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Landschaftsku Itu r

Zwischen Bewahrung und Entwicklung

DGGL-Themenbuch 11

Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL)

Mit freundlicher Unterstützung von

BESCOBerliner Steincontor GmbH, Betonwerke Godelmann GmbH & Co. KG, Klostermann GmbH & Co. KG Betonwerke, Herbert Heise und Herbert-Heise- Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur, Richter Spielgeräte GmbH, Dr. Helmut Röschinger, Friedrich Scharf GmbH I R.F.B.Scharf Grundstücks- erwerb- und Verwaltungsgesellschaft sowie Stiftung Schloss Dyck

gefördert durch

DBU()

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Deutsche

Bundesstiftung Umwelt

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Deutsche Gesellschaft

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für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.

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DGGL -Themenbuch 11 Alle Angaben wurden gewissenhaft recherchiert und mit großer Sorgfalt überprüft.

Dennoch kann eine Haftung für fehlerhafte Angaben nicht übernommen werden. Die namentlich gekennzeichneten Artikel spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Herausgeberin wider.

Impressum

©2016 Verlag Georg D. W.Callwey GmbH &Co. KG Streitfeldstraße 35,81673 München

www.callwey.de.buch@callwey.de

Herausgeberin: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) e.

v.,

Wartburgstraße 42, 10823 Berlin

www.DGGL.org.info@DGGL.org

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile isturheberrechtlich geschützt. Jede Verwer- tung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes istohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung inelek- tronischen Systemen.

ISB : 978-3-7667-2233-1

Redaktionsleitung: EvaHenze, Hamburg

Redaktionsteam: Friedhelm Blume, Halbe; Sibylle Centgraf, Berlin; Katrin Herber, Höxter; Oliver Hoch, Berlin; Kaspar Klaffke, Hannover, Udo Woltering, TeIgte Gesamtorganisation: Karin Glockmann, Berlin

Projektmanagement für den CallweyVerlag: Gesa Loschwitz-Himmel, München Layout: Sabine Hoffmann, München

Druck und Bindung: KESSLER Druck

+

Medien, Bobingen Printed inGermany 2016

Titelbild: Blickvom Deister Richtung Hannover; Foto: Thomas Langreder

2

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_______ ~K...:.:u::..:l...:.:tu::.:.rlandschaft als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen Substrats

Winfried Schenk

Kulturlandschaft als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen Substrats

Gedanken zur Auflösung vermeintlicher Gegensätze in der Kulturlandschaftsforschung

Im Zuge des cultural turn in der Kultursoziologie kam es zu einer neuen Ausdifferenzierung der Verständnisse von

"Kulturlandschaft". Um Forschern eine Selbstverortung zu ermöglichen, ordneten Gailing und Leibenath (2012) die semantischen Verständnisse von "Kulturlandschaft"

zwei im Deutschen oftmals antagonistisch gesehenen Gruppen zu, der "essentialistisch-ontologischen" und der "konstruktivistisch- reflexiven ",

.Essentialistisch-ontologisch"

umschreibt dabei Begriffs-

verwendungen, die auf Erfassung des Materiellen und We- senhaften und mithin auf normativ aufgeladene Zugänge zielen, wie sie sich etwa im atur- und Denkmalschutz sowie in der Kulturlandschaftspflege finden. "Konstruk- tivistisch-reflexiv" fasst diskursiv-sprachliche, nicht-mate- rielle Verständnisse von "Kulturlandschaft" zusammen, die sich mit "Kulturlandschaft" als Kommunikat von Akteuren etwa in Planungsprozessen auseinandersetzen.

Dass eine solche Bandbreite an Verständnissen möglich ist, erklärt sich wesentlich aus der Geschichte des Kom- positums "Kulturlandschaft". Diese wird nachfolgend knapp umrissen, um darauf basierend zu zeigen, dass sich die erwähnten antagonistischen Gegensätze sogar gegenseitig bedingen.

,8

Sprachgeschichtlich ist "Landschaft" im Deutschen eine zwei- fache sekundäre Bildung (nachfolgend nach Schenk 2013):

• Im Mittelalter (der Erstbeleg stammt von 830) erfolgte eine Übertragung von den einheimischen, politisch handlungsfähigen Bewohnern eines definierten Land- strichs auf den von diesen Personengruppen besiedel- ten politischen oder natürlichen Raum; in den amen der kommunalverfassten Landschaftsverbände Rhein- land (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) lebt das fort.

Aspekte der Regionalisierung verbinden sich seither mit dem Begriff "Landschaft" .

• Ab der Frühen euzeit setzte, befördert durch die Male- rei, ein Prozess der Vergegenständlichung eines in ästhe- tischer Einstellung gemalten Raumausschnitts ein. Seit- dem ist der Begriff auch philosophisch-ästhetisch belegt.

Im Zuge der Industrialisierung wurde "Landschaft"

schließlich durch das Bürgertum in antistädtischer Attitude zu einem positiven Gegenentwurf zur Stadt überhöht. Wie auch jüngere empirische Untersuchun- gen zeigen, meint "Landschaft" im Deutschen deshalb umgangssprachlich vor allem den ländlichen, "schö- nen" Raum außerhalb der Stadt (Kühne 2006). Dieses Verständnis ist vor dem Hintergrund aktueller Raum-

DGGL -

Themenbuch "

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Kulturlandschaft als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen Substrats

entwicklungen zu eng gefasst, weshalb heute auch städ- tische und suburbane Räume als "Kulturlandschaft"

gedacht werden können (Schenk u.a. 2013).

Das hängt mit einer Weitung auch des Verständnisses von

"Kultur" zusammen. Wurde "Kultur" im Zusammenhang

mit "Landschaft" im deutschen Sprachraum mehrheitlich

in einem agrarischen Sinne verstanden, ist heute an die Stelle einer (agrarischen) Mehrheitskultur längst eine Viel- zahl oft miteinander konfligierender, durch eine große Zahl von autonomen Akteuren sozialproduzierter Alltags- und Minderheitskulturen getreten, deren Materialisierun- gen als Symbole zu interpretieren sind (Soyez 2003). In Verbindung mit Landschaft kommt daher in einer pluralis- tischen und offenen Gesellschaft eine Vielzahl von Kultur- landschaftsverständnissen zum Tragen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur kontextgebun- den möglich, "Kulturlandschaft" zu definieren (Gailing und Leibenath 2012). Genau so verfährt meine Disziplin, die Historische Geographie (Schenk 2011). Eine Arbeits- gruppe von Historischen Geographen und Denkmal- pflegern (Vereinigung der Landesdenkmalpfleger 2002) definierte "Kulturlandschaft als den vom Menschen nach seinen existentiellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturell-ästhetischen Bedürfnissen eingerichteten und angepassten aturraum, der im Laufe der Zeit mit einer zunehmenden Dynamik entstanden ist und weiter- hin in der Folge sozialer, wirtschaftlicher und geistig-kul- tureller Dynamik ständig verändert wird".

"Kulturlandschaft" meint demnach sowohl die Gesamt- heit der vom Menschen überprägten Erdoberfläche als auch nach sinnlich wahrnehmbaren Aspekten ausgeglie- derte - in der Regel regionalmaßstäbliche - Teilaus- ";;

schnitte davon. "Kulturlandschaft" kann sowohl über die ~

c

Substanz als materialisiertes Gedächtnis in raumzeitlich

>-

~ "

differenzierten Formen gesellschaftlicher

Raurnaneig- ~

DGGL -

Themenbuch "

nung als auch konstruktivistisch als ein hermeneutischer Leseansatz im Sinne der Neuen Kulturgeographie nach Duncan (2004) von .Jandscape as a signifying system"

oder als Handlungs- und Identitätsraum von Institutio-

nen (Gailing 2014) verstanden werden.

In raumbezogenen Disziplinen in Deutschland wird diese Bandbreite von "Kulturlandschaft" in Diskursen um "engere" und "weitere" Verständnisse von ,,(Kul- tur-) Landschaft" und deren flexiblen Gebrauch ge- führt (Hokema 2009). Dabei werden Fragen der kultu- rellen Kodierung von Räumen in der Vergangenheit sowie der Steuerung von Prozessen in der Gegenwart, die räumliche Qualitäten stiften und somit Potenziale für eine nachhaltige Regionalentwicklung zeigen, immer bedeutsamer.

Als Synthese aus dieser Diskussion kann "Kulturland- schaft" in Anlehnung an Bekesis (2000) Aussage, wo- nach Landschaft "eine Konstruktion in Wechsel- wirkung mit einem physisch-räumlichen Substrat" ist, als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen

Öffentlicher Platz in Berlin-Charlot- tenburq: Mate- rialisiertes Kulturlandschajts- versiandnis im Kiezbündnis Klau- sener Platz.

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Kulturlandschaft als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen Substrats

Aktuelle semanti- sche Verständnisse von Landschaft- und Kulturland- schaft im Deut- schen.

Essentialistisch-ontologische Begriffe (basierend auf Beobachtungen erster Ordnung)

1. "Landschaft" als physischer Raum oder Ökosystem(-komplex)

4. ,,(Kultur- )Landschaft" als Kommunikat

--- ---~

Substrats verstanden werden. Das meint, dass Kultur- landschaft wie jegliche Umwelt des Menschen sozial konstituiert ist, was mittels der Analyse von Akteurs- handeln, institutionellen Regelungen, symbolischen Bewertungen oder der Dekonstruktion von Raum- bildern und den dahinterstehenden Verständnissen von

"Kulturlandschaft" empirisch zu fassen

möglich

ist.

Qualitative Methoden wie Dokumentenanalyse, teilneh- mende Beobachtungen

und

Experteninterviews werden

20

2. ,,(Kultur-)Landschaft' im Kontext der Mensch-Umwelt-Beziehung

2.1. Betonung physischer Aspekte

2.2. Betonung mentaler Aspekte

2.3. Betonung sozialer Aspekte

2.4. (K. -)Land- schaft als Symbol

3. ,,(Kultur-)Landschaft" als metaphorischer Ausdruck

Reflexiv-konstruktivistische Begriffe (basierend auf Beobachtungen zweiter Ordnung)

zu diesem Zweck vor allem von Sozialgeographen und Soziologen angewandt. Die physische "Realität stellt dazu einen bedeutsamen Bezugspunkt dar, denn sie beeinflusst die soziale Konstruktion von Kulturland- schaft maßgeblich", wie Gailing (2014) am Beispiel des Spreewaldes überzeugend darlegt.

Das "reale Substrat" wird in der Historischen Geogra-

phie mittels Inventarisierungen,

Kartierungen und

Beschreibungen

von Elementen und Strukturen,

im

DGGL -

Themenbuch "

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Kulturlandschaft als gedankliches Konstrukt auf der Basis eines realen Substrats

Ideal in Verbindung mit archivalischen Studien, analytisch erfasst, um dann daraus zum Beispiel über die Verbreitung und Verteilungsmuster von Elementen und Strukturen Kulturlandschaften zu generieren. Wenn sie durch eine ho- he Dichte aus der Vergangenheit überkommener Struktu- ren und Elemente gekennzeichnet sind, können sie als

"historische Kulturlandschaften" im Sinne der Definition der Denkmalpflege benannt werden. Obgleich in solchen Zugängen die materielle Substanz dominiert und man sie mithin als "essentialistisch-ontologisch" charakterisieren könnte, sind solche Kulturlandschaften ohne Zweifel auch

"konstruiert". Damit lösen sich die in verschiedenen Dis- kussionen allzu hart gegeneinander gestellten Gegensätze zwischen "konstruktivistischen" und "essentialistischen"

Verständnissen von Kulturlandschaft auf.

"Kultur" in Verbindung mit "Landschaft" lenkt zusam- menfassend den Blick auf die Raumwirksamkeit des Menschen in Vergangenheit und Gegenwart und ummantelt objektbezogene

(matterscape)

sowie hand- lungsorientierte Zugänge

(powerscape)

und erlaubt den Anschluss an konstruktivistisch-semiotische Verständ- nisse

(rnindscape).

Literatur:

Bekesi, Sandor (2000): Die einfältige Landschaft oder Das Bild als Endstation. Wien. S. 1-2(ln: BMfWF (Hrsg): Zu Begriff und Wahrnehmung von Landschaft, Forschungsschwerpunkt

"Kulturlandschaft", Bd.6, S. 1-2).

Duncan, Iarnes S. (2004): The City as Text.The Politics of Landscape Interpretation in the Kandyan Kingdom (=Cam- bridge Human Geography). Cambridge.

DGGL -Themenbuch 11

Gailing, Ludger (2014): Die gesellschaftliche Konstiruierung von Kulturlandschaft durch Institutionen und Governance. Detmold, S.201 ff

Gailing, Ludger und Leibenath, Markus (2012): Von der Schwierigkeit, "Landschaft" oder "Kulturlandschaft" allgemein- gültig zu definieren. In: Raumforschung und Raumordnung 70, S.95-106.

Hokerna, Dorothea (2009): Die Landschaft der Regionalent- wicklung: Wie flexibel ist der Landschaftsbegriff? In: Raumfor- schung und Raumordnung 67 (3), S. 239-249.

Kühne, Olaf (2006): Landschaft in der Postmoderne. Das Beispiel des Saarlandes. Wiesbaden.

Leibenath, Markus und Gailing, Ludger (2012): Semantische Annäherung an "Landschaft und Kulturlandschaft". In: Schenk, Winfried u.a. (Hrsg.): Suburbane Räume alsKulturlandschaf- ten, Hannover, S.58-79.

Schenk, Winfried (2011): Historische Geographie. Darmstadt.

Schenk, Winfried (2013): Landschaft als zweifache sekundäre Bildung. Historische Aspekte im aktuellen Gebrauch von Landschaft im deutschsprachigen Raum, namentlich in der Geographie. In: Bruns, Dietrich und Kühne, Olaf (Hrsg.):

Landschaften: Theorie, Praxis und internationale Bezüge, Schwerin, S. 23-34.

Soyes, Dietrich (2003): Kulturlandscbaftspflege: Wessen Kul- tur? Welche Landschaft? Was für eine Pflege? S. 30-39. In:

Peterntanns Geographische Mitteilungen 147,S. 30-39.

Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.)(2002): Denkmalpflege und historische Kulturlandschaft. Arbeitsblatt 16. In: Denkmalschutz-Informa- tionen 26,S. 93-99.

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