• Keine Ergebnisse gefunden

Z Gelungener Umbau

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Z Gelungener Umbau"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

© 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 1617-9439/12/1212-3 Physik Journal 11 (2012) Nr. 12 3 M E I N U N G

Meinung von Prof. Dr. Matthias Bartelmann, theoretischer Astro- physiker an der Universität Hei- delberg und DPG-Vorstandsmit- glied für das Ressort Zeitschriften.

Z

ugegeben, die Bologna- Reform war kein Anliegen der Universitäten; sie war politisch gewollt. Wenn die physikalischen Fakultäten und Fachbereiche in Deutschland die Wahl gehabt hätten, wären sie wohl mehrheit- lich bis vollständig bei den ange- stammten Diplomstudiengängen geblieben, die über Jahrzehnte gut eingespielt waren und sich durch ihre Absolventen hohes Ansehen erworben hatten. Inzwischen sind alle Physik-Studiengänge an deut- schen Universitäten auf das Bache- lor-Master-System umgestellt. An den meisten Orten bestehen diese neuen Studiengänge seit einigen Jahren und wurden aufgrund an- fänglicher Erfahrungen angepasst und justiert. Herausgekommen sind Studiengänge, die ein mindes- tens ebenso vielseitiges, inhalts- reiches, interessantes und gestalt- bares Physikstudium bieten, wie es die Diplomstudiengänge konnten.

Dennoch werden Kritiker nicht müde, die Bologna-Reform und ihre Auswirkungen auf das Studi- um negativ darzustellen. Ärgerlich daran ist, dass damit Studierende, Studienanfänger und Schüler erheblich verunsichert werden, denen die physikalischen Fakul- täten und Fachbereiche nun einmal nichts anderes mehr bieten können als Bachelor- und Master-Studi- engänge. Das hochgelobte Diplom gibt es nicht mehr. Statt ihm nach- zutrauern, müssen wir die neuen Studiengänge so attraktiv wie möglich gestalten, und das tun wir auch: Bei weitem die Mehrzahl der in Deutschland neu eingerichteten Studiengänge ist gegenüber den Diplomstudiengängen inhaltlich, methodisch und strukturell verbes- sert und modernisiert worden. Die Kritik daran hält zum allergrößten Teil keiner Überprüfung stand.

Das ist das nächste Ärgernis an der üblichen, negativen Darstellung

unserer neuen Studiengänge: Viele Aussagen werden getroffen, ohne dass ihre Urheber sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft hätten.

Hier eine kleine Auswahl:

n „Das Bachelor-Master-Studium ist viel verschulter, als es das Di- plomstudium war“. Wenn „ver- schult“ bedeuten soll, dass der ge- samte Ablauf des Studienplans quer durch alle Semester vorgegeben sei, während das Diplom viel mehr Freiheit gelassen habe, ist diese Be- hauptung schlichtweg falsch. Nicht nur werden, wo immer möglich, Nebenfächer aus vielen Studien- richtungen angeboten, sondern dort erbrachte Leistungen werden auch dann in erheblichem Umfang für das Physikstudium anerkannt, wenn sie gänzlich fachfremd sind.

n „Die Anzahl der Prüfungen hat wesentlich zugenommen“. Diese Aussage ist in dieser Allgemeinheit ebenso falsch wie die vorige. Klau- suren am Ende jedes Semes ters waren auch in den meisten Ver- anstaltungen der Diplomstudien- gänge üblich. Die Bologna-Reform

schreibt vor, dass die Studienergeb- nisse semesterbegleitend erbracht werden, sodass die jeweiligen Er- gebnisse in die Endnote eingehen.

Viel mehr Noten zählen für das Endergebnis; Fehlleistungen fallen weniger ins Gewicht. Wer sich fragt, ob das nun gut oder schlecht sei, frage die Bachelor-Master- Studenten, was sie davon hielten, wenn ihr Studienerfolg nicht ak- kumuliert werden könnte, sondern wesentlich von vier einstündigen, mündlichen Prüfungen abhinge.

Üblicherweise reagieren die Ge- fragten entsetzt. So war es aber im Diplom!

n „Der Druck ist wesentlich gestiegen“. Die Stoffmenge hat nicht zugenommen, die Anzahl der Prüfungen ebenso wenig, die gewichtigen und deswegen oft als belastend empfundenen Abschluss- prüfungen sind verschwunden.

Höherer Druck kommt nicht von- seiten der Dozenten, der Fakultäten und der Fachbereiche. Wir erleben dennoch an vielen Orten, dass die Konkurrenz unter unseren Studie- renden zunimmt, dass sie sich tat- sächlich unter erheblichem Druck fühlen. Das ist aber weit mehr ein gesellschaftliches Phänomen, das in das Studium hineinwirkt, als dass es von den neuen Studiengängen befördert würde.

Ärgerlich ist zuletzt, dass die wenigsten Kritiker über die Fach- kenntnis verfügen, die alten mit den neuen Studiengängen verglei- chen zu können. Wer hat sich denn die Mühe gemacht, die neuen mit den alten Studienordnungen detail- liert zu vergleichen? Wenn ich mei- ne Studienbedingungen, natürlich im Diplomstudiengang, mit denen vergleiche, die wir heute in den Bachelor-Master-Studiengängen bieten, kann ich nur sagen: Die heutigen sind erheblich besser. Den physikinteressierten Schülerinnen und Schülern möchte ich zurufen:

Studiert Physik! Wir heißen Euch als Studienanfänger in den neuen Studiengängen willkommen, denn wir haben uns quer durch Deutsch- land die größte Mühe gegeben, gu- te, neue Studiengänge einzurichten.

Gelungener Umbau

Die Bologna-Reform hat die Physikstudiengänge modernisiert und verbessert, nicht verschult.

Matthias Bartelmann

Den physikinteressierten Schülern möchte ich zu­

rufen: Studiert Physik!

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

1.2 ANORDNUNG DER REELLEN ZAHLEN, BETRÄGE, UNGLEICHUNGEN.. 86 6.1.5 BESCHRÄNKTHEIT, MAX-MIN-PRINZIP,

„Es besteht eine große Unsicherheit bei den Krankenhäusern und auch bei niedergelassenen Ärzten, wie die neuen Regelungen des Strafgesetzbuches sich

„Es besteht eine große Unsicherheit bei den Krankenhäusern und auch bei niedergelassenen Ärzten, wie die neuen Regelungen des Strafgesetzbuches sich auf

noch: 1.1 Studierende an den Hochschulen des Landes Bremen in den Wintersemestern 1970/1971 bis 2007/2008 nach Hochschulen (Ohne Beurlaubte, Gast- und Nebenhörer sowie

14.4 I ntegration gebrochen rationaler F unktionen (Partialbruch­

Die brutalen Änderungen am Asylgesetz der letzten Jahre und die Verwaltungspraxis des BAMF haben das Grundrecht auf Asyl mitlerweile weitgehend unbrauchbar gemacht: Sei es durch

Angekauft wurden Kalbinnen für den Export nach Algerien durch die Firmen Klinger und Schalk, für den Export in die Schweiz durch die Firma Scherrer und für den Export nach Irland

Bei der vorliegenden Dissertation handelt es sich um eine qualitativ-re- konstruktive Studie zur Forschung universitärer inklusionsorientierter Lehrer*innenbildung, in der