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Archiv "EU-Tabakrichtlinie: Zielgruppe sind junge Menschen" (25.10.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 43

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25. Oktober 2013 A 2007 EU-TABAKRICHTLINIE

Zielgruppe sind junge Menschen

Die EU hofft, durch eine Revision der seit 2001 geltenden EU-Tabakrichtlinie den Gesundheitsschutz in den europäischen Mitgliedstaaten verbessern zu können.

Die Vorschläge rufen unterschiedliche Reaktionen hervor.

Z

wölf Jahre, nachdem die der- zeit gültige Tabakrichtlinie in Kraft getreten ist, stellt der Nikotin- konsum mit rund 700 000 Toten pro Jahr immer noch die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle in der Europäischen Union (EU) dar. Die Neufassung der Vorschriften soll nun dafür sorgen, vor allem Kinder und Jugendliche vom Rauchen ab- zuhalten. Anfang Oktober verab- schiedete das Europäische Parla- ment (EP) auf der Grundlage eines Vorschlags der EU-Kommission ei- nen entsprechenden Gesetzentwurf.

Das EP setzt dabei vor allem auf abschreckende Schockbilder wie Teerlungen, abgestorbene Füße oder verfaulte Zähne und warnende Text- botschaften, die künftig insgesamt 65 Prozent der Verpackungsfläche ausmachen sollen. Die EU-Kom- mission hatte 75 Prozent vorge- schlagen. Derzeit nehmen die Warn- hinweise zwischen 50 und 60 Pro- zent der Verpackungsfläche ein.

Zusatz- und Geschmackstoffe, wie Menthol oder Fruchtaromen, die den Konsum attraktiver machen, sollen außerdem ebenso verboten werden wie Zigarettenpackungen mit weniger als 20 Glimmstän-

geln, so genannten Slim-Zigaret- ten. Künftig sollen nur noch Zu- satzstoffe beigemischt werden dür- fen, die als wissenschaftlich unbe- denklich gelten.

Elektrische Zigaretten wiederum sollen nicht mehr als 30 mg/ml Ni- kotin enthalten. Eine grundsätzliche Einführung der Apothekenpflicht für diese Produkte hat das EP jedoch, anders als von der Kommission vor- geschlagen, abgelehnt. Die Arznei- mittelvorschriften sollen für E-Ziga- retten nur gelten, wenn sie als Mittel zur Heilung oder Verhütung von Krankheiten angeboten werden.

Kritik an den Vorschriften Das Echo auf den Gesetzentwurf ist geteilt. Während Bundesärztekam- merpräsident Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery die Entschei- dung des EP als „wichtigen Schritt zu einem rauchfreien Europa“ be- grüßt, bemängeln die Deutsche Herzstiftung (DHS) und die Deut- sche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) die Fokussierung der Vor- schriften auf junge Verbraucher.

„Es wird impliziert, dass das Leben und die Gesundheit älterer Verbrau- cher weniger schützenswert ist, als

das jüngerer Verbraucher“, heißt es in einer Stellungnahme. Anlass für die Kritik ist, dass Zigarren, Zigaril- los und Pfeifen nicht unter die neu- en Regelungen fallen sollen. Grund hierfür ist zum einen der geringe Markt anteil dieser Produkte von un- ter zehn Prozent. Die EU-Kommis- sion weist ferner darauf hin, dass rund 70 Prozent aller Nikotinabhän- gigen schon mit unter 18 Jahren mit dem Rauchen anfangen.

„Es ist erwiesen, dass der Rauch- verzicht eines Rauchers im 50. Le- bensjahr die Lebenserwartung um sechs Jahre verlängert und auch im 60. Lebensjahr noch um drei Jah- re“, halten die DHS und DGK dem entgegen. Die Ausnahmeregelung für Zigarren, Zigarillos und Pfeifen verstoße daher gegen das Diskri - minierungsverbot in Artikel 3 des Grundgesetzes.

Auf breite Zustimmung stoßen hingegen die Vorschläge zur Ver- größerung der Warnbilder und -hin- weise. So weist beispielsweise die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) darauf hin, dass Warnhinweise um- so besser wahrgenommen werden, je größer sie sind. Kombinierte In- formationen aus Bild und Text sei- en zudem effektiver als reine Text- botschaften. Schockbilder würden kanadischen und britischen Studien zufolge ferner vor allem Jugendli- che davon abhalten, mit dem Rau- chen anzufangen beziehungsweise sie zum Rauchstopp motivieren, macht die DKG deutlich.

Ob und inwieweit die Neurege- lungen in Kraft treten, hängt nun da- von ab, welche Änderungsvorschlä- ge die EU-Mitgliedstaaten in den kommenden Monaten noch ins Ge- setzgebungsverfahren einbringen.

Danach haben die Regierungen dann zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.

Petra Spielberg Abschreckende

Schockbilder und warnende Texte auf Packungen sollen vom Rauchen abhalten.

Foto: dpa

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A 2008 Deutsches Ärzteblatt

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25. Oktober 2013

F

rüher war alles besser? Prof.

Dr. med. Friedrich W.

Schwartz, ehemaliger Direktor des Zentralinstituts für die kassenärztli- che Versorgung in der Bundesrepu- blik Deutschland (ZI), kann das nicht bestätigen. Empirische For- schung und wissenschaftliche Stu- dien bildeten heutzutage eine wich- tige Grundlage für Verhandlungen zwischen Ärzteschaft und den Krankenkassen. So war es aber nicht immer, erinnerte Schwartz bei einer Fachtagung zum 40-jährigen Jubiläum des ZI Mitte Oktober in Berlin: „Vor den 70er Jahren spiel- ten sie keine Rolle. Dafür bestimm- ten persönliche Beziehungen oft- mals den Erfolg oder Misserfolg der Verhandlungen.“

Das ZI wurde von den Kassen- ärztlichen Vereinigungen (KVen) und der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) 1973 ins Leben gerufen. Es sollte, erinnerte Schwartz, vor allem „Gegengrün- dung zu dem seitens der AOK ge- planten wissenschaftlichen Institut WIdO“ sein. Beide Institute müssen sich seitdem vorwerfen lassen, par- teiisch zu sein. Beide haben aber mit ihren Studien dazu beigetragen, die Versorgungswirklichkeit zu be- leuchten. So hat das ZI wichtige Impulse gesetzt, um regionale Un- terschiede in der Versorgung zu er- kennen und darauf zu reagieren.

Zukünftig dürfte die Bedeutung dieses Analyseansatzes weiter wachsen. Von der Versorgungsfor- schung erhoffen sich viele Akteure neue Erkenntnisse, um innovative Lösungsstrategien zu erarbeiten.

Auch der KBV-Vorstandsvorsitzen- de, Dr. med. Andreas Köhler, sagte bei der Tagung: „Aus den regiona- len Unterschieden der Versorgungs- strukturen und -prozesse sowie aus ihrer Entwicklung im Zeitablauf

lassen sich Erklärungsmodelle und Handlungsbedarfe für die KVen und ihre Vertragspartner ableiten.“

„Die räumliche Versorgungsfor- schung, wie sie das ZI betreibt, kann ein Kompass für die Gestal- tung der Versorgung sein“, ergänzte ZI-Mitarbeiter Thomas Czihal. Er hält es allerdings für falsch, die Ver- sorgung überall an den Durch- schnitt angleichen zu wollen. Viel- mehr solle man bei der Sicherstel- lung jeweils eine lokale Benchmark anstreben. Damit gab Czihal zu er- kennen, dass er wie viele andere Fachleute nicht mehr davon aus- geht, dass die grundgesetzlich ga- rantierte Einheitlichkeit der Le- bensverhältnisse noch maßgebend für die Sicherstellung der medizini- schen Versorgung sein kann.

Denn Altersstrukturen, Arbeits- markt und Einkommen unterschei- den sich regional längst. „Eine Gleichheit der Lebensverhältnisse ist illusorisch. Man sollte vielmehr die Gleichwertigkeit der Lebens-

verhältnisse im Blick haben, und zwar dort, wo sie sich überhaupt noch herstellen lässt“, befand Prof.

Dr. Elke Pahl-Weber vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin.

Betroffen von schlechteren Ver- sorgungsstrukturen ist vor allem der Osten. Aber auch im Westen, gera- de im bevölkerungsreichen Nord- rhein-Westfalen, gebe es Gebiete, wo immer mehr alte, arbeitslose und arme Menschen lebten, stellte Pahl-Weber klar. Dort, wo Abwan- derung und Überalterung eine Regi- on prägen, wird es aber besonders teuer, Infrastrukturleistungen auf- rechtzuerhalten. Das gilt auch für die medizinische Versorgung.

Es kommt erschwerend hinzu, dass sich immer weniger Ärzte auf dem Land niederlassen. „Wir kön- nen nicht erwarten, dass Ärzte ausgerechnet dorthin gehen, wo kein anderer hin will“, sagte Pahl- Weber. Die Konsequenz: Über kurz oder lang ist eine bundesweit gleiche flächendeckende medizi- nische Versorgung nicht mehr möglich. Statt diesem Ideal nach- zuhängen, sollte man sich nach Ansicht der Wissenschaftlerin auf die Städte und Regionen konzen- trieren, die die Menschen besie- deln wollen. Sie seien wie Anker, die stabilisiert, weiterentwickelt und nachhaltig ausgestaltet wer- den sollten.

Pahl-Weber lehnt deshalb auch ei- ne rein quantitative Betrachtung von Versorgungsstrukturen, beispiels- weise feste Relationen für das Ver- hältnis von Arzt- und Einwohnerzah- len, ab. Sie plädiert stattdessen dafür, die Qualität der medizinischen Ver- sorgung in den Mittelpunkt zu rü- cken – selbst wenn dies bedeute, Siedlungen aufzugeben.

Eugenie Ankowitsch

Versorgungsatlas.de: Für den Überblick über die ambu- lante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung.

Neben Strukturdaten werden Forschungsergebnisse und Analysen zu regionalen Besonderheiten präsentiert.

ZI-Praxis-Panel (ZiPP): Seit 2010 veröffentlicht das ZI jährlich Daten zur betriebswirtschaftlichen Entwicklung von Praxen. Sie erlauben, aufbereitet für die einzelnen Fachgruppen, eine detaillierte Einsicht in die Umsatz- entwicklung, die Betriebskosten, das Investitionsver- halten und die Patientenstruktur.

RX-Trendbericht: monatlich aktualisierte Übersicht zur Entwicklung des Verordnungsgeschehens in Deutsch- land.

Studien: Unter anderem Auswertung von Früherken- nungsangeboten, zum Beispiel der Darmkrebs- und Hautkrebsfrüherkennung sowie dem Mammographie- Screening, und allgemeine Untersuchungen zur Ak- zeptanz von Früherkennungsuntersuchungen.

EXPERTISE AUS DEM ZI

40 JAHRE ZI-ANALYSEN

Versorgung im Fokus

Seit 40 Jahren analysiert das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung die ambulante Versorgung aus verschiedenen Blickwinkeln. In Zukunft soll die räumliche Versorgungsforschung helfen, Herausforderungen gezielter zu begegnen.

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