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WANDERN UND SCHAUEN

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Academic year: 2021

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(1)Geleitwort:. ©Österreichischer Naturschutzbund; download unter www.biologiezentrum.at. W ANDERN UND SCHAUEN Wenn sich ein Verband zu einer Schutzmaßnahme im staatlichen Bereich gefordert sieht und dieser Schutzmaßnahme dann von staatlicher Seite Anerkennung gezollt wird, so wie es vor kurzem im Rauriser Tal bei der Eröffnung eines Waldlehrweges des ÖNB durch den Bundespräsidenten geschehen ist, dann kann man befugtermaßen von einer Staatsrechtferti­ gung durch den Naturschutzbund sprechen. Und damit w ill gesagt sein, daß sich die N atur­ schutzarbeit keinesfalls und nie in einem staatsfreien Raum oder Zustand bewegen kann. Damit ist verbunden eine klare Absage an insulare Alternativlerbewegungen, welche uns heute immer mehr auf der Ebene unserer Verantwortung zu begegnen suchen. Als Alternative zu einem Staat vieler Menschen müßte ein Naturzustand vieler Menschen gewählt werden, und den gibt es nicht. Der Naturschutzbund ist also keineswegs mit irgendeinem Stammesverband von zusammen wandelnden Gliedern zu vergleichen. (Siehe: Kliemt, Hartmut: Zustimmungs­ theorien der Staatsrechtfertigung, Fbg./München 1980) Allerdings haben w ir die Verantwortung für die Zukunft als Menschen, als Personen zu­ allererst und erst viel später als Bund, Schutzbund, Naturschutzbund. Was tun w ir Menschen? Rupert Riedl sagt es in seiner „Strategie der Genesis“ (München, 1976) ganz brutal: Wir Menschen nun reduzieren selbst unser Milieu. Wir haben, indem wir fortgesetzt Freiheit für Sicherheit verkaufen, mit den Macht- oder Industriegesellschaften eine Systembedingung geschaffen, die diese Milieureduktion sogar legitimiert, zur Institution, zur Selbstverständlichkeit erhärtet. Wir delegieren das quantitative Wachsen über alle Hierarchiestufen hinauf bis zu den höchsten Parteibonzen, Industriema­ gnaten und Politikern. Keiner von ihnen würde seine Wahl überleben, wenn er nicht dem Wachsen der Macht, des Einflusses, der Prosperität das Wort redete. Und es kann uns nicht wundern, wenn diese Delegierten nun ihrerseits das erlassen, was wir in all unseren Schichten zu wollen und zu wünschen haben; das delegiert zu erhalten, was w ir delegierten. Ja wir erfahren, daß die Konzerne klüger als die Evolution geworden sind, daß w ir das, was wir zerstören, reparieren, sogar verbessern, selbst unsere Kultur, unser Denken, unser Erbgut werden manipuliert werden können. Das ist das wirklich Böse. Und nun, da der Kollektivwille unser Wollen auf das reduziert, was auch der Empfindungs­ loseste will, die Quantität, entsteht riesengroß das garstige graue Tier, gefühllos und freßgierig. Es frißt nun Gift, zellophanverpackt, atmet Gestank, airconditioned, wäscht Gehirne mit Stereotypien, Werbung und Ideologie, elektronisch und in Farbe, und befriedigt die verbliebe­ nen Sinne mit dem angenehmen Kitzel der Katastrophen menschlichen, technischen und politischen Versagens in Stereo, mit bunten Beilagen. Vor allem aber schmaust es an seiner eigenen Differenzierung; verdaut die Sinneszentren, seine Kulturen, und die Nervenzellen, seine Individualitäten, zur Gonade der Massen und zum Fett des Kapitals. Es macht Architek­ tur zur Bautechnik, Wohnstil zu Wohnsilos, Kunst zu Dekoration, Musik zur Konserve, Dichtung zur Kolportage, Sprache zur Information. Bildung wird zur Spezialisation, Weisheit wird Wissen, Brauchtum zum Jahrmarkt, Reisen zum Tourismus. Landschaft zum Produk­ tionsgebiet. Sogar Zeit wird Geld. Besinnlichkeit Luxus, Persönlichkeit suspekt und Zierde wird absurd. Dafür entsteht eine Freude am Häßlichen; denn irgendeine Freude muß sein. Die Ökono­ mie des nur Nützlichen und nur Redundanten der Schachbrettstädte, der Rasterfassaden, der Verkehrsbauten und Wolkenkratzer werden in West und Ost zu Erfolgssymbolen, und weil Natur und Land, 66. Jahrgang, Heft 5/1980. 155.

(2) ©Österreichischer download unterSchönen. www.biologiezentrum.at der ersehnte Erfolg etwas Schönes Naturschutzbund; ist, auch zum neuen Der Mensch steht ihm schon im Wege. Und wo man das ahnt, entstehen der schöne Nihilismus in Glauben und Philosophie sowie eine bildende Kunst, die entweder den Menschen zur Groteske macht oder auf ihn bereits ganz verzichtet. So beginnt auch die Technik auf seinen Schutz, für den Defektfall, zu verzichten. Wo er so schnell fliegen oder so viel Atomstrom verbrauchen muß, wie man ihm einredet, kann Rettung nicht mehr ernstlich vorgesehen werden. Nur die Freude am Grandio­ sen wird ihm dafür gegeben. Und in den Resten ökumenischer Verhandlungen läßt er es angehen, daß nur mehr über die Anzahl der Atomköpfe geredet wird, die jede Rakete tragen soll. Sie werden noch Unglaublicheres zulassen, „sie sind vergnügt und unbesorgt“, und sie schämen sich nicht. Wie könnte aber ein Land den Netzen der Macht entkommen? Selbst die Regierungen sind die Repräsentationsfiguren der Macht. Diese aber ist international, eine Technokratie. - Ich w ill das nicht fortsetzen. Auch kann jeder die Fortsetzung der Fakten haben: abends in den Nachrichten, morgens in „seiner“ Zeitung. Kurz, das wirklich Böse ist der Rückweg der Evolution, die Folge einer Selbstreduktion des Milieus. Und die Genesis wird das garstige graue Tier so lange dulden, bis es für seine Macht endgültig zu dumm geworden ist. Nun ist es längst an der Zeit, die Herkunft des Guten zu suchen: Wie man verstehen soll, daß es sich trotz aller Kanalisation, aller Denk- und Zivilisationsschäden erhalten und im Verborgenen blühen und treiben kann; was das Liebenswerte, das Schöpferische, das Mensch­ liche schützt; was dieses missing link, uns Menschen, wie wir es empfinden, dennoch dem „wahren Menschen“ näherbringt und damit der Schöpfung selber. Doch das sind Fragen, die erst nach dem mißglückten Versuch folgen, uns in das Paradies zu setzen. Denn vorerst noch ließ der H err „aus dem Erdboden vielerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und wohl zu essen, den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ . P. W.. 156.

(3) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Natur und Land (vormals Blätter für Naturkunde und Naturschutz) Jahr/Year: 1980 Band/Volume: 1980_5 Autor(en)/Author(s): Anonymus Artikel/Article: Geleitwort: Wandern und schauen 155-156.

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