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P H Y S I K I M A L LTA G

42 Physik Journal 15 (2016) Nr. 1 © 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

M

oderne bildgebende Ver- fahren in der Diagnose und Therapie von Tumoren tragen maßgeblich dazu bei, dass sich viele Krebserkrankungen inzwischen früher erkennen und zuverlässiger beurteilen lassen. Seit Ende der 90er-Jahre kommt dabei auch die Positronen-Emissions-Tomogra- phie (PET) im klinischen Alltag zur Anwendung. Sie macht Stoff- wechselvorgänge im Körper dreidi- mensional mit einer Auflösung von wenigen Millimetern sichtbar und ergänzt die Computer- (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).+) Diese bilden – anders als die PET – primär die Struktur von Organen dreidimensional ab, nicht den Stoffwechsel. Aufgrund dieser komplementären Eigenschaften kommen im klinischen Alltag meist Kombigeräte zum Einsatz. Die PET- Aufnahmen liefern die funktionale Information, die CT- bzw. die MRT- Bilder die Ortsinformation.

Für die PET ist ein Tracer erfor- derlich, der mit einem Radionuklid markiert wird. Als Tracer dient meistens Fluor-Desoxy-Glukose, bei welcher der Positronenstrahler

18F eine Hydroxylgruppe des leicht modifizierten Traubenzuckers er- setzt. Das Radionuklid 18F hat eine Halbwertszeit von knapp 110 Mi- nuten. Die so präparierte Glukose bekommt der Patient angepasst an Körpergröße und Gewicht injiziert.

Im Körper nehmen die Zellen den Tracer auf, um ihren Energiebe- darf zu decken. Dies geschieht stärker in bösartigen Zellen als in gesunden, weil der Tumor einen erhöhten Stoffwechsel hat. Daher reichert sich der Tracer im Tumor- gewebe an. Die vom Radio nuklid emittierten Positronen werden im angrenzenden Gewebe abgebremst und annihilieren mit den dortigen Elektronen. Bei dieser Paarvernich- tung entstehen zwei Gammaquan- ten, die aufgrund der Ruheenergie von Positron und Elektron jeweils 511 keV Energie haben. Die Detekti- on dieser Photonenpaare liefert die

Grundlage für die PET-Bildgebung.

Erfassen die Detektoren ausrei- chend viele Koinzidenzen – zu- sammengehörige Positronen- und Elektronen-Ereignisse –, lässt sich die dreidimensionale Verteilung von 18F im Patienten ermitteln.

Dazu sind die Detektoren ring- förmig um die Längsachse des Pa- tienten angebracht. Als Detektoren dienen Szintillationskristalle, die 20 bis 30 Millimeter lang sind und einen Querschnitt mit typischen Kantenlängen von wenigen Milli- metern haben. Ihre Längsachse verläuft radial im Detektorring.

Diese Szintillationskristalle sind wiederum zu größeren Einheiten zusammengefasst, sodass insgesamt mehrere Zehntausend von ihnen ein axiales Gesichtsfeld von un- gefähr zwanzig Zentimeter Breite ergeben. Emittiert das 18F ein Posi- tron, entfernt dieses sich abhängig von seiner kinetischen Energie ein Stück von seinem Entstehungs- ort im Körper und verliert dabei

durch inelastische Stöße Energie, bevor es auf ein Elektron trifft und zerstrahlt. Die mittlere Reichweite der emittierten Positronen liegt im menschlichen Gewebe deutlich unter einem Millimeter. Die beiden entstandenen Photonen entfernen sich in entgegengesetzte Rich- tungen voneinander und erreichen die Szintillationszähler. Wird dort ein Gammaquant der Paarvernich- tung absorbiert, emittiert der De- tektor eine zur absorbierten Energie proportionale Zahl von optischen Photonen. Um die Szintillations- zähler herum sind Photomultiplier angebracht, die diese Photonen in ein elektrisches Signal umwandeln.

Dann wählt der Tomograph die ko- inzidenten Ereignisse elektronisch aus und digitalisiert die Signale. Die sich anschließende Bildrekonstruk- tion ist sehr rechenintensiv.

Als Material für die Szintilla- tionszähler dient meistens LSO (Lutetium-Oxy-Orthosilikat), weil es eine recht kurze Abklingzeit von

Blick in den Körper

Die Positronen-Emissions-Tomographie nutzt die Strahlung der Paarvernichtung, um Vorgänge im Körper zu visualisieren.

Beim CT-Scan eines Mannes mit Prosta- ta-Krebs (links) lassen sich Organe und Knochen erkennen. Der PET-Scan (Mitte) zeigt Stellen mit erhöhtem Stoffwechsel,

ist jedoch ungenauer. Die Überlagerung (rechts) der beiden zeigt Knochenmetas- tasen in der Wirbelsäule, die im ein- fachen CT nicht zu erkennen sind.

+) Physik Journal, Juni 2009, S. 56; Juli/August 2007, S. 23; Dezember 2003, S. 27; September 2003, S. 55 und Physika- lische Blätter, November 2001, S. 80

Johns Hopkins Medicine

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© 2016 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 15 (2016) Nr. 1 43 40 ns hat. Teilweise findet auch das

billigere BGO (Bismutgermanat) Verwendung, dessen Abklingzeit allerdings um den Faktor sieben größer und seine Lichtausbeute um den Faktor drei schlechter ist.

Dafür ist BGO der bessere Ab- sorber. Bei den Photomultipliern handelt es sich um Röhren, die auf der einen Seite eine Photokathode haben. Trifft ein Photon des Szin- tillationszählers auf diese Photo- kathode, wird dort ein Elektron herausgeschlagen, das mit einer Beschleunigungsspannung über mehrere, gestaffelt angebrachte Elektroden (Dynoden) vervielfacht wird, sodass es zu einer Lawine aus Sekundärelektronen kommt. Halb- leiterdetektoren als Alternative zu Photomultipliern finden sich vor allem bei kombinierten PET/MRT- Geräten, weil dort das Magnetfeld die Elektronen vervielfachung stören würde. Bei den Halbleiter- detektoren handelt es sich um Avalanche-Photo dioden oder die mit ihnen verwandten Silizium- Photomultiplier. Avalanche-Photo- dioden beruhen auf dem inneren photoelektrischen Effekt sowie auf dem Lawineneffekt in Halbleitern, der bei hohen Feldstärken auftritt:

Der Strom steigt bei einer be- stimmten Sperrspannung steil an, wenn die Diode in Sperrrichtung betrieben wird. So lassen sich auch

sehr schwache Lichtsignale detek- tieren.

Im Fluge detektiert

Nur ein kleiner Prozentsatz der bei der Paarvernichtung entstandenen Photonen trägt letztlich zum PET- Bild bei, weil die Gammaquanten im Gewebe gestreut und absorbiert werden. Zudem deckt der Detektor nur einen bestimmten Raumwinkel ab. Die Folge ist ein relativ schlech- tes Signal-zu-Rausch-Verhältnis.

Neuere Geräte arbeiten daher mit Flugzeitverfahren, um die statistische Qualität der Daten zu verbessern. Dazu nutzen sie bei der Bildrekonstruktion die Zeit- differenz zwischen der Detektion der beiden Gammaquanten, um die Lage des Annihilationspunkts genauer zu bestimmen (Abb. 1). Die

Volumenelemente entlang der Ver- bindungslinie zwischen den koinzi- denten Photonen werden dadurch nicht mehr als gleich wahrschein- licher Entstehungsort gewertet, vielmehr gibt es einen Bereich für den Annihilationspunkt, der deutlich wahrscheinlicher ist. Das steigert die Auflösung des Geräts, funktioniert aber nur mit genügend schnellen Szintillationskristallen, also solchen mit kurzer Abklingzeit;

BGO zum Beispiel ist zu langsam.

Dank ihrer Fähigkeit, Vorgänge auf molekularer Ebene zu erfassen, ist die PET heutzutage aus dem Kli- nikalltag nicht mehr wegzudenken.

*

Ich danke Hartwig Newiger von der Siemens Healthcare GmbH, Erlan- gen, für hilfreiche Erläuterungen.

Michael Vogel Abb. 1 Der Ort der koinzidenten Ereig-

nisse lässt sich bei der PET zunächst nur auf eine Gerade einschränken (links).

Dank der gemessenen Flugzeitdifferenz

zwischen koinzidenten Ereignissen lässt sich der Entstehungsort genauer ein- grenzen. Das steigert de facto die er- reichbare Auflösung in PET-Bildern.

Philips

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