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Die Nationalität der Familie Masing : eine Entgegnung

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(1)

Joh Masing

Die Nationalität der Familie Masing : eine Entgegnung

Dorpat : Mattiesen

1910

(2)

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(3)

Die Nationalität

der

Familie Masing

Eine Entgegnung

M a g . J. M a s i n g .

D o r p a t .

D r u c k v o n C. M a t t i e s e n . 1910

.

(4)

V or einigen Jah ren erschien u nter dem T itel „M asingite sugu- w ö sa“ eine in estnischer S p rache g eh a lte n e Schrift, die von d er G en ealo g ie und N ationalität d er Fam ilie M asing han d elt und deren A u to r H e rr M. Lipp, P asto r zu N üggen, ist.

D as A nhäufen g en ealogischen M aterials in d ieser Schrift, die Z usam m enstellung d er T abellen und die A ufzeichnung bio g rap h i­

scher D aten — was alles b eso n d ers d er Familie M asing von Interesse ist — verpflichtet diese Familie H errn Lipp g e g e n ü b e r zu D ank.

W as jedoch den wissenschaftlichen E ntscheid des H errn Lipp ü b er die N ationalität dieser Fam ilie anbetrifft, so ist die Familie gezw ungen, diesen zu b ean stan d en .

D ie Fam ilie M asing ist schw edischer H erk u n ft und nicht estnischer, wie H e rr Lipp festg estellt haben will. D er S tam m vater d ieser Familie in Livland w ar ein schw edischer S oldat, d er vor fast 300 Jah ren mit schw edischen T ru p p en nach Livland kam und d ase lb st ansässig w urde. D ieser lebte auf dem G u te K ayafer als H a n d w e rk e r, w ährend die sp äteren d ase lb st noch w ohnenden m ännlichen N achkom m en, die sich den estnischen G ebräuchen an- b e q u e m t h atten , das G u t und G u tslan d infolge d er B edrückung durch B aron R osen nach 1784 verliessen. — U nsere E ntgegnung, die den ersten Schritt zur E rforschung und F eststellu n g d er B e­

w eism ittel b e d e u te t, welche die schwedische A b stam m u n g dieser Fam ilie beg lau b ig en , stü tzt sich in nicht geringem M asse auf die A n g a b e n d es H errn F riedrich M asing, dem b eso n d e rs das für die Fam ilie bed eu tu n g sv o lle K irchspiel M arien-M agdalenen, d er O rt K ayafer und die familiengeschichtlichen D a te n b ek a n n t sind. Sie w e n d et sich g eg e n die A rg u m e n te und B ehauptungen des H errn Lipp und d ah e r auch g eg e n solche einer G ru p p e von P ersonen aus d e r estnischen Intelligenz, die sich, b eso n d e rs seit einem Jahr-

1*

(5)

zehnt, mit E rö rte ru n g en ü b er die A bstam m u n g d e r Fam ilie M asing beschäftigt hat und welcher, deren H a u p tre p rä se n ta n t H e rr Lipp ist, die Familie nicht gleichgültig sein m ochte. H a t doch die M ehrzahl von 9 P asto ren aus d er Fam ilie M asing in estnischen Kirchspielen g ew irkt und mit W o rt und T a t an d er F ö rd e ru n g des g eistig en K ulturlebens des E stenvolkes teilgenom m en. So z. B. d e r P ro p st O tto M asing (1763— 1832), d er als e rste r b e ­ d e u te n d ste r P ionier auf diesem K u ltu rg eb ie te anzusehen ist, o d er die beid en N euhausenschen P re d ig e r K. G. G . und G . A . M asing, die den W erro-estnischen D ialekt sprachw issenschaftlich b eh a n d elten .

Mit unserer E n tg eg n u n g b itten wir endlich die F am ilienglieder, ebenso alle Interessenten, auch fernerhin an un serer A rb e it teil­

zunehm en, zumal noch um fangreiche A rchivforschungen b e v o r­

stehen, d eren E rled ig u n g die B eantw ortung d e r in dieser Schrift nicht b eh a n d elten F rag en e rg eb en w ird.

Mag. J. Masing.

S onkow o im G ouv. T w er.

S ep tem b er 1910.

(6)

In d er S chrift des H errn Lipp finden sich eingangs folgende A n g a b e n ü b er die Fam ilie M a sin g :

„D ie V orfahren d er Familie M asing sind schon zur Zeit G u stav A dolfs aus S chw eden hierher eingew andert. Sie sind v or­

nehm er H erkunft, selbst mit dem K önige sind sie v erw an d t.“

„W are n die V orfahren dieses G eschlechts auch nur einfache L eute, so w aren sie doch im mer S c h w e d e n ; sie zählten zum g e r­

manischen S tam m e und hatten mit den E sten nichts g em ein “ .

„V or m ehr als 100 Jah ren verliessen 40 jun g e freie M änner S chw eden. Sie zogen h ierher ins L and und w urden auf dem G u te eines B arons R osen ansässig. Zu E hren d es A nführers, nam ens M asing, legten sich die übrigen denselb en N am en bei.

N achdem sie eine g eraum e Zeit auf dem G u te des B arons g e le b t h atten , m achte dieser den V ersuch, sie in die Leibeigenschaft zu führen. D em w idersetzten sich die freien M änner. Sie b eso rg ten sich B eglaubigungen aus S chw eden und bew iesen, dass sie Freie w aren. D en P rozess g eg e n B aron R osen gew annen sie“ .

„D ie Fam ilie M asing stam m t aus Ellister, Kirchspiel Ecks.

D ie G lied er dieser Fam ilie, zirka 70 S eelen, sind d o rt freie L eute gew esen. N achdem d er G u tsb esitzer sich ihrer P ap iere bem äch­

tig t h atte, w aren sie in die L eibeigenschaft g e ra te n “ ]).

„D er N am e Torna, den unser V o rv ater führte, w urde im Laufe d e r Zeit in T om asson, T om assen um gew andelt. D araus en tstan d M assen und aus dieser Form d e r N am e M asing. Ähnlich ist z. B. d er N am e K lasing aus K lassen-N iklassen e n tsta n d e n “ .

1) Forschungen des G ym nasiallehrers Jacob v. N ocks, m itgeteilt vom H errn Stadtarchivar O . v. T örne-R eval.

(7)

„Ü b erd ies w ar M asings V a te r nicht unserem (dem estnischen) V olke entw achsen, so n d ern g e h ö rte einem in schw edischer Zeit aus deutschen L anden zu uns hergekom m enen und seitdem w eit­

v erb reiteten G e sch lech te a n “ ').

„D ie Fam ilie, w elcher d e r P ro p st O tto M asing an g e h ö rte, hiess früher H ild e b ra n d .“ D ie T o c h te r des P ro p stes teilt folgendes m it: „Mein G ro ssv a te r w ar schw edischer Offizier. Infolge eines unglücklichen D uells, in w elchem er seinen G e g n e r tö te te , m usste er flüchten und mit ihm sein S ek u n d an t La T ro b e. B eide lan-

D

d e te n in F ischerkleidung auf den A landsinseln. A b e r auch hier w ar des B leibens nicht lange, d a ein h oher P reis auf ihren K opf g ese tz t w ar. Sie flüchteten w eiter. F ischer b ra ch ten sie an das estländische G e sta d e. H ild eb ra n d g ab sich hier dem P a sto r einer S tran d k irch e zu erkennen.

Mein G ro ssv a te r h atte Sinn für Musik und liebte den G e ­ sang. So konnte er, d a d e r K ü ster d er S tran d g em e in d e v er­

sto rb en war, die F unktionen eines K üsters übernehm en. D en neuen Beruf ü b te er u n ter dem N am en seines V o rg ä n g ers M asing aus. La T ro b e zog nach D o rp a t und erhielt d o rt eine A nstellung als L ehrer. — Mein G ro ssv a te r h eira tete die T o ch te r eines est- ländischen E d elm an n s; aus dieser Ehe entsp ro ss mein V ater, O tto W ilhelm .

H ild eb ra n d h atte in S chw eden ein g ro sses B esitztum zurück­

gelassen. A uf dieses h ätten mein V a te r o d er m eine B rü d er ein A n re c h t g e h a b t. M eine B rüder starb e n . N ach dem T o d e des letzten v erb ran n te mein V a te r die D okum ente, die seine A n g e ­ hörig k eit zur Fam ilie H ild eb ra n d b eg lau b ig ten . D a d u rch verlor er d as B esitztum in S chw eden. D en A nlass zur V ern ich tu n g d er D okum ente g ab die N a m ensänderung. D iese konnte als F älschung an g eseh en und b e a n sta n d e t w erden, weil H ild e b ra n d die D o k u ­ m ente d es K üsters zur L egitim ation seiner Fam ilie b en u tzt h atte.

— A uf obige W eise hat sich die Ä n d e ru n g u nseres früheren F a ­ m iliennam ens vollzogen. Mit La T ro b e s lebten wir auch sp äter in g u te r F reundschaft, sow ohl mein V a te r, als auch ich. H erm ann und Em anuel La T ro b e z. B. w aren m eine S p ie lk am era d en .“

„N ach d e r P hysiognom ie auch a n d e re r M itglieder d ieser w e itv erb reiteten Fam ilie zu urteilen, scheint mir ihre A n g a b e nicht

1) P rop st A . W illigerod e, „Kirchliche M itteilungen und Nachrichten“, Bd. XVI p ag. 231. 1860.

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unw ahrscheinlich, dass sie teils estnisches, teils skandinavisches B lut in den A d e rn fü h ren “ 1).

„Zur Zeit, als d er n ordische K rieg d as L and verw üstet hatte, kam in d as P a sto ra t M arien-M agdalenen ein K nabe, dessen E ltern u n ter dem grü n en R asen ruhten. Er le b te in d e r N ähe des P a sto ­ ra ts und erhielt sich teils durch A rb e it, teils durch B etteln. A us seinem verw ü steten W o h n o rt, wo auch je tz t noch die besten E rd ­ b ee ren zu finden w aren, b ra ch te er dem P a sto r E rd b e ere n . A uch führte er leichtere A rb e ite n aus. Seines hübschen und frischen A u sseh en s w egen nannte man ihn Masik, d. h. E rd b e ere . D er g eleh rig e K nabe w urde vom P asto r vollends in D ienste genom m en, erhielt einigen U n terrich t und als er h erangew achsen w ar, fand er A nstellu n g an d er K irche als K üster.

D e r K ü ster w ar früher L eibeigener d es G u tes K ayafer g e ­ w esen. U b e r seine F reilassung besass er ein Zeugnis, einen F rei­

brief. D ieser F reibrief w ar ihm ab h an d en gekom m en. U nd als das G u t b ea b sich tig te, ihn von neuem als L eibeigenen einzuver­

leiben, b efand er sich in einer schlim m en L age. Er w urde jedoch g e re tte t. D ie S ch w ester des P asto rs h atte den F reibrief im P a s­

to ra t g e f u n d e n ; sie reichte ihm auch die H an d zum E hebunde.

G e g en diese Ehe h atte d e r P a sto r nichts einzuw enden, weil seine S ch w ester etw as bejahrt, d er Mann ab e r unbescholten und eh renhaft w a r“ 2).

U n ter d en von seiten d er Fam ilie M asing vorliegenden und von H e rrn Lipp fast d u rchw eg ohne B ezeichnung d er Q uelle an ­ g efü h rten A n g a b en verm issen wir zunächst die, w elche auf die in d e r Fam ilie nicht in V e rg essen h e it g e ra te n e T atsac h e hinweist, d ass d e r N am e M asik von G liedern dieser Familie gefü h rt w orden ist. Indem H e rr Lipp nur die von A . Liblik erfolgte A n g a b e ü b e r d en N am en Masik bietet, e rg ib t sich d er E indruck, als hätte nur von estn isch er S eite die F orsch u n g eine diesbezügliche A uf­

klärung erhalten können. Die A n g a b e l a u t e t : „D ie N achkom m en eines mit seinem S ohne aus S chw eden geflü ch teten Offiziers, d er hier u n ter frem dem N am en in K riegdienste tra t und in einer Schlacht g e g e n die Polen fiel, fingen an, den N am en M asik zu führen. Mit

1) Dr. Bertram -Schulz, W agien p. 108.

2) M itteilung des D orfschullehrers A . Liblik in W arrol.

(9)

diesem N am en b en a n n te n die E sten einen K naben aus d e r N a ch ­ kom m enschaft d es O ffiziers, w elcher E rd b e e re n sam m elte und solche verk au fte. — D e r h erangew achsene S ohn d es O ffiziers h eira tete die T o ch te r eines estnischen B auers und leb te auf dem L ande unw eit D o rp a ts.“

Eine a n d e re M itteilung, die B erücksichtigung b ea n sp ru ch te, erhielt H e rr Lipp von H e rrn F ried rich M asing. D ieser, g eb . 1828, leb te im K irchspiel M arien-M agdalenen als W a rro lsch e r K üster, unw eit d es für die Fam ilie so w ichtigen O rts K ayafer. Er g e h ö rt einer Linie an, d eren G lied er in u n u n terb ro ch en e r F olge 116 Ja h re das K ü steram t im M arien-M agdalenenschen K irchspiel in W arrol und dem b e n a c h b a rte n T orm a a u sg e ü b t h aben und die d as K irch­

spiel, die d o rt v o rh a n d en en E rinnerungen an die Fam ilie M asing und die V e rg an g en h e it d e r Fam ilie kannten. H e rr Lipp s a g t:

„D ie E rinnerungen d es b ejah rten T orm aschen K üsters, d e r m ehr als je d e r a n d e re mit d e r G esch ich te d er Fam ilie v e rtra u t ist, sind uns, wie wir b ereits b em erk ten , von ü b erau s g rö sser B ed eu tu n g g ew esen (S. 25, 72). D ie M itteilung l a u t e t :

„D er S tam m vater d e r Fam ilie M asing in Livland w ar ein schw edischer S oldat. S olches haben nicht nur m eine E ltern und G ro sseltern a u s g e s a g t; in m einer frühesten J u g e n d habe ich es erleb t, dass die ältesten L eute im K ayaferschen G e b ie te uns als N achkom m en von S chw eden ansahen. V on m einem V a te r, g e ­ b oren 1792, sind mir g en ealo g isch e A ufzeichnungen überkom m en.

In diesen w ar N äh eres ü b er die alten G e n eratio n en verm erkt.

D iese A ufzeichnungen sind du rch den B rand d es T o rm aschen K ü sterats im Ja h re 1879 vern ich tet w orden. — A u s d er E rinne­

ru n g kann ich auf G ru n d d e r A ufzeichnung m itteilen, d ass zu B eginn des Ja h re s 1700 von P ap iere n die R ed e w ar, die d er K ayafersche M üller, ein G lied d e r Fam ilie M asing, von seinen E ltern erhalten h atte und die auf d en schw edischen S old aten zurückw iesen. D ieser, d er zur Zeit d e r K riege, die die S chw eden führten, hierher ins L and gekom m en w ar, w u rd e auf dem G u te K ayafer ansässig. S eine N achkom m en leb ten teils auf dem G u te, teils im D orfe. S p ä te re N achkom m en p assten sich den estnischen G e b räu ch e n an. D ie ersten V orfahren h aben auf dem G u te K ayafer den H a n d w erk e rb eru f au sg e ü b t. Sie sind freie L eute, nicht ab e r L eib eig en e gew esen. W ohl ist von seiten d e r B esitzer d es G u tes v ersu ch t w orden, die freie Fam ilie in die L eibeigenschaft zu zw ingen, solche V ersu ch e sind jed o ch nicht g e g lü ck t. D e r Fam ilie

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g elan g es, ihre U n ab h än g ig k eit zu w a h ren .“ — W eitere ausführ­

liche Einzelheiten aus den M itteilungen des H errn F. M asing b e ­ halten wir uns für spezielle S tellen vor.

O b e rp a sto r F. K olbe-P ernau w eist d arauf hin, dass bereits d e r V a te r des S agnitzschen K üsters ü b er D okum ente b erich tet hat, die sich im Besitze d er Fam ilie befanden und die in S chw eden au sg estellt w aren. H ier sei auch die E n tg eg n u n g erw ähnt, die O b e rp a s to r F. K olbe am 5. S ep t. 1901 in d er „R igaschen R u n d ­ sch a u “ veröffentlichte. F. K olbe b eto n te die schw edische A b ­ stam m ung d er Familie M asing, veranlasst durch einen A rtikel des

„P o stim e es“ , d er diese Fam ilie zu den E sten zu zählen, sich v er­

anlasst sah.

*

A u s dem V ergleich d er M itteilungen unterein an d er, w elche von den verschiedenen G liedern d er Fam ilie M asing vorliegen, erg ib t sich, dass diese nicht völlig übereinstim m en. Einmal heisst es, die V orfahren dieser Fam ilie seien vornehm er H erkunft, das an d e re Mal, sie seien niederen S ta n d es gew esen. D em entsprechen auch die A n g a b en , die den S tam m vater als Offizier, bezw. als S o ld aten bezeichnen. D es w eiteren heisst es, es seien aus S chw eden 40 M änner eingew andert. — D ass diese in ihrer B etonung d er schw edischen H erk u n ft d es S tam m vaters übereinstim m enden A n ­ gab e n in den Einzelheiten variieren, kann nicht verw undern, wenn man sich v erg eg en w ä rtig t, dass die T radition fast drei Jah rh u n ­ d e rte hindurch b esteh t. Dazu kom m t, dass mit d e r A u sw a n d e­

rung aus dem O rte d e r B eg eb en h eit K ayafer und d er Z erstreuung d e r Fam ilie die n ebensächlicheren, fam iliengeschichtlichen Einzel­

heiten an ihrer früheren B ed eu tu n g einbüssten und späterhin F o r­

m en annahm en, die sich dem Inhalt nach mit den ursprünglichen T atsac h en nicht deck ten , o d er ab e r in völlige V e rg essen h e it g erieten.

In dem Bericht ü b er die E inw anderung d er 40 jungen M än­

ner ist ein H inw eis auf die T atsach e enthalten, dass die Familie (zunächst d e r M arien-M agdalenensche K üster) einen ihr u rsp rü n g ­ lich frem den N am en annahm . H eisst es die M änner seien vor m ehr als 100 Jah ren ein g ew an d ert, so ist in B etrach t zu ziehen, dass in d ieser Form b ereits in alter Zeit b eric h tet w orden ist. Es kann som it die E inw anderung nicht u n ter Z u g ru n d eleg u n g d er 100 J a h re b erech n e t w erden. U n ter den 40 M ännern ist eine A nzahl von S ch w ed en zu verstehen, w elche sich in K ayafer niederliessen.

D e r P rozess g e g e n B aron R osen en tsp rich t d er W irklichkeit.

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D ie A n g a b e , die den V orfahren d es P ro p stes O tto M asing väterlich erseits den N am en H ild ed ra n d zuspricht, b e ru h t auf einem offenbaren Irrtum.

D ieser w ar m öglich. D en B ericht e rsta tte te die T o c h te r des P ro p ste s ungefähr 70 Ja h re nach dessen T o d e und den V a te r kannte sie als kaum zehnjähriges K ind. D er P ro p st, d er 1832 am 3. März starb , h atte sich mit d er T o ch te r d es M arquis P iccaluga E nde 1819 in zw eiter Ehe v erh eiratet. T atsac h e w ird sein, dass er g e g e n E nde seines L ebenslaufs die D aten nicht allzu oft e r­

w ähnt haben w ird, die die V e rg an g en h e it d er Fam ilie b etrafen.

D ie fam iliengeschichtlichen M itteilungen konnten ferner bei seiner F rau K aroline, g eb . P iccaluga, die ihn um 25 Ja h re ü b erle b te und die aus N eapel stam m te, nicht d asselb e bleib en d e Interesse h erv o r­

rufen, wie bei einer F rau, die mit den hiesigen V erhältnissen v er­

w achsen w ar. So konnte es gesch eh en , dass d er Fam iliennam e H il­

d e b ra n d = H ilteb ran d , den die M utter des P ro p stes führte, auf den P ro p st selb st o d e r d essen V orfahren v äterlicherseits ü b e rtra ­ gen w urde, veran lasst d urch den fam iliengeschichtlichen H inw eis auf die N am en sän d eru n g .

A u s dem B ericht d er T o ch te r d es P ro p ste s k o rresp o n d ieren die A n g a b en mit d enen an d e re r G lied er d e r Fam ilie, aus denen h erv o rg eh t, dass d e r S tam m vater ein schw edischer O ffizier war, d essen N achkom m en einen ihnen ursprünglich frem den N am en an- nahm en, w elcher zufolge d en A n g a b e n dieser F am ilienglieder

„M asik“ lau tete ; dass a b e r d e r V a te r d es P ro p ste s ein g ew an d ert sei, ist ein Irrtum , da die E inw anderung des S tam m vaters in ältere Zeit zu rü ck g eh t.

W a ren die M itteilungen, die von seiten d er Fam ilie M asing Vorlagen, nicht d urchw eg g leich lau ten d und enthielten sie die B e­

g ebnisse nicht bis auf d as kleinste aufgerollt, so kann auch die Libliksche M itteilung w e d er feste, au fklärende D a te n bieten, noch vor jenen eine B evorzugung b ea n sp ru ch en . Z unächst b e ric h te t A . Liblik ü b er den K naben, d e r E rd b e e re n sam m elte, solche v e r­

kaufte und nach ihnen b en a n n t w urde. D as W eite re, d as er d ie ­ sem K ü ster zuschreibt, ste h t mit diesem in keinem Z usam m enhänge.

D ie H eim suchung die ihn treffen sollte, näm lich die G efahr, in die L eibeigenschaft zu g eraten , p assierte d er Fam ilie e rst 40 Ja h re nach dem T o d e d es hier in B etrac h t kom m enden K ü sters und traf zunächst nicht die d irek te Linie desselb en . H a tte n die von A . Li­

blik erw ähnten T atsach en eine V e rsch ieb u n g erlitten, so sei des

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w eiteren festgestellt, dass d er erw ähnte K ü ster eine P erson nicht vorstellen kann, auf den sich die B erichte von d er H örigkeit, dem F reibrief, dessen V erlust und A uffinden, R ettu n g und V erh eiratu n g zu beziehen haben. D iese Liblikschen B erichte sind lediglich aus d er T atsach e d er B edrückung d er Fam ilie d urch B aron R osen und d es g e g e n ihn a n g e stren g ten P rozesses en tstan d e n .

W as die angebliche frühere Z u g eh ö rig k eit des K üsters zu den L eibeigenen anbetrifft und ferner d en „ F re ib rie f“, w orüber A . Li- blik durch den estnischen V olksm und u n terric h tet sein will, so sei folgendes fe stg e ste llt: D ie V orfahren dieser Fam ilie sind seit alter Zeit von den E sten für S chw eden g eh a lte n w orden, was auch H e rr Lipp m utatis m utandis zugibt, (S. 14). Eine g eg en teilig e M einung existierte nicht, wie noch H e rr F riedrich M asing in seiner Ju g en d ko n statieren konnte. H ielt das V olk die V orfahren d er Familie M asing für S chw eden, so liess es diese nicht durch e s tn is c h e 1) F reibriefe g e re tte t w erden. Liess das V olk die S chw eden nicht durch estnische F reibriefe g e re tte t w erden, so konnte d er V olks­

m und von einem , diesen Fall betreffen d en estnischen Freibrief nichts ü b erliefert haben.

*

Im Jah re 1625 zogen schw edische S old aten in D o rp a t ein, 1629 zw ang G u stav A dolf die Polen zum W affenstillstand. Liv­

land w ar an d a u ern d in schw edischen Besitz ü b erg eg an g e n . In diese Zeit nach 1625 fällt die T atsach e, dass d er S tam m vater der Fam ilie M asing in K a y a fe r2) ansässig w urde. In jene Zeit laufen auch die g enealogischen Linien zusam m en, die A n siedelung ist w ohl b ed in g t gew esen durch In v a lid itä t; krieg stü ch tig e M annschaf­

ten sind wohl w eiter im aktiven D ienst b eh alten w orden, zumal G u stav A dolf solche, in D eu tsch lan d w enigstens, b rau ch te. Die F rag e , ob d er S tam m vater dieser Fam ilie ein O ffizier o d er ein su b altern e r S o ld a t war, u n ternehm en wir g eg e n w ärtig nicht zu en tscheiden. W ir schliessen uns zunächst den A n g a b en des H errn F riedrich M asing an, d e r von einem S o ld aten spricht. D er S oldat, ebenso seine N achkom m en nahm en niedere S tellungen ein. U nter dem Z w ange d e r L eb e n sb ed in g u n g en p assten sie sich den estni­

schen G e b räu ch e n an. A ls E rsatz d es u n ter diesen U m ständen irrelevant w erd en d en und ab g e ta n en N am ens kom m t ungefähr 100

1) Im Sinne Libliks, nämlich ein einem E sten ausg-estellter Freibrief.

2) U m 1628 b esitzt es der O brist-L eutnant H ans W rangel.

(13)

Ja h re sp ä te r d er N am e „M asik“ vor, den ein G lied d ieser Fam ilie wohl in A nlass d es a n z u treten d e n K üsteram ts a n n a h m ; nach 1780 führen die G lied er d ieser Fam ilie säm tlich den N am en M asing. — Um 1700 sind uns 4 Fam ilien d e r V orfahren d ieser Fam ilie b e ­ kannt : die des K üsters, d es L andw irts, des M üllers und d es W e ­ bers. D ie N achkom m en d ieser haben bis 1800 d ieselben o d er ähnliche B erufe a u s g e ü b t; eine A usnahm e b ild et O tto Masing-, d er um 1790 P a sto r zu Lugg-enhusen w ird.

D ie T atsac h e, dass A u slän d e r den estnischen G e b räu ch e n sich an g e p a sst h ab en und ferner, dass diese, b eso n d ers w enn nie­

deren S ta n d es, inbezug auf ihre N atio n alität nicht im mer einen S chutz von seiten ihrer h ö h erste h en d en S ta m m e sb rü d er gen o ssen haben, bew eist folgendes, d as L eben d er S chw eden in den b a lti­

schen L anden b e leu c h ten d e historische B ild :

D as älteste historische M erkm al von V o rhandensein d er S chw eden in den baltischen L anden findet sich in dem alten H ap- salschen S ta d tre c h t von 1294, w elches sich auf die S chw eden im S tifte O esel bezieht. D ie O rte , in w elche die S chw eden sich v e rb re ite te n , sind f o lg e n d e : R unö, O sel, Livland auch K urland, S üd-W iek, D ago, W orm s, N uckö, H arrien, Jerw en, W ierlan d ausser- dem noch Ingerm annland und Berislaw. N achdem E stland aus d er H a n d d er D änen u n ter die H errsch aft des O rd e n ssta a te s g e ­ kom m en w ar (1346), leb ten die schw edischen B auern, in sbesondere auf den estländischen Inseln, von keinem G u tsh errn b e d rü c k t als A c k e rb a u e r und F ischer, wie es scheint, in glücklichen V e rh ält­

nissen und erw arben sich von d en H e erm eistern B estätig u n g ihrer alten F reiheiten. A uch in schw edischer Zeit (1561) w urden ihnen dieselben zu g estan d en , jed o ch mit einigen E inschränkungen. N a ch ­ dem G u stav A dolf angefangen h atte, die K ro nsländereien an seine O ffiziere auszuteilen, kam en die m eisten d ieser schw edischen G e ­ m einden in die G ew alt einzelner G u tsb esitzer, die häufig mit ihren privilegierten B auern, von w elchen sie zu erst nur A b g a b e n v e r­

lan g ten , in S tre it g erie ten . D ieser fiel gew öhnlich zum N achteil d er B auern aus, b eso n d e rs, als K arl XI d e r H e rrsch a ft die sech s­

m onatliche K ü n d ig u n g freigestellt h atte. D ie K riegsjahre beim Ü b e rg ä n g e in russische B otm ässigkeit wie die P e st von 1710 (in R eval starb e n fast acht N euntel d e r B ürgersch aft und von den 63 P re d ig e rn E stlands blieben nur 15 übrig, w ä h ren d vom L an d ­ volke T au sen d e dieser G eissel erlagen), die fu rch tb ar in den B e­

zirken w ütete, m inderte ihre Zahl und ihr S elbstbew usstsein, be-

(14)

so n d ers da infolge dieses U nglücks auch vielfach frem de E lem ente d u rch H e irat aus dem E sten- und L ettenvolke sich einm engten.

U nd so ä n d e rte sich ihr V erhältnis zu den, zum Teil neuen, H e rr­

schaften, w elche zum eist einer an d e ren N ation an g e h ö rten . Ihre R ech te w urden ihnen streitig gem acht, neben g rö sseren A b g a b e n und L eistungen die frühere freiwillige H ilfsarbeit in eine F ro h n arb eit v erw an d elt und das H örigk eitsv erh ältn is auch auf sie auszudehnen versucht, was auf O sel, zum Teil auch auf D ag o g elang, w ährend die B auern von W ich terp al w egen M angels an Bew eisen ganz wie estnische B auern b e tra c h te t und b eh a n d e lt w urden. Infolge dessen w urden in die L eibeigenschaft g e ra te n e schw edische B auern gleich denen estnischer N ation von den G u tsb esitzern kurzw eg verschenkt o d er verkauft.

S päterh in sind ganze G e b ie te , in denen schw edische B auern lebten, estonisiert w orden. Sie b ed ien te n sich, wie z. B. auf O sel, im U m gange mit ihren S tam m esgenossen auf den b en a ch b arten Inseln d e r estnischen S p rach e. D ie B ew ohner von R unö, R ogö un d N a rg ö h ab en ihre alte F reiheit sich erhalten. Mit R eval und N arva h aben g e g e n E nde des 17-ten Ja h rh u n d e rts wohl ü b er 12,000 S chw eden in E stland inklus. R unö sich aufgehalten.

In Livland bei A llatzkiw w i u n ter K o d d afer in d er N ähe D o r­

p ats h ab en am K önigssee (kuninga järw ) S chw eden g eleb t. D aselbst ist d er Rozifluss und das D orf R ozikülla (S chw edenfluss und Dorf).

A u ch sind d ase lb st G ra b h ö h en mit skandinavisch-germ anischen R ingen gefu n d en w orden. In d er G e g e n d von Fellin g ib t es m eh­

re re G e sin d e mit dem N am en R ootsi. In D o rp a t, R iga usw. w aren schw edische G em einden v o rhanden. — F olg en d e w eitere D aten interessieren h ie r: D ie schw edischen B auern führten keine Fam ilien­

nam en. N ach d er in S chw eden und D änem ark, früher auch in N o rd d e u tsch lan d h errsch en d en S itte, die w ahrscheinlich auch hier b e o b a c h te t w urde, g a b d e r V a te r seinem ältesten S ohne immer d en N am en seines V aters, z. B. P är, dem er seinen eigenen z. B.

H ans mit d e r E n d u n g „so n “ hinzufügte = P ä r H anson 1).

ln K ertell und R oiks fand die B enennung beispielsw eise auch folgenderm assen s t a t t : Jo h an n B ertelson, dessen S ohn P e te r Jo- hannson, dessen S ohn A n d e rs P e te rso n u.s.w. A ls E rken n u n g s­

zeichen d er G esc h lech ter d ien ten R unen an den H äusern und

1) N ach Russw urm s E ibofolke (R eval 1855) zusam m engestellt, teils loco citato.

(15)

G rab k reu zen . D er kleine schw edische Mann mit einem Fam ilien­

nam en aus früher Zeit ist als N achkom m en eines H ö h e rsteh en d e n in d e r G esellschaft zu denken ').

1834 w urde den E sten wie auch den S chw eden au fg eg eb en , Fam iliennam en anzunehm en. A m einfachsten verfuhren die schw e­

dischen B auern von R unö. Sie setzten den G esindenam en, d er sonst vor dem T aufnam en stan d hinter d ie s e n : aus P ass M art en tsta n d M artin P ass u.s.w. S onst w urde auch in d e r S ta d t bei einem O n o m ato p o ete n ein Fam iliennam e für l 1/^ K. S. das S tü ck eingehandelt, w elcher die schönsten schw edischen N am en v erfer­

tig te ; auffallend ist R em m elgas, offenbar das estnische räm m alkas

= W eidenbaum . Die g eg e n w ärtig gebräu ch lich en in D ag o sind zum Teil estnisiert.

Die G esinde w aren mit N am en bezeichnet. W ie bei den estnischen B auern so sind auch bei den schw edischen drei von einander ab h ängige P olizeigew alten in T ätig k eit, die G e m e in d e­

polizei für je d e D orfgem einde, die G utspolizei für je d e s G u t und das K irchspielspolizeigericht für je d e s K irchspiel. V on den A b ­ gab en , die die S chw eden zahlten, ist noch die K o pfsteuer zu e r­

w ähnen 2).

Im A nschluss an diesen historischen Ü berblick interessieren hier folgende spezielle A n g a b en , w elche d as S chicksal einiger P e r­

sonen germ anischen S tam m es in den baltischen L anden d a r le g e n : Im Ja h re 1704 erhält von G eneralm ajor S chlippenbach die K ornets- vollm acht F riedrich Joh an n H einsen, w elche 1706 von K arl XII b estä tig t wird. D essen T o ch te r h eira tet 1739 K angro T önnis aus Hallik, d er Sohn F riedrich Jo hann 1737 Juhhani Reini T ochter.

Ein a n d e re r Sohn, K arl G ustav, ist H ofsknecht in K ebbelhof von 1730— 1740, er h e ira te t: 1. T önno M arti T o ch ter, 2. die H ofes­

m agd Juli Leno. 1767 erhalten sie vom R evalschen G e n eralg o u ­ vern eu r auf ihre B itte ein Zeugnis ü b er ihre freie G e b u rt. — Es kom m en folgende N am en v o r : Liso H einsen g eb . 1756, K ristohw er 1795 A d o , W illem 1823, K ustas P ridik 1831, Ju hhan 1 8 3 5 ; ein N achkom m en dieser Familie, K ustas P ridik leb t in H apsal als S ch n eid er 5). „D a die Familie in den B auern stan d ü b e rg e tre te n

1) N ach M itteilungen des Herrn Dr. J. Eichfuss — D ago.

2) Z usam m en gestellt nach Russwurm s E ib ofolk e, teils loco citato.

3) N ach D aten aus dem Jahrbuch für G en ealogie, H eraldik und Sphragi­

stik Mitau 1904 p. 208 u. 216.

(16)

w ar, ist ihr vom O berlandg-ericht die A nerkennung- des A d els v er­

s a g t“ 1).

„U n te r A ssoküll leben noch zwei Fam ilien, die jetzt freilich ganz estnisch gew o rd en sind, ab e r ursprünglich schw edisch w aren.

D er bisherige B esitzer von A ssoküll kaufte sie nämlich, ohne von ihrer N ationalität etw as zu wissen, d a sie kaum noch die schw e­

dische S prache v erstanden, für 400 Rbl. B. vom P asto r F reund in M artens, wohin sie ursprünglich als D om estiken gekom m en sein m ochten. Bei einer A uffo rd eru n g an die freien S chw eden, sich zu m elden, kam ihre A b k u n ft an den T ag, sie blieben ab er aus freier W ahl in ihren bisherigen V erhältnissen ~). V on den vielen B eispielen aus R ussw urm s Eibofolke, die die E stonisierung b eh an ­ deln, nennen wir noch die N achkom m en d es schw edischen R eiters M artin S ta rk u n ter dem P a sto ra t W eissenstein, w oselbst seinerzeit 10 schw edische Fam ilien leb ten :!).

U e b er estnische B auern d eu tsch e r H erkunft b eric h tet O . von T ö rn e in 3 F ä lle n 4) :

I. 1498, N ov. 12. „Int jar 1498 in crastino sancti Martini epis- copi et confessoris quam vor unszenn sitten d e stol des rad es M athias Sym m erm ann unde vorleth dit vorg. syn vaderlike erve Thonnies S tö c k er, eynem Möller to lande, mit 1 g ard en n buten d er K arrie- p o rten tuschen H ans P o tg e te rs unde d e r C o rd t V inkeschenn gar- d en b elegenn, quid uud frig erfflick to b esitten d e unde to bru- kende. U unde d es belavede de o b g . T honnies sodann husz vortan nicht to v o rlaten d e noch to vorko p en d e, biszunder eynen D utschen m anne unde B orgher. O c k is he salve van D utschen olderen hier ym lande g eb a ren , wowol desulve T honnies neyn D udesch spreken kann, alszedat her D iderick N assc h ard t uunde M arten Bokelm ann vor uuns tu g en d en n unde w arm akeden. (E rbebuch, n. 35 b S. 203 a.)

II. 1621, Jan. 30. „A nno 1621 den 30 Januarij sind auf A n o rd n u n g Eines Erb. R had es zw een V eetsche (S ta d g u t Fäht) bavren, K ehem bla P e te r und H inrich g eb ru d ern , von dem H . G e ­ rich tsv o g t a b g e h ö re t w orden, w elche sagen, ihr V a te r habe ge- heissen K ehem bla Ju rg , sey g eb o ren im R asischen G e b ie te im D orf K ehem bla, Ihr G ro ssv a te r ist gew esen ein T eu tsch er Klein-

1) Russwurm, E ibofolke p. 75.

2) ibidem p. 75.

3) ibidem p. 157.

4) Jahrbuch für G en ealogie, H eraldik u. Sphragistik Mitau 1904 p. 207— 8.

(17)

schm itt, w elcher sich im R asischen g ese tz et. In d er ersten R euschen b e lag e ru n g ab e r sey ihr V a te r von K ehem bla aufg eb ro ch en , und sich nach dem K alkofen b eg e b en , d aselb st gew o h n t 15 Ja r. D ann ist er zu V eeth gekom m en o n g efh er um bs 1586 Jh ar, dahin er mit sich g e b ra c h t drey S öhne, u n d er w elchen P e te r auch g e w e s e n : H inrich ab e r ist zu V eeth e g eb o h ren anno 90 im H e r b s te : d a dann ihr V a te r folgens gew o h n t stets, bis er d ase lb st auf d er Mhulen in d er th eu ren Zeit anno 1602 g e sto rb e n . N ach ihres V a te rs T o d e sind sie neb st ihrer M utter bey d er M hulen g eb lieb en , bis die M utter an d er P est g esto rb e n . D arnach h aben sich diese beiden b ru d e re bey ihrem eltisten B ruder zu V eeth e aufgehalten wie derselb e auch mit to d te ab g e g an g en , haben sie d ase lb st zu V e eth e ein je d e r sein eigen land eingenom m en und bis anhero b e w o h n e t“ . (L andessachen B. 2.)

III. 1673, Juni 17. „A o (16)73 den 17 Junij hat E lterm ann H ansz Lam m ers w egen seines L ehrjungen, R einholdt H einrichsohn g en a n n d t, ein testim onium seiner Ehrlichen G e b u rt h alb er b e g e h re t, und ob zw ar dessen V a te r K asza H einrich eine zeitlang ein F rey ­ b au e r u n ter S t. Johannis G u tt, die M utter M adien von g leicher C ondition gew esen, so sind doch dessen V orfahren ausz W e s t­

fahlen entsprossen, und weilen dan itzgedachter R einholdt H e in ­ richsohn von Ju g e n d auff alhie in d er S ta d t R eval zur teu tsch en Schule gehalten und zu seiner nohtturft lesen, schreiben und rechnen g elern et, alsz hat ein H ochw . R aht anno 1672 den 5. A ugusti Ihn von aller L eibeigenschafft und daran d e p e n d ie ren d e n D ien st­

b ark eit freygelassen und losgezehlet . . .“ (W eiter w ird u m stän d ­ lich b eric h tet, wie zeu g b are M änner die freie G e b u rt d es L eh r­

ju ngen eidlich b e g la u b ig e n ; eine B eglaubigung g esch ieh t auch d urch den P red ig er, d e r „eidlich a tte s tie re t“ .)

D en N achw eis, dass P erso n en germ anischen S tam m es sich dem E stentum angeschlossen haben, schliessen wir durch N ennung zw eier uns b ek a n n te r Fälle aus n eu e rer Zeit. D e r eine Fall b e ­ trifft die Familie S ev en b e rg in T schorna. D er V o rv a ter dieser ist vor ungefähr 90 Jah ren aus S ch w ed en in Livland eingew andert.

Seine N achkom m en trate n in V erw andschaft zu den E sten durch H eirat. Sie nahm en niedere S tellungen ein und w urden hier, trotz dem die Fam ilie in S chw eden u n tertan w ar, allgem ein für E sten angesehen. G eg en w ärtig ist diese Fam ilie in d en russischen U n­

te rta n e n v e rb a n d ü b e rg e tre te n , nachdem vor zwei Ja h re n das letzte schw edische G lied dieser Fam ilie aus S chw eden entlassen war.

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D e r andere Fall betrifft die d eu tsch e Fam ilie Pilz. D iese, aus dem E hep aar und einem S ohne b e ste h e n d , w a n d erte um 1875 aus B öhm en hier ein. Sie liess sich auf dem v. E ssenschen G u te K aster nieder. A m 30. O k t 1877 w u rd e hier die T o ch te r F ra n ­ ziska g-eboren. D e r S ohn Jo hann hat keine S chule b esucht, w äh­

ren d die T o ch te r estnischen U n terrich t in d e r G em eindeschule e r­

hielt. Jo hann ist zum zw eiten Mal v erh eiratet. D ie erste Frau w ar eine Estin, auch die zw eite ist eine solche. Sie sind bis auf Franziska, die einen E sten h eira tete und d urch die H e irat russische U ntertanin w urde, A n g e h ö rig e Ö sterreich s. E benso Johann, d er W a ld a rb e ite r ist, wie auch F ranziska sp rech en die estnische S p rache g eläufiger als die deu tsch e. In ihren Fam ilien w ird estnisch g e ­ sprochen.

Endlich sei noch auf die b ek an n te T atsach e hingew iesen, dass u n ter den E sten vielfach L eute auffallen, die vom M ongolentypus ab stec h en . G en au e U ntersu ch u n g en w ürden feststellen, dass die M ischheiraten zw ischen G erm anen und E sten keinesw egs zu den selten e n A usnahm en g e h ö rt haben.

*

Z w ecks O rie n tie ru n g ü b er das K irchen- und K irchenbuch­

w esen sind hier folgende D aten und A usführungen von B e d e u tu n g :

„In trü b e r V erfassung befand sich dam als das K irchenw esen in Liv- und E stland. H ier wie d o rt unw issende P red ig er, zerfallene K irchen und P asto rate, für deren U n terh alt nichts geschah, ein dem oralisiertes, in krassen A b e rg lau b en versunkenes Landvolk.

Um dem Ü bel zu steu ern , h a tte G u stav A dolf b ereits H erm ann S am son zum ersten S u p erin ten d e n te n von Livland ernannt und 1627 den g eleh rten Bischof R udbeckius von W e ste rä s mit einer V isitationsreise b e tra u t. A b e r b eid e M assnahm en führten bei den tief w urzelnden M isständen nur w enig zur B esserung. Sam son w urde von seinen eigenen A m tsg en o ssen aufs b itte rste angefein­

d e t . . . Bis 1630 erh ö h te er die Zahl d e r P re d ig e r auf dem flachen L ande von 5 auf 40, teilte 1629 Livland in P ro p stb ezirk e ein und schärfte die V eran staltu n g von V isitationen und regelm ässige F ü h ru n g d e r K irchenbücher ein. S chon 1625 h atte G u stav A dolf die A b h a ltu n g von S ynoden anbefohlen, deren erste jed o ch am 16. F e b ru a r 1631 stattfin d en konnte . . . N ach G u stav A dolfs T o d e sah sich Sam son m ehr und m ehr bei S eite g esch o b en und d urch die 1634 erfolgte E rrichtung eines O berkonsistorium s ledig-

2

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lieh auf die geistliche V isitation und K irchenzucht b esc h rän k t.

D och die M aschine arb e ite te nicht ordentlich, w as wohl nicht zum g erin g sten d er heftigen O p p o sitio n zuzuschreiben ist, die d e r le id e n ­ schaftliche Sam son m achte. Bald brach en e rb itte rte K o m p eten z­

streitig k eiten zw ischen S u p e rin te n d e n t und K onsistorium aus. D e r Zwist d au e rte ohne P ause bis zu S am sons T o d e. N un b rach en beispiellose U nord n u n g en aus, seine N achfolger w ussten die Zügel nicht fest zu fassen und w aren froh, w enn sie die L ast von sich w erfen konnten. W e d e r ta g te n S y noden, noch w urden V isitationen ausgeführt, so dass die P red ig er, von d eren L ebensw andel auch seltsam e G e rü ch te um liefen, wohl sag ten , sie w üssten w e d e r vom S u p erin ten d e n te n noch K onsistorien etw as. D er R usseneinfall von 1656 m achte den küm m erlichen A nsätzen vielfach ein völliges E nde, w enn er auch „die einm al geschaffenen universalhistorischen G ru n d ­ lagen nicht zu verw ischen v erm o c h te“ . . . Mit d en kirchlichen und B ildungsverhältnissen d er B auern sah es freilich auch g e g e n E nde des 17 Ja h rh u n d e rts übel g e n u g aus. A b e rg la u b e n und heidnische G e b räu ch e w aren allenthalben im S chw ang, die K rim i­

nalfälle in steig en d e r T endenz. Es kann das nicht W u n d e r nehm en, d a es ein eigentliches V olkschulw esen nicht g ab und die P re d ig e r vielfach einen b e trü b e n d e n G ra d von U nbildung und M oral auf­

w iesen und durch die elende m aterielle L age in d er sie sich b e ­ fanden, bessere K räfte von dem P farram t ab g e le n k t w urden. N icht verschw iegen soll es w erden, dass trotz dieser u n günstigen V e r­

hältnisse eine A nzahl ed ler P re d ig e r den G ru n d ste in zur Ü b e r­

setzung d er Bibel und d es K atechism us wie d er K irch en lied er ins L ettische und E stnische vorgenom m en und an ihrem Teil diese M änner ein gro sses S tück K u ltu rarb eit g e le iste t h a b e n “ 1).

B efand sich, wie aus diesem Z eitbilde ersichtlich, d as dam alige K irchenw esen in u n g eo rd n eten V erhältnissen, w ar die F ühru n g d er K irchenbücher keine regelm ässige, g e n ü g te d e r P re d ig e r nicht immer den A n fo rd eru n g en , so sprech en diese T atsac h en g e g e n eine T hese, die die K irch en b ü ch er als vollkom m ene Q uellen für N ationalitätsfragen g elten lassen will. Eine k o rrek te B erich ter­

s ta ttu n g ü b er die N ationalitäten, w enn eine solche V orgelegen h ätte, kann billigerw eise doch nur einem g e o rd n e te n K irchen- und K irch en ­ buchw esen zu g eschrieben w erden. D ie Intention, B ericht zu führen ü b er die A bstam m ung des einzelnen G em ein d eg lied es, h at jed o ch

1) Seraphim , Baltische G esch ichte, loco citato.

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d en K irchenbüchern nie zu G ru n d e g eleg en . D iese hatten led ig ­ lich d en Zweck, dem V erzeichnen rein kirchlicher D aten und A m ts­

handlungen zu dienen und sind die F o lg e eines kirchlichen E rfor­

dernisses, w elches N ationalitätsfragen nicht um fasst. A uch die B ücher d er neuen und neuesten Zeit. D as K irchengesetz, das die G ru n d la g e zur F ühru n g d er K irch en b ü ch er bildet, enthält keinerlei B estim m ungen d arü b er, wie diese in den G em einden mit verschie­

d en e r N ationalität zu führen sind, es en th ält auch keinerlei B e­

stim m ungen, die N ationalitäten au seinanderzuhalten.

W e n n dem g e g e n ü b e r die T atsach e zu verzeichnen ist, dass bereits in einigen d er ältesten K irchenbücher (nicht in allen) die Tauf- T rau- und T otenverzeichnisse für die deu tsch en L an d g e­

m einden g e so n d e rt von den estnischen resp. lettischen geführt w orden sind, so hat sich solches ohne b eso n d e re V orschrift aus praktischen G rü n d en erg eb en , da es ja daran liegen m usste, eine zw eckm ässige Ü bersicht ü b er die zw eisprachige G em einde zu g e ­ w innen. Die E intrag u n g in die d eutsche, estnische resp. lettische Liste ist im allgem einen von d er S p rach e ab h än g ig gew esen, in w elcher die A m tsh an d lu n g vollzogen w urde, die Z u gehörigkeit zu d er d eu tsch en , estnischen resp. lettischen G em einde davon, zu w elcher von diesen sich das G em ein d eg lied b ek an n te. D a eine schroffe T rennung d e r N ationalitäten nicht stattfan d und es jedem freistand, en tsp re ch en d seinem B ildungsniveau o d er seiner A n sch au ­ ungen sich nach freier W ahl en tw e d er zur deu tsch en o d er estni­

schen resp. lettischen G em einde zu halten, so finden sich in den estnischen V erreichnissen ebenso D eu tsch e, wie in den deutschen V erzeichnissen E sten o d er L etten. D iesen T a tb e sta n d fand das K irchengesetz von 1832 v o r ; es fand sich ab e r kein A nlass, B e­

stim m ungen ü b er die S cheid u n g d er N ationalitäten aufzunehm en.

U nd die P re d ig e r rich teten sich nach d er alten Praxis.

F o lg e n d e D aten bew eisen, dass selb st grö ssere N iederlassun­

gen von A uslän d ern auf den estnischen G o ttesd ien st angew iesen gew esen s in d : „Sow ie auf dem K oppel und dem K irchhofe (H apsal) w ohnten einige S chw eden. D er P ro p st C arlblom rich tete um ih ret­

willen, da er 1785 22 K om m unikanten zählte, alle 4 W ochen einen schw edischen G o tte sd ie n st ein, d er ab er jetzt aufgehört, w eshalb sie sich, d a alle estnisch verstehen, zur estnischen K irche hielten, obgleich die alten g ern den G o tte sd ie n st in N ucko o d er W orm s besuchen. G e g en w ärtig sind es noch 5 Fam ilien, in denen schw e­

disch g esp ro ch en wird, doch v ersteh en die K inder fast aller besser

2*

(21)

estnisch als schw edisch und w erden wohl b ald ihre N a tio n alität v erg essen h a b e n “ 1).

„Im Ja h re 1641 äu sserte d e r Bischof Ihering, d ass die H älfte d er G em einde (R oicks) schw edisch sei und bestim m te, d ass dfe S chw eden, die das E stnische alle v erstän d en , d a sie bei d e r K irche w ohnten, g eh a lte n sein sollen, auch die estnische P re d ig t zu b e ­ su ch en “ -).

„D a sow ohl auf dem H ofe als auch in d er K irche nur das E stnische von ihnen g e h ö rt w ird (D ago) und auch seit 1830 die b eso n d e ren schw edischen P re d ig te n , die zuerst d e r O rtsp re d ig e r, dann die P re d ig e r von P ü h alep und W orm s hielten, gänzlich auf­

g e h ö rt haben, weil sie als unnütz an g eseh en w urden, so erhielt sich die S prache, w elche die S chw eden selb st nicht ac h te ten , nur wie eine einzelne O a se in d er W ü ste, die ü b er kurz o d e r lang von den S andw ogen d e r estnischen M undart b e g ra b e n zu w erd en bestim m t ist. Ü b rig en s ist es ihnen bis jetzt noch g e s ta tte t, den K atechism us schw edisch zu lernen und bei ihrer K onfirm ation und Kom m union w ird d e r sie b etre ffe n d e Teil d es G o tte sd ie n ste s schw e­

disch g e fe ie rt“ 5).

„D iese beiden G e b ie te (W ichterpal), die den nördlichen Teil d es G u tes ausm achen, sind von S chw eden bew ohnt, die zw ar ganz u n ter d en selb en V erhältnissen wie die E sten leben, d a ihre P ri­

vilegien nicht an e rk an n t w urden und in d e r K irche und beim K onfirm ationsunterricht m eistens an die estnische S p rac h e gew iesen sind, doch u n ter sich ihre S p rac h e und S itte b ew ah rt haben. D urch H eiraten und V ersetzu n g en sind viele E sten u n ter sie g e m e n g t und wir können u n ter d en B auern des G u ts, d eren Zahl sich 1850 auf 1205 P ersonen belief, nur etw a 350 S chw eden annehm en, u n ter denen die jü n g eren m eistens schon lieber estnisch als schw e­

disch sprechen. N ur in etw a 20 Fam ilien w erd en auch die K inder noch nach schw edischen L ehrb ü ch ern und K atechism en u n terric h tet, die übrigen g eb ra u c h e n fast nur estnische B ücher und so scheint hier wohl d as schw edische E lem ent in nicht fern er Zeit von dem estnischen ü b erw ältig t zu w e rd e n “ 4).

„A n d ere, nam entlich Schiffer (R eval) lassen ihre K in d er estnisch

1) Russwurm, E ibofolke pag. 76.

2) ibid. p. 9 1.

3) ibid. p. 97.

4) ibidem p. 144.

(22)

lernen, d ah e r auch die K onfirm ation d eu tsch o d er estnisch g eschehen m uss . . . In T ra ch t und L ebensw eise h aben sich die höheren S tä n d e den d eutschen, die niederen den estnischen G ew ohnheiten a n b e q u e m t“ 1).

„G en au e re N achrichten stan d en mir ü b er dieses K irchspiel nicht zu G e b o te , d a die W ich terp alsch en S chw eden in den K irchen­

b ü chern von den E sten nicht untersch ied en w e rd e n “ 2).

„Im Jah re 1849 w urde auch für das G e b ie t von W ich terp al ein Schulm eister angestellt, d er den W in ter hindurch am M ontag in K urks, am D ienstag in W illiwal, am F re ita g in E glem a und am S o n n ab en d in U ggla, wohin die K inder aus d en übrigen schw e­

dischen D örfern sich versam m elten, Schule hält. D ie K inder w erden im Lesen, einige auch im S chreiben g e ü b t und in d er K enntnis des K atechism us g ep rü ft und zw ar in d er S prache, in w elcher sie ihn zu H ause g elern t haben, estnisch o d er schw edisch. D a fast nur estnisch g e p re d ig t w ird, ist die Zahl d er G esinden, in w elchen die K inder noch schw edisch lesen lernen, auf 20 h era b g e su n k e n “ 3).

„D ag eg e n b ek lag ten sich 1684 die R ogöer, dass ihr P red ig er B erlin zu selten schw edisch, sondern nur estnisch p re d ig e “ 4).

V on den speziellen Fällen, die d artu n , dass A u slän d e r in den estnischen Listen d er K irchenbücher geführt w orden sind, nennen wir die hier b e so n d e rs auffallenden. B ekannt ist es ja, dass zu d er estnischen resp. lettischen G em einde in zahlreichen Fällen A u slän d e r g e h ö rt haben. Es w ird kaum ein landsches estnisches K irchenbuch g eb e n , in w elchem nicht A u slän d er als estnische G em ein d eg lied er eingeschrieben sind. A b e r auch in den d eu tsch en K irchenbüchern finden sich E sten und L etten und h er­

v o rg e h o b en w erd en muss, dass die E intrag u n g en fast im mer ohne allen H inw eis auf die N ationalität erfolgt sind. D ie Fam ilie Se- v e n b e rg (A u g u st S ev en b erg , K arels Sohn, g eb . 1850, 25. I.) g e ­ hö rt zur T orm aschen estnischen G em einde. Sie w urde auch in d er Z eit im T orm aschen estnischen K irchenbuch reg istriert, als sie noch S chw eden u n tertan war.

D ie d eu tsch e Fam ilie Pilz ist ursprünglich katholisch. D ie E ltern des Jo hann und d er F ranziska haben keinen K onfessions-

1) R u ssw u rm , E ib o fo lk e B d . II p. 1 5 6 . 2) ib id . B d. II p. 1 55.

3 ) ib id . B d . II p. 1 65.

4 ) ib id . 3 7 3 .

(23)

Wechsel vorg-enommen.. A uf W unsch des V aters sollten die K in d er Joh an n und Franziska zum Luthertum ü b ertreten. N ach vielen Schwierigkeiten, die d e r D o rp a te r katholische P riester machte, in­

dem er den Taufschein d e r Franziska nicht h erau sg eb e n wollte, w urde diese zusammen mit estnischen L ehrkindern 1899 lutherisch konfirmiert, J o h an n 1901. Die K onfirmationslehrstunden erhielten beide in estnischer S p r a c h e ; demnach w urden sie auch in das estnische Kirchenbuch des Kirchspiels W e n d a u eingetragen, ganz ab g e seh en davon, dass sie österreichische U n terta n en und D eutsche sind. G e g e n w ä rtig g eh ö re n sie zur estnischen G e m e in d e dieses Kirchspiels.

W ie alle diesbezüglichen D a te n zeigen, sind die Kirchen­

bücher für Nationalitätsfragen nicht eingerichtet gew esen. W ollte man in strittigen Fällen die im estnischen K irchenbuche o d e r in estnischer Sprache Verzeichneten aus diesem o d e r ähnlichem G ru n d e für Esten erklären und analog die im deutschen Kirchenbuche für Deutsche, so w äre d e r zu ermittelnden W a h rh e it um nichts g edient.

Mit S cheingründen können auch die W ichterpalschen Schweden für Esten erklärt werden.

D a seit alter Zeit A u slän d e r unter den Esten g e le b t haben, die, beso n d e rs wenn sie den estnischen N a m e n und G ebräu ch e n sich an b e q u em t hatten, in den A k te n und Kirchenbüchern von den Esten nicht unterschieden sind, w ä hrend das Bewusstsein ihres ursprünglichen Volkstums fortlebt, wird eine exakte N ationalitäts­

forschung diese T atsachen in R echnung zu ziehen haben.

(24)

In d er S chrift d es H errn Lipp heisst es S eite 12: „D esh alb “

— nämlich weil P a sto r S chm id das A b leb e n d es K üsters Johann M asik und seiner T o ch te r in estnischer S p rach e verm erkt hat und

„d ieser P a sto r die estnische S p rach e nur bei U ndeu tsch en anw en­

d e t“ — „ist es u n w id e rle g b a r: d e r d e:ze itig e P asto r zu Marien- M agdalenen, C hristian Schm id, hat den K ü ster für einen E sten g e h a lte n “ .

E n tg eg e n diesen A usführungen des H errn Lipp sei zunächst festgestellt, dass P a sto r Schm id die estnischen und deu tsch en G e ­ m eindeglieder w ed er in g eso n d e rten K irchenbüchern noch ü b er­

h au p t g etre n n t reg istrie rt hat. In dem T otenverzeichnis wie auch in den R egistern für K onfirm ierte, G e tra u te und G e ta u fte finden sich deutsche N am en unm ittelbar u n ter estnischen und u m g e k e h rt;

so sind, um ein Beispiel herauszugreifen, die E in tra g u n g e n : „H r.

v. S ta ck eib erg s T ochter O ttilie, b e g ra b e n den 6. Jan . 1734“ und

„ se p p a A n d re s, alter W irt von 80 Ja h re n “ wie alle übrigen im T otenverzeichnis u n g etre n n t erfolgt. U e b er die N atio n alität der re g istrie rten T o ten ist kein V erm erk gefü h rt w orden. S olche V e r­

m erke fehlen auch in d en übrigen V erzeichnissen d es K irchenbuches für G e ta u fte, K onfirm ierte und K opulierte. W enn nun doch z. B.

1731, d en 7. Mai die B ezeichnung „D eutschm ann“ vorkom m t, so g e h ö rt diese zu den seltensten A usnahm en, aus welchen nicht der Schluss g ezo g en w erden kann, P a sto r Schm id h ätte die N atio n a­

lität seiner G e m e in d e g lie d er durch V erm erk e b eg u tac h tet, da ja die M asse d er deutschen und estnischen N am en ohne jed en H in­

weis auf die N ationalität d er T rä g e r verzeichnet ist.

W as nun die Fam ilie M asing anbetrifft, so h at P a sto r Schmid, g em äss seiner E in trag u n g sm eth o d e, diese w e d er als deutsch o d er

(25)

schwedisch, noch als estnisch bezeichnet. Die E in trag u n g e n b e ­ treffend diese Fam ilie wie auch die übrig en estnischen G e m e in d e ­ g lied er sind keinesw egs durch w eg in estnischer S prache a u sg e ­ führt, selbst nicht einm al in dem von H e rrn Lipp b ev o rzu g ten T otenverzeichnis. Estnisch g eschrieben sind die P erso n en n am en , w as in diesen F ällen an d e rs garnicht möglich ist, eb en so m eist d er W o h n o rt o d e r einige B ezeichnungen z. B. t ü t t a r ; die erg än zen d en D a te n ü b er das A lte r u. s. w. sind fast im m er in deu tsch er S prache au sgeführt. D a h er finden sich ü b e r die Fam ilie M asing auch deutsche E in trag u n g en , z. B. im K onfirm andenverzeichnis von 1 7 3 0 :

„D en 25. Ja n u a r w ard A n d re s, K üsters Jo h an n M asik S ohn ad S. S. g e fü h rt“ . Im T otenverzeichnis von 1734 heisst e s : „K irkust, Jo h h an Masik, M arien-K oster alt 49 Jah r, b e g ra b e n in d e r Kirche.

D iese E in trag u n g und den allerdings in estnischer S prache kurz erfolgten V erm erk ü b er d as A b leb e n d e r T o ch ter dieses K ü sters will H e rr Lipp als Beweis einer estnischen H e rk u n ft d es K üsters a n s e h e n ; d. h. d as T otenverzeichnis w äre som it m assg eb e n d für die F eststellu n g d e r N a tio n alität d ieser G e m e in d e g lie d er, d a H e rr Lipp sich speziell auf dieses V erzeichnis beruft.

Es w ird dem nach in F ra g e kom m en, ob P a sto r Schm id, e n t­

g e g e n den an d eren V erzeichnissen d es K irchenbuches, in w elchen die deutsche S prache bei den E in trag u n g en estnischer G e m e in d e ­ glied er prävaliert, das T otenveizeichnis als Q uelle für N ationali­

tätsfra g en eingerichtet hat, indem er die N a tio n alität d e r T o ten durch deutsche resp. estnische E in trag u n g en kennzeichnete. D iese F ra g e wird je d e sachliche K ritik verneinen und feststellen, dass Schm id nicht N ationalitäten re g istrie rt hat, so n d ern G e m e in d e g lie­

d er. L etzteres g e h t nicht nur aus dem T otenverzeichnis hervor, son d ern auch aus d e r g anzen K irchenbuchführung ü b erh au p t.

P erso n en mit d eutschen N am en aus d e r G esellschaft w urden deutsch eingeschrieben, die som it auch zur d eutschen G em ein d e g eh ö rte n , estnische G e m e in d e g lie d er ab er, selb st w enn sie d eu tsch e N am en führen, im V erm erk auch estnisch und d eu tsch , zum B eispiel:

„K aiaw ere M ö ts a s t: Jo h an n W e iss“ o d er „Je ew elg a k a n k u r : A d am P h ilip p “ .

D a in d en K irch en b ü ch ern (1727— 1752) d es P a sto rs Schm id b ereits in früher Z eit einige estnische G e m e in d e g lie d er mit F a ­ m iliennam en verzeichnet sind, so h ätte Schm id, w enn er N a tio n a­

litätsfragen zu b ean tw o rten b ea b sic h tig te, diesen F am iliennam en en tsp re ch en d e V erm erk e beizufügen nicht unterlassen, d a an d eren -

(26)

falls M issverständnissen T ü r und T o r g-eöffnet blieb, w orüber er nicht im unklaren bleiben konnte. Speziell im T otenverzeichnis sind ferner nicht alle E in trag u n g en , in d enen estnische N am en Vorkommen, in betreff d e r O rtsb e zeich n u n g und E rgän zu n g sv er­

m erke estnisch, wie z. B . : „von K a y a fe r: Ello d es H errn O b ri­

sten B edienten seine E hegattin, b e g ra b e n d. 16. Juni 1734. Ello m üsste som it zufolge d e r d eu tsch en E in trag u n g eine D eutsche sein.

D a N ationalitätsfragen in jen er Zeit keine B ed eu tu n g hatten , so kann auch schon d eshalb dem P a sto r S chm id eine B etonung d erselb en nicht zu g eschrieben w erden. Es w ird dem nach in B e­

tra c h t zu ziehen sein, ob die einzelne E intragung, in w elcher e s t­

nische N am en o d e r in estnischer S p rach e g eh a lte n e D aten Vor­

kom m en, für eine estnische H erk u n ft d es R eg istrierten aussagt.

D ie T atsac h e, dass seit alters her A u slän d e r zu d er estnischen G em einde g e h ö rt haben, lässt estnische N am en nicht un b ed in g t für eine estnische H erk u n ft sprechen. D a h er können diese Ein­

tra g u n g e n in Fällen, in welchen b e g rü n d e te A n g a b e n ü b er die A bstam m u n g vorliegen, nicht als au sschlaggebend gelten. U nd die M ethode, die nur die E intrag u n g en g elten lässt, kann nur form alen W e rt re p räsen tieren , ohne zur vollkom m enen E rkenntnis zu führen, d a sie ihre Schlüsse nicht aus unzw eifelhaften P räm issen ziehen kann.

D ie alten K irchenbücher zensiert H e rr Lipp fo lg e n d e rm a sse n :

„H ierb ei ist von B edeutung, dass das K irchenbuch unsere F ragen (nämlich, w as d er V erm erk „U n d eu tsch er“ b e d e u te t) keinesw egs in anzuzw eifelnder W eise b ea n tw o rtet. D ie A ufzeichnungen g e ­ schehen nicht willkürlich, sie stützen sich auf feste T atsachen. So w erd en anno 1763 ein Müller aus Iggafer H ans H einz, d ann H e in ­ rich W uks, dann 1765 ein Jo h . H einr. W achs als halbdeutsche bezeichnet. Auch ken n t das ältere K irchenbuch (1731, 7. Mai) die B ezeichnung „D eu tsch m an n “ . E benso sind die w enigen Schw e­

den o d e r schw edischen B eam ten, die nach dem nordischen K riege noch hier v erblieben, nicht ohne einen entsp rech en d en V erm erk verzeichnet. Bei den E in trag u n g en ü b er die Fam ilie M asing ab er findet man keinen speziellen V erm erk. D ie G lied er dieser Fam i­

lie sind im K irchenbuche in d erselb en W eise verzeichnet, wie die an d e ren G lied er d es estnischen V olkes. Sie steh en g erad en w e g s in d e r Liste für U ndeutsche, folglich von den deutschen g etre n n t, welche in speziellen K irchenbüchern gefü h rt w erden. So ist un­

w id erle g b ar e rw ie s e n : nicht nur allein P a sto r Schm id (-(- 1759)

(27)

sondern auch dessen Nachfolger haben die G lie d e r d e r Familie Masing für Undeutsche, d. h. für Esten g e h a lte n “ . (S. 13.)

Hierin liegt auch der W e r t d er Lippschen B e g u ta c h tu n g d er Kirchenbücher. Mit d er A u s f ü h r u n g : „A u ch kennt das ältere K irchenbuch (1731, 7. Mai) die Bezeichnung „ D e u tsc h m a n n “ , ebe n so sind die wenigen S chw eden, die nach dem nordischen Kriege noch hier verblieben, nicht ohne einen en tsp re ch en d e n V erm erk v erzeichnet“, b e h a n d e lt er 25 J a h re d e r K irchenbuchfüh­

rung des P a sto rs Schm id!

W ie weit in den vorliegenden F rag e n die Bezeichnung

„ D e u tsc h m a n n “ von B e d e u tu n g ist, ist von uns bereits früher fest­

g estellt w orden. „Die wenigen S chw e den o d e r schw edischen B e­

a m te n “ sind nicht ihrer Nationalität w egen mit „e n tsp re c h e n d e n V erm erken v erzeichne t“ ; diese V erm erke hingen als Hinweis mit d eren Beruf zusammen und die Registrierung dieser hochgestellten Beam ten konnte keinesw egs zur Lösung d er F ra g e ü b er die A b ­ stam m ung d er Familie Masing h erbeigezogen w erden, die sich d er estnischen G e m e in d e an^eschlossen hatte. D e s weiteren sei zu­

recht gestellt, dass die Seite 12 von H e rrn Lipp erfolgte B eto­

nung, „man h ä tte “ in d e r Schm idschen Zeit von „U n d eu tsch en g e s p r o c h e n “, u n b e g r ü n d e t ist. In den K irchenbüchern des P astors Schmid finden sich keine Einteilungen für D e utsc he und U n d e u t­

sche, und d ah e r konnte H e r r Lipp auch nicht auf G ru n d la g e die­

ser Bücher obige B etonung, die einen Hinweis auf die Nationalität der Familie Masing enthält, erfolgen lassen. D esgleichen k o n n 4e H e rr Lipp in den die K irchenbücher b e h a n d eln d en A usführungen, die einesteils in die Zeit des P astors Schm id zurückweisen und dann dessen N achfolger betreffen, nicht im allgemeinen davon sprechen, dass die G lieder dieser Familie „ g e ra d e n w e g s in der Liste für U nde utsc he stehen, folglich von den D eu tsc h en getrennt, welch letztere in speziellen K irchenbüchern geführt w e r d e n “ , denn zur Zeit Schmids existierten w e d e r Bücher für Esten, noch D e u t­

sche o d e r U ndeutsche, sondern für G em eindeglieder, die trotz verschiedener N ationalität in ein und dem selben K irchenbuche u n g esonde rt registriert w urden und die Verzeichnisse für D e u tsc h e und U n deutsche kommen in M arien-M agdalenen erst na^h dem A b le b e n Schm ids im Jah re 1761 in G e b rau ch .

In Ergänzung des die K irchenbücher betreffenden Bildes aus d e r Schrift des H e rrn Lipp seien die wenigen sporadischen D aten,

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