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Archiv "Erektile Dysfunktion – Impotenz: Schlußwort" (22.10.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ergebnis einer Umfrage in 260 Arztpraxen (Infratest 1986)

Im April/Mai 1986 führten wir bei 189 Praktikern und 71 Interni- sten eine mündliche Umfrage zum Thema „Potenzschwierigkeiten"

durch. Gefragt wurde nach der An- zahl der Patienten mit Potenzstörun- gen, dem therapeutischen Vorgehen sowie der Einstellung und dem Wis- sen zu dieser Erkrankung.

Im Durchschnitt sehen die be- fragten Ärzte drei Patienten mit Po- tenzschwierigkeiten pro Quartal.

Hochgerechnet auf alle Praktiker und Internisten in der Bundesrepu- blik heißt dies, daß pro Quartal etwa 120 000 Patienten den Arzt auf- grund von Potenzproblemen aufsu- chen. Drei Viertel der Ärzte warten hierbei ab, bis der Patient sein An- liegen schildert und sprechen gefähr- dete Patienten nicht von sich aus darauf an. Diejenigen Internisten und Praktiker, die Patienten mit Po- tenzstörungen haben, schätzen den Anteil organisch bedingter Erkran- kungen auf 23 Prozent. Über ein Drittel ist der Meinung, daß bei kei- nem Patienten eine organische Ursa- che ausschlaggebend für die Potenz- störung ist.

Die Auffassung von der über- wiegend psychogenen Impotenz steht in deutlichem Widerspruch zu Arbeiten wie der von Virag (1), der an einem größeren Kollektiv (n = 425) im Rahmen eines umfang- reichen Untersuchungsprogrammes nachwies, daß 85 Prozent der Fälle erektiler Impotenz organisch be- dingt sind. Sie entspricht eher der Veröffentlichung Wershubs (3), der 1959 fast alle Fälle mit Impotenz als psychogen verursacht sah. Dennoch werden auf die Frage nach Grunder-

Bedeutung des Krankheitsbildes Impotenz für

den niedergelassenen Arzt

krankungen, die zur Potenzstörung führen können, die wichtigsten orga- nischen Krankheitsbilder (2) — Dia- betes mellitus (von 70 Prozent), Ar- teriosklerose (von 22 Prozent), Hy- pertonie (von 19 Prozent) — und nur selten nicht-organische Erkrankun- gen — psychische Erkrankungen (von 16 Prozent), Streß (von 4 Prozent) — genannt.

Die Maßnahmen, die ergriffen werden, wenn ein Patient mit Po- tenzschwierigkeiten Rat sucht, sind folgende: 83 Prozent der Ärzte füh- ren ein eingehendes Patientenge- spräch, 56 Prozent überweisen zum Facharzt und 34 Prozent beginnen eine medikamentöse Therapie (Mehrfachnennungen waren mög- lich). Die überweisenden Internisten und Praktiker schicken ihre Patien- ten in der Regel zum Urologen (72 Prozent); 21 Prozent überweisen di- rekt zum Psychiater.

Unter den Verordnungen zur medikamentösen Therapie dominie- ren die androgenhaltigen Präparate (60 Prozent). Ansonsten werden in der Hauptsache Tonika (Yohimbin und ähnliches) eingesetzt. Der Er- folg der Medikation ist eher gering einzustufen. 59 Prozent der befrag- ten Ärzte geben an, nur in wenigen Fällen einen Therapieerfolg zu be- obachten. Im Gegensatz zu den be- schränkten therapeutischen Mög- lichkeiten steht die Einschätzung des Stellenwertes von Potenzproblemen

für den betroffenen Patienten. 59 Prozent der Praktiker und Interni- sten stufen die Potenzstörung als ein schwerwiegendes Problem ein.

Zusammenfassend stellt sich die Potenzstörung als Krankheitsbild dar, das in der Praxis des niederge- lassenen Arztes sowohl von der Zahl der Patienten als auch vom Leidens- druck her einen nicht zu vernachläs- sigenden Platz einnimmt. Dieser Be- deutung wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt therapeutisch nicht aus- reichend Rechnung getragen. Die tatsächliche Zahl der Männer mit Potenzstörungen wird sicher deut- lich über der genannten Zahl von 120 000 liegen, da nicht zuletzt durch die Zurückhaltung der Ärzte mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen ist.

Zum Vergleich: Die Mayo-Kli- nik geht für die USA von minde- stens 10 Millionen an Impotenz lei- denden Männern aus (4).

Literatur

(1) Virag, R.: Impotence: A new field in angio- logy. Inter Angio 3 (1984) 217-220 (2) Virag, R., P. Bouilly, D. Fryman• Is impo-

tence an arterial disorder? Lancet 26th Jan (1985) 181-184

(3) Wershub, L. P.: Sexual impotence in the male. Ch. C. Thomas Publishers; Spring- field, Illinois (USA) (1959)

(4) Mayo clinic health letter, no. 9, Sept. 1986, 1-9

Dr. med. Martin Zentgraf Barbara Iffländer

Abt. Klinische Entwicklung Abt. Marktforschung Byk Gulden Pharmazeutika Byk-Gulden-Straße 2 7750 Konstanz

Schlußwort

Die Ergebnisse der Umfrage der Kollegen Dr. Zentgraf und Iffländer bestätigen unseren Eindruck: Das Verhalten der Ärzte bei der Erken- nung, Beratung und Behandlung se- xueller Funktionsstörungen hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht we- sentlich geändert. Einen Fortschritt gilt es jedoch festzuhalten: Sexuelle Probleme werden realistischer, als den Patienten erheblich belastend, eingeschätzt, und entsprechend ist auch die Bereitschaft größer, den Patienten anzuhören. Die Angaben zur Häufigkeit sexueller Schwierig-

Erektile Dysfunktion Impotenz

Zu den Beiträgen von Dr. med. Christian-Georg Stief und Mitarbeitern sowie Prof. Dr. med. Götz Kockott in Heft 18 vom 30. April 1987

A-2874 (66) Dt. Ärztebl. 84, Heft 43, 22. Oktober 1987

(2)

Bösartige

Knochengeschwülste:

Fortschritte

in der Behandlung

keiten decken sich mit den Daten anderer Erhebungen.

Auf das Problem Organogenese versus Psychogenese ist in dem Arti- kel von Herrn Kockott ausführlich eingegangen worden. Hier soll des- halb nur noch einmal betont wer- den: Ob jeder organpathologische Befund, erhoben bei Patienten mit Erektionsstörungen, auch die Ursa- che dieser Impotenz sein muß, er- scheint fraglich. Hier sind Feldstu- dien notwendig: Wie häufig sind sol- che pathologischen Befunde ohne erektile Dysfunktion? Die SKAT- Methode, benutzt als Diagnostikum bei Verdacht auf vaskuläre Störun- gen, kann hier wahrscheinlich hilf- reich sein. Ihre diagnostische Sicher- heit sollte mit Hilfe anderer Metho- den, zum Beispiel der nächtlichen Tumeszenz- und Rigiditätsmessung, erhöht werden.

Vor der Therapie steht die Dia- gnose. Bei überwiegender Psychoge- nese der Erektionsstörung können beratende Gespräche ausreichend sein, öfters wird eine Psychotherapie notwendig werden. Eine Hormon- behandlung ist nur sinnvoll, wenn ein Androgenmangel besteht. Der therapeutische Anwendungsbereich der SKAT-Methode ist von Herrn Stief beschrieben worden. Es sollte bei diesen Indikationen bleiben. Zu groß ist die Gefahr, daß bei unkriti- scher Anwendung die tatsächlichen Ursachen übersehen und verschlei- ert werden. In letzter Zeit ist in der Diskussion, die SKAT auch bei vor- wiegender Psychogenese anzuwen- den, um den Teufelskreis der Versa- gensangst zu durchbrechen. Wir sind hier skeptisch: Insbesondere hat Herr Kockott erlebt, daß diese Pa- tienten auf die SKAT-Methode fi- xiert blieben und sich nicht wieder davon lösten.

Dr. med. Christian-Georg Stief Urologische Abteilung

Universitätsklinik Freiburg Hugstetter Straße 55 7800 Freiburg

Professor Dr. med. Götz Kokott Psychiatrische Klinik

und Poliklinik der Technischen Universität

Möhlstraße 26, 8000 München 80

Zu dem Beitrag von Dr, med. Alfred Enderle und Mitarbeitern in Heft 1/2, 1987

Mitwachsender Fixateur

Neben der dargestellten Borg- greve-Plastik sollte nicht vergessen werden, daß es die Möglichkeit der Erhaltung des Beins durch einen osteosynthetisch eingesetzten „mit- wachsenden" Fixateur gibt, der ge- mäß dem Längenwachstum des ge- sunden Beins durch eine Art Schrau- benübertragung wie beim Wagenhe- ber das betroffene Bein verlängert, was in der Jugendzeit die doch er- heblichen Nachteile einer Amputa- tion vermeidet.

Wolfgang Lohmüller Arzt — Naturheilverfahren — Hafenstraße 48

2850 Bremerhaven-Lehe

Ergänzungen

Die Autoren berichten von dem fehlgeschlagenen Versuch im Rah- men der Studie COSS-82, bei unge- nügendem Ansprechen des Primär- tumors auf eine präoperative Be- handlung die Heilungsaussicht sol- cher Patienten durch eine alternati-

ve postoperative Chemotherapie zu verbessern. Sie leiten daraus drei Forderungen ab, die erfüllt sein müssen, um präoperative Behand- lungsansätze weiter zu verfolgen.

Die Autoren übersehen dabei, daß die Analyse des Tumoranspre- chens nach präoperativer Chemo- therapie sowie die Modifikation der postoperativen Chemotherapie in Abhängigkeit vom Tumoranspre- chen Nebenprodukte und nicht Ziel der präoperativen Chemotherapie waren. Das ursprüngliche Ziel war (D Zeit zu gewinnen zur bestmög- lichen Operationsvorbereitung ein- schließlich gegebenenfalls der Her- stellung einer Endoprothese,

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frühestmöglicher Einsatz einer ag- gressiven Chemotherapie ungestört von Wundheilungsproblemen, wie nach primär definitiver Tumorope- ration (1).

Trotz grundsätzlicher Risiken, die mit der Verzögerung der definiti- ven Tumoroperation verbunden sein mögen, hat sich weder in der Studie COSS-80 (2) noch in der Studie COSS-82 (3) ein Nachteil zu Lasten dieser Vorgehensweise bei Ver- gleich mit primär operierten, das heißt, in der Regel amputierten Pa- tienten ergeben, die Vorteile hinge- gen bezüglich der Herstellung besse- rer operativer Voraussetzungen sind offenkundig.

Man mag an einen Übersichtsar- tikel im Deutschen Ärzteblatt nicht den gleichen kritischen Maßstab an- legen wie an eine Originalarbeit, und der Artikel von Enderle, Willert und Prindull hätte trotz seiner Män- gel unwidersprochen bleiben kön- nen, wenn nicht der Eindruck er- weckt worden wäre, die Behand- lung von Osteosarkompatienten in Deutschland sei weniger erfolgreich Dt. Ärztebl. 84, Heft 43, 22. Oktober 1987 (69) A-2877

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