P O L I T I K
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 131. April 2005 AA871
D
ie Spannung bei allen Beteiligten ist groß, denn in den nächsten Wo- chen werden die Weichen für den Aufbau der flächendeckenden Telema- tikinfrastruktur im Gesundheitswesen gestellt. Bis Mitte April 2005 soll die ge- matik gGmbH als Projektgesellschaft der Selbstverwaltung die konsentierte Fassung der Lösungsarchitektur vorle- gen, gemeinsam mit den Bundeslän- dern die Modellregionen festlegen und erste Ausschreibungen für die Pilotpha- se vorbereiten. Bereits im Herbst sind größere Feldversuche mit der Gesund- heitskarte geplant.Um aktiv an der Gestaltung des elek- tronischen Gesundheitswesens mitzu- arbeiten und dabei die Belange der Ärz- te einzubringen, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihre Telematik- aktivitäten erheblich verstärkt. So hat die KBV eine „Telematikgesellschaft für ein vernetztes Gesundheitswesen“ (TeveGe GmbH) gegründet, die sich gezielt mit der Entwicklung von Telematiklösungen für das Gesundheitswesen beschäftigen soll. Mit der Gesellschaft, die nach außen nicht in Erscheinung treten wird, sollen Projekte wie die elektronische Patienten- akte und die Optimierung der Daten- sicherheit in den Arztpraxen vorange- trieben werden, erläuterte Heinz-Theo Rey, IT-Bereichsleiter der KBV und
Geschäftsführer der TeveGe in Berlin.
Dabei gehe es vor allem um inhaltliche Vorgaben, wie die Definition und Veröf- fentlichung von Standards und Schnitt- stellen, nicht jedoch darum, eigene Appli- kationen zu entwickeln und damit in Konkurrenz zu den Softwarehäusern zu treten. „Wir wollen an keiner Stelle den Wettbewerb behindern“, betonte Rey.
Unter dem Titel „SAVeD“ (Abkür- zung für „Sicherer Anbindungs- und Vermittlungsdienst“) hat die KBV dar- über hinaus ein eigenes Konzept ausge- arbeitet, das beschreibt, wie die Ver- tragsärzte an die Telematikinfrastruktur angebunden werden können. Danach soll über den Konnektor und ein VPN(Virtual Private Network)-Gate- way in der Arztpraxis eine sichere Ver- bindung zu einem so genannten SAVeD- Knoten aufgebaut werden, der den Zu- gang zur Telematikinfrastruktur ermög- licht (Grafik). Der Konnektor ist ein zer- tifiziertes und zentral registriertes Soft- ware- oder Hardware-Bauteil, das der Praxis-EDV die Basisanwendungen der Gesundheitskarte, wie zum Beispiel
„Verschlüsselung“ und „elektronische Signatur“, zur Verfügung stellt. Über dieses Bauteil und das VPN-Gateway wählt sich der Leistungserbringer nicht in das Internet ein, sondern gelangt über eine abgeschirmte und verschlüsselte
VPN-Verbindung zum SAVeD-Dienst, den die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) bereitstellen.
Die SAVeD-Knoten fungieren inner- halb der Verbundstruktur als physikali- sche Verteiler, über die die gesamte ärzt- liche Kommunikation laufen soll. Sie authentifizieren die Ärzte zur Nutzung von Mehrwertdiensten, die von KVen, Softwarehäusern und anderen Partnern angeboten werden. Von den SAVeD- Knoten aus werden die Daten verwaltet und weitergeleitet, sodass zum Beispiel Apotheker und andere Leistungserbrin- ger darauf zugreifen können. SAVeD soll außerdem ermöglichen, dass die Gebühren zur Dienstenutzung und -durchleitung verursachergerecht zuge- ordnet werden können. Mittelfristig ist geplant, dass die Ärzte zum Beispiel ihre Abrechnungsdaten zur KV sicher über SAVeD übermitteln. Außerdem könnten die KVen darüber auch zusätz- liche Dienste zur Verfügung stellen, mit denen sich die Funktionalitäten der in- ternen Praxissoftware erweitern lassen, wie beispielsweise Dokumentationshil- fen für die Koloskopie.
SafeNet
Das Modell erfordert keine Veränderun- gen bei anderen Teilnehmern der Infra- struktur. Die Anforderungen anderer KVen und bereits vorhandene Dienste werden dabei berücksichtigt. So haben sich die KVen Bayerns, Nordrhein und Westfalen-Lippe kürzlich auf Grund- sätze geeinigt, wie Arztpraxen einheit- lich elektronisch eingebunden werden können, damit ein bundesweiter Daten- austausch möglich ist. Die Rahmen- richtlinie „SafeNet“, der auf techni- scher Ebene sämtliche KVen inzwi- schen zugestimmt haben, legt fest, dass nur diejenigen Netzdienstleister („Letzte-Meile-An- bieter“) ein Zer- tifikat der KVen erhalten, die den vereinbarten hohen Anforderungen an Sicherheit und Ser- vice genügen.
Heike E. Krüger-Brand
Modell für die Anbindung der Arztpraxis an die Telematikinfrastruktur
Arztpraxis
Letzte-Meile-
Anbieter VPN Praxisver-
waltungs- systeme
Konnek- tor
VPN- Gateway
Autori- sierung
Mehrwertdienste, zum Beispiel Webportal und Backend-Applikationen SAVeD-Knoten
VPN- Gateway
Authenti- fizierung
KV-SafeNet
Lokalisie- rung und Routing
Telematik- infrastruktur