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Der Paradiesfluss Gihon.
Von Th. Nöldeke.
Zu der Notiz auf S. 699 f. des vorigen Jahrgangs dieser Zeit¬
schrift trage ich nach, dass Glaser schon selbst im „Ausland"
(1890, 15. Dec. S. 991 Anm.) ausspricht, er dürfte „den Paradies¬
fluss Glhön irrigerweise mit dem Djaihän identificiert haben . . . .
Dieser Djaihän liegt nicht, wie ich annahm, in Arabien, soudern wahr¬
scheinlicher in Kleinasien". Es macht Glaser's Scharfsinn Ehre,
dass er dies gefunden hat, denn das lag ihm lange nicht so nahe
als unsereinem, der täglich mit Jäqüt, Agb. u. s. w. umgeht.
Meine Notiz war natürlich geschrieben , ehe ich diese Ver¬
besserung kannte.
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Irdjä.
Von ii. van Vloteu.
Dr. Houtsma bedauerte 1875 in seinem ,Strijd over bet
Dogma in den Isläm", dass er för die Kenntniss der Mordjiten an
erster Stelle auf Scbabrastäni's Kitäb al-milal wan-nibal angewiesen
sei , da aus diesem sonst so wertbvollen Bucbe weder die Ent¬
stehung dieser Partei noch ihre Geschichte genügend erhelle.
Seitdem hat das Studium des Kitäb al-Aghäni und die Ver¬
öffentlichung von Tabari's grossem Geschichtswerke diesen Stoff
nicht so sehr um ein beträchtliches vermehrt, als vielmebr durch
die Authenticität des Gebotenen uns ermöglicht, die .Angaben Schah¬
rastäni's und anderer an einigen geschichtlichen Daten zu prüfen.
Im dritten Capitel des schönen zweiten Theiles seiner Islamischen
Studien hat sich Dr. Goldziher bemüht, das Streben der Mordjiten-
partei von einer ganz neuen Seite zu beleuchten und hervorgehoben,
wie die Mordjiten, im Gegensatze zu den Chäridjiten, in ihrein
Verhältnisse zu den regierenden Mächten eine sehr tolerante Stellung einnahmen.
,Es ist sehr wahrscheinhch'', sagt der Verfasser '), ,dass der
Ursprung der Mordji'tenpartei in dieser loyalen Auseinandersetzung
mit der Omeijadenherrschaft zu suchen sei. Als später dieser An¬
lass schwand , und die Rechtfertigung der Vergiessung des Blutes
der Rechtgläubigen alle Actualität verlor, verlegte die Mordji'ten¬
partei den Schwerpunkt ihres Bekenntnisses auf die dogmatische
Abschätzung des Einflusses der Gesetzübung ('amal) auf die Seligkeit.
Wir hätten demnach dieser dogmatischen Mordji'a als historisches
Prius eine politische Mordji'a vorangehen zu lassen. Damit ist
die sprachliche Dunkelheit, welche die wörtliche Bedeutung des
Namens dieser Partei umgiebt, freilich noch immer nicht aufgehellt".
Es hat aber der Verfasser einige, besonders für die Dogmeu-
geschichte der Mordjitenpartei wichtige Stellen nicht gekannt oder
wenigstens nicht benutzt und obgleicb icb der letzte sein möchte.
1) Islamische Studien II p. 91.
Bd. XLV. U
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