A 1762 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 37|
17. September 2010KULTURKALENDER
Ein Füllhorn faszinierender Kunst
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
DÜSSELDORF Bis 16. Januar 2011:
Joseph Beuys. Parallelprozesse Ab diesem Monat zollen gleich drei Aus- stellungen dem charismatischen Künstler Respekt. Die platz- und raumgreifendste findet im Düsseldorfer K20 statt: 300 Ob- jekte, Installationen und Zeichnungen von Beuys sowie Filmdokumentationen über seine Aktionen. Unter dem Titel „Pa- rallelprozesse“ sind zentrale Werke zu se- hen, wie „Zeige deine Wunde“ (1974/75),
„The Pack“ von 1969 (Bild rechts) und
„Fond IV/4“, 1970/71. Außerdem: Das Museum Schloss Moyland, Bedburg, das den weltweit größten Bestand an frühen Beuys-Arbeiten besitzt, konzentriert sich mit circa 200 Zeichnungen auf die 1950er und beginnenden 1960er Jahre.
In dieser Phase entwickelte Beuys – als Basis seines erweiterten Kunstbegriffs – den Gedanken eines „Energieplans“.
Dieser wird in zehn Themenräumen vor- gestellt (bis 20. März 2011). Am 19. Sep- tember schließlich wird im Landesmuse - um Münster die Ausstellung „Neue Alche - mie. Kunst der Gegenwart nach Beuys“
(bis 16. Januar 2011) über seinen Ein- fluss auf die junge Generation eröffnet.
K20 Kunstsammlung NRW, Grabbeplatz 5, Di.–Fr. 10–18, Sa.11–22, So. 11–18 Uhr
HANNOVER/BERLIN/KIEL Bis 9. bzw. 16. Januar 2011:
Expressionisten
Zu den Ausstellungshöhepunkten in die- sem Herbst gehört auch die große Ex- pressionistenschau im Sprengel-Mu- seum: Sie ist den zwei jungen Mädchen Fränzi und Marcella aus Dresden gewid- met, die um 1910 mehrere Sommer für Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Max Pechstein als Aktmodelle posierten.
Circa 170 der damals entstandenen un- zähligen Gemälde, bunten Blätter und Zeichnungen sind in Hannover ausge- stellt. Sie illustrieren nicht nur das Ver- hältnis zwischen Maler und Modell, son- dern gehen auch der Frage nach der Identität der Mädchen nach. Eine Über- sicht über das Werk von zwei der drei Brücke-Künstler bieten Retrospektiven in Berlin und Kiel (jeweils ab 19. Septem- ber): Während das Brücke-Museum in Berlin 80 Gemälde Heckels aus allen Schaffensphasen präsentiert, hat die Kie- ler Kunsthalle einen Querschnitt durch
das vielseitige Œuvre Pechsteins zusam- mengetragen: Gemälde, Aquarelle, Zeich- nungen, Druckgrafik sowie Auftragsarbei- ten für Wandmalereien und Glasfenster.
Sprengel-Museum, Kurt-Schwitters- Platz, Di. 10–20, Mi.–So. 10–18 Uhr Brücke-Museum, Bussardsteig 9, Berlin- Dahlem, Mi.–Mo. 11–17 Uhr
Kunsthalle Kiel, Düsternbrooker Weg 1, Di.–So. 10–18, Mi. 10–20 Uhr
JENA
Bis 21. November:
Louise Bourgeois
Die in diesen Sommer mit 98 Jahren in New York verstorbene Louise Bourgeois arbeitete bis ins hohe Alter an ihrem Werk.
Darin setzte sie sich mit ihren Traumata und dem weiblichen Rollenverständnis auseinander. Sehr früh schuf sie Installa- tionen und arrangierte ihre Skulpturen als zusammenhängende Teile im räumlichen Kontext. Zu ihrem Frühwerk – Thema der Ausstellung – gehören aber auch ihre Zeichnungen, die sie selbst doppeldeutig als „Pensées plumes“ – federleichte Ge- danken oder Einfälle – bezeichnete.
Kunstsammlung, Markt 7, Di./Mi./Fr.
10–17, Sa./So. 11–18, Do. 14–22 Uhr
MANNHEIM
19. September bis 20. Februar 2011:
Die Staufer und Italien
Im Mittelpunkt stehen Kunst, Kultur und Geschichte des bedeutendsten europä - ischen Herrschergeschlechts des zwölften und 13. Jahrhunderts. Zwischen 1138 und 1268 veränderte sich in Europa das Weltbild. Neue künstlerische Aktivitäten und Ausdrucksformen und eine blühende Wissenskultur entstanden, höfisches Le- ben entfaltete sich in ungeahnter Pracht und Größe, kirchliche Strukturen wurden erneuert. Die innovativen Umwälzungen des staufischen Jahrhunderts beleuchtet die Schau anhand von drei Regionen – dem Rhein-Main-Neckar-Raum, Oberita- lien und dem Königreich Sizilien.
Reiss-Engelhorn-Museen, Museum Zeughaus, Quadrat C 5, tgl. 11–18 Uhr
SabineSchuchart
„Leben 3.0: Die Zukunft der Evolution“
Ausstellungen an der Schnittstelle zwischen Biowissen- schaften und Kunst sind bisher in Deutschland noch nicht sehr häufig, obwohl die Fortschritte in Genetik und Moleku- larbiologie auch Künstler zu neuen Ausdrucksformen anre- gen. Reiner Maria Matysik formt seit Mitte der 90er Jahre Prototypen postevolutionärer Lebensformen: skulptural- installative Modelle von künftigen Organismen. Damit möch- te der Berliner Künstler, der an der Technischen Universität Braunschweig lehrt, auf die Potenziale und Risiken künstli- chen Lebens aufmerksam machen. Für die Ausstellung in der Charité, die Teil eines Gesamtprojekts „Leben 3.0 und die Zukunft der Evolution“
ist, beschäftigte sich Ma- tysik speziell mit den hu- manen Formen künftigen Lebens: Das abgebildete Wachsobjekt (2010) ist eines der Exponate.
„Jenseits des Menschen. Interventionen von Reiner Maria Matysik“: Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Campus Mitte, Virchowweg 17, Eingang:
Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Di./Do.Fr./So. 10 bis 17, Mi./Sa. 10 bis 19 Uhr (17. 9. 2010 bis 9. 1. 2011).
DER BESONDERE TIPP
© Reiner Maria Matysik