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Wer nicht fragt, ist klug

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112 IP September 2008 Jan Techau | Das fehlgeschlagene Refe-

rendum über den Lissabonner Vertrag in Irland hat einem Dauerbrenner in der Europa-Debatte wieder zu Kon- junktur verholfen: dem europaweiten Referendum. Das basisdemokratische Instrument einer einheitlichen Volks- abstimmung über den Vertrag in allen Staaten zum gleichen Zeitpunkt wird von manchem Vordenker als Heilmit- tel für die Krise der EU propagiert.

Nicht nur soll es eine sichere Mehrheit für die dringend benötigten Reformen liefern, es soll auch gleich noch das

demokratische Defizit der EU beseiti- gen. Selbst wenn man von den guten Gründen absieht, die ganz grundsätz- lich gegen Referenden sprechen, dann verbietet sich das EU-weite Referen- dum aus einem einfachen Grund: Es ist zutiefst undemokratisch.

Der europäische Einigungsprozess beruht darauf, dass die daran teilha- benden Mitglieder souveräne Staaten sind, die allein darüber bestimmen können, welchen Teil ihrer ureigenen staatlichen Kompetenzen sie auf die

supranationale Ebene der EU übertra- gen wollen. Ein verbindliches gesamt- europäisches Referendum hingegen nimmt den Völkern genau diese Mög- lichkeit, weil dabei Souveränitätsent- scheidungen nicht vom zuständigen Souverän, sondern vom nicht zustän- digen europäischen Gesamtwahlvolk getroffen werden. Unter dem Deck- mantel der Demokratie zerstört ein solches Referendum also nicht nur die Integrationsgrundlage des Projekts Europa, sie nimmt ihm auch noch die demokratische Legitimation.

Als Alternative zu Referenden gibt es neben der Aufwertung des bislang als Legislativorgan zweitklassigen Eu- ropaparlaments den Vorschlag, den EU-Präsidenten künftig direkt zu wäh- len. Dies wäre ein sichtbarer Beweis echter Mitbestimmung und würde dem Projekt EU eine Symbolfigur geben. Die Souveränität der Mitglieds- staaten würde das nicht nennenswert beeinträchtigen, denn erstens blieben sie im Rat Herr des Verfahrens und zweitens müssten sie eine solche Wahl ja zuvor einstimmig beschließen.

Die Lösung drängender europäi- scher Probleme erfordert mühsame, langfristige und wenig attraktive Kom- promissarbeit. Ein gesamteuropäisches Referendum wäre das Gegenteil davon:

ein hübsch anzuschauender Knall- effekt mit negativer Tiefenwirkung.

Deswegen sollte man die Debatte über ein solches Referendum zum Lissa- bonner Vertrag schleunigst beenden.

Der Autor ist Leiter des Alfred von Oppenheim- © Patrick Chapatte in „Le Temps“

Wer nicht fragt, ist klug

Warum ein europaweites Referendum eher schadet als nützt Schlusspunkt

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