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Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb einer Fachschaft – ein Vier-Faktoren-Modell

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Academic year: 2022

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Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb einer Fachschaft – ein Vier-Faktoren-Modell

Albrecht-Altdorfer-Gymnasium Regensburg

Vorbemerkung:

Eine Fachschaft ist als Gruppe nur so stark wie die Gesamtheit ihrer Mitglieder.

Leistungsfähigkeit und Einfluss jeder Fachschaft gewinnen entscheidend durch gemeinsame Werte und Zielsetzungen. Die Fachbetreuerin bzw. der Fachbetreuer steht folglich vor der Aufgabe, innerhalb der eigenen Fachschaft das Gruppengefühl zu stärken.

Das bedeutet konkret, Identifikation und Zugehörigkeit im Berufsalltag zu bieten und zu fördern.

Die Mitarbeiterorientierung ist genauso wichtig wie die Erledigung von Sachaufgaben: Daher dürfen integrative Aufgaben, wie vor allem die Förderung von Identifikation, Kontakten, Zugehörigkeit, Motivation und Bestätigung, keinesfalls in ihrer Wirkung unterschätzt werden.

Das folgende Modell erschließt vier bedeutende Faktoren zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls insbesondere in Fachschaften. Es fungiert als Faktorenmodell: Jeder Aspekt hat positive Auswirkungen auf die Gruppe und ihr Zusammenwirken, das „Produkt“

erhöht sich bei gleichwertiger Berücksichtigung aller Faktoren.

Zentrale Faktoren der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sind insbesondere

 das persönliche Vorbild der Fachbetreuerin bzw. des Fachbetreuers,

 ihre bzw. seine gruppenbildende Wirkung,

 die Organisation und Durchführung produktiver und gewinnbringender Fachsitzungen,

 der Ausbau fachschaftsinterner Kommunikationswege und Feedbackmöglichkeiten.

Faktor 1: Das persönliche Vorbild der Fachbetreuerin bzw. des Fachbetreuers

Jede Fachbetreuerin bzw. jeder Fachbetreuer muss sich der Vorbildwirkung ihrer bzw.

seiner Einstellung und ihrer bzw. seines Auftretens im Berufsalltag bewusst sein.

Authentizität und Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit, persönliche Wertschätzung und Vertrauen prägen spürbar den Gruppenbildungsprozess und verbessern die Arbeitsatmosphäre in der Fachschaft.

Der persönliche Wirkungsgrad ist abhängig von der Fähigkeit der Führungskraft, ihre grundsätzlich positive Einstellung auf die Kolleginnen bzw. Kollegen in der Fachschaft zu übertragen. Dabei wirken neben Sach-, Methoden- und Fachkompetenz ebenso personale Kompetenzen der Fachbetreuung, insbesondere Selbstbeherrschung, die Fähigkeit des Zuhörens, Frustrationstoleranz, Gelassenheit und Augenmaß. Die Wirkung der Kraft positiver Emotionen auf das eigene Leistungspotential und das der anderen kann nicht hoch genug geschätzt werden.

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Besondere Aufmerksamkeit verdient das Auftreten vor Kolleginnen und Kollegen: Die Führungskraft wird in hohem Maß mit ihrem Verhalten und ihren Äußerungen wahrgenommen und gedeutet. Insbesondere in der Art, wie sie kommuniziert, soll die Fachbetreuung als authentisches positives Beispiel für ihre Kolleginnen und Kollegen auftreten. Aus diesen Gründen kann es notwendig sein, innere Haltung und Gewohnheiten zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern.

Selbstwahrnehmung Reflexion Daraus abgeleitetes

Handeln Wahrnehmung

der Rolle der Fachbetreuung

 Gründliche Reflexion der

Aufgaben der

Fachbetreuung und der eigenen Zielsetzungen und

 der Grenzen der persönlichen

Betroffenheit

 Fokussierung auf zentrale fachliche Anliegen und persönliche Ziele

 Offensives Eintreten für diese zentralen Ziele nach außen

 An Belastungsgrenzen:

Übernahme von

Verantwortung für sich selbst (Rollendistanz) Wahrnehmung

des eigenen Verhaltens

 Nachdenken über

fördernde oder störende Faktoren des eigenen Verhaltens

 Reflexion der gezeigten Reaktionen anderer auf das eigene Verhalten

 Verstärkung eines Verhaltens, das erkennbar der Zielerreichung dient

 Klarheit durch

kongruentes Verhalten

Wahrnehmung der eigenen Gefühle

 Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die eigenen Gefühle

 Ursachenforschung, v. a.

bei negativen Gefühlen

 Äußern der eigenen positiven und negativen Gefühle in angemessener Weise

 Vertrauensvolle und empathische

Kommunikation

Regelmäßige Selbstreflexion trägt zur Zunahme emotionaler Intelligenz, letztendlich zum Gewinn von emotionaler Souveränität als zentraler innerer Eigenschaft bei. Entscheidend ist, dass eine Führungsperson eigene Gefühle in dosierter Authentizität und Offenheit nach außen spiegelt und in der Lage ist, Ich-Botschaften in angemessener Form zu formulieren.

Emotionale Souveränität bedeutet folglich weder Impulsivität noch Gleichgültigkeit und gewiss auch nicht schrankenlose emotionale Offenheit, sondern selektive Authentizität. Das bedeutet: Emotionen werden in situationsangemessener Form und Dosis gegenüber den Kollegen geäußert. Gefühle nach Belieben und ohne Disziplin oder Selbstreflexion nach

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außen zu tragen, verunsichert die Adressaten.1

Faktor 2: Die gruppenbildende Wirkung der Fachbetreuerin bzw. des Fachbetreuers Eine Fachschaft ist kein strategisches Netzwerk, sondern eine Gruppe und im Idealfall eine Gemeinschaft, innerhalb derer sich (möglicherweise sogar freundschaftliche) Kontakte positiv multiplizieren und verdichten. Von vorrangiger Bedeutung sind daher nicht persönliche Abhängigkeiten oder Frequenz und strategisches Potential der Kontakte, sondern die Qualität der persönlichen Beziehungen.

Der Fachbetreuerin bzw. dem Fachbetreuer sollte auch hier ihre bzw. seine konstituierende und initiierende Rolle bewusst sein: Seiner Persönlichkeit und seinem Verhalten kommt es zu, für positive und ausgeglichene Stimmung zu sorgen und die gemeinsam geleistete fachliche Arbeit wahrzunehmen und zu würdigen, sodass diese von allen als sinnstiftend erfahren wird. Die Identifikation mit dem Fach wird nachhaltig durch eine gelungene fachliche Zusammenarbeit, gemeinsame Projekte und Erfolge gefördert.

Das alltägliche Verhalten, das die Fachbetreuerin bzw. der Fachbetreuer im Umgang mit den Fachschaftsmitgliedern zeigt, hilft dabei, das Gefühl der Zugehörigkeit zu entwickeln:

eine wertschätzende, gebende (statt abwertende, kritisch-fordernde) Haltung,

freundliche, respektvolle Umgangsformen,

Äußerung von Dankbarkeit für Unterstützung, Informationen und Kontakte etc.,

großzügiger Umgang mit Versehen und kleineren Schwächen anderer,

positive Würdigung aller Leistungen und Erfolge innerhalb der Fachschaft, im Plenum und im persönlichen Gespräch, aber nur ernst gemeinte und ehrliche Anerkennung aussprechen,

 reflektierter und dosierter Umgang mit Kritik,

achtsames Auftreten in Gesprächen: Stets positiv über Anwesende und Nicht- Anwesende sprechen.

Auch wenn das Verhalten nicht sofort Wirkung zeigt, dürfen sich Führungskräfte nicht entmutigen lassen, sondern müssen beharrlich den eingeschlagenen Weg verfolgen.

Faktor 3: Die Organisation und Durchführung produktiver und gewinnbringender Fachsitzungen

Als regelmäßige, institutionalisierte Einrichtung des Schulbetriebs kommt der Fachsitzung eine zentrale Rolle zu. Die Aufgabe des Fachbetreuers ist es, dafür zu sorgen, dass diese Sitzung nicht zu einer lästigen „Pflichtveranstaltung“ wird.

Eine frühzeitige, fundierte Planung, gemeinsam abgestimmte Schwerpunktsetzungen, die frühzeitig bekanntgegebene Tagesordnung und eine Entlastung des Zeitbudgets durch schriftlich aufbereitete und gut strukturierte Vorabinformationen schaffen eine klare gemeinsame Basis.

Zu berücksichtigende soziale Aspekte einer Fachsitzung:

Einbindung der Kolleginnen und Kollegen: Die Fachsitzung bietet ein Forum für fachliche,

1 Teile der Darstellung in „Faktor 1“ und „Faktor 2“ sind angelehnt an: Dorothee Echter, Führung braucht Rituale. So sichern Sie nachhaltig den Erfolg Ihres Unternehmens, München 22011.

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didaktische bzw. methodische Beiträge der Kolleginnen und Kollegen über die geleistete Arbeit, bevorstehende Projekte, erzielte Erfolge etc. Die fachlichen Interessen der Kollegen werden so berücksichtigt: Z. B. die von ihnen besuchten Fortbildungen und durchgeführten Projekte, W- und P-Seminare sowie ihre außerschulischen Aktivitäten können als individuelle Beiträge zur Sitzung herangezogen werden; die Würdigung der Beiträge durch die Fachbetreuung und das Fachkollegium bestärkt wiederum die Referentinnen und Referenten.2

Einführung neuer Kolleginnen und Kollegen: Dies kann gegebenenfalls in Form einer allgemeinen Vorstellungsrunde in der ersten Fachsitzung erfolgen, um das gegenseitige Kennenlernen anzustoßen.

Herstellung von Konsens: Statt der „dozierenden Methode“ bieten sich aktivierende und kommunikative Verfahren an. Bei Problemlösungen und Beschlüssen sollte - unter Verwendung von Moderationstechniken – nach Möglichkeit ein Konsens hergestellt werden, sodass sich die Fachschaftsmitglieder mit dem gemeinsam vereinbarten Weg stärker identifizieren können.

Faktor 4: Der Ausbau fachschaftsinterner Kommunikationswege und Feedbackmöglichkeiten

Ebenso wichtig für das Gemeinschaftsgefühl sind der alltägliche Kontakt und kontinuierliche Austausch mit den Mitgliedern der eigenen Fachschaft. Regelmäßige Kontakte zu allen Fachkolleginnen und –kollegen bestärken die Stellung des Fachbetreuers innerhalb der Fachschaft. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

 Rechtzeitige und gleichzeitige Bereitstellung von Informationen für alle Fachschaftsmitglieder

 Vermeidung von Insider-Zirkeln mit negativen Folgen für die Gruppenstruktur

 Vermeidung von Privilegien für sich und für andere Gruppenmitglieder (insbesondere bei der Klassenverteilung, bei Krankheitsvertretungen, bei Prüfungen und Korrekturarbeiten etc.)

 Initiierung und Förderung der Zusammenarbeit von Kolleginnen bzw. Kollegen (z. B. bei Unterrichtsplanung, Leistungsnachweisen, Materialaustausch etc.)

Folgende integrative Maßnahmen tragen zu einem angenehmen und entspannten Gruppenklima im Schulalltag bei:

zu allen Fachschaftsmitgliedern Kontakt halten und niemanden vernachlässigen,

zur Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten und Unternehmungen anregen: z. B. Besuch einer fachlichen Veranstaltung, gegebenenfalls mit anschließendem Austausch darüber,

 die vielfältigen Möglichkeiten des Kontakts und Austauschs über mebis nutzen: Es bietet sich an, hier einen Fachraum einzurichten. Z. B. können in Datenbanken Schulaufgaben und schulinterne Tests gesammelt werden, zudem können Informationen allen zur Verfügung gestellt werden, es besteht außerdem die Möglichkeit, sich in Foren zu einzelnen Themen auszutauschen.

2 Einen kompakten Überblick insbesondere zu produktiven Fachsitzungen bietet: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München [Hg.], Gymnasium 2020. Grundlagen der Qualitätssicherung und

Qualitätsentwicklung, München 2015, S. 52-54. Ein Modell-Beispiel einer produktiven Fachsitzung für das Fach Deutsch findet sich im Info-Portal.

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 in angemessenem Umfang für alle Fachkolleginnen und -kollegen ansprechbar sein.

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