Die Information:
Bericht und Meinung BRIEFE AN DIE REDAKTION
TIERVERSUCHE
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. G. McGraw „Keine Ant- wort", Heft 16/1982:
Üble Nachrede
Der Leserbrief von Herrn McGraw bietet weder sach- liche noch korrekte Infor- mation. Er weist darüber hinaus unzureichende Kenntnis des Verfassers zum Problemkreis tempe- raturinduzierter Keimschä- digungen aus. Dies macht der Hinweis auf Untersu- chungen an Kindern in tro- pischen Ländern überzeu- gend deutlich. Der anklin- gende Vorwurf der Tier- quälerei ist durch nichts begründbar, zumal die in unsere Untersuchungen einbezogenen Versuchsbe- dingungen den Verhältnis- sen entsprechen, denen während der Sommermo-
nate im Freiland gehaltene Tiere durchaus ausgesetzt sein können. Herr McGraw wird im übrigen sicher wis- sen, daß insbesondere im
Der Sache wenig dienlich
Es ist zutreffend, daß ich mit Herrn Hellmann zusam- men Untersuchungen zur mißbildungserzeugenden Wirkung von erhöhter Um- gebungstemperatur beim Kaninchen vorgenommen habe. Der Autor des oben genannten Leserbriefes nimmt unsere Untersu- chungen als Beispiel für unnötige Tierquälerei, hat hierbei aber offensichtlich übersehen, daß diese Un- tersuchungen in direkter logischer Verbindung mit einigen weiteren Veröffent- lichungen, vor allem von Herrn Hellmann, stehen.
Hierbei geht es um die Fra- ge, welche Faktoren im ein- zelnen bei der Mißbil- dungsentstehung nach Fie- ber bzw. Hyperthermie in der Frühschwangerschaft ursächlich verantwortlich sind. Diese Frage kann nur
Hochschulbereich seitens der Veterinärämter peinlich genau auf die Einhaltung der Richtlinien des Tier- schutzgesetzes in bezug auf tiergerechte Haltung und Versuchsdurchfüh- rung geachtet wird. Die Be- hauptung, Herr Claussen und ich hätten auf eine An- frage zum Sinn und Nutzen der Versuche nichts zu ant- worten gewußt, entspricht nicht der Wahrheit. Auch zwischen mir und Herrn McGraw ist es niemals zu einer Diskussion zum ge- nannten Problem gekom- men. Im übrigen dürfte ei- ne an üble Nachrede gren- zende Verunglimpfung von Einzelpersonen im Sinne der Äußerungen von Herrn McGraw kaum dazu beitra- gen, die sinnvolle und not- wendige Diskussion zur Begrenzung von Tierversu- chen zu versachlichen.
Prof. Dr. rer. physiol. habil.
Wolfgang Hellmann Sadowastraße 65 5600 Wuppertal 1
in vergleichenden Untersu- chungen unter Berücksich- tigung statistischer Ge- sichtspunkte und unter Be- dingungen beurteilt wer- den, bei denen die einzel- nen Faktoren, die beim Fie- ber üblicherweise neben- einander wirksam werden, getrennt voneinander un- tersucht werden können.
Dieser Fragenkomplex kann somit nur tierexperi- mentell bearbeitet werden.
Untersuchungen an Kin- dern in tropischen Län- dern, die Herr McGraw vor- schlägt, verbieten sich von selbst und führen nicht weiter. Herr McGraw meint in seinem Leserbrief, wir hätten auf seine Fragen keine Antwort gewußt.
Richtig ist jedoch, daß Herr McGraw weder mündlich noch schriftlich sich mit mir in Verbindung gesetzt hat... Ich bin der Über- zeugung, daß schlecht recherchierte und wenig überlegte Angriffe auf Ein-
zelpersonen der eigentlich guten Sache, die der Autor des Leserbriefes sicherlich im Auge hatte, nämlich der Reduzierung unnötiger Tierversuche, wenig dien- lich sind.
Priv.-Doz. Dr. med. habil.
Uwe Claussen
Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Universitätsstraße 1 Gebäude 23, 12 Ebene 03 4000 Düsseldorf 1
AUSSENDIENST
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. F. Weichold, Heft 12/
1982, der seinen Unmut dar- über äußerte, daß seine Be- werbung als Außendienstmit- arbeiter von rund 50 „Unter- nehmen der Arzneimittelbran- che" abschlägig beschieden wurde:
Andere
Vorstellungen
Ich gehöre selber dieser
„Branche" an, war in den 50er Jahren fast sechs Jah- re im Außendienst tätig, schlug mich anschließend als Praxisvertreter im In- und Ausland durch, mach- te eine eigene (Land-)Pra- xis auf, die ich nach 10 Jah- ren wegen Krankheit auf- geben mußte, um nach meiner Gesundung wieder bei der „Arzneimittelbran- che" neu anzufangen. Ich habe jahrelang Außen- dienstbewerber nicht nur ausgewählt, sondern an- schließend als Schulungs- leiter auch ausgebildet. Ich glaube, daß ich qualifiziert genug bin, um den Brief des Kollegen Weichold kri- tisch beurteilen zu dürfen.
— Einen 60jährigen Bewer- ber stellt heutzutage kein Unternehmen, gleichgültig in welcher Branche, ein.
Die Gründe brauche ich wohl nicht darzulegen.
— Ein „Berufsunfähiger", der sich als für den Außen- dienst geeignet betrachtet,
erweckt den Eindruck man- gelnder (Selbst-)Kritikfä- higkeit.
— Der angebotene Ver- zicht auf Altersversorgung und Krankenversicherung spricht für Wirklichkeits- ferne.
— Eine schon in der Bewer- bung geäußerte Einengung des gewünschten Arbeits- gebietes ist in jedem Fall ein Handikap.
— Die Gehaltsvorstellun- gen sind bei „Laien" in der Regel utopisch. Wer glaubt, im Pharmaaußen- dienst (auch mit abge- schlossener medizinischer Ausbildung) mit brutto 5000 oder 6000 DM anfan- gen zu können, der liegt völlig schief.
— Bei der Qualifikation für den Außendienst spielt die
„Eignung" die größte Rol- le. Den Begriff „Eignung"
kann man in diesem Rah- men nicht interpretieren.
Die berufliche Vorbildung folgt dichtauf. „Friseu- re" und „Kosmetikerin- nen" sind bei der (seriö- sen) Pharmaindustrie noch nie anstandslos akzeptiert worden. Nach den Vor- schriften des neuen AMG können Angehörige dieser Berufsgruppen, wenn sie andere Voraussetzungen erfüllen (z. B. Abitur) und einen einjährigen Ausbil- dungsgang mit abschlie- ßender Prüfung vor einer Industrie- und Handels- kammer absolvieren, in den Pharmaaußendienst übernommen werden.
Herr Kollege Weichold hat offensichtlich den Pharma- außendienst als eine Art Al- tersversorgung angesehen, die man „mit der linken Hand" erwerben kann. Es tut mir leid, sagen zu müs- sen, daß die Pharmaindu- strie da etwas andere Vor- stellungen hat!
Dr. med. et. phil.
Horst Johannesmeier Carl-Spitzweg-Straße 5 6909 Walldorf
14 Heft 35 vom 3. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B