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Einf¨uhrung in die Analysis f¨ur Informatiker und Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Becker

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Academic year: 2021

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(1)

Einf¨ uhrung in die Analysis

f¨ ur Informatiker und Wirtschaftsinformatiker

Prof. Dr. Peter Becker

Fachbereich Informatik Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Sommersemester 2020

(2)

Zu meiner Person

Name: Peter Becker

E-Mail: peter.becker@h-brs.de

Professor an der H-BRS im FB Informatik seit 2001 Lehrgebiet: Wissens- und Informationsmanagement Themen in Lehre und Forschung:

I

Angewandte mathematische Optimierung

I

Data Science Algorithmen

I

K¨ unstliche Intelligenz

(3)

Analysis-Team

Peter Becker Vorlesung

Ubungen ¨

Marco H¨ ulsmann Vorlesung

Ubungen ¨

Oliver Lanzerath Organisation

Tests Ubungen ¨

Rodica Marcov

Ubungen ¨

(4)

Allgemeines zur Vorlesung

Homepage:

http://www2.inf.h-brs.de/~pbecke2m/analysis/

Link zur Homepage

Die Vorlesung wird bei mir ¨ uberwiegend folienbasiert gehalten.

Die Folien enthalten nur die wichtigsten Aspekte (Definitionen, S¨ atze, knappe Beispiele, wichtige Bemerkung).

Alles was sonst eine Vorlesung ausmacht (Erl¨ auterungen, ausf¨ uhrliche Beispiele, Beweise,

Anwendungen, Querverweise auf andere Gebiete der Mathematik und Informatik, etc.) gibt es

nur in der Vorlesung selbst.

(5)

Termine der Vorlesung (Pr¨ asenzphase ab 20.4.2020)

Dienstags, 10:45 bis 12:15 Uhr, H 1/2 Donnerstags, 10:45 bis 12:15 Uhr, H 1/2

Wir fangen p¨ unktlich an!

Nehmen Sie rechtzeitig ihre Pl¨ atze ein. Wer zu sp¨ at kommt, st¨ ort alle anderen Zuh¨ orer.

Sollten Sie dennoch zu sp¨ at sein, nutzen Sie bitte leise die oberen Eing¨ ange.

Bitte Ruhe w¨ ahrend der Vorlesung!

Sie st¨ oren nicht mich, sondern Ihre Kommilitonen.

(6)

Live-Streaming Termine

Dienstag, 31.3.2020, 10:45 Uhr (V)

Mittwoch, 1.4.2020, 10:45 Uhr (V) wegen IT-Abschaltung vorverlegt!!!

Dienstag, 7.4.2020, 10:45 Uhr (V)

Donnerstag, 9.4.2020, 9:00 Uhr ( ¨ U)

Donnerstag, 9.4.2020, 10:45 Uhr (V)

Dienstag, 14.4.2020, 10:45 Uhr (V)

Donnerstag, 16.4.2020, 9:00 Uhr ( ¨ U)

Donnerstag, 16.4.2020, 10:45 Uhr (V)

(7)

Ubungen ¨

Beginn der ¨ Ubungen: n¨ achste Woche im Live-Streaming 2 Stunden ¨ Ubungen pro Woche

11 Gruppen insgesamt

w¨ ochentliche Ausgabe eines Aufgabenblatts.

Aufgabenblatt 1 erscheint diese Woche.

Jeweils zwei oder mehr Aufgaben eines Aufgabenblatts sind Testaufgaben. Die Testaufgaben werden markiert (∗).

Die Aufgaben, die keine Testaufgaben sind, werden in der Woche nach Ausgabe in den Ubungen besprochen. ¨

Die L¨ osungen zu den Testaufgaben werden in zweiw¨ ochentlichen Tests abgefragt.

(8)

Termine f¨ ur die ¨ Ubungen

BI:

Gruppe 1: Mi., 15:15–16:45 Uhr Hr. Becker

Gruppe 2: Do., 9:00–10:30 Uhr Hr. Becker

Gruppe 3: Do., 9:00–10:30 Uhr Hr. H¨ ulsmann

Gruppe 4: Mi., 15:15–16:45 Uhr Hr. Lanzerath

Gruppe 5: Do., 9:00–10:30 Uhr Hr. Lanzerath

Gruppe 6: Mi., 13:30–15:00 Uhr

BWI:

Gruppe 1: Di., 9:00–10:30 Uhr Hr. H¨ ulsmann

Gruppe 2: Mi., 15:15–16:45 Uhr Fr. Marcov

Gruppe 3: Di., 9:00–10:30 Uhr Hr. Becker

Z:

Gruppe 1: Di., 9:00–10:30 Uhr Fr. Marcov

Gruppe 2: Mi., 17:00–18:30 Uhr

Hr. H¨ ulsmann

(9)

Inhalt

1

Zahlen

2

Folgen

3

Reihen, Potenzreihen und elementare Funktionen

4

Stetigkeit

5

Differenzierbarkeit und Taylorentwicklung

6

Integrale

7

Differentialrechnung im R n

(10)

Lernziele (allgemein)

Grundlegende Begriffe der Analysis kennen und deren exakte Definition wiedergeben k¨ onnen.

+ Es ist nicht ausreichend, nur eine ungef¨ ahre Vorstellung der mathematischen Begriffe zu haben.

Die zentralen Theoreme der Analysis kennen, sowie deren Voraussetzungen und Aussagen benennen k¨ onnen.

+ Pr¨ amisse und Konklusion der Aussagen m¨ ussen exakt wiedergegeben werden.

Beweistechniken beherrschen und mathematische Aussagen in der Analysis beweisen k¨ onnen.

+ Beweise sind das Herz der Mathematik.

Theoreme anwenden k¨ onnen, um damit mathematische Probleme zu l¨ osen.

(11)

Inhaltliche Voraussetzungen

Diskrete Mathematik und lineare Algebra aus dem ersten Semester. Insbesondere:

Mengen, Relationen

Beweisverfahren, vollst¨ andige Induktion Eigenschaften von Funktionen

Algebraische Strukturen (Gruppe, K¨ orper, Vektorraum) Lineare Algebra

+ Sie m¨ ussen die genannten Gebiete gut beherrschen.

+ keine tiefgehende Wiederholung bekannter Begriffe

+ Wer die Voraussetzungen nicht mitbringt, ist voraussichtlich chancenlos.

(12)

Viel Theorie, wenig Praxis

Typische Klagen und Fragen von Studenten: Der Stoff ist so theoretisch. Was kann man denn damit ¨ uberhaupt anfangen? Wozu dient das eigentlich alles?

Die Analysis versetzt Sie erst in die Lage, anwendungsorientierte mathematische Inhalte h¨ oherer Semester zu verstehen.

Beispiel: Sie besch¨ aftigen sich in der zweiten H¨ alfte Ihres Studiums (4. bis 6. Semester) mit stochastischer Simulation.

Dazu brauchen Sie Kenntnisse ¨ uber Stochastik (3. Semester).

Die Stochastik nutzt durchgehend Techniken der Analysis (2. Semester).

(13)

Was tun bei Problemen?

Realistisch bleiben und ehrlich zu sich selbst sein!

Besser verzichten als erzwingen: Gehen Sie niemals schlecht vorbereitet in eine Pr¨ ufung.

Besser zwei Module voll als vier Module halb: Formal haben Sie beliebig lange Zeit f¨ urs Studium, aber nicht beliebig viele Fehlversuche.

Nehmen Sie mit, was Sie gelernt haben: Die Vorkenntnisse aus diesem Semester

erleichtern Ihnen den Einstieg im kommenden Jahr.

(14)

Pr¨ ufungszulassung/Vorleistung/Tests

W¨ ochentlich erscheinen Aufgabenbl¨ atter, die Testaufgaben enthalten.

Zweiw¨ ochentlich findet ein Test statt, voraussichtlich sechs Tests im Semester.

Jeder Test besteht aus zwei Aufgaben.

Hierzu wird pro Woche eine der Testaufgaben von uns ausgew¨ ahlt.

Ein Test ist bestanden, wenn 50% der Punkte erreicht werden.

F¨ ur die Zulassung zur Pr¨ ufung m¨ ussen 4 von 6 Tests bestanden werden.

Ausgenommen: Studenten, die die Zulassung schon in den Sommersemestern 2015 bis 2019 erlangt haben oder bis WS 2014/15 an einer Analysis-Pr¨ ufung teilgenommen haben.

Wer einmal die Zulassung geschafft hat, muss sie in sp¨ ateren Jahren nicht wiederholen.

(15)

Pr¨ ufung

Klausur, 120 Minuten

Inhalte: alles aus Vorlesung und ¨ Ubung Hilfsmittel: keine

6 Credits

Termin: siehe Pr¨ ufungsplan (i. d. R. im zweiten Pr¨ ufungszweitraum)

Zulassung nur mit erbrachter Vorleistung

(16)

Literatur

Daniel Grieser Analysis 1

Springer Spektrum, 2015

aktuell mein pers¨ onlicher Favorit exakt, didaktisch sehr gut aufgebaut Vorlesung folgt diesem Buch

als PDF in der Bibliothek

(17)

Otto Forster Analysis 1

Springer Spektrum, 2016 Klassiker

auch f¨ ur Informatiker und Physiker geeignet

ziemlich trocken

als PDF in der Bibliothek

(18)

Otto Forster, R¨ udiger Wessoly Ubungsbuch zur Analysis 1 ¨ Springer Spektrum, 2017

anspruchsvolle ¨ Ubungen

als PDF in der Bibliothek

(19)

Konrad K¨ onigsberger Analysis 1

Springer, 2004

weiterer Klassiker hohes Niveau

exakt, didaktisch sehr gut aufgebaut

ausleihbar in der Bibliothek

(20)

Christoph Ableitinger, Angela Herrmann Lernen aus Musterl¨ osungen zur Analysis und Linearen Algebra

Springer Spektrum, 2013

Ubungsaufgaben und wie man an solche ¨ Aufgaben herangeht

systematisches Vorgehen beim L¨ osen von Aufgaben

ausf¨ uhrliche, kleinschrittige

L¨ osungsbeschreibungen

als PDF in der Bibliothek

(21)

Rolf Busam, Thomas Epp Pr¨ ufungstrainer Analysis Springer Spektrum, 2018

Fragen sind eher Verst¨ andnisfragen und auf eine m¨ undliche Pr¨ ufung ausgelegt.

ideal zur Nachbereitung und Wiederholung

als PDF in der Bibliothek

(22)

Hans-J¨ urgen Reinhardt

Aufgabensammlung Analysis 1 Springer Spektrum, 2016

Ubungs- und Klausuraufgaben ¨

zur Klausurvorbereitung

als PDF in der Bibliothek

(23)

Kapitel 1

Zahlen N , Z , Q , R , C

(24)

Inhalt

1 Zahlen K¨ orper

Die reellen Zahlen als angeordneter K¨ orper Vollst¨ andigkeit der reellen Zahlen

Die komplexen Zahlen als Vektoren

(25)

Nat¨ urliche, ganze und rationale Zahlen

Aus “Einf¨ uhrung in Diskrete Mathematik und Lineare Algebra” sind uns bekannt:

die nat¨ urlichen Zahlen

N := {1, 2, 3, . . .} bzw. N 0 := {0, 1, 2, . . .}, die ganzen Zahlen

Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}

und die rationalen Zahlen

Q :=

p q

p, q ∈ Z, q 6= 0

.

(26)

K¨ orper

Definition 1.1

Ein K¨ orper ist ein Tripel (K, +, ·) bestehend aus einer Menge K und zwei inneren zweistelligen Verkn¨ upfungen + und · mit folgenden Eigenschaften (K¨ orperaxiomen):

(K1) (K, +) ist eine abelsche Gruppe (mit neutralem Element 0 K ).

(K2) (K \ {0 K }, ·) ist eine abelsche Gruppe (mit neutralem Element 1 K ).

(K3) F¨ ur alle a, b, c ∈ K gilt das Distributivgesetz:

a · (b + c ) = (a · b) + (a · c).

(27)

Bezeichnungen in einem K¨ orper

Wir nutzen die ¨ ublichen Bezeichnungen: F¨ ur a ∈ K ist

−a das additiv Inverse von a und a −1 das multiplikativ Inverse von a.

Weiterhin definieren wir f¨ ur a, b ∈ K die Differenz a − b := a + (−b) und den Quotienten

a

b = a/b := a · b −1 = b −1 · a f¨ ur b 6= 0 K .

(28)

Rechenregeln f¨ ur K¨ orper

Wir wissen, dass in jedem K¨ orper K die folgenden Rechenregeln gelten:

−(−a) = a, (−a) + (−b) = −(a + b),

(a −1 ) −1 = a, a −1 · b −1 = (a · b) −1 f¨ ur a, b 6= 0 K , a · 0 K = 0 K , a · (−b) = −(a · b),

(−a) · (−b) = a · b, a · (b − c ) = a · b − a · c.

Jeder K¨ orper ist nullteilerfrei:

a · b = 0 K ⇒ a = 0 K ∨ b = 0 K . Regeln f¨ ur das Bruchrechnen:

a c + b

d = a · d + b · c

c · d f¨ ur c , d 6= 0 K a

c · b

d = a · b

c · d f¨ ur c , d 6= 0 K

(29)

Charakterisierung der reellen Zahlen

In der Mathematik fragt man nicht: “Was sind Zahlen?”, sondern: “Wie operiert man mit Zahlen?”.

Ein Axiom ist eine Aussage, die als wahr angenommen wird.

Wir werden die Menge R der reellen Zahlen durch drei Gruppen von Axiomen charakterisieren:

die K¨ orperaxiome,

die Anordnungsaxiome und das Vollst¨ andigkeitsaxiom.

K¨ orper- und Anordnungsaxiome gelten auch f¨ ur die rationalen Zahlen, das

Vollst¨ andigkeitsaxiom aber nicht.

(30)

K¨ orper der reellen Zahlen

Wir wollen mit reellen Zahlen mittels der ¨ ublichen Rechenoperationen (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division) rechnen k¨ onnen.

Daher fordern wir:

Axiom 1

( R , +, ·) ist ein K¨ orper.

Wie ¨ ublich ist 0 das neutrale Element der Addition und 1 das der Multiplikation.

(31)

Ordnungsrelation

Wir wollen reelle Zahlen untereinander “anordnen” k¨ onnen. Hierf¨ ur definieren wir, welche Regeln f¨ ur solch eine Anordnung gelten sollen.

Definition 1.2

Es sei (K, +, ·) ein K¨ orper.

Eine Relation ≤ auf K, die f¨ ur alle a, b, c ∈ K die folgenden Eigenschaften erf¨ ullt, heißt Ordnungsrelation.

(A1) a ≤ b ∨ b ≤ a (Vergleichbarkeit, Reflexivit¨ at und Totalit¨ at) (A2) (a ≤ b ∧ b ≤ a) ⇒ a = b (Identit¨ atseigenschaft, Antisymmetrie)

(A3) (a ≤ b ∧ b ≤ c ) ⇒ a ≤ c (Transitivit¨ at)

(A4) a ≤ b ⇒ a + c ≤ b + c (Monotonie bzgl. +)

(A5) (0 K ≤ a ∧ 0 K ≤ b) ⇒ 0 K ≤ a · b (Monotonie bzgl. ·)

a ∈ K, a 6= 0 K heißt positiv, wenn 0 K ≤ a gilt, und negativ, wenn a ≤ 0 K gilt.

(32)

Ordnungsbezeichungen

Weiterhin definieren wir die ¨ ublichen Bezeichnungen:

a ≥ b :⇔ b ≤ a

a < b :⇔ a ≤ b ∧ a 6= b a > b :⇔ b < a

a ≤ b ≤ c :⇔ a ≤ b ∧ b ≤ c a ≤ b < c :⇔ a ≤ b ∧ b < c

.. .

(33)

Angeordneter K¨ orper

Definition 1.3

Wir sagen, dass ein K¨ orper K angeordnet werden kann, wenn auf K eine Ordnungsrelation ≤ definiert werden kann.

Das Tupel (K, ≤) heißt dann angeordneter K¨ orper.

Axiom 2

Der K¨ orper R kann angeordnet werden.

(34)

Regeln f¨ ur angeordnete K¨ orper

Lemma 1.4

F¨ ur alle a, b, c ∈ R gilt:

(i) Genau eine der drei Aussagen a = b, a < b, a > b ist wahr.

(ii) (a ≤ b ∧ b < c ) ⇒ a < c (iii) (0 < a ∧ 0 < b) ⇒ 0 < a · b (iv) (a ≤ b ∧ c ≥ 0) ⇒ a · c ≤ b · c

(v) (a ≤ b ∧ c ≤ 0) ⇒ a · c ≥ b · c

(35)

Beweis.

(i) Wir m¨ ussen zeigen, dass mindestens eine der drei Aussagen gilt und dass h¨ ochstens eine der drei Aussgagen gilt.

Mindestens: F¨ ur den Fall a = b ist eine Aussage erf¨ ult. Sei also a 6= b. Nach (A1) gilt a ≤ b ∨ b ≤ a. Wegen a 6= b folgt a < b ∨ b < a.

H¨ ochstens: a = b schließt nach Definition a < b und a > b aus. Sei also a 6= b. Ann.:

a < b ∧ a > b ist wahr. Mit (A2) folgt daraus aber a = b. Widerspruch!

(ii) Aus (A3) folgt a ≤ c . Ann.: a = c. Wegen b < c gilt dann auch b < a. Wegen (i) ist dies ein Widerspruch zu a ≤ b. Also gilt a < c .

(iii) Aus (A5) folgt 0 ≤ a · b. Wegen (i) gilt a 6= 0 und b 6= 0. Damit folgt a · b 6= 0, weil R als

K¨ orper nullteilerfrei ist. Also gilt 0 < a · b.

(36)

Fortsetzung Beweis.

(iv)

a ≤ b ⇒ A4 a + (−a) ≤ b + (−a)

⇒ 0 ≤ b − a

⇒ A5 0 ≤ (b − a) · c

⇒ 0 ≤ b · c − a · c

⇒ A4 a · c ≤ b · c

(37)

Fortsetzung Beweis.

(v)

c ≤ 0

⇒ A4 0 = c + (−c ) ≤ (−c ) Mit (iv) folgt

a · (−c ) ≤ b · (−c)

A4 ⇒ a · (−c ) + b · c ≤ 0

A4 ⇒ b · c ≤ a · c

(38)

Vorzeichenregeln

Lemma 1.5

F¨ ur jede Zahl a ∈ R gilt:

(i) a ≥ 0 ⇒ −a ≤ 0 (ii) a 6= 0 ⇒ a · a > 0 (iii) a · a ≥ 0

(iv) a > 0 ⇒ a −1 > 0

(v) a < 0 ⇒ a −1 < 0

(39)

Beweis.

(i)

0 ≤ a

⇒ A4 0 + (−a) ≤ a + (−a)

⇒ −a ≤ 0

(ii) Aus a 6= 0 folgt a · a 6= 0, weil R als K¨ orper nullteilerfrei ist.

a ≥ 0 A5 ⇒ a · a ≥ 0 a6=0 ⇒ a · a > 0

a ≤ 0 ⇒ (i) (−a) ≥ 0 ⇒ A5 (−a) · (−a) ≥ 0 ⇒ a · a ≥ 0 a6=0 ⇒ a · a > 0

(40)

Fortsetzung Beweis.

(iii)

a = 0 ⇒ a · a = 0 a 6= 0 (ii) ⇒ a · a > 0

)

⇒ a · a ≥ 0 (iv) a > 0 ⇒ a 6= 0 ⇒ a −1 6= 0.

Wegen (ii) gilt dann a −1 · a −1 > 0

⇒ a · a −1 · a −1 > a · 0

⇒ a −1 > 0

(v) analog zu (iv)

(41)

Bemerkungen zur Anordnung

Auch wenn wir Lemma 1.4 und Lemma 1.5 nur f¨ ur R formuliert haben, gelten die Aussagen in jedem angeordneten K¨ orper.

R + := {x ∈ R |x > 0} bezeichnet die positiven reellen Zahlen.

R ≥0 := {x ∈ R |x ≥ 0} bezeichnet die nichtnegativen reellen Zahlen.

(42)

Unendlichkeit von R

Satz 1.6

R hat unendlich viele Elemente.

Beweis.

Nach Lemma 1.5 gilt 1 = 1 · 1 ≥ 0 und somit 1 > 0.

Mit (A4) erhalten wir 1 + 1 > 1 und daraus wieder mit (A4) 1 + 1 + 1 > 1 + 1.

Diesen Prozess k¨ onnen wir beliebig oft wiederholen.

Die Argumentation im Beweis k¨ onnen wir auf jeden angeordneten K¨ orper anwenden.

Konsequenz: Endliche K¨ orper wie bspw. die Restklassenk¨ orper Z /p Z k¨ onnen nicht

(43)

Monotonie der Quadratfunktion

Lemma 1.7

F¨ ur a, b ∈ R und a ≥ 0 gilt

a < b ⇒ a · a < b · b.

Beweis.

1. Fall: a = 0.

a = 0 ⇒ b > 0

Lemma 1.5 (ii)

⇒ b · b > 0 = a · a 2. Fall: a > 0.

a < b Lemma 1.4 (iv)

⇒ a · a ≤ a · b

(44)

Fortsetzung Beweis.

Mit Lemma 1.4 (ii) folgt aus 0 < a und a < b auch b > 0 und somit a < b Lemma 1.4 (iv)

⇒ a · b ≤ b · b.

Wegen (A3) folgt insgesamt a · a ≤ b · b.

Ann.: a · a = b · b. Dann m¨ usste auch

a · a = a · b gelten und damit

0 = a · (b − a).

Aus der Nullteilerfreiheit folgt dann a = 0 ∨ b = a. Widerspruch!

(45)

Potenzen

Definition 1.8

F¨ ur eine beliebige reelle Zahl a 6= 0 und n ∈ N 0 defininieren wir rekursiv:

a 0 := 1 a n+1 := a n · a.

Weiterhin sei f¨ ur n ∈ N

a −n := (a n ) −1 .

a −n bezeichnet also das Inverse von a n bzgl. der Multiplikation.

Damit k¨ onnen wir z. B. kurz a 2 f¨ ur a · a schreiben.

Die Aussage von Lemma 1.7 lautet damit

a < b ⇒ a 2 < b 2 .

(46)

Fakult¨ at

Definition 1.9

F¨ ur n ∈ N 0 heißt das Produkt

n! =

n

Y

k=1

k = 1 · 2 · . . . · n Fakult¨ at von n. Wir setzen 0! = 1.

Beispiel 1.10

5! = 120 10! = 3628800

20! = 2432902008176640000

(47)

Binomialkoeffizienten

Definition 1.11

Sei n, k ∈ N 0 . Dann heißt der Ausdruck n

k

:= n(n − 1) · · · (n − k + 1)

k! = n!

k !(n − k)!

Binomialkoeffizient von n ¨ uber k.

(48)

Rechenregeln f¨ ur Binomialkoeffizienten

Satz 1.12 Es gilt:

(i)

n k

= n

n − k (ii)

n k

=

n − 1 k − 1

+

n − 1 k

Beweis.

. Tafel, ¨ Ubungsaufgabe.

(49)

Binomische Formel

Satz 1.13

F¨ ur alle a, b ∈ R und alle n ∈ N 0 gilt (a + b) n =

n

X

k=0

n k

a n−k b k .

Lemma 1.14

F¨ ur alle q ∈ R und alle n ∈ N 0 gilt (1 − q)

n

X

k=0

q k = 1 − q n+1 .

Beweis zu Satz 1.13 ist ¨ Ubungsaufgabe, Beweis zu Lemma 1.14: Tafel ..

(50)

Bernoullische Ungleichung

Satz 1.15

F¨ ur jede reelle Zahl x ≥ −1 und jedes n ∈ N 0 gilt

(1 + x) n ≥ 1 + n · x.

(51)

Beweis.

Mittels vollst¨ andiger Induktion.

n = 0: (1 + x) 0 = 1 = 1 + 0 · x.

n → n + 1:

(1 + x) n+1 = (1 + x) n (1 + x)

≥ (1 + n · x)(1 + x)

= 1 + n · x + x + n · x · x

= 1 + (n + 1) · x + n · x 2

≥ 1 + (n + 1) · x

An welcher Stelle ben¨ otigen wir im Beweis die Voraussetzung x ≥ −1?

(52)

Betrag

Definition 1.16

F¨ ur beliebiges a ∈ R setzen wir

|a| :=

a falls a ≥ 0,

−a falls a < 0.

|a| heißt der Betrag von a.

(53)

Rechenregeln f¨ ur den Betrag

Satz 1.17

F¨ ur alle a, b ∈ R gilt:

(i) |a| ≥ 0 und |a| = 0 ⇔ a = 0 (Definitheit)

(ii) |a · b| = |a| · |b| (Homogenit¨ at)

(iii) |a + b| ≤ |a| + |b| (Dreiecksungleichung)

Beweis.

(i) und (ii): Fallunterscheidungen, Tafel .

(54)

Fortsetzung Beweis.

Vorbemerkung: Offensichtlich gilt:

|a| ≥ a und |a| ≥ −a

|a| = | − a|

(iii) Aus der Vorbemerkung folgt sowohl

|a| + |b| ≥ a + b als auch

|a| + |b| ≥ (−a) + (−b) = −(a + b).

Da |a + b| entweder a + b oder −(a + b) ist, folgt die Aussage.

(55)

Normierter K¨ orper

Definition 1.18

Ein K¨ orper K, auf dem eine Abbildung

| · | : K → R x 7→ |x|

definiert ist, so dass die Eigenschaften aus Satz 1.17 erf¨ ullt sind, heißt normierter K¨ orper und die Abbildung | · | wird Norm genannt.

Nach Satz 1.17 ist jeder angeordnete K¨ orper auch ein normierter K¨ orper.

Die Umkehrung gilt nicht. Ein Beispiel hierf¨ ur ist der K¨ orper der komplexen Zahlen, den

wir im ¨ ubern¨ achsten Abschnitt kennenlernen.

(56)

Umgekehrte Dreiecksungleichung

Satz 1.19

F¨ ur alle a, b ∈ R gilt:

||a| − |b|| ≤ |a ± b| ≤ |a| + |b|

Beweis.

Aus der Dreiecksungleichung folgt |a + b| − |b| ≤ |a|.

Einsetzen von a = x + y, b = −y gibt |x| − |y| ≤ |x + y |.

Setzt man stattdessen b = −x ein, so erhalten wir |y| − |x| ≤ |x + y | und somit insgesamt

||x| − |y|| ≤ |x + y| ≤ |x| + |y|.

Ersetzen wir nun y durch −y , dann erhalten wir auch noch

(57)

√ 2 ist irrational

Satz 1.20

Es gibt keine rationale Zahl x , die die Gleichung x 2 = 2 erf¨ ullt.

Beweis.

Annahme: Es existiert x ∈ Q mit x 2 = 2. Wegen x ∈ Q folgt x = p q mit teilerfremden ganzen Zahlen p und q.

⇒ x 2 = p 2 q 2 = 2

⇒ p 2 = 2q 2

⇒ 2|p 2

⇒ 2|p

⇒ p = 2r

(58)

Fortsetzung Beweis.

Wir setzen p = 2r in die Gleichung p 2 = 2q 2 ein.

⇒ 4r 2 = 2q 2

⇒ 2r 2 = q 2

⇒ 2|q 2

⇒ 2|q

Also folgt, dass 2 sowohl Teiler von p als auch von q ist. Widerspruch zu p und q sind

teilerfremd!

(59)

Supremum und Infimum

Definition 1.21

Es sei (K, +, ·) ein angeordneter K¨ orper und A ⊆ K.

A heißt nach oben (unten) beschr¨ ankt, wenn ein S ∈ K (bzw. s ∈ K) existiert mit x ≤ S (bzw. x ≥ s ) f¨ ur alle x ∈ A.

S (bzw. s ) heißt dann obere (bzw. untere) Schranke von A.

S ∈ K heißt Supremum von A, falls gilt:

I

S ist obere Schranke von A.

I

F¨ ur jede obere Schranke S

0

von A gilt S ≤ S

0

. Wir schreiben sup(A) f¨ ur das Supremum von A.

s ∈ K heißt Infimum von A falls gilt:

I

s ist untere Schranke von A.

I

F¨ ur jede untere Schranke s

0

von A gilt s

0

≤ s.

Wir schreiben inf(A) f¨ ur das Infimum von A.

(60)

Fortsetzung Definition.

Gilt sup(A) ∈ A, dann nennen wir sup(A) auch das Maximum von A und schreiben max(A) f¨ ur sup(A).

Gilt inf(A) ∈ A, dann nennen wir inf(A) auch das Minimum von A und schreiben min(A)

f¨ ur inf(A).

(61)

Beispiel 1.22 F¨ ur

A =

n − 1 n

n ∈ N

=

0, 1 2 , 2

3 , 3 4 , 4

5 , . . . gilt

sup(A) = 1,

max(A) : existiert nicht, inf(A) = 0,

min(A) = 0.

(62)

Alternative Charakterisierung f¨ ur Supremum

Lemma 1.23

Es sei K ein angeordneter K¨ orper und A ⊆ K eine Teilmenge von K.

S ∈ K ist genau dann das Supremum von A, wenn die beiden folgenden Bedingungen gelten:

(i) F¨ ur alle x ∈ A gilt x ≤ S .

(ii) F¨ ur alle > 0 existiert ein x ∈ A mit S − < x ≤ S . Beweis.

⇒: Es sei S das Supremum von A.

Nach Definition von Supremum ist S auch eine obere Schranke von A.

Damit gilt (i), denn (i) entspricht genau der Definition einer oberen Schranke von A.

(63)

Fortsetzung Beweis.

Ann.: (ii) gilt nicht. D.h.

∃ > 0 ∀x ∈ A : S − ≥ x

Damit w¨ are S − auch eine obere Schranke von A. Wegen S − < S ist dies ein Widerspruch zur Definition von Supremum.

⇐: F¨ ur S gelte (i) und (ii). Da (i) der Definition f¨ ur obere Schranke von A entspricht ist die erste Supremumseigenschaft erf¨ ullt.

Es sei S 0 eine beliebige obere Schranke von A. Ann.: S > S 0 . Dann folgt := S − S 0 > 0.

N.V. existiert ein x ∈ A mit x > S 0 .

Damit ist S 0 keine obere Schranke. Widerspruch.

Also: S ≤ S 0 .

(64)

Anwendung von Lemma 1.23

Beispiel 1.24 Wir zeigen formal

sup

1 − 1 4n

n ∈ N

= 1, in dem wir zeigen

1 ist eine obere Schranke der Menge und f¨ ur alle > 0 ist 1 − keine obere Schranke.

Tafel . .

(65)

R als vollst¨ andiger K¨ orper

Definition 1.25

Ein angeordneter K¨ orper K heißt vollst¨ andig, wenn jede nichtleere, nach oben beschr¨ ankte Teilmenge A ⊆ K ein Supremum hat.

Aus Satz 1.20 und Lemma 1.23 folgt, dass die Teilmenge A := {x ∈ Q |x 2 ≤ 2}

der rationalen Zahlen nichtleer und nach oben beschr¨ ankt ist, aber in Q kein Supremum hat.

Also ist Q nicht vollst¨ andig.

Axiom 3

Der K¨ orper R der reellen Zahlen ist vollst¨ andig.

(66)

Archimedisches Prinzip

Satz 1.26

Zu jedem x ∈ R existiert ein n ∈ N mit x < n.

Die Menge N der nat¨ urlichen Zahlen ist damit nicht nach oben beschr¨ ankt.

Beweis.

Ann.: N sei eine nach oben beschr¨ ankte Teilmenge von R .

Nach Axiom 3 existiert dann das Supremum S := sup( N ). Damit ist S − 1 keine obere

Schranke f¨ ur N . Es muss also eine nat¨ urliche Zahl n existieren mit n > S − 1. Dann ist aber

n + 1 ∈ N und es gilt n + 1 > S . Widerspruch!

(67)

Wachstum von Potenzen

Satz 1.27

Es sei b eine reelle Zahl.

(i) Ist b > 1, so existiert f¨ ur alle M ∈ R ein n ∈ N , so dass b n > M gilt.

(ii) Ist 0 < b < 1, so existiert f¨ ur alle > 0 ein n ∈ N , so dass b n <

gilt.

(68)

Beweis.

(i) Wir setzen x := b − 1. Damit gilt x > 0 und wir k¨ onnen die Bernoullische Ungleichung anwenden.

b n = (1 + x) n ≥ 1 + nx .

Nach dem Archimedischen Prinzip existiert ein n ∈ N mit n > M−1 x . Hieraus folgt b n > M .

(ii) Vor¨ uberlegungen:

I

Aus b > 0 folgt mit Lemma 1.5 (iv) auch b

−1

> 0.

I

Aus 0 < b < 1 folgt b

−1

> 1. .

I

Es gilt b

−1

n

= (b

n

)

−1

. .

Sei also 0 < b < 1. Dann ist b −1 > 1. Nach (i) existiert zu M = −1 ein n, so dass gilt (b n ) −1 = b −1 n

> −1 .

(69)

Eindeutigkeit von √ 2

Lemma 1.28

Es existiert genau eine reelle Zahl b > 0 mit b 2 = 2.

Beweis.

Eindeutigkeit: Es seien b 1 , b 2 reelle Zahlen mit b 1 2 = b 2 2 = 2. Dann folgt 0 = b 2 1 − b 2 2 = (b 1 − b 2 )(b 1 + b 2 ).

Es gilt also entweder b 1 = b 2 oder b 1 = −b 2 . Mit Lemma 1.5 (i) folgt, dass es nur eine positive L¨ osung geben kann.

Existenz: Wegen Axiom 3 existiert das Supremum der Menge A := {x ∈ R + |x 2 ≤ 2}.

Es sei b := sup(A). Wir zeigen jetzt b 2 = 2.

(70)

Fortsetzung Beweis.

Ann.: b 2 < 2.

Dann folgt 2 − b 2 > 0. Nach dem Archimedischen Prinzip existiert n ∈ N mit 2b + 1

2 − b 2 < n.

Es gilt

2b + 1

2 − b 2 < n ⇒ b 2 + 2b + 1 n < 2.

Wegen n ≥ 1 und 1 n ≤ 1 erhalten wir

b + 1 n

2

= b 2 + 2b n + 1

n 2 ≤ b 2 + 2b + 1

n < 2.

(71)

Fortsetzung Beweis.

Ann.: b 2 > 2.

Nach dem Archimedischen Prinzip existiert n ∈ N mit max

1 b , 2b

b 2 − 2

< n.

Hieraus folgt

b − 1

n 2

= b 2 − 2b n + 1

n 2 > b 2 − 2b n > 2.

Damit w¨ are b − n 1 < b eine obere Schranke von A. Widerspruch!

Also folgt mit Lemma 1.4 (i): b 2 = 2.

(72)

Eindeutigkeit k -ter Wurzeln

Lemma 1.29

Zu jedem a ∈ R + und k ∈ N existiert genau eine reelle Zahl b > 0 mit b k = a.

(73)

Quadratwurzeln und k -te Wurzeln

Definition 1.30

Es sei a ∈ R + und k ∈ N.

Die nach Lemma 1.29 eindeutig bestimmte positive reelle Zahl b mit der Eigenschaft b k = a heißt k -te Wurzel von a und wir schreiben √

k

a f¨ ur b.

F¨ ur k = 2 nennen wir b auch die (Quadrat-)Wurzel von a und schreiben √

a statt √

2

a.

(74)

Potenzen mit rationalen Exponenten

Definition 1.31

Es sei a ∈ R + und r = p q ∈ Q mit p, q ∈ Z und q > 0. Dann setzen wir a r := √

q

a p

.

(75)

Potenzregeln

Lemma 1.32

F¨ ur beliebige a, b ∈ R + und r , s ∈ Q gilt (i) (a r ) s = a rs ,

(ii) a r a s = a r +s , (iii) a r b r = (ab) r , (iv) a 6= 0 → 1 a r

= a 1

r

= a −r .

Hier ohne Beweis, da wir die Definition der Potenzen sp¨ ater auf reelle Exponenten erweitern

werden.

(76)

K¨ orper der komplexen Zahlen

Aus dem 1. Semester kennen Sie den K¨ orper der komplexen Zahlen.

C = {a + ib|a, b ∈ R }

Die Zahl i heißt imagin¨ are Einheit.

Sei z 1 = a 1 + ib 1 und z 2 = a 2 + ib 2 .

I

z

1

+ z

2

= (a

1

+ a

2

) + i(b

1

+ b

2

)

I

z

1

· z

2

= (a

1

a

2

− b

1

b

2

) + i(a

1

b

2

+ a

2

b

1

)

Es gilt i 2 = −1.

(77)

C ist kein angeordneter K¨ orper

Satz 1.33

Der K¨ orper ( C , +, ·) kann nicht angeordnet werden.

Beweis.

In einem angeordneten K¨ orper K gilt nach Lemma 1.5 z 2 ≥ 0 K f¨ ur alle z ∈ K.

Unabh¨ angig von einer Anordnung gilt in C aber stets i 2 = −1 < 0.

(78)

Inverse Elemente

Es sei z = a + ib ∈ C .

−z = (−a) + i(−b) = −a − ib

z −1 = a

a 2 + b 2 + i −b a 2 + b 2

= 1

a 2 + b 2 (a − ib) .

(79)

Die konjugiert komplexe Zahl

Definition 1.34

F¨ ur eine komplexe Zahl z = a + ib ∈ C heißt Re(z ) := a der Realteil von z,

Im(z ) := b der Imagin¨ arteil von z ,

z := a − ib die zu z konjugiert komplexe Zahl.

Lemma 1.35

F¨ ur alle z, z 1 , z 2 ∈ C gilt z = z,

z 1 + z 2 = z 1 + z 2 , z 1 z 2 = z 1 · z 2 . F¨ ur z = a + ib ∈ C gilt:

z + z = 2a ∈ R ,

zz = a 2 + b 2 ∈ .

(80)

Der Betrag komplexer Zahlen

Definition 1.36

F¨ ur z ∈ C definieren wir den Betrag |z | durch

|z | :=

q

Re(z ) 2 + Im(z ) 2 . Lemma 1.37

z −1 = z

|z | 2 f¨ ur z 6= 0,

|z | = |z |,

|z | = √

z · z.

(81)

Komplexe Zahlen als Vektoren

Durch die Bijektivit¨ at zwischen R 2 und C k¨ onnen wir komplexe Zahlen als Vektoren bzw.

Punkte der Ebene darstellen.

z 1 = a + ib z 2 = x + iy

⇒ z 1 + z 2 = (a + x) + i(b + y)

Die Ebene der komplexen Zahlen wird auch komplexe Ebene oder Gaußsche Zahlenebene

genannt.

(82)

Polarkoordinaten

Punkte in der Ebene k¨ onnen wir auch durch Polarkoordinaten beschreiben, d.h. durch die L¨ ange r ≥ 0 eines Ortsvektors und seinen Winkel ϕ mit der x-Achse.

z = a + ib r = |z | ∈ R ϕ = arg(z )

⇒ z = r · (cos ϕ + i sin ϕ)

= r · e

(83)

Komplexe Konjugation

z = a + ib

= r · (cos ϕ + i sin ϕ)

⇒ z = a − ib

= r · (cos(−ϕ) + i sin(−ϕ))

(84)

Multiplikation komplexer Zahlen

Die Multiplikation zweier komplexer Zahlen z 1 und z 2 entspricht dem Addieren der Winkel und dem Multiplizieren der Betr¨ age.

z 1 = r 1 · (cos ϕ 1 + i sin ϕ 1 ) z 2 = r 2 · (cos ϕ 2 + i sin ϕ 2 )

⇒ z 1 · z 2 = r 1 · r 2 · (cos(ϕ 1 + ϕ 2 ) +

i sin(ϕ 1 + ϕ 2 ))

(85)

Division komplexer Zahlen

Die Division zweier komplexer Zahlen z 1 und z 2 entspricht der Differenz der Winkel und der Division der Betr¨ age.

z 1 = r 1 · (cos ϕ 1 + i sin ϕ 1 ) z 2 = r 2 · (cos ϕ 2 + i sin ϕ 2 )

⇒ z 1 z 2

= r 1 r 2

· (cos(ϕ 1 − ϕ 2 ) +

i sin(ϕ 1 − ϕ 2 ))

(86)

Potenzieren komplexer Zahlen

Aus der n-fachen Anwendung der Multiplikation ergibt sich z = r · (cos ϕ + i sin ϕ)

⇒ z n = r n · (cos(nϕ) + i sin(nϕ).

Beispiel 1.39

i = cos π

2 + i sin π 2

⇒ i 2015 = cos(2015 π

2 ) + i sin(2015 π 2 )

= cos 3

2 π + i sin 3

2 π

(87)

Wurzeln komplexer Zahlen

Aus Multiplikation und Division erschließt sich leicht, wie man Wurzeln in C zieht.

z = r · (cos ϕ + i sin ϕ)

⇒ √

z = √

r · (cos ϕ

2 + i sin ϕ 2 ) Beispiel 1.40

i = cos π

2 + i sin π 2

⇒ √

i = cos π

4 + i sin π 4

=

√ 2 2 + i

√ 2 2

=

2

2 (1 + i)

(88)

Fortsetzung Beispiel.

Probe:

√ 2 2 (1 + i)

! 2

= 1

2 (1 + i) 2

= 1

2 ((1 · 1 − 1 · 1) + i(1 · 1 + 1 · 1))

= 1

2 (0 + i2)

= i Bemerkung: Wegen (−z) 2 = z 2 ist auch

2

2 (1 + i)

(89)

k -te Wurzeln komplexer Zahlen

Satz 1.41

Es sei z = r · (cos ϕ + i sin ϕ). Dann gilt f¨ ur die komplexen Zahlen z j = √

k

r ·

cos ϕ

k + 2πj k

+ i sin

ϕ k + 2πj

k

, j = 0 . . . , k − 1 die Gleichung z j k = z.

Definition 1.42

Die komplexen Zahlen z j aus Satz 1.41 sind die k-ten Wurzeln von z.

Die k-ten Wurzeln von z = 1 heißen k -te Einheitswurzeln.

(90)

Beispiel 1.43

Die f¨ unften Wurzeln von z = 1 + i √

3.

(91)

Fundamentalsatz der Algebra

Satz 1.44 Jede Gleichung

z n + a n−1 z n−1 + · · · + a 1 z + a 0 = 0

mit n ∈ N und a 0 , a 1 , . . . , a n−1 ∈ C besitzt eine L¨ osung in C.

(92)

Zusammenfassung

R ist ein angeordneter, vollst¨ andiger, normierter K¨ orper.

C ist ein normierter K¨ orper, aber kein angeordneter K¨ orper.

C ist tats¨ achlich auch vollst¨ andig.

Um die Vollst¨ andigkeit von C zu begr¨ unden, br¨ auchten wir aber einen etwas anders definierten Vollst¨ andigkeitsbegriff, der auf sogenannten Cauchy-Folgen basiert (siehe n¨ achstes Kapitel).

Im Folgenden k¨ onnen wir alle Aussagen, die nur auf der Vollst¨ andigkeit oder Normiertheit

eines K¨ orpers beruhen, sowohl auf R als auch auf C anwenden.

(93)

Kapitel 2

Folgen

(94)

Inhalt

2 Folgen Definition Konvergenz

Konvergenzkriterien

Konvergenz in C, R d und C d

(95)

Motivation

Von Intelligenztests kennen wir die Aufgabe, eine Abfolge von Zahlen fortzusetzen:

1, 4, 9, 16, 25, . . . 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, . . . 1, −2, 3, −4, 5, −6, . . . 1, 5, 7, 17, 31, 65, . . . 1, − 1

2 , 1 3 , − 1

4 , 1 5 , . . .

1, i, −1, −i, 1, i, −1, −i, 1, . . .

Solch eine Regelm¨ aßigkeit in der Abfolge der Zahlen dr¨ ucken wir in der Mathematik durch eine

Funktion aus.

(96)

Folge

Definition 2.1

Es sei M eine Menge. Eine Folge oder Zahlenfolge in M ist eine Abbildung

a : N → M

n 7→ a(n).

Statt a(n) schreiben wir i. d. R. a n und f¨ ur diese Abbildung (a n ) n∈ N , (a n ) n≥1 oder auch nur (a n ).

Das Element a n heißt n-tes Folgenglied der Folge (a n ).

F¨ ur M = R sprechen wir von einer reellen Folge, f¨ ur M = C von einer komplexen Folge.

(97)

Beispiele f¨ ur Folgen

Beispiel 2.2

Die Folgen von Folie 95:

a n = n 2

b n = n-te Primzahl c n = (−1) n+1 n d n = 2 n + (−1) n e n = (−1) n+1

n

f n = i n−1 .

(98)

Rekursiv definierte Folgen

Folgen m¨ ussen nicht — wie die vorangegangenen Beispiele — explizit definiert sein, sondern k¨ onnen auch rekursiv definiert werden.

Definition 2.3 (Fibonacci-Folge)

Die Fibonacci-Folge (F n ) n≥0 ist wie folgt definiert:

F 0 = 0, F 1 = 1,

F n = F n−1 + F n−2 f¨ ur n ≥ 2.

Typisches Problem bei der Analyse von Algorithmen:

Ermittle eine explizite Formel f¨ ur die Folgenglieder einer rekursiv definierten Folge.

(99)

Beispiel 2.4

Wie viele Parkettierungen p n mit Kacheln der Gr¨ oße 1 × 2 bzw. 2 × 1 gibt es f¨ ur ein Feld der Gr¨ oße n × 2?

p_1 = 1

p_2 = 2

p_3 = 3

p_4 = 5 1 x 2

4 x 2 2 x 2

3 x 2

Also gilt

p 1 = 1, p 2 = 2, p n = p n−1 + p n−2 , f¨ ur n ≥ 3

und somit p n = F n+1 .

(100)

Formel von Moivre-Binet

Satz 2.5

F¨ ur die Fibonacci-Folge (F n ) gilt F n = 1

√ 5

1 + √ 5 2

! n

− 1 − √ 5 2

! n ! .

Beweis.

Mittels vollst¨ andiger Induktion.

Der Beweis f¨ ur die Korrektheit einer expliziten Formel ist i. d. R. viel einfacher als die

Herleitung solch einer expliziten Formel.

(101)

Grenzwert einer Folge

Definition 2.6

Es sei (a n ) eine reelle Zahlenfolge.

Eine Zahl a ∈ R heißt Grenzwert der Folge (a n ), wenn zu jeder (noch so kleinen) reellen Zahl > 0 eine Zahl n 0 ∈ N existiert, so dass f¨ ur alle nat¨ urlichen Zahlen n ≥ n 0

|a n − a| <

gilt.

Im Folgenden bezeichne stets eine positive reelle Zahl und n eine nat¨ urliche Zahl.

In Quantorenschreibweise lautet die Bedingung aus Definition 2.6:

∀ > 0 ∃n 0 ∈ N ∀n ≥ n 0 : |a n − a| <

(102)

Beispiele f¨ ur Grenzwerte von Folgen

Beispiel 2.7

1

Die Folge (a n ) n∈ N mit a n := n 1 hat den Grenzwert 0.

Beweis: Sei > 0 beliebig. W¨ ahle n 0 > 1 (nach Archimedischem Prinzip m¨ oglich).

Damit folgt f¨ ur alle n ≥ n 0 : 1 n − 0

= 1 n ≤ 1

n 0 < .

2

Die Folge (b n ) n∈ N mit b n := 1 − 1 n hat den Grenzwert 1.

Wegen

|b n − 1| = |1 − 1

n − 1| = 1

n

verl¨ auft der Beweis analog zur Folge (a n ).

(103)

Fortsetzung Beispiel.

3

Die Folge (c n ) mit c n := q n hat f¨ ur alle 0 < q < 1 den Grenzwert 0. Dies folgt direkt aus Satz 1.27 (ii).

4

Die Folge (d n ) mit d n := √

n

K hat f¨ ur alle K ≥ 1 den Grenzwert 1.

Beweis: F¨ ur x n := √

n

K − 1 ergibt die Bernoullische Ungleichung K = (1 + x n ) n ≥ 1 + nx n . Damit folgt x n < K n und es gilt

n

K − 1

= x n < f¨ ur alle n ≥ n 0 > K

.

(104)

Mathe ←→ Deutsch

∀ > 0 F¨ ur jeden noch so schmalen Streifen

∃n 0 ∈ N gibt es einen Index n 0 ,

∀n ≥ n 0 so dass ab diesem Index n 0 alle Folgenglieder

|a n − a| < in diesem Streifen um a herum liegen.

Wie h¨ angt typischerweise n 0 von ab?

Genauer: Was passiert mit n 0 , wenn kleiner wird?

(105)

Veranschaulichung der Grenzwertdefinition

a n = n 1

(106)

Negation der Grenzwertdefintion (1)

Aus den mathematischen Grundlagen kennen Sie (strenge) pr¨ adikatenlogische Formeln der Form

∀x A(x ) bzw. ∃x A(x).

Die Formel

∀x > 0 : A(x)

entspricht eigentlich nicht der strengen Syntax der Pr¨ adikatenlogik. Sie ist eine Kurzform f¨ ur

∀x (x > 0 → A(x )).

Wie lautet die Negation dieser Formel?

(107)

Negation der Grenzwertdefintion (2)

Negation:

¬(∀x (x > 0 → A(x)))

≡ ∃x ¬(x > 0 → A(x))

≡ ∃x ¬(¬(x > 0) ∨ A(x))

≡ ∃x (x > 0 ∧ ¬A(x))

≡ ∃x > 0 : ¬A(x)

Damit lautet die Charakterisierung f¨ ur “a ist nicht Grenzwert der Folge (a n )”:

∃ > 0 ∀n 0 ∈ N ∃n ≥ n 0 : |a n − a| ≥

(108)

Konvergenz

Definition 2.8

Die reelle Folge (a n ) heißt konvergent, wenn sie einen Grenzwert besitzt. Eine konvergente Folge mit Grenzwert 0 heißt Nullfolge.

Wenn (a n ) nicht konvergent ist, dann heißt (a n ) divergent.

In Quantorenschreibweise lautet konvergent

∃a ∈ R ∀ > 0 ∃n 0 ∈ N ∀n ≥ n 0 : |a n − a| <

und dementsprechend divergent

∀a ∈ ∃ > 0 ∀n ∈ ∃n ≥ n : |a − a| ≥ .

(109)

Beispiele f¨ ur divergente Folgen

Beispiel 2.9

1

Die Folge (a n ) mit a n = q n ist f¨ ur alle q > 1 divergent. Dies folgt direkt aus Satz 1.27 (i).

2

Die Folge (b n ) mit b n = (−1) n ist divergent.

Beweis:

I

F¨ ur jedes a ∈ {1, / −1} gilt mit =

12

min{|a − 1|, |a + 1]} > 0, dass |a

n

− a| ≥ f¨ ur alle n ∈ N . Also kommen nur 1 und −1 als Grenzwert in Frage.

I

Sei a = 1. W¨ ahle = 1. Sei n

0

∈ N beliebig. W¨ ahle n = 2n

0

+ 1. Damit gilt

|a

n

− a| = |(−1)

2n0+1

− 1| = | − 1 − 1| = 2 ≥ = 1.

I

Analog f¨ ur a = −1: W¨ ahle hier n = 2n

0

.

(110)

Eindeutigkeit von Grenzwerten

Satz 2.10

Es sei (a n ) eine konvergente Folge und a und a 0 seien Grenzwerte von (a n ).

Dann gilt a = a 0 .

Damit ist der Grenzwert einer konvergenten Folge stets eindeutig bestimmt.

Definition 2.11

F¨ ur den (eindeutigen) Grenzwert a einer Folge (a n ) schreiben wir

n→∞ lim a n = a.

(111)

Beweis.

Es sei (a n ) eine konvergente Folge und sowohl a als auch a 0 sei ein Grenzwert von (a n ).

Ann.: a 6= a 0 . Dann ist |a − a 0 | > 0. Wir w¨ ahlen 0 < < 1 2 |a − a 0 |. Dann existieren n 1 und n 2

mit

∀n ≥ n 1 : |a n − a| <

∀n ≥ n 2 : |a n − a 0 | < . F¨ ur n ≥ max{n 1 , n 2 } =: n 0 folgt

|a − a 0 | = |a − a n + a n − a 0 |

≤ |a − a n | + |a n − a 0 |

< 2

< |a − a 0 |

Widerspruch! Also gilt a = a 0 .

(112)

Beschr¨ anktheit

Definition 2.12

Es sei (a n ) eine reelle Zahlenfolge.

(i) (a n ) heißt nach oben beschr¨ ankt, wenn es eine Konstante K ∈ R gibt, so dass a n ≤ K f¨ ur alle n ∈ N gilt.

(ii) (a n ) heißt nach unten beschr¨ ankt, wenn es eine Konstante K ∈ R gibt,so dass a n ≥ K f¨ ur alle n ∈ N gilt.

(iii) (a n ) heißt beschr¨ ankt, wenn es eine Konstante K ∈ R + gibt (also K > 0), so dass

|a n | ≤ K f¨ ur alle n ∈ N gilt.

Eine beschr¨ ankte Folge ist stets sowohl nach oben als auch nach unten beschr¨ ankt. Warum?

(113)

Beispiele f¨ ur beschr¨ ankte Folgen

Beispiel 2.13

Die Folgen (a n ), (b n ), (c n ) mit

a n := (−1) n b n :=

1 − 1 n wenn n keine Primzahl ist 0 sonst

c n := (−1) n (1 − q n ) mit 0 < q < 1

sind alle beschr¨ ankt und divergent.

(114)

Konvergente Folgen sind beschr¨ ankt

Satz 2.14

Jede konvergente reelle Zahlenfolge (a n ) ist beschr¨ ankt.

Beweis.

Es sei (a n ) eine konvergente Folge mit lim n→∞ a n = a.

N.V. existiert n 0 mit |a n − a| < 1 f¨ ur alle n ≥ n 0 . Es folgt f¨ ur alle n ≥ n 0 :

|a n | = |a n − a + a|

≤ |a n − a| + |a|

≤ 1 + |a|.

(115)

Rechenregeln f¨ ur Grenzwerte

Satz 2.15

Es seien (a n ) und (b n ) konvergente Folgen in R mit lim n→∞ a n = a und lim n→∞ b n = b. Dann gilt:

(i) Die Folge (a n ± b n ) ist konvergent mit Grenzwert a ± b.

(ii) Die Folge (λa n ) f¨ ur λ ∈ R ist konvergent mit Grenzwert λa.

(iii) Die Folge (a n b n ) ist konvergent mit Grenzwert ab.

(iv) Wenn a 6= 0 ist, dann existiert ein n 0 ∈ N , so dass a n 6= 0 f¨ ur alle n ≥ n 0 ist.

Die Folge

1 a

n

n≥n

0

ist dann konvergent mit Grenzwert 1 a .

(v) Die Folge (|a n |) ist konvergent mit Grenzwert |a|.

(116)

Beweis von (i).

Es sei > 0 beliebig. Weil die Folgen (a n ) und (b n ) konvergent sind mit den Grenzwerten a und b gilt:

∃n 1 ∈ N : |a n − a| <

2 f¨ ur alle n ≥ n 1

∃n 2 ∈ N : |b n − b| <

2 f¨ ur alle n ≥ n 2

W¨ ahle n 0 := max{n 1 , n 2 }. Dann gilt f¨ ur alle n ≥ n 0 :

|(a n + b n ) − (a + b)| = |(a n − a) + (b n − b)|

≤ |a n − a| + |b n − b|

<

+

= .

(117)

Werkzeug f¨ ur Grenzwertbeweise

Lemma 2.16

Es sei (a n ) eine reelle Folge.

Dann sind die folgenden Aussagen ¨ aquivalent:

(i) (a n ) ist konvergent mit Grenzwert a.

(ii)

∃κ > 0 ∀ > 0 ∃n 0 ∈ N ∀n ≥ n 0 : |a n − a| < κ.

Nach Satz 2.16 gen¨ ugt es, |a n − a| < κ f¨ ur irgendein positives und von unabh¨ angiges κ zu

zeigen, um damit auf Konvergenz schließen zu k¨ onnen.

(118)

Beweis.

(i)⇒(ii): Mit κ = 1 entspricht (ii) der Grenzwertdefinition.

(ii)⇒(i): Es sei > 0 beliebig. W¨ ahle 0 := κ . Nach (ii) existiert ein n 0 , so dass f¨ ur alle n ≥ n 0 gilt: |a n − a| < κ 0 . Also gilt f¨ ur alle n ≥ n 0 :

|a n − a| < κ 0

= κ

= . κ

Mit Lemma 2.16 werden Grenzwertbeweise einfacher, weil wir nun nicht mehr umst¨ andlich ein n 0 konstruieren m¨ ussen, um damit |a n − a| < f¨ ur alle n ≥ n 0 zu zeigen.

Wir werden Lemma 2.16 in vielen zuk¨ unftigen Beweisen nutzen.

(119)

Beweis von Satz 2.15 (iii)

Man beachte: Als konvergente Folge ist (b n ) beschr¨ ankt, d. h. es existiert ein B > 0 mit

|b n | ≤ B f¨ ur alle n ∈ N .

Es sei > 0 beliebig. Da (a n ) und (b n ) konvergent sind, existieren n 1 und n 2 mit |a n − a| <

bzw. |b n − b| < f¨ ur alle n ≥ n 1 bzw. n ≥ n 2 . Damit folgt:

|a n b n − ab| = |a n b n − ab n + ab n − ab|

≤ |a n b n − ab n | + |ab n − ab|

= |b n (a n − a)| + |a(b n − b)|

= |b n ||a n − a| + |a||b n − b|

< B + |a| f¨ ur n ≥ n 0 := max{n 1 , n 2 }

= (B + |a|).

Mit Lemma 2.16 folgt, dass ab Grenzwert der Folge (a n b n ) ist.

(120)

Beweis von Satz 2.15 (ii), (iv), (v) Ubungsaufgabe. ¨

Folgerung 2.17

Es sei (a n ) eine konvergente Folge mit Grenzwert a.

F¨ ur alle k ∈ N 0 ist die Folge a k n

konvergent mit Grenzwert a k . F¨ ur alle k ∈ N ist die Folge n 1

k

eine Nullfolge.

Beweis.

Ubungsaufgabe. ¨

(121)

Anwendung der Grenzwertregeln

Beispiel 2.18

Wir betrachten die Folgen (a n ), (b n ), (c n ) und (d n ) mit a n = 1

n + 3 n 2

b n = (3 + 10 −n ) · 1 2 n−3 c n = 2n 2 − 3

n 2 + n + 1 d n = −5n + 1

4n 2 − 7 .

Tafel . .

(122)

Bestimmte Divergenz

Definition 2.19

Es sei (a n ) eine Folge in R.

Wir sagen, dass (a n ) bestimmt gegen +∞ divergiert (in Zeichen: lim

n→∞ a n = +∞), wenn es zu jeder Konstanten M > 0 ein n 0 gibt, so dass a n > M f¨ ur alle n ≥ n 0 ist.

Wir nennen (a n ) bestimmt divergent gegen −∞ (in Zeichen: lim

n→∞ a n = −∞), wenn die Folge

(−a n ) bestimmt gegen +∞ divergiert.

(123)

Beispiele f¨ ur bestimmte Divergenz

Beispiel 2.20

Wir betrachten die Folgen (a n ), (b n ), (c n ) und (d n ) mit

a n = 2 n

b n = −n 2

c n = (−1) n · n 2

d n = n + (−1) n

(a n ), (b n ), (d n ) sind bestimmt divergent, (c n ) nicht.

(124)

Rechenregeln f¨ ur bestimmte Divergenz

Wir k¨ onnen Satz 2.15 auch f¨ ur bestimmt divergente Folgen verwenden, wenn wir dabei die folgenden Regeln ber¨ ucksichtigen:

c ± ∞ = ±∞ f¨ ur c ∈ R

±c · ∞ = ±∞ f¨ ur c > 0

±c · (−∞) = ∓∞ f¨ ur c > 0 c

±∞ = 0 f¨ ur c ∈ R

∞ + ∞ = ∞

−∞ − ∞ = −∞

∞ · ∞ = ∞

−∞ · ∞ = −∞

(125)

Unbestimmte Verkn¨ upfungen bei bestimmter Divergenz

Folgende Verkn¨ upfungen mit ∞ k¨ onnen wir nicht ohne weitere Untersuchung vereinfachen:

0 · ∞, ∞ − ∞, 0 0 , ∞

∞ .

Wenn wir auf einen dieser Ausdr¨ ucke stoßen, m¨ ussen wir die Folge so lange umformen, bis wir

entscheiden k¨ onnen, ob sie konvergent oder divergent ist.

(126)

Konvergenzkriterien

Um die Konvergenz einer Folge mittels Ihrer Definition oder den Rechenregeln zu zeigen, ben¨ otigen wir den Grenzwert der Folge.

H¨ aufig kennen wir den Grenzwert aber nicht.

Wir betrachten nun Kriterien, mit denen wir die Konvergenz einer Folge zeigen k¨ onnen,

ohne deren Grenzwert zu kennen.

(127)

Beispiel 2.21 Es sei

a n :=

1 + 1

n n

Wir wollen die Folge (a n ) auf Konvergenz untersuchen. Es sieht so aus, als sei diese Folge konvergent.

n 1 2 3 5 10 20 50 100 1000

a n 2 2.250 2.370 2.488 2.594 2.653 2.692 2.704 2.717

Aber wie k¨ onnen wir Konvergenz zeigen, wenn wir den Grenzwert nicht kennen?

(128)

≤ bei Folgengliedern setzt sich auf Grenzwerte fort

Satz 2.22

Es seien (a n ) und (b n ) reelle, konvergente Zahlenfolgen mit a n ≤ b n f¨ ur alle n ∈ N . Dann gilt:

n→∞ lim a n ≤ lim

n→∞ b n

(129)

Beweis.

Wir definieren:

a := lim

n→∞ a n , b := lim

n→∞ b n Ann.: a > b.

Dann w¨ ahlen wir = a−b 2 > 0. N.V. existieren n 1 , n 2 ∈ N mit

∀n ≥ n 1 : |a n − a| <

∀n ≥ n 2 : |b n − b| <

F¨ ur alle n ≥ n 0 := max{n 1 , n 2 } gilt dann a n > a − = a − a − b

2 = a + b

2 = b + a − b

2 = b + > b n .

Widerspruch!

(130)

Schachtelungsprinzip

Satz 2.23

Es seien (a n ), (b n ), (c n ) reelle Zahlenfolgen mit a n ≤ b n ≤ c n f¨ ur alle n ∈ N . Weiterhin seien (a n ) und (c n ) konvergent mit lim

n→∞ a n = lim

n→∞ c n = a.

Dann ist auch die Folge (b n ) konvergent und es gilt

n→∞ lim b n = a.

(131)

Beweis.

Es sei > 0 beliebig. N.V. existieren n 1 , n 2 ∈ N mit

∀n ≥ n 1 : |a n − a| <

∀n ≥ n 2 : |c n − a| <

Es sei n 0 := max{n 1 , n 2 }. Wegen

a − < a n ≤ b n ≤ c n < a +

folgt dann auch |b n − a| < f¨ ur alle n ≥ n 0 .

(132)

Anwendung des Schachtelungsprinzips

Beispiel 2.24

F¨ ur die Folge (a n ) mit a n := (5 + (−1) n ) 1 n gilt 4 n

|{z} →0

≤ a n ≤ 6 n

|{z} →0

.

Nach dem Schachtelungsprinzip folgt

n→∞ lim (5 + (−1) n ) 1 n = 0.

3 n + (−3) n

(133)

Monotonie

Definition 2.25

Eine reelle Zahlenfolge (a n ) heißt

monoton wachsend, wenn a n ≤ a n+1 f¨ ur alle n ∈ N gilt, monoton fallend, wenn a n ≥ a n+1 f¨ ur alle n ∈ N gilt,

streng monoton wachsend, wenn a n < a n+1 f¨ ur alle n ∈ N gilt,

streng monoton fallend, wenn a n > a n+1 f¨ ur alle n ∈ N gilt,

monoton, wenn sie monoton wachsend oder monoton fallend ist.

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