Im Folgenden finden Sie den Text der am 28.7.2010 geschriebenen Theorie D-Klausur, sowie L ¨osungen zu den einzelnen Aufgaben.
Diese L ¨osungen sind unter Umst¨anden nicht vollst¨andig oder per- fekt, und sie enthalten nicht alle Details zur Vergabe der Punkten.
Wenn Sie Fragen zu den L ¨osungen oder der Bewertungen Ihrer
Klausur haben, stehen wir Ihnen zu Einnsicht-/Besprechungsterminen
zur Verf ¨ugung, deren genaue Daten wir demn¨achst auf der Web-
seite der Vorlesung ver ¨offentlichen werden.
Stand: 29. Juli 2010 12:00
Klausur zur Vorlesung Theorie D – Quantenmechanik I im SS 2010 Prof. Dr. M. M ¨uhlleitner, Dr. H. Sahlmann
Name:
Matrikelnummer:
Ich studiere im
: BSc-Studiengang Physik : BSc-Studiengang Meteorologie/Geophysik : Diplomstudiengang Physik :
Von Aufsicht/Korrektor auszuf ¨ullen: Bearbeitet von Uhr bis Uhr
K1 K2 K3 K4 P
:Bestanden : Nicht bestanden Note:
Hinweise:Sie haben zur Bearbeitung der Aufgaben zwei Stunden Zeit. Als Hilfsmittel zugelassen sind zwei Seiten eines DIN A4 Blattes mit handschriftliche Notizen sowie ein W ¨orterbuch. Sie k ¨onnen insgesamt 20 Punkte erreichen. Beachten Sie weiterhin:
• F ¨ullen Sie die obigen Felder dieses Deckblattes aus, und legen Sie Ihren Lichtbild- ausweis auf Ihren Tisch.
• Sie d ¨urfen nur das von uns zur Verf ¨ugung gestellte Papier verwenden. Dies gilt auch f ¨ur Kladden.
• Lesen Sie die Aufgabenstellungen genau durch. Fragen Sie nach, wenn Sie eine Aufgabenstellung nicht verstehen.
• Geben Sie eine Herleitung f ¨ur Ihre Ergebnisse an. Ergebnisse ohne Herleitung werden nicht gewertet.
• Schreiben Sie leserlich, und geben Sie Ihren Namen auf allen Bl¨attern an, die Sie abgeben.
• Nach dem Austeilen der Aufgabenbl¨atter bis zum Ende der Klausur darf kein Pr ¨ufling den H ¨orsaal verlassen, ohne zuvor s¨amtliche Unterlagen (insbesondere auch das Aufgabenblatt!) abgegeben zu haben. Beim Austreten (nur ein Student zur Zeit) notieren wir die Uhrzeit auf dem Deckblatt und ziehen alle bis dahin be- schriebenen Bl¨atter ein. Beim Wiedereintritt stellen wir neues Bearbeitungspapier und ein neues Aufgabenblatt zur Verf ¨ugung.
Wir w ¨unschen Ihnen viel Erfolg.
Aufgabe K1- Formalismus (4 Punkte)
(a) Sei H ein hermitescher Operator undψ, ψ0 zwei Eigenzust¨ande von H, ψ zum EigenwertE,ψ0 zum EigenwertE0. Es gelteE6= E0. Zeigen Sie, dasshψ|ψ0i= 0. (2 Punkte)
(b) Der TranslationsoperatorTa~ auf quadratintegrablen Ortswellenfunktionen (d.h.
aufL2(R3,d3x)) ist definiert durch
(Ta~ψ)(~x) :=ψ(~x−~a), (1) wobei ~aein fester Vektor aus R3 ist. Ausgehend von (1), berechnen Sie Ta~† und
zeigen Sie:T~aist unit¨ar. (2 Punkte)
L ¨osung:
(a)GegebenΨ, Ψ0mit
HΨ=EΨ, HΨ0 =E0Ψ0, E0 6=E undHhermitesch. Dann ist
EhΨ|Ψ0i=hHΨ|Ψ0i=hΨ|HΨ0i=E0hΨ|Ψ0i.
Somit
0= (E−E0)hΨ|Ψ0i
Nach Voraussetzung istE−E0 6=0und somithΨ|Ψ0i=0, was zu zeigen war.
(b)Wir berechnen f ¨ur zwei beliebige Zust¨andeΨ, Ψ0: hΨ|T~aΨ0i=
Z
d3x Ψ(~x) T~aΨ0 (~x)
= Z
d3x Ψ(~x)Ψ0(~x−~a)
= Z
d3x Ψ(~x+~a)Ψ0(~x)
= Z
d3x T−~aΨ
(~x)Ψ0(~x)
=hT−~aΨ|Ψ0i.
Damit haben wir gezeigt, dassT~a†=T−~a. Nun ist aber
T~a†T~aΨ
(~x) = (T−~aTa~Ψ) (~x) =Ψ(~x−~a+~a) =Ψ(~x)
f ¨ur einen beliebigen ZustandΨ. SomitT~a†T~a = Iund wir haben gezeigt, dassT~aunit¨ar ist.
Aufgabe K2- Wasserstoff-Wellenfunktionen (5 Punkte)
Die normierten Wasserstoff-Eigenfunktionenϕnlmlassen sich als
ϕnlm(r, θ, φ) =Rnl(r)Ylm(θ, φ) (2) schreiben, wobeiRnl die sogenannte Radialfunktionen undYlm die Kugelfl¨achenfunk- tionen sind. Wir betrachten die Wellenfunktion
Ψ(r, θ, φ) =CR3 2(r)(Y20(θ, φ) +2Y22(θ, φ)), (3) wobeiCeine reelle Normierungskonstante ist.
(a) Bestimmen SieCso, dassΨnormiert ist. (ein Punkt) (b) Berechnen Sie den Erwartungswert der Energie, des Drehimpulsquadrats, und
der Drehimpulsz-Komponente. (ein Punkt)
(c) Eine Messung der Energie wird im Zustand Ψdurchgef ¨uhrt. Welches sind die m ¨oglichen Messwerte, und mit welcher Wahrscheinlichkeit treten Sie auf? Be- stimmen Sie ebenso die m ¨oglichen Messwerte und ihre Wahrscheinlichkeiten f ¨ur das Drehimpulsquadrat, und die Drehimpulsz-Komponente (3 Punkte) L ¨osung:
(a)Wir beobachten zun¨achst, dass wir die in der Aufgabenstellung gegebene Wellen- funktion als
Ψ=C[ϕ3 2 0+2ϕ3 2 2]
schreiben k ¨onnen. ϕ3 2 0 und ϕ3 2 2 sind normiert und orthogonal zueinander, daher finden wir
kΨk2 =hΨ|Ψi=|C|2(1+4) =5|C|2
WennΨnormiert sein soll, muss also|C|2 =1/5. In der Aufgabenstellung istCals reel angegeben. Wir w¨ahlen die positive L ¨osungC=1/√
5.
(b)Energie ist repr¨asentiert durch HamiltonoperatorH, Drehimpulsquadrat durch~L2, Drehimpulsz-Komponente durchL3, wobei~Ldie Drehimpulsoperatoren bezeichnet.Ψ ist ein Eigenvektor vonHund~L2, da sowohlϕ3 2 0 als auchϕ3 2 2Eigenvektoren zum gleichen Eigenwert vonHund~L2sind:
HΨ=E3Ψ= −EI n2 = −1
9 1
2α2mec2Ψ
~L2Ψ=2(2+1)h¯2 =6h¯2 SeiCwie in (a) gew¨ahlt. Dann ist also
hHiΨ= −1
9α2mec2, h~L2iΨ =6h¯2. Weiterhin berechnen wir
L3Ψ=C(0hϕ¯ 3 2 0+2·2hϕ¯ 3 2 2) =4hCϕ¯ 3 2 2. Somit
hL3iΨ=hΨ|L3Ψi=4hC¯ 2(hϕ3 2 0|ϕ3 2 2i+2hϕ3 2 2|ϕ3 2 2i) = 8 5h.¯
(c)A priori sind die m ¨oglichen Messwerte durch die Eigenwerte des jeweiligen Opera- tors gegeben. Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben durch den Erwartungswert des Pro- jektionsoperators auf den jeweiligen Eigenraum. Wir betrachten zun¨achstH. M ¨ogliche Messwerte sind die EigenwerteEn= −α2mec2/(2n2). Allerdings istΨselber ein Eigen- vektor vonH(zum EigenwertE3). Daher sind die Erwartungswerte der Projektoren auf die Energieeigenr¨aume alle Null, ausser dem zum EigenwertE3. Dieser hat nat ¨urlich den Erwartungswert 1. Es wird bei einer Messung also sicherlich der WertE3 gemes- sen.
Wir betrachten nun den Operator~L2: Wiederum istΨein Eigenzustand dieses Opera- tors (zum Eigenwert6h¯2). Daher wir dieser Wert mit Warhscheinlichkeit1gemessen.
Zum Schluss betrachten wir den OperatorL3. Sei einm∈Zgegeben. Der Projektor auf den Eigenraum zum Eigenwertm¯hist gegeben durch
P= X
n,lkompatibel mitm
|ϕnlmihϕnlm|
und somit
Wahrscheinlichkeit(m) =hPiΨ
= X
n,lkompatibel mitm
|ϕnlmihϕnlm||hΨ|ϕnlmi|2
=C2δl,2δn,3δm,0+4C2δl,2δn,3δm,2.
Mit anderen Worten: Es k ¨onnen nur die Messwerte0¯hund 2¯h auftreten, und die ent- sprechenden Wahrscheinlichkeiten sind 1/5 und 4/5.
Aufgabe K3- Spin im Magnetfeld (6 Punkte)
Wir betrachten ein Elektron (mit Spin 1/2) in einem konstanten Magnetfeld ~B. Wir ignorieren die Ortswellenfunktion des Teilchens und setzen daher den Hilbertraum alsH=C2an. Der Hamilton-Operator ist gegeben durch
H= e
me~S·~B (4)
wobeiSj =hσ¯ j/2mit den Pauli-Matrizen σ1 =
0 1 1 0
, σ2=
0 −i i 0
, σ3 =
1 0 0 −1
, (5)
edie Elementarladung undme die Elektronenmasse ist.
(a) Legen Sie die Koordinaten so, dass~B = B~ez, d.h. parallel zur z-Achse, und be- stimmen Sie die Eigenwerte und Eigenvektoren vonH. (ein Punkt) (b) Berechnen Sie die Eigenwerte und -vektoren derx- undy-Komponente des Spins.
Verwenden Sie zur Angabe der Eigenvektoren die Basis, in derS3 diagonal ist.
(2 Punkte)
(c) Das Magnetfeld sei wie in (a) parallel zurz-Achse. Das Teilchen befinde sich zur Zeitt = 0 im Eigenzustand vonSx mit Eigenwert ¯h/2. Berechnen Sie die Zeit- entwicklung dieses Zustandes, sowie die Wahrscheinlichkeit, bei einer entspre- chenden Messung zur Zeitt= T, den Spin parallel zu~ex(dem Einheitsvektor in
x-Richtung) zu finden. (3 Punkte)
L ¨osung:
(a)F ¨ur die gew¨ahlten Koordinaten ist~B=B~ezund somit H= eB
meS3. Aus
S3= 1 2h¯
1 0 0 1
sieht man sofort, dass die m ¨oglichen Eigenwerte vonHdurch E±:=± eB
2me
gegeben sind. Die zugeh ¨origen Eigenvektoren sind z.B.
v(3)+ = 1
√ 2
1 0
, v(3)− = 1
√ 2
0 1
.
(b) Was die Eigenwerte von S1 und S2 angeht, so kann man entweder argumentie- ren, dass diese Operatoren durch Rotationen ausS3hervorgehen und diese Rotationen unit¨ar implementiert sind, die Eigenwerte also nicht ¨andern. Oder man kann wie folgt direkt rechnen:
det(σ1−λI) =λ2−1=! 0 =⇒ λ=±1 det(σ2−λI) =λ2−1=! 0 =⇒ λ=±1.
In jedem Fall erh¨alt man also die m ¨oglichen Eigenwerte±¯h/2.
Die Eigenvektoren berechnen wir wie folgt: Offensichtlich sind die Pauli-Matrizen schon in der gew ¨unschten Basis angegeben, daσ3 diagonal ist. Zun¨achst f ¨urσ1:
0 1 1 0
a b
= a
b
⇐⇒ a=b also z.B.
v(1)+ = 1
√2 1
1
normierter Eigenvektor vonS1 zum Eigenwert ¯h/2. Genauso 0 1
1 0 a b
= − a
b
⇐⇒ a= −b also z.B.
v(1)− = 1
√ 2
1
−1
normierter Eigenvektor vonS1 zum Eigenwert−¯h/2. F ¨urσ2 finden wir 0 −i
i 0 a b
= a
b
⇐⇒ ia=b also z.B.
v(2)+ = 1
√ 2
1 i
normierter Eigenvektor vonS2 zum Eigenwert ¯h/2. Genauso 0 −i
i 0 a b
= − a
b
⇐⇒ a=ib also z.B.
v(2)− = 1
√ 2
1
−i
normierter Eigenvektor vonS2 zum Eigenwert−h/2¯ .
(c)Der Zeitentwicklungsoperator ist gegeben durchU(t) =exp(−itH/¯h). Es empfiehlt sich also, in einer Eigenbasis vonHzu rechnen. DaH∝S3ist die Basis aus (b) geeignet.
Laut Aufgabenstellung ist das Teilchen zur Zeitt=0im Zustand v(1)+ = 1
√
2(v(3)+ +v(3)− ) (6) wobei wir mitv(3)± die Eigenvektoren vonS3bezeichnet haben. Es ist also
Ψ(t) =U(t)v(1)+ = 1
√ 2
e−itωv(3)+ +eitωv(3)−
mit
ω= eB 2m¯h. Die gesuchte Wahrscheinlichkeit ist
P=
hΨ(T)|v1+i
2
= 1 4
he−iTωv(3)+ +eiTωv(3)− |v(3)+ +v(3)− i
2
= 1 4
eiωT +e−iωT
2
= 1
4|2cos(ωT)|2
=cos2(ωT).
Aufgabe K4- Potentialstufe (5 Punkte)
Wir betrachten ein Teilchen der Massemin einer Dimension, in einem Potential V(x) =
V0 f ¨urx > 0
0 f ¨urx≤0, (7)
wobeiV0 ∈R.
(a) Finden Sie den Hamiltonoperator f ¨ur das Teilchen, und zeigen Sie, dass die stati- on¨are Schr ¨odingergleichung zur EnergieEf ¨ur eine Wellenfunktionψ ¨aquivalent zu "
d2
dx2 +ϑ(x)
#
ψ(x) =0 (8)
ist, wobeiϑ(x) =2m(E−V(x))/h¯2. (2 Punkte) Im Folgenden suchen eine L ¨osung, die einer von links einfallenden Welle (mit Einheits- amplitude) entspricht. Dazu setzen wir an:
ψ(x) =
Aeik>x f ¨urx > 0
eik<x+Be−ik<x f ¨urx < 0 (9) wobeik<,k>(mitk<> 0,k>> 0) ,AundBnoch zu bestimmende Parameter sind.
(b) Nehmen SieE > V0 undE > 0an und bestimmen Siek<undk>so, dass obiges ψ(8) in den Bereichenx > 0undx < 0l ¨ost. (ein Punkt) (c) Bestimmen Sie nun die ParameterAundB, indem Sie Stetigkeit und Differenzier-
barkeit vonψfordern. (ein Punkt)
(d) Bestimmen Sie die Reflektionsamplitude der Potentialstufe. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Teilchen an der Potentialstufe reflektiert wird.
(ein Punkt) L ¨osung:
(a)Der Hamiltonoperator ist gegeben durch H= 1
2mP2+V(X)
wobeiP =h/i ∂¯ xder Impuls- undX=xder Ortsoperator sind. Die station¨are Schr ¨odingergleichung istHΨ=EΨ. Wir schreiben aus und formen um:
HΨ=EΨ
⇐⇒ 1
2m(−i¯h)2 d2
dx2 +V(x)
!
Ψ(x) =EΨ(x)
⇐⇒ d2
dx2 − 2m
¯ h2 V(x)
!
Ψ(x) = −2mE
¯
h2 Ψ(x)
⇐⇒ d2
dx2 −2m(E−V(x))
¯ h2
!
Ψ(x) =0
⇐⇒ d2
dx2 −ϑ(x)
!
Ψ(x) =0
wie in der Aufgabenstellung angegeben.
(b)F ¨urx < 0haben wir d2
dx2Ψ= (ik<)2eik<x+B(−ik<)2e−ik<x= −k2<Ψ.
Um die station¨are Schr ¨odingergleichung zu erf ¨ullen, brauchen wir also k2<=! ϑ(x) = 2mE
¯ h2 f ¨urx < 0, also
k<=±
r2mE
¯ h2
Wir w¨ahlen die positive L ¨osung (siehe auch Aufgabenstellung), da wir dann eine ein- laufende Welle mit Einheitsamplitude haben.
F ¨urx > 0ergibt eine v ¨ollig analoge Rechnung k> =p
2m(E−V0)h¯2
wobei wir wiederum das (in der Aufgabenstellung geforderte) positive Vorzeichen gew¨ahlt haben, da wir keine von rechts einlaufende Welle haben wollen.
(c)Die Forderung von Stetigkeit beix=0f ¨uhrt aufA= 1+B. Differenzierbarkeit bei x=0gibt
Aik>=ik<−Bik>. Es folgt
ik>+Bik>=ik<−Bik<
⇐⇒ B(k<+k>) =k<−k>
⇐⇒ B= k<−k>
k<+k>. Damit finden wir f ¨urA:
A=1+B=1+ k<−k>
k<+k> = 2k<
k<+k>.
(d)Die Reflektionsamplitude (Verh¨altniss einlaufender zu reflektierter Amplitude) ist einfachB. Die Reflektionswahrscheinlichkeit ist also
P =|B|2 = (k<−k>)2
(k<+k>)2 =1−4 k<k>
(k<+k>)2.