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Archiv "Neue Bundesländer: Verbesserte Angebote für behinderte Kinder" (21.11.1997)

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der Sprache in der Romantik die Ju- den zu „Agenten der Zersetzung und Verwesung“ machte und ihnen ein Wesen zuschrieb, das sich der Einheit widersetzt habe. Der Antisemitismus habe Gleichgültigkeit, Haß und Ge- walt geschaffen. Dabei hätte auch die Deutsche Psychoanalytische Gesell- schaft keine Ausnahme gebildet. 1935 seien diejenigen ihrer jüdischen Mit- glieder, die noch nicht emigriert wa- ren, dazu gedrängt worden, aus der Gesellschaft auszutreten.

„Ethische

Herausforderungen“

Hand in Hand mit der „Gleich- schaltung“ der ärztlichen Organisa- tionen seien jüdische Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern und Pra- xen, aus Hörsälen und von den Lehr- stühlen vertrieben worden, berichtete auch Möhrle. Bald nach der Machter- greifung der Nationalsozialisten sei das Medizinstudium für Juden er- schwert, wenn nicht gar unmöglich ge- macht worden. Die Kampagne gegen die jüdischen Ärzte habe am 25. Juli 1938 in die „Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ gemündet, mit dem die Approbationen aller jüdi- schen Ärztinnen und Ärzte als mit dem 30. September 1938 erloschen er- klärt wurden. Zwischen 1933 und 1945 seien mehr als 9 000 Ärztinnen und Ärzte aus ihrem Beruf gedrängt, in die Emigration oder den Selbstmord getrieben „oder, wie Millionen ande- re, ganz einfach umgebracht worden“.

Diese Opfer und Vertriebenen müssen „aus der Anonymität der Zahlen herausgeholt werden“, forder- te Dr. med. Siegmund Drexler, Inter- nist und Mitglied des Präsidiums der Landesärztekammer Hessen. Außer- dem könne man „bei einer Reihe von ethischen Herausforderungen“ aus der unrühmlichen Vergangenheit ler- nen, meinte Ruth Lapide, Witwe des kürzlich verstorbenen Religionsphilo- sophen Pinchas Lapide. So werde von den Juden – erst recht nach den Er- fahrungen des Holocaust – Euthana- sie grundsätzlich verworfen. Lapide plädierte für eine Verantwortungs- ethik, die sich „selbst bescheidet bei Eingriffen in die göttliche Schöp- fung“. Gisela Klinkhammer

A-3159

P O L I T I K TAGUNGSBERICHT/AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 47, 21. November 1997 (27) Infolge der deutschen Wieder-

vereinigung hat sich die Lebenssitua- tion von Familien mit behinderten Kindern in den neuen Ländern erheb- lich verbessert. Das ist, einer Presse- mitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge, das Ergebnis einer vom Ministerium in Auftrag ge- gebenen Studie*. Ursache hierfür sei die Übertragung der rechtlichen Grundlagen und des Versorgungs- systems der alten Bundesrepublik auf die neuen Länder.

Auch in den neuen Ländern wird die Pflege und Betreuung der Kinder und Jugendlichen nahezu ausschließ- lich im Familienkreis (circa 94 Pro- zent) organisiert. Selbst wenn die Mut- ter berufstätig ist, ist sie die wichtigste Betreuungsperson. Ambulante Hilfen wie zum Beispiel Sozialstationen oder familienentlastende Dienste werden nur von knapp 15 Prozent der Famili- en genutzt. Im Rahmen der Studie wurde jedoch deutlich, daß etwa ein Drittel der Familien gerne unterstützt würde. Viele sind über bestehende Angebote aber nicht ausreichend in- formiert. In einzelnen Regionen gibt es zudem noch Versorgungslücken.

Insgesamt positiv beurteilt wurde die Verbesserung der ambulanten und stationären Betreuungsangebote für behinderte Kinder sowie die Verbrei- terung des Therapie- und Hilfsmittel- angebots. Vor allem bei Hilfsmitteln wurden neben dem größeren Ange- bot auch die bessere Verfügbarkeit so- wie die gesicherte Finanzierung durch die Krankenkassen und durch an- dere Leistungsträger hervorgehoben.

Ebenfalls verbessert haben sich für viele Familien die Wohnverhältnisse, auch wenn die Wohnungen nur zu ei- nem geringen Prozentsatz (circa fünf Prozent) behindertengerecht ausge- stattet sind.

Als ungünstig erlebt die Hälfte der Befragten die allgemeine soziale und ökonomische Situation, vor allem die Arbeitslosigkeit eines oder beider Elternteile. Ebenfalls die Hälfte der befragten Familien äußerte sich be-

sorgt über Einschränkungen bei der Ausbildung und der Berufsausübung ihrer behinderten Kinder beziehungs- weise Jugendlichen.

Mehr als die Hälfte der Eltern fühlt sich zudem nicht ausreichend über Versorgungsangebote und Rech- te informiert. Solche Informationen erhalten Eltern vor allem über Medi- en oder im Gespräch mit Ärzten und Therapeuten. Beratungsstellen und Behörden werden in diesem Zusam- menhang als wenig hilfreich erlebt.

Dagegen wird der Informationsaus- tausch mit anderen betroffenen Fami- lien und Selbsthilfegruppen bevor-

zugt genutzt. EB

Neue Bundesländer

Verbesserte Angebote für behinderte Kinder

Familien mit behinderten Kindern in den neuen Ländern finden mehrheitlich, daß sich ihre Situation seit der Wende verbessert hat. Sorgen bereiten ihnen die eigene Arbeitslosigkeit und die einge- schränkten Ausbildungs- und Berufsperspektiven für die Kinder. Foto: Sepp Spiegl, Aktion Sorgenkind e.V.

* Die Studie ist als Band 87 in der Schriften- reihe des Bundesministeriums für Gesundheit im Nomos-Verlag erschienen und im Buch- handel für 56 DM zu beziehen.

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