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Archiv "Arzneimittelkommission: „Ich sehe uns als ein Gegengift zur zunehmenden Desinformation“" (15.12.2006)

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A3376 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 50⏐⏐15. Dezember 2006

P O L I T I K

U

m den Einfluss der Selbstver- waltung von Ärzten und Kran- kenkassen ist es schlecht bestellt, wenn die Gesundheitsreform unver- ändert in Kraft tritt. Gremien – wie der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) – werden „professionalisiert“

und mit hauptamtlichen Mitgliedern besetzt. Statt aus der Praxis für die Praxis zu entscheiden, regeln künftig behördenähnliche Institutionen die Belange von Ärzten und Patienten.

Hier ein Gegengewicht zu erhalten, hat sich die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) bei ihrer diesjährigen Mitgliederver- sammlung am 8. Dezember in Berlin auf die Fahnen geschrieben.

„Sie sind als Ehrenamtler unab- hängig und besitzen dadurch ein ho- hes Maß an Glaubwürdigkeit“, lobte der Hauptgeschäftsführer der Bun- desärztekammer, Prof. Dr. med.

Christoph Fuchs. Mit den Therapie- empfehlungen, der Zeitschrift „Arz- neiverordnungen in der Praxis“, dem Handbuch „Arzneiverordnun- gen“, mit „Wirkstoff aktuell“, einem Flyer, der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung herausgegeben wird, und einer regelmäßigen Ru- brik „UAW – aus Fehlern lernen“ im Deutschen Ärzteblatt versucht die AkdÄ ihrem selbstgesteckten Ziel gerecht zu werden, die Ärztinnen und Ärzte unabhängig von Phar- mainteressen über eine rationale Arzneimitteltherapie zu informieren und über Risiken aufzuklären.

Die 22. Auflage der Arzneiver- ordnungen soll im Frühjahr 2008 er- scheinen. Mit gut 3 300 Abonnenten erreichen die „Arzneiverordnungen in der Praxis“ jedoch bislang nur ei- nen Bruchteil der Ärzte. „Wir haben zwar im gesundheitspolitischen Be-

reich an Terrain gewonnen. Wir ha- ben es aber nicht geschafft, unsere Produkte – die gut sind – an die Ba- sis zu bringen“, folgerte Prof. Dr.

med. Bruno Müller-Oerlinghausen.

Dabei trage die Kommission den Bedürfnissen der Ärzte in der Praxis durchaus Rechnung, wie der schei- dende AkdÄ-Vorsitzende betonte.

Den Vorwurf, Entscheidungen im akademischen Elfenbeinturm zu treffen, ließ er nicht gelten, räumte jedoch ein, dass die Gratwanderung zwischen wissenschaftlichem An- spruch und Praxistauglichkeit zu- weilen schwierig sei.

Die fachliche Kompetenz und insbesondere ihre Bindung an die Ärzteschaft machen die AkdÄ auch zu einem attraktiven Partner für das Bundesgesundheitsministerium. Im Nachgang zum ersten Kongress über Patientensicherheit im April 2005, bei dem das Ministerium als Mitver- anstalter fungierte, hat man sich auf die Erarbeitung einer „Roadmap“ zur Verbesserung der Patientensicher- heit bei der Arzneitherapie verstän- digt. Die Arzneimittelkommission und das Aktionsbündnis Patientensi- cherheit sollen hierzu einen ersten

Vorschlag erarbeiten. Auf einem wichtigen Feld hat die AkdÄ jedoch – vorübergehend, wie Müller-Oer- linghausen hofft – an Einfluss verlo- ren. Seit Anfang des Jahres erstellt sie keine Gutachten mehr für den G-BA, die diesem beispielsweise als Grundlage für die Festbeträge die- nen. „Dies ist im Hinblick auf die Po- sitionierung der AkdÄ neben dem In- stitut für Qualität und Wirtschaftlich- keit im Gesundheitswesen eine sehr unbefriedigende Situation“, so Mül- ler-Oerlinghausen. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit steht deshalb ganz oben auf der Agenda auch des neuen Vorsitzenden der AkdÄ, Prof.

Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig. Der Onkologe löste am 8. Dezember Müller-Oerlinghausen ab, der nach zwölf Jahren im Amt nicht erneut kandidierte.

Angesichts der gesundheitspoliti- schen Entwicklung müsse die Kom- mission aber auch neue Schwer- punkte setzen, sagte Ludwig. Die Rationierung medizinischer Leistun- gen erscheint ihm unausweichlich.

„Rationierungsentscheidungen müs- sen auf der Grundlage evidenzbasier- ter Erkenntnisse getroffen werden, damit die Patienten nicht leiden“, so Ludwig. Hier könne die AkdÄ ihre fachliche Kompetenz einbringen.

„Der tägliche Umgang mit den Pati- enten zeigt, dass wir zu viele Fehler machen, dass wir weniger, dafür aber bessere Medikamente verordnen sollten“, betonte der Onkologe. Um eine rationale Pharmakotherapie zu gewährleisten, müsse man den Ein- fluss der Industrie auf die Ärzte zurückdrängen. Ludwig: „Ich sehe uns als ein Gegengift zur zunehmen- den Desinformation.“ I Heike Korzilius

ARZNEIMITTELKOMMISSION

„Ich sehe uns als ein Gegengift

zur zunehmenden Desinformation“

Das Geld ist knapp, das Marketing der Pharmaindustrie aggressiv. Ärzte unabhängig über eine rationale Arzneimitteltherapie zu beraten kann nach Ansicht der AkdÄ verhindern, dass Rationierungsentscheidungen zulasten der Patienten gehen.

Der neu gewählte AkdÄ-Vorstand:

Prof. Dr. med. Wil- helm-Bernhard Niebling, Prof. Dr.

med. Roland Gogler, Prof. Dr. med. Ursu- la Gundert-Remy, Prof. Dr. med. Wolf- Dieter Ludwig und Prof. Dr. med. Kai Daniel Grandt (v.l.)

Foto:AkdÄ

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