T H E M E N D E R Z E I T
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A2688 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005
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it dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung der Versorgungs- qualität werden stationär er- brachte medizinisch-pflegerische Lei- stungen seit 2001 zentral erfasst und aus- gewertet. Die Krankenhäuser erhalten damit Impulse für das hausinterne Qua- litätsmanagement und die klinische Ar- beit in den einzelnen Abteilun-gen. Die Bundesgeschäftsstel- le Qualitätssicherung gGmbH (BQS) in Düsseldorf koordi- niert diese Aufgabe bundes- weit; hierzu gehört auch die Berichterstattung über die Er- gebnisse der Qualitätssiche- rung. In der jährlich erschei- nenden BQS-Bundesauswer- tung sind detaillierte Analysen der Daten der rund 2 200 deut- schen Krankenhäuser darge- stellt. Parallel dazu wird der
„BQS-Qualitätsreport“ publi- ziert, in dem Ergebnisse aus der BQS-Bundesauswertung bewertet und mit zahlreichen Erläuterungen versehen sind (www.bqsqualitaetsreport.de).
Seit Mitte August liegt nun die Bundesauswertung für 2004 vor (www.bqs-outcome.de). Der Gemeinsame Bundesausschuss ist seit 2004 für die Maßnah- men der externen vergleichen- den Qualitätssicherung gemäß
§ 137 SGB V verantwortlich und neuer Auftraggeber der BQS.Trotz Auflösung des Bun- deskuratoriums Qualitätssiche- rung konnte auf diese Weise die durch die BQS gewährlei- stete Kontinuität der externen vergleichenden Qualitätssiche- rung für Krankenhäuser unter Beteiligung der Bundesärzte- kammer aufrechterhalten wer- den. Im Berichtsjahr 2004 stan- den unter anderem Leistungen
der Kardiochirurgie und der Herztrans- plantation, der Geburtshilfe, Mamma- chirurgie und gynäkologischen Opera- tionen sowie der Hüftgelenks- und Knie- gelenks-Endoprothetik im Mittelpunkt.
Die Auswertungen weisen in einigen Leistungsbereichen auf erhebliche Un- terschiede zwischen den Krankenhäu-
sern oder auf konkreten Verbesserungs- bedarf hin. So wurden zum Beispiel bei Ovareingriffen in knapp 25 Prozent der kompletten Entfernungen eines Ovars lediglich Funktionszysten diagnostiziert, oder es fehlte ein histologischer Be- fund (Grafik).
Die Unterschiede zwischen den Kran- kenhäusern werden nicht in Ranking- Listen, sondern in Form anonymisier- ter Benchmarking-Grafiken dargestellt.
Auf Basis der eigenen Ergebnisse, die dem Krankenhaus selbst und den Lan- desgeschäftsstellen Qualitätssicherung vorliegen, kann das betreffende Kran- kenhaus erkennen, wo es im Vergleich zu anderen Krankenhäusern für ver- schiedene Qualitätsindikatoren steht.
Statistische Auffälligkeiten sind noch nicht gleichbedeu- tend mit schlechter Qualität.
Die Ursachenklärung ist ein Ziel des „Strukturierten Dia- logs“, der von Experten der Fachgruppen und Mitarbei- tern der Landesgeschäftsstel- len mit den Ärzten des be- troffenen Krankenhauses ge- führt wird (in der Herzchir- urgie und bei Organtrans- plantationen bundeszentral durch die Fachgruppen bei der BQS).
Voraussetzung für ein fai- res Benchmarking sind unter anderem valide und reliable Qualitätsindikatoren sowie ei- ne adäquate Adjustierung pa- tientenbezogener Risikofak- toren, weil die Ergebnisqua- lität einer Leistung hiervon maßgeblich beeinflusst wer- den kann. Über Methoden der Risikoadjustierung so- wie über die Anwendung und Nutzung der mehr als 300 Qualitätsindikatoren gibt die BQS in ihrer Qualitätsindi- katoren-Datenbank Auskunft.
Damit wird ein umfang- reiches Methodenwissen zur Messung von Qualität doku- mentiert, das seit Juni 2005 öffentlich zur Verfügung steht (www.bqs-qualitaetsindikato ren.de).
Dr. rer. nat. Ulrich Zorn, MPH Bundesärztekammer, Berlin Grafik
Ergebnisse: Indikation bei Ovareingriffen
Anteil von Patientinnen mit fehlender postoperativer Histologie oder Follikel- bzw. Corpus-luteum-Zyste oder fehlender Organpathologie als führender histologischer Befund an allen Patientinnen mit isoliertem Ovareingriff (ohne Adnektomie bei Mammakarzinom) mit vollständiger Entfernung des Ovars oder der Adnexe
2004 2003*
Gesamtrate 24,99 % 26,58 %
Vertrauensbereich 24,42 – 25,56 % 25,90 – 27,27 %
Gesamtzahl der Fälle 22 381 15 940
Median der Krankenhausergebnisse 23,8 % Spannweite der Krankenhausergebnisse 0,0 – 75 % Anzahl der Krankenhäuser mit 20 Fällen 465
Referenzbereich 23,8 %
(50%-Perzentile) Anzahl auffälliger Krankenhäuser 232 von 465
80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 %
Patientinnen ohne Histologie oder Organpathologie, oder mit Zyste
Krankenhäuser
* Vorjahresergebnisse wurden mit den geänderten Rechenregeln zum Qualitätsindikator 2004 berechnet und weichen deshalb von der BQS-Bundesauswertung 2003 ab.
Quelle: BQS-Qualitätsreport, Düsseldorf, 2004