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Für Hannover und Umgebung. Am 2.6.

Der 1. Juni ist vorbei. Die EX- PO−Eröffnung wurde zwar nicht verhindert, aber nie- mand in Hannover konnte ignorieren, dass es Wider- stand gab. Überall gab es spontane Aktionen, Blocka- den, Demos und Kundgebun- gen, die bewiesen, dass sich zahlreiche Menschen die

"schöne, neue Welt" der EX- PO nicht aufzwingen lassen.

Der Staat machte seine in je- der Zeitung posaunte Dro- hung war, "massiv gegen alle vorzugehen, die ein Gelingen der EXPO stören wollen." Es gab zahlreiche Festnahmen, massive Repressionen und um die Gleichschaltung auch auf mentaler Ebene zu garan- tieren, erließ der Staat die Forderung an sämtliche Pres- seorgane, jedwede kritische Berichterstattung zur EXPO fortan zu unterlassen. Das ist Meinungsfreiheit!

Und nun? War's das? Ein

paar heiße Tage Anfang Juni und alle ziehen sich zurück?

Die EXPO geht weiter. Bis Ok- tober. Und sie muss begleitet werden von einem Wider- stand, der sich noch mehr und noch deutlicher an alle richtet. Ein Widerstand, des- sen Aufgabe es sein sollte, möglichst vielen Leuten klarzumachen, welch immen- se Gefahr das Weltbild der EXPO darstellt. Wie die EXPO dieWeltso interpretiert, dass ihre inhumane, technoide Konzern−Zukunft als humani- stischeVision dasteht. Die EX- PO bietet riesige Chancen − an ihr kann mensch aufzei- gen, welche Welt die ideologi- schen Dirigenten unserer Ge- sellschaft für die Zukunft im Sinn haben. Konzernherr- schaft, Freihandel, Gentech- nik, neue Atomkraft−Techno- logien, Verwertungslogik − Das alles sind Themen, die je- den interessieren müssen,

wenn jedem langsam klar wird, dass es um unsere Exi- stenz geht. Es sind Themen, an denen es sich zu berei- chern lohnt. Themen, die man vermitteln muss.

Es kann doch nicht "normal"

erscheinen, wenn sogenann- te "Sozialdemokraten" Un- summen für eine Weltaus- stellungverpulvern, in der uns allen eine Zukunft aufgezwun- gen wird, in deren sogenann- ten Visionen wieder nur die Ideologie von Konzernen, Kon- sum und Kritiklosigkeit aufge- wärmt wird. Es kann doch nicht sein, dass wir wirklich glauben, McDonalds, Coca Cola, Mercedes oder die Ato- mindustrie − allesamt feder- führend in Sponsoring und Konzeptionierung der EXPO − seien ernsthaft an einer bes- seren Zukunft für die Menschheit interessiert. Die Großindustrie − verantwort- lich für den Raubbau an Mensch, Tier und Natur und nicht zuletzt Schöpfer eines Zeitgeistes, indem es nur noch um Konsum & Prestige geht − diese Industrie sollen die Heilsbringer einer besse- ren Welt sein? Für wie naiv hält die EXPO ihre Besucher eigentlich, sie dafür auch noch zahlenzu lassen?

Die Themenbereiche der EX- PO sind elementar, zeigen sie doch die Leitfäden, nach denen die zukünftige Gesell- schaft aufgebaut werden soll, ob wir wollen oder nicht. Der Mensch wird zur Nummer, ein funk− tionierendes, konsu- mierendes Rädchen in der

"schönen, neuen Welt". Kondi- tioniert von Konsumdemago- gie, gestaltet in der Retorte,

Stell Dir vor, es ist EXPO und keiner geht hin!

Gab es den angekündigten

Widerstand gegen die EX- PO überhaupt und wie er- folgreich war er? Die Ak- tionen liefen wie angekü ndigt und wurden wie er- wartet von der Polizei

"kommentiert". Natürlich ist es schwer, Störaktio- nen und Blockaden wir- kungsvoll durchzuziehen, wenn die ganze Stadt zwar von kontrollieren- den, filzenden und verhaf- tenden PolizeibeamtInnen nur so wimmelt, aber an- sonsten gähnend leer ist.

Selbst am EXPO Gelände gab es keinen Andrang, dafür aber einsame, sich langweilende KassiererIn- nen in verwaisten Kas- senhäuschen. Und genau in diesem Punkt ist der Widerstand erfolgreicher als wir es uns je träumen ließen: Die potentiellen BesucherInnen der EXPO entschieden sich, zu Hau- se zu bleiben odersich auf bessere Art zu amüsieren und ihr Geld loszuwerden, statt einer Werbeshow der Wirtschaft Zeit und Geld in den gierigen Ra- chen zu werfen! Bravo!

Das ist der beste Wider- stand -berhaupt! Danke an alle, die sich gegen die EXPOentschieden haben!

Die Kritikan der

$schönen neuen Welt(

muss weitergehen!

FriedlichesAnti-EXPOCampwirdvon derPolizei umstelltund durchsucht

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Berichte, Aktionen,

die Kolonisierung des Mars imaginierend, während hier

immer noch Menschen für den Profit weniger leiden müssen. Verteidigen sie sich geistig! Kaufen sie der EXPO nicht alles ab, bloß weil sie ih- re Kern−Ideologie in ein neues, zeitgemäßes Öko−

Image zu verkleiden vermag.

Informieren sie sich über die Kritik an der EXPO, die ande- re Seite der Medaille, deren Inhalte von den großen Medi- en konsequent ausgeblendet werden. Auch die Schulen sollten Verantwortung über- nehmen, sollten zeigen, dass die Welt nicht so ist, wie die EXPO und die Konzerne, die Werbung und die moderne Technokratie sie uns verkau- fen wollen. Auch das Szene- Spektrum sollte sich weiter bemühen, alle Möglichkeiten

auszuschöpfen, um die Kritik An der EXPO lebendig und präsentzu hal- ten. Schafft Be- wußtsein, organi- siert Info−Veran-

staltungen, schreibt Artikel, überall, immer.

Der EXPO−Wider- stand brauchtPrä- senz − durchge- hend bis Oktober, vom AZ bis zur Uni, vom Lokalra-

dio bis zum Info−Stand auf Konzerten. Geht in die Städ- te, gehtzu den Leuten in Han- nover und anderswo und sorgt dafür, dass die EXPO−

Kritik ein genauso fester Be- standteil der nächsten Mona- te wird, wie die EXPO, die ja nun doch nicht so allmächtig ist, wie sie sich ausgegeben hat.

Fünf Monate sind eine lange Zeit. Viel Zeit, um unsere Chancen zu nutzen, das Welt- bild der EXPO zu demaskie- ren und den Menschen mit der Kritik an der EXPO−Welt auch die Alternative einer an- deren Welt zu zeigen, in der nicht Konzerne und Technik, sondern Menschen und De- mokratie unser Leben be- stimmen.

Fortsetzungvon Seite 1

Kleine Kronologie der Ereignisse vo m1. 6.

Brennende Reifen auf Eisen- bahnschienen Schon in den frühen Morgenstunden wur- de der Bahnverkehr nach Hannover durch brennende Reifen auf den Schienen be- hindert. Auch auf dem Mes- seschnellweg gab es einige Barrikaden aus brennen Hölzern.

EXPO GegnerInnen bei Er öffnung

Die EXPO−Eröffnungsveran- staltung wollten auch ca. 80 Expo−KritikerInnen nicht versäumen, um die Reden des Bundeskanzlers mit Transparenten und Zwischen-

rufen zu untermalen. Der sichtlich genervte Kanzler lud seinen Frust zunächst auf seine Security−Kräfte ab, um danach massives Vorgehen gegen die EXPO−

GegnerInnen zu fordern.

Diese waren -brigens mit Freikarten in die Weltaus- stellung spaziert. Die nor- malen Tickets erfreuen sich allerdings auch nicht allzu großer Beliebtheit − vor der EXPO wurden schon heute Kartenfür30.−verkauft.

Ankettaktion Auf de m Messeschnell weg

Ca. 12 Personen ketteten sich an einem Schild des Vr- kehrsleitsystems "Move" an.

Dadurch wurde der Messe- schnellweg ca. 90 Minuten lahmgelegt.

Straßentheater

Morgens gegen 9h45 veran- stalteten Expo−KritikerInnen ein Straßentheater auf der Kreuzung HamburgerAllee/

Ecke Listerstraße. Die Zu- schauer waren begeistert und konnten von "militanten", die EXPO bedrohenden Terro- ristenwenigererkennen.

Spontane De mo auf de mBah nhosvorplatz

Auf dem Bahnhofsvorplatz zur Ernst−August−Straße gab es heute vormittag eine spontane Demo von EXPO−

KritikerInnen, die sich im wei- teren Verlaufzu einer munte- ren Reclaim−The−Streets−

Party entwickelt. Diese Form des Protestes richtet sich symbolisch gegen die fort- schreitende Privatisierung öffentlichen Raums und die Vertreibung obdachloser oder unangepasster Per- sonen aus dem Stadtbild. Nachdem sechs Personen verhaftet wurden, setzte sich die RTS auf dem Messe- parkplatzSüdfort.

Wanderkassel a m Steintorplatz

Mittags startete ei- ne Spontandemo am Steintorplatz, die relativ schnell von einem

"Wanderkessel" der Polizei

"begleitet" wurde. Die Demo führte Richtung Innenstadt undwargutbesucht.

Bo mbenverdacht

Ein vergessenes Paket führ- te heute Nachmittag zurEva- kuierung einer ganzen Bahn.

Auf Flughfen mag ein sol- ches Vorgehen der Regel entsprechen, aber ange- sichts derart nahezu amü santer Aktionen der Polizei aufgrund irgendwelcher, ir- gendwo liegengelassener Pa- kete, kann man sich wahrlich die Frage stellen, welch eine paranoide Vorstellung vom

"skrupellosen Terroristen" in gewissen Köpfen gegen die Expo−KritikerInnen vorherr- schen muss, die ihrerseits mit gewaltlosen Blockaden, Demos und Straßentheatern eine Kritik an einer Veran- staltung zum Ausdruck brin- gen, deren groß−industriel- len Mitveranstaltern mühe- los nachzuweisen ist, wel- chen Schaden sie diesem Planeten und seinen Bewoh- nern im Rahmen ihrer Geschäfte antun.

Spenden werden dringend gebraucht für den Widerstand gegen die Expo 2000.

Konto "Spenden &

Aktionen", N r. 92881806, Volksbank Gießen,

BLZ 51390000

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Repression

Wahnsinn ... seit 12.30 UhristdasAnti−Expo−Campvon Polizei umstellt.AlleZelte undvieleEinzelräumewerden nach und nach durchsucht. LautPolizeisprecherwerden nach Farben und Lacken gesucht, diefür Aktionen am 1.6.

geeignet, sowie nach Unterlagen und Computern, auf denen Datenzum Expo−Eröffnungstag draufsind. Hierin derZeitungsredaktion stehen mehrere "heiße"Computer, aberdie Polizei istzu dumm ...

eineChronologie:

Kurzvor 12 UhrmeldetdieAußenperson unserer

Redaktionzunehmende Polizeipräsenz rund um dasCamp und damitauch rund um Zeitungs− und Pressebüro.Wir informierenweitere Personen.

Anrufnach 12 Uhr: "DutzendeWannen sind unterwegs Richtung Camp".Wirbeginnen denAbbau desEquipments und schließen dieTürvon innen ab.Abjetzttotale Ruhe. Die Presseliste istverschwunden.Wirerreichenwenig Wenige Minuten später: Die Polizei kesseltdasGelände, sichertweitereEingänge und dringtin dasCamp ein. Die Redaktion hateinen perfekten Überblicküberdas Geschehen, hoch droben ausdem Redaktions− und Presseraum derAnti−Expo−Zeitung. Die Bullenkette steht genauvorunserem Fenster.

Noch etwasspäter: Kontaktmitanderen Personen auf unserem Flur.Wirriegeln den Flurab und beginnen, unser Equipmentaus unserem Raum zu schaffen. Nurein Laptop ohnewichtige Daten bleibtstehen. Daraufbauenwireinen neuen Internetzugang auf. KurzeZeitspäterkönnenwirauf derwww.expo−calypse.de berichten. Drei Metervon den PolizistInnen entfernt.

Ca. 13 Uhr:Wirhaben Kontaktzu unserer

Presse−Außenperson. Sie-bernimmtdie Pressearbeit.

Wenige Minuten späterläuftmehrere 100 km entfernt eine bundesweite Pressearbeitan.Zudem agieren die Infopoints und etliche Einzelpersonen. Das unentdeckte Pressebüro mussselbstnichtmehragieren.

13.05 Uhr: Unser"heißes"Equipmentistüberdie Flure aus unserem Raum herausgelagert. Nurnoch derLaptopzum InternetstehtundzweiTelefone.

13.15 Uhr: Die ersten JournalistInnen sind aufdem Gelände. Die Polizei durchkämmtZeltfürZelt.Zweimal rütteltsie an unsererTür, gehtaberwieder. Einmal istdabei einervon unsaufdemWegzurToilette.Wie abgesprochen kommternichtzurück, sondernverläßtden Bereich.Zwei Stunden Durchsuchen und mehr.Wirguckenzu,

informieren Leutevon hieraus überdie Lage.Allmählich beginntes, Spaßzu machen.

15.15 Uhr: Etliche PolizistInnen sind abgezogen, andere sitzen entspanntin derSonne. Im Camp istkaum noch jemand.

I CE wurde auchblo- kiert

Gegen 15h blockierten einige Personen ICE−Streckenab- schnitte im Bereich Eschede, Hildesheim und Göttingen, in- dem sie Autoreifen auf den Schienen deponierten. Der Verkehr wurde dadurch mas- sivgestört.

Bericht einer Gruppe zwischendurch:

Wir erreichten Hannover zwi- schen 8 und 9 Uhr und wur- den ständig und an jeder Ek- ke von der Polizei gefilzt. Eine Demo sammelte sich um 10h am Steintor, aber wir beteilig- ten uns zun chst an einer kur- zen Blockade auf der Marien- stra e. Um 12h beteiligten wir uns dann an einer Demo vom Steintor aus. Insgesamt war die Polizeipräsenz in der Stadt erschreckend massiv und auch die "normalen" B- rgerInnen äußersten Unmut -ber die Methoden der Polizei, die willk-rliche filzte und kon- trollierte.

Kissenschlacht

Um 17h fand auf dem Aegi- dientorplatz eine Kissen- schlacht von ca. 30−40 Ex- po−KritikerInnen statt, die als Form munteren Straßenpro- testes von ungefähr 300 um- stehenden ZuschauerInnen und Passanten am-siert und wohlwollend aufgenommen wurde. Anschließend zogen über 400 Personen Richtung Steintorplatz. Um 17h17 er- reichte uns die Meldung, dass die Polizei am Aegidien- torplatz Kräfte zusammen- zieht und Krankenwagen be- reitstellen lässt. Ab 18h20 gab es einen Kessel zwischen Steintor− und Klagesmarkt mit Festnahmen und Prügel der Polizei gegenüber De- monstranten. Die Tatsache, dass die Polizei bereits VOR- HER Krankenwagen an die Stelle delegierte, zeugt von der festen Absicht, den De- monstrierenden gewaltsam gegenüber zu treten, völlig unabhängig davon, wie diese sich verhalten würden. Es schloß sich dann ein Poli- zeikessel an, wo dann ca. 100 Personen festgenommen wurden.

Zeitungsredaktion im umstellten Camp

I mpressum

V.i.S.d.P. J. H art

Kontakt: Anti-Expo-AG c/o Projektwerkstatt, Roonstr.

31, 35390Gießen

Layout und Satz: Druckpunkt, Herleshausen

Eingekesselte Personen wer- den in den Knast Abtranspor- tiert Im Laufe des Tages nah- men die Polizeikräfte ca. 200 bis 250 Leute fest. Größten- teils wurden diese bei einer friedlichen Demonstration nach am Steintor über Stun- den eingekesselt und in das

− Mittlerweile immerhin Trink- wasser und Toilettenbenut- zung erlaubt

− Freilassung nicht vor Frei- tag morgen

− Alle erfahren eine erkenn- ungsdienstliche Behandlung Hardenberggefängnis ge-

bracht. Die dortigen Bedin- gungen:

− 70 Personen auf 36qm

− Unterbringung in Garagen

− Bisher kein Besuch von An- wältInnen oder Telefonanrufe möglich

Miese Haftbedingungen

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Zeitung gegen die Expo 2000 (Z' 00): Wann be- gann der Widerstand gegen die EXPO?

A.d.e.S: Das war 1988 als die ersten Planungen bekannt wurden, fing halt auch schon der Widerstand an. Es gab da verschiedene kleinere Ak- tionen: Postkarten, Aktionen von den Bürgerinitiativen.

Ein ganz zentraler Auftakt war dann als eine Delegation des Pariser Weltaustellungs- büros Hannover besuchte, die wurden dann gebührend empfangen. Das war 1989 und da hatte derWiderstand bis 1992 doch eine relativ breite Verankerung und es waren sehr viele Gruppen daran beteiligt.

Es gab Aktionstage, ein Anti- EXPO-Festival, Demos, ge- fälschte Postwurfsendungen und durchaus auch militante Sachen wie z.B. die Verwü- stung des Weltaustellungs- büros in Paris.

Z' 00: Welche Bündnis- se ka men i m Lauf der Zeit zustande ? Wer war daran beteiligt?

A.d.e.S: Da war dea erste große und auch sehr aktive Bündnis- es hieß „Anti-Expo- Bündnis“. An diesem waren unterschiedlichste Gruppen beteiligt: der VCD (Verkehrs Club Deutschland), die Bürge- rinitiative Umweltschutz (BIU), dann Gruppen aus dem autonomen Spektrum, das Anti-Expo-Plenum, das Akti- onsforum gegen die Weltau- stellung, die Anti-Expo-Ag, Leute von Sprengel, aber auch viel Leute aus dem Um- weltspektrum und damals auch noch die Grünen, (die jetzt als Regierungspartei als Ausrichter der EXPO funktio- nieren.)

Z' 00: Wann l öste sich dieses Bündnis auf ?

A.d.e.S.: Nach der BürgerIn- nenbefragung. Die war 1992 und davormobilisierte dieAn- ti-Expo-Szene enorm. Das Er- gebnis der Befragung war dann ja sehr knapp, nur 51,5%Ja-Stimmenfürdie EX- PO. Danach war bloß leider bei ganz vielen erstmal die Luft raus, und das Bündnis zerfiel dann haltauch.

Z' 00: Wie ging das dann weiter, gab es dann Neuauflagen von Bünd- nissen?

A.d.e.S. Es gab dann ein wei- teres Bündnis, das hieß „EX- PO absagen statt ertragen“, das war zumindestens das Motto. Das hat sich dann 1995 gegründet, das war aber weniger aktiv, es hat zwar viele Gruppen versam- melt, die hinter dem Motto standen, aber es gingen we- nigAktionen davon aus.

Z' 00: Gab es während den 12 Jahren Wider- stand Verschiebungen hinsichtlichder inh altli- chen Schwerpunkte?

A.d.e.S: Zunächst konzen- trierte sich die inhaltliche Kri- tik auf die Auswirkungen in Hannover: Mietsteigerungen, Umstrukturierung der City und der naheliegenden Stadt- teile, Vertreibungspolitik, Schwarze Scheriffs u.s.w.

Aber es gab auch schon den Aspekt des Widerstandes gegen Gen- und Reprotech- nologie, denn schon damals war klar, daß die EXPO ne´

riesige Werbeveranstaltung für solche Technologien wird.

Zunächst war ja sogar der Bau einer riesigen DNS-Spi- rale als EXPO-Symbol ge- plant.

Nach der Befragung traten die regionalen Auswirkungen der EXPO dann in den Hinter- grund und es ging stärker um die EXPO-Ideologie, also

das, wofür die EXPO werben soll.

Z' 00: Und wo seht Ihr derzeit den inhaltlichen

Schwerpunkt?

Also wir als Anti-EXPo-Ag ver- suchen den Schwerpunkt nicht auf die EXPO als Projekt als solchem, sondern auf die

„Schöne neue Welt“, die hinter der EXPO steht, zu setzen. Da- mit sind Inhalte wie die soge- nannte Globalisierung, Tech- nikakzeptanz, Bevölkerungspo- litik, Nachhaltigkeit und so wei- ter gemeint, also kurz: die herrschaftsstabilisierende Funktion derEXPO.

Z' 00: Seit wann gibt es Bestrebungen f ür Akti- vitäten gegen die EXPO bundesweit bzw. interna- tional zu mobilisieren?

A.d.e.S.: Also richtig angefan- gen hat das 1996, da haben wir begonnen diese EXPO auch als Sache darzustellen, die nicht nur die Leute hier in Hannover etwas angeht. Das hängt auch mit den schon er- wähnten inhaltlichenVerschie- bungen zusammen. Also nicht nur auf die Auswirkungen auf Hannoverzuschauen, sondern auf die Inhalte die diese Welt- austellungtransportieren soll.

Z00: Und wann gab es dann das erste bundes- weite Anti-Expo-Tref - fen?

A.d.e.S.: Das war dann aller- dings recht spät, das muß De- zember 1998 gewesen sein.

Davor waren das eigentlich zwei Jahre, wo wir versucht haben das publik zu machen:

über Artikel in Zeitschriften, anderen Veröffentlichungen, und auch viele Veranstaltun- gen in anderen Städten ge- machthaben.

Z' 00: Zurück zu Hanno-

ver: i m letzten Herbst gab es nachlängerer Pause wieder eine gr ößere, öffentliche Ak- tion der Anti-Expo-Be- wegung: die Jubelpara- de durchHannovers In- nenstadt. Schätzt ihr solche neuartigen Ak- tionsfor men als erfolg- reichein.

A.d.e.S.: Die Stimmung war auf jeden Fall super, und das hat innerhalb der Szene schon nen‘ Kick gegeben. Das istja so, klassisische Mobilisie- rungsversuche zu sogenann- ten Latschdemos stießen zu- nehmend auf Desinteresse.

Und die EXPO-Jubelparade war dann der Versuch Prote- ste und Widerstand mit Spaß zu verbinden und die klassi- sche Form von „Böse durch die Städte zu laufen“ und „wir sind dagegen“ zu rufen, etwas zu modifizieren.

Z' 00: Spätestens a m 30.10. wird die EXPO be- endet sein, was wird dann von der jahrelan- gen Anti-EXPO- Arbeit übrigbleiben. Welche dauerhaften I mpulse f ür die weitere politische Arbeit erhofft Ihr Euch?

A.d.e.S: Wir erhoffen uns von dem Widerstand gegen die EXPO, daß er ein weiterer Schritt ist, eine emanzipatori- sche Bewegung „von unten“

voranzubringen. Was dann tatsächlich davon überbleiben wird, istjetzt natürlich schwer abzuschätzen, aber immerhin ist zu erkennen, daß verschie- denste sogenannte Teilbe- reichsbewegungen hier zu- sammenkommen. Das ist schon immer ein wichtiger Aspektdes Expo-Widerstands gewesen- und die Hoffnung ist nun dementsprechend, daß die Diskussionen zwischen Leuten aus den verschie- denen Teilbereichen auch nach derEXPOweitergehen.

Geschichte(n) des W iderstandes gegen die EXPOin Hannover Die „Zeitung gegen die Expo 2000“ führte ein Gespräch mit

Aktiven der ersten Stunde aus der Anti-Expo

Referenzen

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