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sätzesätze Tumorschmerzen

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JO U R N A L O F T H E AM E R I C A N

BO A R D O F FA M I LY PR A C T I C E

Grundversorger könnten eine viel aktivere Rolle bei der Behandlung erwachsener Tumorpatienten einnehmen.

Wie sie das bewerkstelligen sollten, fasst Francine Rai- none in ihrem Artikel im

«Journal of the American Board of Family Practice»

zusammen.

Es hapert mit der Schmerztherapie bei Karzinompatienten. Hausärzte sind immer noch zu zaghaft beim Einsatz von Opio- iden. Einige unterschätzen den Schmerz oder kennen nicht die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie. Oft sind auch Ängste vor dem Erzeugen von Abhängig- keit oder vor strafrechtlichen Konsequen- zen im Spiel. Seit dem Artikel von Stiefel vor zwölf Jahren (1) hat sich zwar in der Schweiz einiges in der palliativen Betreu- ung von an Krebs erkrankten Patienten verbessert, aber noch immer schöpfen Grundversorger nicht all ihre Möglichkeiten aus. Die Situation in Amerika ist ähnlich.

Ziel der Hausarztmedizin ist in der ärzt- lichen Betreuung Kontinuität sowie Ganz- heitlichkeit zu bieten. Ein wichtiger Be- standteil der Arbeit von Grundversorgern

ist die Schmerztherapie, insbesondere von Krebspatienten, deren Erkrankung fort- schreitet. Der Hausarzt kann viel dazu bei- tragen, dass seine Patienten einen an- genehmeren Krankheitsverlauf haben und ihr Sterben würdig und friedlich verläuft.

Aufgrund unterschiedlicher Methodik sind epidemiologische Daten zur Prävalenz von Tumorschmerzen schwer zu interpretieren, doch man kann davon ausgehen, dass 30 bis 50 Prozent aller Krebspatienten, die onkologisch behandelt werden, unter chro- nischen Schmerzen leiden. Bei fortgeschrit- tenen Krankheitsstadien sind es sogar 60 bis 90 Prozent. 75 bis 90 Prozent dieser Patienten könnten von ihren Schmerzen befreit werden: durch übliche, vom Haus- arzt durchgeführte Therapien. Doch das ist oft nicht der Fall – insbesondere, wenn es sich um Frauen, um Angehörige von Randgruppen und Minderheiten oder um Menschen mit Suchtproblemen handelt.

Schmerzbefund

Ziel der onkologischen Schmerztherapie ist es, den Patienten ein längeres Überleben bei grösstmöglichem Wohlbefinden zu er- möglichen und ihre noch erhaltenen Funktionen zu optimieren. Idealerweise sollte die Schmerzursache gefunden und wenn möglich behoben werden. Wenn noch keine endgültige Diagnose gestellt wurde, darf der Beginn der Schmerzthera- pie deshalb nicht hinausgezögert werden.

Hausärzte müssen den Schmerz mittels einer Skala oder gezielter Fragen messen und seinen Charakter genau bestimmen.

Dann sollten sie nach dem WHO-Drei- stufen-Schema mit Medikamenten gemäss dem Anatomisch-Therapeutisch-Chemi- schen (ATC-)Klassifikationssystem behan- deln, wobei der Therapieerfolg regel- mässig und andauernd zu überprüfen ist.

Therapie durch den Allgemeinarzt

A R S M E D I C I 72 0 0 5 3 1 9

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●60 bis 90 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem Karzi- nomleiden haben chronische Schmerzen.

●75 bis 90 Prozent dieser Patien- ten könnten von ihren Schmer- zen befreit werden: durch übliche, vom Hausarzt durch- geführte Therapien. Doch das ist oft nicht der Fall.

●Gute Aufklärung über die Medi- kamente, deren Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen und die Notwendigkeit der Titrierung, der individuellen Dosisfindung, ist nötig.

●Um Tumorschmerzen zu behe- ben, muss die Dosierung generell viel höher sein als bei nicht durch Malignome bedingten Schmerz- syndromen.

●Unterschiedliche Schmerzursachen beziehungsweise Lokalisationen erfordern eine entsprechend angepasste Therapie.

●Akute, neu aufgetretene und sich plötzlich in Qualität oder Quantität verändernde Schmer- zen bei Tumorpatienten sind ein Alarmzeichen, auf welches der Hausarzt sofort mit der Einlei- tung einer Diagnostik reagieren sollte.

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Erfolgreich ist eine Therapie, wenn sie schmerztypgerecht erfolgt, wenn Wirk- dauer (Dosisintervalle), spezifische Biover- fügbarkeit, Pharmakokinetik und Pharma- kodynamik der Medikamente beachtet werden. Sind Einschränkungen von Organ- funktionen vorbestehend oder treten diese im Verlauf auf, sollte die Schmerzmedika- tion überprüft und gegebenenfalls verän- dert werden. So empfiehlt es sich, beim Vorliegen einer Niereninsuffizienz anstatt Morphin lieber L-Methadon oder Hydro- morphon zu geben.

Patientenaufklärung

Wichtig ist die ausreichende Information von Patienten und Betreuenden. Schon

leichte Schmerzen können Angst vor Ver- schlimmerung, Invalidität oder Tod auslösen.

Andererseits muss man sich fragen, was Schmerz spirituell für den Patienten be- deutet. Nicht unterschätzen sollte man Faktoren auf Seiten des Patienten, die den Erfolg der Schmerztherapie mindern kön- nen. Hat der Patient Angst vor Kontroll- verlust, oder will er generell keine Opioide nehmen, weil er fürchtet, «süchtig» zu werden? Gewinnt er wirklich an Lebens- qualität, oder stehen schlecht kontrol- lierte Nebenwirkungen im Vordergrund?

Entscheidend ist, dass Patient und Umge- bung die Schmerzbehandlung verstehen und akzeptieren. Gute Aufklärung über die Medikamente, deren Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen und die Not-

wendigkeit der Titrierung, der individuel- len Dosisfindung, ist nötig. Insbesondere beim Einsatz von Antidepressiva und Anti- konvulsiva zur Schmerztherapie muss der Grund dafür dem Patienten genau erklärt werden, damit der «Beipackzetteleffekt»

nicht die Compliance beeinträchtigt.

Einsatz der verschiedenen Opioide

Fast immer gehören orale Opioide zum Therapieschema gegen geringe bis mittel- starke Tumorschmerzen (Abbildung 1).

Begonnen wird mit den Substanzen der Stufe II. Zu bevorzugen sind Retardformen von Dihydrocodein, Tramadol und Tilidin/

Naloxon. Opioide der Stufe II müssen beim

Tumorschmerzen

Ta b e l l e 1 : S u b s t a n z e n g e g e n N e b e n w i r k u n g e n

Brechreiz und Erbrechen Juckreiz Müdigkeit, Sedation

Metoclopramid (Paspertin®) Diphenhydramin (Benocten®) 25–50 mg Koffein 10 mg p.o./i.v. alle 4 Stunden p.o/i.v. alle 12 Stunden

Wenn sehr ausgeprägt: Hydrokortison 1% Creme Methylphenidat (Ritalin®, Concerta®) Transdermales Scopolamin oder ein auf die betroffene Hautstelle, alle 2,5–10 mg p.o. 1- bis 2-mal pro Tag

5-HT3-Antagonist 6 Stunden

Dexamethason Modafinil (Modasomil®), 100–400 mg pro Tag, 1 mg p.o. pro Tag ist fast 5-mal teurer als Methylphenidat

Ta b e l l e 2 : O n k o l o g i s c h e N o t f a l l s i t u a t i o n e n

Ursache Symptome Vorgehen

Hirnmetastasen Kopfweh tritt neu oder häufiger als früher Mit MRI ausschliessen/bestätigen auf, ist anders im Charakter oder lokalisiert

und durch eine spezifische Bewegung auslösbar

Viszeraler Schmerz Anurie, Oligurie Sonogramm zum Ausschluss eines Harnweg-

verschlusses

Ständige oder kolikartige Bauchschmerzen, Rektalpalpation, um Verschluss durch können einen Darmverschluss anzeigen Kotsteine auszuschliessen

Dexamethason gegen partiellen Verschluss bei fortgeschrittenem Tumorleiden

Rückenmarkskompression Zunehmender zentraler oder radikulärer MRI, radioonkologische Bestrahlung, Rückenschmerz, der bei Bewegung, Lasten- neurologisches Konsilium

tragen zunimmt. Schwäche in beiden Beinen oder sensorische Ausfälle.

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Wechsel auf Opioide der Stufe III abgesetzt werden, denn sie sind meist schwache Agonisten am µ-Rezeptor, besitzen zum Teil zusätzliche Wirkmechanismen und sollten daher nicht mit Opioiden der Stufe III kombiniert werden. Substanzen der Stufe III werden gegen starke bis stärkste Tumor- schmerzen eingesetzt (Abbildung 2).Bei ihnen gibt es – mit Ausnahme des Bupre- norphins – vermutlich keine Höchstdosis.

Um Tumorschmerzen zu beheben, muss die Dosierung generell viel höher sein als bei nicht durch Malignome bedingten Schmerzsyndromen. Ein Bedarf von meh- reren Gramm Morphinsulfat (MST Con- tinus®, Sevredol®) ist bei Tumorpatienten keine Seltenheit. Zur Anwendung kom- men schnell und langsam freisetzende Zu- bereitungen. Die schnell freisetzenden Zu- bereitungen eignen sich zur Dosisfindung

und zur Behandlung von Durchbruch- schmerzen, die Retardformen zur Basis- therapie. Je höher die Dosis ist, umso unangenehmer sind auch die Nebenwir- kungen der Opioide, über die die Patienten jedoch oft nicht beim Arzt klagen. Bei je- der Konsultation sollte daher gezielt nach Müdigkeit, Verstopfung, Brechreiz, Erbre- chen und Juckreiz gefragt werden. Eine Veränderung der Dosis oder des Dosie- rungsintervalls oder ein Wechsel auf ein anderes Präparat oder eine andere Gale- nik kann schon ausreichen, um Nebenwir- kungen abzumildern. So treten unter sub- kutaner, intravenöser und transdermaler Darreichung von Opioiden weniger gastro- intestinale Nebenwirkungen auf als unter oraler Gabe. Infraspinale Opioidzufuhr er- laubt eine dramatische Dosisreduktion, sodass der Spiegel im Hirnstamm deutlich tiefer ist und weniger Sedation, Nausea und Erbrechen auftreten. Diverse Sub- stanzen haben unterschiedliche Wirkun- gen und Nebenwirkungen – so ist die Histaminfreisetzung unter Fentanyl nur gering, und es eignet sich daher gut, wenn Urtikaria oder Juckreiz ein Problem sind.

Neben Opioiden sollten andere Analge- tika, synergistisch wirkende Substanzen und nichtmedikamentöse Schmerzbehand- lungen eingesetzt werden. So wird auf mehreren Ebenen in das Schmerzgesche- hen eingegriffen und die Opioiddosis kann niedriger gehalten werden. Synergistisch mit Opioiden wirken Acetaminophen (Para- cetamol), nichtsteroidale Antirheumatika und Koffein.

Koffein gehört zu einer Gruppe von Sub- stanzen, die auch als Co-Analgetika be- zeichnet werden, weil sie die schmerz- hemmende Wirkung anderer Medikamente verstärken. Einige Co-Analgetika wirken selbst zumindest teilweise schmerzlindernd oder mildern die Nebenwirkungen von Analgetika ab. Ihre Wirkung erklärt sich durch die Modulation der Schmerzleitung oder die Interferenz mit den absteigenden antinozizeptiven Bahnen. Trizyklische Anti- depressiva, Antikonvulsiva und Glukokor- tikoide sind weitere Co-Analgetika. Oft müssen Medikamente gegeben werden, die gegen die Opioidnebenwirkungen wir- ken (Tabelle 1).Die Kombination zweier

3 2 2 A R S M E D I C I 72 0 0 5 Unterstützung und Aufklärung für Patient und Betreuende

Acetominophin/NSAR

COX-2-Inhibitoren Orale Opiode und Laxanzien

Adjuvante

Therapie/Medikation

Innerhalb von 3 Tagen neu beurteilen Nebenwirkungen beachten

Schmerzen gelindert

Therapie bis zur Schmerz- freiheit

Therapie vereinfachen

Dosis auf- titrieren

Bei jeder Visite überprüfen

Opioid zugeben, falls noch nicht dabei

Adjuvans zugeben, falls noch nicht dabei

Überprüfen, ob nach 7 Tagen besser

und/ oder

und/

oder

und/

oder

Akuter Schmerz

Chronischer Schmerz

Abbildung 1: Therapie von geringen bis mittelstarken Tumorschmerzen

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NSAR führt bei fehlender Wirkungs- verstärkung zur Zunahme der Neben- wirkungen und ist deshalb kontraindiziert.

Akute, neu aufgetretene und sich plötz- lich in Qualität oder Quantität verän- dernde Schmerzen bei Tumorpatienten sind ein Alarmzeichen, auf welches der Hausarzt sofort reagieren und wo er eine Diagnostik einleiten sollte. Insbesondere die häufigsten onkologischen Notfallsitua- tionen wie Hirnmetastasen, pathologi- sche Frakturen, Rückenmarkskompression und Verschlüsse von Hohlorganen sollte er kennen (Tabelle 2).

Organbezogene Schmerzen

Knochenschmerzen zählen zu den häufigs- ten Schmerzen von Krebspatienten. Sind sie stabil und treten keine fortschreiten- den neurologischen Veränderungen auf, können sie medikamentös beherrscht werden. Gelingt dies nicht, sollten bildge- bende Verfahren eingesetzt werden, wo- bei konventionelles Röntgen weniger auf- schlussreich ist: Kleine Metastasen zeigt es nicht. Dort ist die Szintigrafie sensitiver.

Sie ist aber schwierig zu interpretieren, wenn in schmerzenden Regionen Entzün-

dungen oder Frakturen vorliegen oder diese vorher bestrahlt wurden. Optimal sind daher MRI und CT, wenn bei kli- nischem Verdacht das konventionelle Röntgen keine Diagnose ergibt. Lokali- sierte und fortgeleitete Schmerzen, die durch Metastasen erzeugt werden, sind bei bis zu 90 Prozent der Patienten mit Be- strahlung in den Griff zu bekommen.

NSAR und COX-2-Hemmer hemmen die Prostaglandin-E2-Produktion von Meta- stasen und sind deshalb gut geeignet, doch insbesondere in Kombination mit Steroiden ist auf das Risiko von gastro- intestinalen Blutungen zu achten.

Orale Opioide helfen gegen den chroni- schen Knochenschmerz, oft wird aber eine parenterale Extradosis nötig, wenn eine körperliche Aktivität geplant ist, die vermehrt Schmerzen auslösen kann. Ist die Strahlentherapie ausgeschöpft, sollten weitere Optionen wie Radionuklide, Hor- montherapie und Bisphosphonate zusam- men mit einem Onkologen diskutiert wer- den. Pathologische Frakturen werden am besten osteosynthetisiert, insbesondere bei körperlich aktiven Menschen, deren Prognose nicht allzu schlecht ist.

Ein onkologischer Notfall, der mittels bild- gebender Methoden abgeklärt und dessen Behandlung mit Onkologen, Radio-Onko- logen und Neurologen geplant werden sollte, ist die epidurale Rückenmarkskom- pression. Sie äussert sich meist als immer stärker werdender Schmerz in der Mitte des Rückens, der in beide Seiten aus- strahlt und durch Bauchpresse oder im Liegen noch stärker wird. Oft gehen sen- sorische, manchmal auch motorische Be- schwerden damit einher.

Kopfschmerzen, die neu auftreten oder deren Charakter sich verändert, könnten durch Hirnmetastasen verursacht sein.

Weitere Symptome sind Nausea, Erbre- chen, Lethargie, Lichtscheu und kognitive oder emotionale Wesensveränderungen.

Metastasen an der Schädelbasis können mit einer Vielzahl von neurologischen Störungen einhergehen – je nachdem, welche Hirnnerven betroffen sind. Sie sind schwierig zu behandeln, und der Beizug von Schmerzspezialisten und Neurochirur- gen ist dort immer nötig.

Tumorschmerzen

Onkologische Notfallsituationen ausschliessen

Wissen über Krankheit sowie seelische Belastung abschätzen

Optimale Aufklärung und Unterstützung von Patient und Betreuenden

Kurz wirkendes Opioid und Laxans einsetzen

Nicht- opioid

Adjuvans

Orale Medikation eintitrieren

Intravenöse Medikation eintitrieren

Schmerzlinderung > 50%

bei Standard-Tagesdosis nach ATC-System

Schmerzlinderung >50%

bei Standard-Tagesdosis nach ATC-System

Schmerzlinderung < 50%

Orale Dosis erneut verabreichen, nach 1 Stunde Wirkung überprüfen

Schmerzlinderung < 50%

Dosis individuell anpassen

Nebenwirkungen intensiv angehen, insbesondere, wenn sie die Opioiddosis limitieren

Nicht-opioid dazugeben oder auftitrieren

Adjuvans dazu- geben oder auftitrieren

Alternativ- oder komplementär- medizinische Massnahmen zusätzlich

Wenn Schmerz andauert, Ätiologie und Therapie nochmals überprüfen und eventuell Spezialisten beiziehen

Abbildung 2: Therapie von mittelstarken bis sehr starken Tumorschmerzen

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3 2 4 A R S M E D I C I 72 0 0 5

Bei den viszeralen Schmerzsyndromen liegt ein akuter Verschluss eines Hohlorgans oder eine tumorbedingte Veränderung eines soliden Organs vor. Onkologische Notfälle sind Perforationen, ischämische Nekrosen oder Organversagen. Ein Darm- verschluss geht mit kolikartigen Schmer- zen einher, oft von Nausea, Erbrechen, Obstipation oder Diarrhö begleitet. Das Symptomenbild kann sowohl plötzlich auftreten wie sich auch über Wochen hinweg entwickeln. Differenzialdiagnostisch sollte eine starke, opioidbedingte Verstop- fung erwogen und mittels Rektalpalpation ausgeschlossen werden. Ob ein chirurgischer Eingriff oder eine Medikation vorzuziehen ist, wird aufgrund von klinischem Zustand und Prognose entschieden.

Wird die Leberkapsel wegen metastasen- bedingter Lebervergrösserung gedehnt, führt dies zu einem lokalisierten, dumpfen, ständigen Schmerz, der mit Opioiden be- handelt werden sollte. Hat sich um den Tumor herum ein Ödem gebildet, können Steroide oder NSAR zum Abschwellen beitragen.

Neuropathische Schmerzen entstehen nach einer Schädigung der nozizeptiven

Systeme im peripheren und zentralen Ner- vensystem, wenn ZNS-Strukturen zerstört oder periphere Nerven mechanisch, meta- bolisch, toxisch oder entzündlich geschä- digt wurden. Nozizeptive Schmerzen treten auf, wenn zwar Gewebe zerstört wird, aber die neuronalen Strukturen der Nozi- zeption noch intakt sind. Opioide allein reichen für neuropathische Schmerzen oft nicht aus, daher hat sich in der Praxis die Gabe von Antikonvulsiva bewährt. Gaba- pentin (Neurontin®) wirkt gut und ist sicher, meist reichen 3600 mg pro Tag für Tumor- schmerzen aus, wobei aber bis zu 6000 mg pro Tag nötig sein können. Trizyklische Antidepressiva sind preiswert, müssen nur einmal täglich gegeben werden, und ihre schmerzlindernde Wirkung tritt meist schon bei einer weit niedrigerer, Dosis ein, als für den antidepressiven Effekt nötig wäre. Zu beachten sind unerwünschte Wirkungen wie Sedation, orthostatische Hypotonie, Gewichtszunahme und anti- cholinergische Effekte, die am stärksten bei Amitriptylin auftreten. Nortriptylin (Nortrilen®) hingegen sediert nur gering, hat kaum anticholinergische Effekte und führt praktisch nicht zu Gewichtszunahme

und Blutdruckproblemen. Trizyklika kön- nen auch gut mit den selektiven Seroto- nin-Wiederaufnahmehemmern Citalopram (Seropram®) und Escitalopram (Cipralex®) kombiniert werden.

Plexopathien und bewegungsbedingte Durchbruchschmerzen sind schwierig zu beherrschen. Insbesondere bei fortgeschrit- tenen Stadien reicht das medikamentöse WHO-Schema nicht aus, dort können in- vasive Methoden notwendig werden, für die spezialisierte Anästhesisten und Neu- rochirurgen konsultiert werden sollten.●

1. Rainone F: Treating Adult Cancer Pain in Primary Care. J Am Board Fam Pract 2004; 17 (Suppl): 48–56.

2. Stiefel F, Morant R, Radziwill A, Senn HJ: Attitudes of Swiss physicians in pre- scribing opiates for cancer pain. Support Care Cancer. 1993;1(5): 259–262.

Annette Thommen

Interessenkonflikte: keine

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