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In diesem Sinne sollen die Berliner Musik- und Kulturtage der Cinti und Roma einen Weg wei- sen, der die kulturelle Gegenwärtigkeit und hi- storische Tiefe dieser Minderheit zu würdigen weiß.

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Academic year: 2021

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Die ersten Musik- und Kulturtage der Cinti und Roma, die in Berlin stattfinden, wollen eine geistige und kulturelle Öffentlichkeit der Be- gegnung schaffen. Sie werben für Verständnis und Toleranz zwischen der Minderheit der Cinti und Roma und der Mehrheitsbevölkerung und setzen sich insbesondere für die Anerkennung einer deutschen und europäischen Minorität ein. Die Veranstaltungen informieren über Ge- schichte und Kultur, geben Einblicke in die Vielfalt großer Musiktraditionen und be- zwecken einen offenen Dialog als Beitrag zur multikulturellen Gesellschaft in Berlin und im Land Brandenburg.

Die fortwährende Begegnung über die engen Grenzen hinweg bedarf allerdings einer dau- ernden Anstrengung, die das »Anderssein« so- wohl als Kategorie des Eigenen als auch der de- mokratischen Vielfalt kulturell zu begreifen vermag.

Die in den letzten Jahren anhaltenden Debat- ten angesichts des Zuzugs von verfolgten Cinti und Roma unterstreichen zudem mit aller Deutlichkeit, wie notwendig es bleibt, den poli- t ischen Dialog mit dem kulturellen bewußt zu verbinden und zu stärken.

In diesem Sinne sollen die Berliner Musik- und Kulturtage der Cinti und Roma einen Weg wei- sen, der die kulturelle Gegenwärtigkeit und hi- storische Tiefe dieser Minderheit zu würdigen weiß.

Das Internationale Institut für Traditionelle Musik e.V. sieht es als sein besonderes Anlie- gen, in Zusammenarbeit und Koordination mit der Cinti Union Berline.V. das Projekt im kul- turpolitischen Sinne tatkräftig zu unterstützen und auch politisch für die volle Anerkennung der Cinti und Roma als einer eigenständigen Minderheit in Deutschland und Europa einzu- stehen.

Max Peter Baumann

Internationales Institut für Traditionelle Musik e. V.

Geleit Zum

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Die »langsame Weise zum Zuhören«

Die türkische lange Melodie (uzan hava) mit ihrem wei- ten orientalischen Bogen und ihrem »langen Atem«

wird auf der Kegeloboe zur Trommelbegleitung (davun gespielt: Sie hat ihre Paral- lele in Jugoslawien, Albani- en und Armenien, im grie- ch ischen Klephtenlied oder im miro/6i-Klagegesang.

Die traditionelle Oboe wird inzwischen mehr und mehr durch die moderne Klari- nette ersetzt. Bei den unga- rischen Roma, den rom-

ungr6, entsprechen dem getragenen Vor- tragsstil inhaltlich die langsamen Weisen der lassu, bzw. die rubato-haften Lieder der loki d'ili (langsamer Gesang). Es sind lyrische Gesänge, Lieder »zum Zuhörencc (ha//gat6), seltener auch balladenhafte Weisen mit ihren nicht-funktionellen Dur- und Moll-Tonarten. Ihre »schluch- zendencc Vortragsweisen spannen den weiten Bogen des Primas-Geigers zu den bordunierenden cimba/om-Klängen und dem Kontrabaß. Ein ähnlicher schwer- mütig oder sehnsüchtig-trauriger Gestus findet sich wiederum in der rumänischen hora-lungä bzw. doina, oder auch in den sevdalinka-Liedern der bosnisch-musel- manischen Romagruppen. Auch die langsamen Gesänge im Wechsel von Chor und Solo und begleitet von Gitarre oder Akkordeon der in den Pariser Vorstädten lebenden und meist aus Russland stam- menden khelderas haben viele Gemein- samkeiten mit den langsamen Liedern der ungarischen Walachen. Diese sind aller- dings weniger auf eine musikalische Ver- wandtschaft zu beziehen, als vielmehr auf den allgemeinen Charakter solcher Phänomene. In Spanien

vermittelt der cante jondo als »ernster Gesangcc, der fast immer auch ein cante gitano ist, Leid, Schmerz und Trauer. Seine reich nuancierte Melodik ist durch arabisch-orientali- sche Einflüsse geprägt.

Langausgehaltene ay-ay- Silben ornamentieren den d ra matisch-improvisatori- schen Vortrag auf überwie- gend traurig gestimmte Lied texte.

Die »klagendencc und frei- rhythmisierten Lieder der Roma und Cinti verschmel-

zen in allen Ländern ihre un- terschiedlichen Kultureinflüsse zu einer neuen Regionalität, die ihrerseits aber das Interna- tionale auf dem weiten Weg dahin bereits assimiliert hat.

Wie das Lokale sich im Kontext des Überregionalen wiederfin- det, geht aus dem andalusi- schen Liedtext eines cante gi- tano hervor: »Die Gitarre ist von Moron, der Rhythmus von Jerez; das Gefühl ist von Sevil- la, und von Triana kommt alles andere.cc

Gräfin Näk6 mit einem Zigeunerensemble (1860) Die 11schnelle W eise

Jänos Bihari

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zum Tanzen«

Neben diesen allgemeinen getragenen und rubato- bezogenen Melodien bilden die straffen Tanzlieder und Tanzmelodien eine zweite wichtige Besonderheit der Musik der Roma. Es handelt sich dabei in erster Linie um geradtaktige und stro- phisch durchgeformte Gesangs- oder In- strumentalweisen. Nach den ältesten Be- legen sollen sich die Roma-Musiker mit ihrem Gesang zu gezupften Lauten, zu Geigeninstrumenten oder Hackbrett (san- tur, kanun, cimbalom) begleitet haben. Im südlichen Rumänien galten die Roma auch als hervorragende Epensänger, die sich auf der rabab-Fiedel begleitet haben.

In der transkarpatischen Region setzte sich ein Ensemble zum Aufspiel oft aus einer Laute (cobzä), einer Violine und der Panflöte (nat) als Melodieinstru ment zusammen. T rad itionel !erweise begleite- ten die ungarischen Roma sich beim Tanz nur mit Vokalmusik, allenfalls imitierten sie solistisch ein Musikinstrument mit dem Mund, so zum Beispiel mit der sogenann- ten textlosen Wirbeltechnik (pergetes), wie sie bei den Walachen in Westeuropa bekannt geworden ist. Die übrigen Sänger

begleiten das Tanzlied mit dem trompetenhaften

>>Mundbaßcc, klatschen und schnalzen mit den Fingern

·Jlrw ;t;5 zu den synkopierten Tönen der Melodie. Bei den zahl- reichen religiösen und pri- vaten Festen, bei denen zum Tanz aufgespielt wird, übernehmen die getanzten Lieder eine zentrale Rolle.

So die kmk hava (gebro- chene Melodie) der Türken bei Hochzeits- und Beschneidungsfesten, die ungarischen Tanzlieder und Tafelgesänge (khe/imascki

und meschalaki d'i/1) bei alljährlichen religiösen und

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