrauchsgegenständen und

1) Hugo Gressmann, Das Weibnachtsevangelium. Göttingen 1914.

8°. 46 S. (SA. aus: Religion und Geisteskultur, 8, 1914.)

2) V. Gardthausen, Griechische Paläographie 2 (1913), 441—483.

8) Lange in Sitzungsber. Akad. Berlin 1914, 991 — 1004, mit Taf. VI.

4) Decourdemanche in Ann. Serv. Antiqu. Eg. 13 (1914), 125—160.

5) Montet in Bull. Inst. Fran?. Caire 11 (1914), 145—153.

6) G. Maspero in Revue Egyptienne, auch separat: La mode feminine chez les Egyptiennes d'autrefois 8". 9 S.

7) Reinhard Mieick, Terminologie und Technologie der MUUer und

Bäcker im islamischen Mittelalter. Diss. Breslau 1914. 102 S.

8) Marie Louise Gothein, Geschichte der Gartenkunst. 2 Bde. Jena 1914. (Beraten von H. Ranke.)

9) Greßmann in Theol. Lit.-Ztg. 38 (4. März 1911), 156—157.

10) S. 11 in Arrey Dommer, Handbuch der Musikgeschichte 3. Aufl.

von Arnold Schering. Leipzig 1914. 8». 780 S.

11) Ankermann in Ethnolog. Notizblatt 3. SA.: 132 S, 171 Abbild.

3 Karten.

(11)

der Tracht tritt uns in einzelnen Stücken entgegen, zusammen¬

gefaßt als Erläuterung zu interessanten Bildern in den Thehanischen Gräbern. Die Arbeit, die der Autor hoffentlich mit unverminderter

Energie bis zu Ende durchführen kann, gibt bei Vielseitigkeit und

Sorgfalt der Belege ein anschauliches Bild von der antiken Kultur 5

Ägyptens*). Für die ägyptische Architektur ist eine Untersuchung

über die mykenische Säule zu beachten, die sich nach der Art

ägyptischer Holzsäulen nach unten verjüngt; daneben kommen herab¬

gelassene und aufgerollte Jalousien auf Scheintüren des Alten Reichs

zur Sprache*). Ausgewählte Statuen und Reliefs werden dem kunst- lo

sinnigen Publikum in einer Sammlung vorzüglicher Wiedergaben dar¬

geboten ; der Text ist nach der ästhetischen Seite hin reich an ver¬

ständnisvollen Beobachtungen«). Das anatomisch geschulte Auge

eines Kunstkenners hat die Punkte ermittelt, in denen der menschliche

Körper in der ägyptischen Kunst durch die Stilisierung von der iB

Natur abweicht*). Die vielumstrittenen sogen. Hyksossphinxen und

die ihnen verwandten Königsstatuen, in denen man zuletzt allgemein

Amenemhet III. sah, werden jetzt der Prühzeit zugeschrieben');

die auf einigen Kennzeichen der Tracht beruhende Zuweisung ist

m. E. irrig. Der Reliefstil Amenophis IV. hat sich allmählich aus «o

der älteren Darstellungsweise entwickelt; nnter den Nachfolgern

des Reformatorkönigs ist er ebenso allmählich wieder, aufgegeben *).

In den Reliefs vom Sonnenheiligtum des Königs Ne-user-re (Dyn. 5)

bei Abu Guräb ermittelt man jetzt die Folge der Szenen; dabei

ergeben sich interessante Einzelheiten sowohl auf dem archäolo- 25

gischen Gebiet wie für den Kultus '). Da das Fortleben ägyptischer

Motive in der koptischen Kunst noch wenig erforscht ist, sind wir

für die zahlreichen Aufnahmen von ägyptischen Denkmälern der

christlichen Zeit dankbar«).

Religion^). In den großen Handbüchern sind die falschen und so

bei uns längst überwundenen Vorstellungen von ägyptischer Religion

nicht auszurotten; aus einem schon in 2. Auflage erscheinenden

1) Walter Wreszinski. Atlas zur altSgyptischen Kulturgeschichte. Lief.

1—2. Leipzig 1914. 4». Je 20 Taf. mit Text und Abb. auf 39 bezw. 32 Blatt.

Je 7,50 M, in Subskription.

2) Meurer in Jahrb. Kais. Deutsch. Archäolog. Inst. 29 (1914), 1—16.

3) Hedwig Fechheimer, Die Plastik der Ägypter. 1.—2. Aufl. Berlin

1914. 4». 59 S. 156 Taf. 10 M.

4) C. H. St ratz. Die Darstellung des menschlichen Körpers in der Kunst.

Berlin 1914. 8". 322 S. 252 Abb. 12 M.

5) Jean Capart, Recherches d'art Egyptien. I. Les monuments dits Hycsos. Bruxelles 1914. 4». 46 S. 29 Abb.; SA. aus: Ann. de la Soc. Roy.

d'archeol. de Brüx. 27 (1913), 121—156.

6) V. Bissing in Sitzungsber. Akad. München, phil.-hist. Kl., 1914. IU.

8". 19 S. 10 Taf.

7) Derselbe, ebenda 1914. IX. 8". 18 S.

8) Johann Georg Herzog zu Sachsen , Streifzüge durch die Kirchen und Klöster Ägyptens. Leipzig 1914. 80 S. 239 Abb.

9) Jahresbericht 1910—13 in Arch. f. Religionswiss. 17 (1914), 197—225.

(12)

220 Wissenschaftlicher Jahresbericht.

Abriß ist für sie kaum etwas Richtiges zu lernen*). Völter hat

seine Zitate modernisiert, aber die Methode ist die alte; ich kann

mir nicht denken, daß ein ernsthafter Mensch ihm die Identifikation

von Jahwe mit Sopd oder von Mose mit Thot glaubt*). In Mor et's

6 Darstellungen vom Königtum, dessen jeweiliger Vertreter nach dem

Dogma ein überirdisches Wesen ist*), oder von den Mysterien*)

steckt viel Material und manche gute Beobachtung ; auch wirkt das

Ganze durch seine reizvolle Form. Eine der merkwürdigsten Ge¬

stalten des ägyptischen Pantheons ist Bes, sowohl wegen seiner

10 mannigfachen Formen und Aufgaben, wie wegen seiner ausländischen

Beziehungen; eine inhaltreiche Studie gliedert die vorhandenen

Typen*). In einem großen Amonhymnus stecken ausführliche An¬

spielungen auf den Untergang des Aton, des Gottes von Teil el-

Amama, und das Wiederaufkommen des Amon von Theben*). Im

16 Tempelkultus spielen die Kapellen pr dwi.t und dbi.t eine Rolle;

sie sind die Räume , in denen der König fur die Zeremonien um¬

gekleidet und geschmückt wird'). Ein umfangreiches Werk führt

die verschiedenen Typen der Amulette vor, in denen sich der ganze

Volksglaube, Aberglaube und Zauberei, Naturkräfte und Tiergötter,

so wiederspiegeln *). Zwei bestimmte Amulette stellen sich bei kriti¬

scher Analyse als Knoten mit symbolischer Bedeutung heraus*).

Ein ungewöhnlicher Totenpapyrus des Berliner Museums aus dem

1. Jahrh. n. Chr. enthält einen illustrierten Text mit Liedern an

Osiris*").

S6 Für die griechisch-römische Zeit liegt eine zusammenfassende

Darstellung des Tierkultus vor, die allerdings fast ausschließlich auf den Berichten der klassischen Literatur beruht**). Der zusammen¬

hängende Fund von 29 griechischen und demotischen Ostraka aus

Ombos, der durch die Dankbarkeit eines preußischen Prinzen an die

so Universität Straßburg kam und mustergültig veröffentlicht worden

ist, unterrichtet uns über die dortige Beisetzung der Ibis- und

Falkenmumien; sogar über ihre gelegentliche „Reinigung' sind ür-

1) S. 135—151 in: Paul Wurm, Handbuch der Religionsgeschichte.

2. Aufl. Calw-Stuttgart 1908. 8». 512 8.

2) Daniel Völter, Jahwe und Mose. Leiden 1914. 8". 48 S. 1,25 M.

3) Alex. Moret, S. 179—230 mit pl. I—IV und fig 1—19 in: Annales du Mus^e Guimet, Bibliotheque de vulgarisation 38. Paris 1912.

4) Moret, S. 1 — 105 in: ebenda., 87. Paris 1912.

5) Franz Bailed, Prolegomena zur Geschichte der bärtigen zwerghaften Gottheiten in Ägypten. Moskau 1913. 8". 115 S.

6) Frank-Kamenetzky in OLZ. 17 (1914), 289—295.

7) Kees in Ree. trav. igypt. assyr. 36 (1914).

8) W. M. Flinders Petrie, Amulets. London 1914. 4". 58 S. 54 Taf.

21 M.

9) Jiquier in Bull. Inst. Fran?. Caire 11 (1914), 121—143.

10) Frank-Kamenetzky in OLZ. 17 (1914), 97—102. 145—154.

11) Th. Hopfner in Denkschr. Akad. Wiss. Wien, phil.-hist., 57, 2. 1914.

201 S. 11,90 M.

(13)

kimdeii ausgestellt worden*). In den Gräbern und dem Totenkultus

von Alexandria leben unter der griechischen Oberfläche viele ägyp¬

tischen Sitten weiter; sie erhalten sich bis in die christliche Zeit

hinein *). Was sich an ägyptischem Gut in den griechischen Mysterien

nachweisen läßt, ist zunächst nicht viel; überdies hat es auf seinem 5

Wege durch andere Kulturen eine Umbildung erfahren*). Eine mir

nicht zugängliche Untersuchung hat sich an den religiös-philoso¬

phischen Synkretismus des Orients gewagt, der von den heidnischen

Religionen zum Christentum führt*).

Literatur. Wie immer ist die Zahl der Arbeiten hier klein; le

aber es handelt sich bei der Vielseitigkeit und zeitlichen Ausdeh¬

nung der ägyptischen Literatur um ein Gebiet, das zweifellos die

Aufmerksamkeit über unsere Fachwissenschaft hinaus auf sich lenken

wird, wenn es nur erst einmal zugänglich gemacht ist. Die wich¬

tigen Petersburger Handschriften mit den Unterweisungen eines i&

Königs an seinen Sohn und mit Prophezeiungen auf die Errettung

Ägyptens durch die 12. Dynastie, die Golenischeff im vorigen Jahre

vortrefflich herausgegeben hatte, haben nun eine vollständige Über¬

setzung von anderer Hand gefunden*). Die Herstellung einzelner

Stellen des Sinuhe-Romans ist noch lange nicht abgeschlossen*). »0

Die populäre Behandlung eines bisher nur in wissenschaftlicher Form

herausgegebenen Familienstreites um Einkünfte aus dem Tempelgut

eines mittelägyptischen Amon wird in dem neuen Gewände hofi'ent-

lich manchen interessierten Leser zur weiteren Beschäftigung mit

dem Stoffe anregen '). Für die Beachtung, die ägyptische Literatur- »5

formen in den Nachbarwissenschaften finden, nenne ich die Heran¬

ziehung von Texten der Ich-Erzählung zur griechischen Literatur*).

Naturgeschichte. Die Bearbeitung des Materials aus Ägyptens

Geschichte und Gegenwart durch Naturforscher und Ärzte hat der

Ägyptologie schon manche wertvolle Studie zugeführt und uns neue so

Perspektiven eröfi'net. Die Bestimmung der in und um Ägypten

vorkommenden Gesteine , die sich zur Verarbeitung für Bau- und

Bildhauerzwecke eignen, wird man gern nachschlagen*). Das Kamel

soll aus der Cyrenaika eingeführt, das Pferd dagegen aus seiner

1) Friedrich Preisiglie und Wilhelm Spiegelberg, Die Prinz

Joachim-Ostraka. Straßburg i. E. 1914. 8". VIII, 69 S. 4 Taf.

2) Th eo d or S c h r ei b e r , Die ägyptischen Elemente der alexandrinischen Totenpflege. Alexandrien 1914. 8". 24 8. 4 Abb. — SA. aus: Bulletin de la Soc. archiol. d'Alex. No. 15.

3) Paul Foucart, Les mystires d'Elensis, Paris 1914. 8". 508 S.

4) P. Carolidis, Auubis Hermes Michael. Straßhurg 1913. 21 S. 1 M.

5) Gardiner in Journ egypt. archaeol. 1 (1914), 20—36. 100—106.

6) Gardiner in Eec. trav. igypt. assyr. 36 (1914), 17—50.

7) Jean Capart, Un roman vicu il y a XXV siicles. Bruxelles 1914.

8«. 91 S.

8) Eduard Norden, Agnostos Theos. Leipzig-Berlin 1913.

9) O. Hermann, Gesteine fur Architektur und Skulptur. Berlin 1914

8». 119 S. 4 M.

1 I

(14)

222 WweenachafÜicher Jahresbericht.

arabisch-afrikanischen Heimat nach Asien gewandert sein, was Be¬

rufene nachprüfen mögen*). Der viel umstrittene 'ä-Baum soll

keine Legnminose (bisher Acacia Seyal), sondern eine Konifere sein,

nämlich Taxus baccata*). Das Interesse der Mediziner an ihren

antiken Kollegen findet seinen Ausdruck in der Ausstellung yon

ärztlichen Instrumenten aus alten Punden bei Gelegenheit eines

Kongresses *). Drei Anatomen bezw. Pathologen haben Mumienunter- suchnngen veröffentlicht: der erste über die Herrichtung des Körpers

durch die Balsamierer*), der zweite an koptischen Leichen mit

schlechten Zähnen*), der dritte hat Mumienhaut mikroskopiert').

Die moderne vergleichende Entwicklung der Ethnologie ver¬

spricht für uns ergebnisreich und fördernd zu werden. Ich meine

damit zwar nicht die Zusammenstellung von Berichten über die

Bestattungssitten bei den Völkern am oberen Nil und weiter im

Innern von Afrika'), so wertvoll diese an sich anch sind. Sondern

vielmehr die auf die wirtschaftlichen Grundlagen der afrikanischen Völker gerichteten Untersuchungen «); aus den ursprünglichen Formen

der Bodenkultur, sowie der Haustiere und Kulturpflanzen haben

sich die Ägypter durch Annahme asiatischen Knlturbesitzes heraus¬

gehoben. Aus derartigen Erwägungen hat sich ergeben, daß Rind,

Pflug und Getreide aus Asien über Südarabien und den Sudan

nach Ägypten gelangt sind*).

• 1) Salomon Seinacb in Soc. archiolog. de Constantino 71—74,

2) Ducros in Ann. Serv. Antiqu. 6g. 14 (1914), 1—12.

S) Handbook of the Historical Medical Museum, 17. internation. Congress of Medicine. London 1913. 8». 140 S. (S. 23—24.)

4) Elliot Smith in Journ egypt. archaeol. 1 (1914), 189—196.

5) M. A. Ruffer, Studies in Palaeopathology in Egypt, in: Journal of Pathology 1913. 14 S. 8 Taf.

6) Julius Heller, Zur mikroskopischen Anatomie der ältesten Säugetier- nnd Menschenhaut (Mammut, ägyptische und peruanische Mumien). SA. aus:

Berl. klin. Wochenschr. 1914, Nr. 16. 4". 10 S. 3 Abb.

7) Petrie in Ancient Egypt 1 (1914), 115—127.

8) Eduard Hahn, Von der Hacke zum Pflug (Wissenschaft und Bildung 127). Leipzig 1914. 114 8. 1,25 M. (S. 80ff.)

9) Schweinfurth zu Hahn in Anthropolog. Ges. Berlin, Juni 1914.

1 I

(15)

Verzeichnis dei: im letzten Halbjahr bei der Redaktion

zur Besprechung emgegangenen Druckschriften.

(Mit Auushiufi der bereiU in diesem Hefte angezeigten Werlte*). Die Redaktion behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rttcksendnngen können nicht erfolgen; im Allgemeinen sollen — vgl. diese Zeitschr. Bd. 64, 8. LII, Z. 4ff. nur dann Rezensionen von BUchern etc. aufgenommen werden, wenn ein Exemplar des betr. Buches etc. auch an die Bibliothek der Oe¬

sellschaft eingeliefert wird. Anerbieten der Herren Fachgenossen, das ein oder andre wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Dank angenommen; jedoch sollen einem und demselben Herm Fachgenossen im Höchstfalle jeweilig stets nur drei Werke zur Rezension in nnserer

Zeltschrift zugeteilt sein. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.

M. I. Hussey. - Sumerian Tablets in the Harvard Semitic Museum. Part II from the time of the Dynasty of Ur copied with Synopsis of the contents of the tablets and Indices by Mary Inda Hussey , Ph. D. (= Harvard Semitic Series, Vol. IV.) Cambridge, U.S.A.: Harvard University Press 1915; Leipzig: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung. VII + 46 S. -|- 76 Tafeln.

40. Geb. M. 20.—.

W. Bacher. - Tradition und Tradenten in den Schulen Palästinas und Baby¬

loniens. Studien und Materialien zur Entstehungsgeschichte des Talmuds.

Von Wilhelm Bacher. (= Schriften hrsg. von der Gesellschaft zur Förde¬

rung der Wissenschaft des Judentums.) Leipzig 1914, Gustav Fock. XI ,-(- 704 S.

S. Poznanski. - Babylonische Geonim im nachgeonimischen Zeitalter nach hand¬

schriftlichen und gedruckten Quellen von Samuel Poznanski. (= Schriften der Lehranstalt fiir die Wissenschaft des Judentums, Band IV, Heft 1. 2.) Berlin, Mayer & Müller, 1914. X ■\- 144 S. M. 4 —.

/. Goldzihei — AndrOB. - Islam fordern och nu. Studier i koran tolkningens historia. Glaus Petri-Föreläsningar av Ignaz Goldziher. Översättning frän forfattems manuskript av Tor Andrn. Stockholm, Hugo Gebers Förlag.

III + 239 S.

W. Popper. - Abu '1-Hahiisin Ibn Taghri Birdi's Annais entitled An-nujOm az-zähira fi Mulük Misr wal-Kähira (Vol. VI, part I, No. 1) edited by William Popper. Published by the University of California Press, Berkely (= University of California Publications of Semitic Philology, Vol. 6, No. I, pp. 1—164, March 1915). VI -|- 164 S.

1) Sowie im allgemeinen aller nicht selbständig erschienenen Schriften, also aller bloßen Abdrucke von Aufsätzen, Vorträgen, Anzeigen, Artikeln in Sammel¬

werken etc. Diese gehen als ungeeignet zu einer Besprechung in der ZDHG.

direkt in den Besitz unserer Gesellschaftsbibliothek über, werden dann aber in den Verzeichnissen der Bibliothekseingänge in dieser Zeitschr. mit aufgeführt.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

sind auch kurze, über Geschichte und Religion des Alten Testaments. und seiner Nebengebiete orientierende

denen diese Art der Altertümer immer noch zu allermeist zu finden ist, zeigt, was für ein Leben hinter dem ihnen nicht auf den ersten Blick Verständlichen steckt ; eine

Hast fortgesetzt — man scheint sich aber immer noch nicht darauf. besinnen zu wollen, daß der innere Fortschritt ernstlich

Elemente mit vokalischen, für die nur in der Schrift ein Konsonant gesetzt wird, fehl geht. Wichtig ist dagegen Brockelmann's Studie über „Semitische Analogiebildungen&#34;

sich indess durch die Aufnahme seiner 'Darke ha-Mischnäh' gebracht... Jahresbericht für 1874 Ms 1875.. indem er hier das ehrenvolle Missgeschick aller

&gt;Strukturen&lt; und &gt;Konjunkturen&lt; besteht darin, daß sie als geohistorische Faktoren einen Einfluß auf den Ausgang und die spezifische Richtung der historischen Ereignisse

Tatsächlich hatte eine zweite Redaktion der Chronik (HStA Hannover J 37) die Jahre 1500 bis 1561 (bzw. 1563, wiederum für die kalendarischen Angaben) zum Gegenstand, die Einträge

ländische polizeiliche Verfolgung über die deutsch­polnische Grenze hinweg fortgeführt werden darf, Pflichten und Befugnisse der nacheilenden Beamten im Zusammenhang mit der