Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONG RESS-NACH RICHTEN
Bypass
vor dem Herzinfarkt
Wenn eine angiographisch abge- sicherte, überwiegend proximale Koronarstenosierung zweier oder dreier Gefäße besteht, sollte man den aortokoronaren Bypass anle- gen, bevor ein Herzinfarkt einge- treten ist, spätestens bei soge- nannter Crescendo-Angina (Prof.
Dr. H. G. Borst, Klinik für Tho- rax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Han- nover). Diese meist noch nicht so alten Patienten zeigen allerdings nicht immer früh genug Sympto- me. Wenn bei diesen Koronarste- nosen, die mittels Umgehungs- anastomosen geradezu ideal überbrückt werden können, Be- schwerden auftreten, sind in der Regel bereits zwei bis drei Gefä- ße erkrankt, bei Patienten im Al- ter von über fünfzig Jahren sind es fast immer drei Gefäße. Aus- schlaggebend für den Erfolg der technisch weitgehend ausgefeil- ten Bypass-Operation sind der Myokardzustand und das Aus- maß der peripher vom Bypass lie- genden arteriosklerotischen Ste- nosierung sowie deren Fort- schreiten.
(Gespräch der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie uber den Stellenwert der Koronarchirurgie, No- vember 1977, Bonn).
Systemmykosen verhüten
Schwere, zum Teil tödliche Kom- plikationen durch Pilzsepsis bzw.
Systemmykosen sind keine Ein- zelfälle mehr, wenn man nicht an ihre rechtzeitige Verhütung denkt (Professor Dr. Dr. H. Rieth, Universitätshautklinik Hamburg;
Professor Dr. K. Meinhof, Haut- klinik der medizinischen Fakultät RWTH Aachen). Systemmykosen kommen nämlich nicht von unge- fähr. Sie gehen vielmehr auf Can- dida- und Schimmelpilzreservoi- re auf den Schleimhäuten zu-
rück, aus denen sich bei anhal- tendem Verlust der körpereige- nen Abwehr (Immunsuppression;
lmmunkonsumption) fast stets Organmykosen entwickeln. Den entscheidenden Schritt bildet das Eindringen der Pilze in Schleimhaut und in tiefer liegen- de Zellen, wo Vermehrung und Streuung der Parasiten oft genug nicht mehr zu bremsen sind. Sa- nierung allfälliger Pilzreservoire auf den Schleimhäuten, also vor der Barriere, bei erwarteter bzw.
drohender Immunstörung kann die fatale Komplikation durchaus verhüten helfen.
(II. „refero-med"-Gespräch über praxisre- levante Fragen der Mykologie, November 1977, Winterscheidermühle bei Köln)
Blutungsstop bei Hyperfibrinolyse
Schwere, hyperfibrinolytische Blutungen während der Geburt oder bei einem (septischen) Ab- ort stehen längst nicht immer nach Applikation von Humanfi- brinogen. Damit wird nur das Fi- brinausgangsprodukt stubstitu- iert, nicht die überschießende Ly- se gehemmt. Letzteres gelingt praktisch nur mit einem Proteina- seninhibitor (Professor Dr. A.
Graeff, I. Universitätsfrauenklinik München): Initialdosis 1/1 bis 1 Million KIE Trasylol und in kurzen Abständen weiter je 100 000 KIE, bis die Blutung steht. Dann Low- Dosis-Heparin gleichzeitig, zwei bis drei Tage lang. Das nichtsyn- thetische Trasylol hat gegenüber den synthetischen Proteinase-In- hibitoren den Vorteil, daß die ge- webeaktive Fibrinolyse nicht ge- hemmt wird, die Mikrothrombo- sierungsgefahr nach Stillung der Blutung (Rebound-Phänomen) also wesentlich geringer ist als bei Anwendung der irreversibel lyseblockierenden synthetischen Verbindungen.
(Kolloquium über Diagnose und Therapie akuter Blutgerinnungsstörungen, Dezem- ber 1977, München)
Niereninsuffizienz:
Plasmaaustausch
Durch Plasmapherese (Plas- maaustausch mittels Zellsepara- tor) kann man die Antibasalmem- bran-Antikörper bei einer chroni- schen Nierenerkrankung erheb- lich dezimieren (Privatdozent Dr.
med. H.-J. Gurland, Medizinische Klinik I der Universität München, Klinikum Großhadern). Deshalb setzt sich das Verfahren bei pro- gredienten Immunkomplexne- phritiden sowie bei Lupus erythe- matodes immer mehr durch. Bei der sogenannten Hämoperfusion wird das Blut extrakorporal über Aktivkohle geleitet, mit und oh- ne Ultrafiltration. Hämoperfusion wird speziell auch zur Therapie von Vergiftungen eingesetzt. Sie ist dabei der Dialyse überlegen.
Man kombiniert oft auch aller- dings beide Verfahren (Gur- land).
(17. Tagung der Vereinigung der Fachärzte für innere Medizin Bayerns, November 1977, München).
IgE und
Mammakarzinom
Irgendeine Rolle spielen Immun- globuline der Klasse E ganz of- fensichtlich bei Tumorkrankheit, man weiß nur noch nicht genau, welche (Dr. M. Lüthgens, Kathari- nen-Hospital, Stuttgart). Die ein- fache Immunglobulinbestim- mung bringt zwar noch nicht viel Spezifisches. Lüthgens fand bei den Mammakarzinomen in etwa Zweidrittel der Fälle einen Abfall und bei einem Drittel der Frauen einen Anstieg des IgE-Spiegels im Serum. Wahrscheinlich han- delt es sich bei den tumorassozi- ierten Antikörpern um Unter- gruppen der übergeordneten IgE-Klassen, beispielsweise um eine Untergruppe von IgE, aber auch von IgG. WP
(90. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Januar 1978, Hamburg)
556 Heft 10 vom 9. März 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT