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BYZANZ UND DIE MAMLUKEN IN DER 2. HÄLFTE DES H.JAHRHUNDERTS*

von Peter Schreiner, Berlin

Dem bereits verhältnismäßig umfangreichen Dossier an Nachrichten über die

Eroberung Alexandreias durch die kypriotischen Lusignan sind noch bisher unbe¬

achtete Angaben in den russischen Annalen hinzuzufügen. Den Überfall erwähnen

fünf Chroniken: der RogoZskij letopisec, die Nüconovskaja letopis', die Simeo-

nevskaja letopis', die Voskresenskaja letopis' und die Stepennaja kniga. Entspre¬

chend den Abhängigkeiten dieser Chroniken unteremander sind auch die inhalt¬

lichen Varianten relativ gering und berühren nicht die historisch wesentlichen Einzelheiten. Die folgende Übersetzung stellt eine Kompilation aus den genannten

Berichten dar: ,Jn diesem Jahr (6874 = 1365/66) besetzte der Fürst von Zypern

Alexandreia in Ägypten und erschlug dort alles Lebendige: Sarazenen, Bessermenen,

Araber, Armenier, Türken, Franken, Tscherkessen und Juden. Und daher zürnte

den Christen mit großer Heftigkeit der Zar von Ägypten, genannt Sultan, und

sammelte viele Krieger, Heerführer und Befehlshaber, und er schickte ein Heer in

die Stadt Antiocheia und Jerusalem und entfachte einen bösen Kampf und eine

große Christenverfolgung, zerstörte die heiligen Kirchen, schloß sie und verriegelte mit Steinen und Balken ihre Türen, und marterte alle Christen, züchtigte sie durch

verschiedene Qualen und Peinigungen, nahm ümen das Vermögen weg und be¬

raubte sie ihrer Habe. Er löste die Sinai-Klöster auf, die Wohnstätten der Mönche in der Wüste, tötete die Igumenen und Popen, verjagte sie, peinigte die Bischöfe,

nahm sie gefangen, und nahm (auch) Michael, den Patriarchen von Antiocheia, fest.

Als dies der fromme Kaiser von Konstantinopel, genannt Ivan, hörte: wieviel

Böses er, der Sultan von Ägypten, den Christen, den Priestern, den Angehörigen

der Kirche, allen Bischöfen und Metropoliten antut, dann auch dem Patriarchen

Michael von Antiochien selbst, tat es üim leid, und er hatte großes Erbarmen und

trauerte und dachte nach, wie er mehr gutes tun und den Christen helfen könne.

Er schickte seine Boten zum Sultan von Ägypten betreffs des Friedens mit vielen

Geschenken. Und dieser machte Frieden mit dem Patriarchen und den MetropoU-

ten und den übrigen Bischöfen und entließ sie nach ihrem Wülen. Und er übergab

ihnen dann die Khchen und nahm von ihnen 20000 Silberrubel, neben wertvollen

Geweben und vielen Geschenken."

Die russische Quelle ist von Interesse wegen der Folgen des Angriffs, nämlich einer Christenverfolgung, die in ihrem Umfang freüich übertrieben dargestellt ist.

Die Verfolgung von Christen, die westhchen Nationen angehörten, geht aus einzel-

• Eine erweiterte Fassung wird in der Zeitschrift „Der Islam" erscheinen.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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nen Berichten hervor, die Golubovid in seiner BiWiotheca bio-bibhografica veröf¬

fentheht hat. Die Nachricht von Verfolgungen wird aueh von einem griechischen

Augenzeugen,Paulos Tagaris, in seiner Lebensbeichte bestätigt.

Von besonderer Bedeutung ist die Erwähnung einer byz. Gesandtschaft. Wann

fand diese statt? Ganz offensichtlich handelt es sich um einen Separatfrieden der

Byzantiner, der nieht in Zusammenhang mit den westliehen Bemühungen steht.

Diese gestalteten sieh bekanntlich sehr schwierig und führten erst etwa im Oktober 1370 zu einem Erfolg. Der byz .-mamlukische Friedensschluß liegt also vor diesem

Zeitpunkt. Er ist auch vor Sommer 1369 anzusetzen, da Johannes V. Palaiologos im

Verlaufe seiner Italienreise bereits am 7. August 1369 in Castellamare bei Neapel eintraf. Umgekehrt ist em Brief Papst Urbans V. an die in Konstantinopel weilenden

Patriarchen Lazaros von Jerusalem und Niphon von Alexandreia, denen beiden die

Flucht geglückt war, noeh am 7. Oktober 1367 datiert. Dieselben Patriarchen unter¬

zeichnen auch den Tomos einer konstantinopolitanischen Lokalsynode vom April

1368. Die Gesandtschaft des byz. Kaisers an den Mamlukensultan ist auf Grund

aller zur Verfügung stehenden Angaben aus griechischen QueUen zwisehen April

1368 und Sommer 1369 anzusetzen.

Die zweite Nachricht über byz.-maml. Beziehungen aus dem Jahr 1386 ist eher

privaten Charakters. Sie ist überliefert im cod. plut. 28,14 der Biblioteca Laurenzia-

na in Florenz. Es heißt dort: „Im Jahr 6894 (= 1386) war im Tierkreiszeichen des

Widders eine Sonnenfinsternis und alles wurde sehwarz. Und während ieh in Ale¬

xandreia war, vom Kaiser geschickt wegen des Einkaufs von Medikamenten, als der

Monat noch nicht zu Ende war, da machte sein großer Emir gegen den Sultan einen

Aufstand und entfernte sich (aus der Stadt), fiel mit seinen Leuten in die Ebene ein

und forderte den Sultan zur Schlacht auf. Dieser war nicht wenig in Schrecken

geraten."

Abraamios, der Schreiber dieser ZeUen, spielte als Astronom und Astrologe eine

nicht unerhebliche RoUe am byz. Kaiserhof. Obwohl er zur Gruppe um den byz.

Gegenkaiser AndronUcos IV. Palaiologos gehörte, konnte er im Ausland trotzdem

als enger Vertrauter des Kaiserhauses der Palaiologen gelten und weUte in Alexan¬

dreia sicher nicht ohne Wissen des Sultans. Abraamios geht in seiner Notiz auch auf

eine innere Auseinandersetzung im Mamlukenstaat em, die Revolte des Emirs Ta-

murbugä, die Sultan Barqüq bereits im Febmar (1386) niederschlug. Darauf nimmt

auch ein Bericht des Ibn Tagri Bardi Bezug, der sich jedoeh vom griechischen

Augenzeugen in einigen Punkten unterscheidet.

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aS-§ARIF AL-IDRiSi

von Mustafa Shakaa, Kairo

Abü ^Abdallah aS-Sarif Muhammad b. Muhammad b. ^Abdallah b. Idris wurde

493/1100 in Sebta (Ceuta) als Sohn einer Famüie geboren, die ihren Urspmng auf

al-Hasan Ibn ^Ali Ibn Abi Tälib zurückführt, einer Fürstenfamüie, die mehrmals die Herrschaft ausgeübt hatte. Sein Urgroßvater Idris b. Yahyä gehörte zu den Hammä-

diden-Fürsten in al-Andalus und war Herrscher über Mälaga und Umgebung. Er ist

ein direkter Nachkomme von Idris b. ^Abdallah b. al-Hasan b. al-Hasan b. ^Ah, dem

Begründer der Idrisendynastie in Marokko.

Al-Idrlsi war ein hochgebüdeter Mann; er trat als Dichter und Historiker hervor

und verfügte darüber hinaus über Kenntnisse in Botanik und Pharmazie. Vor allem

aber war er Geograph, wohl der bedeutendste muslimische Geograph. Nachdem Al-

Idrisi seine ersten Kenntnisse schon an seinem Geburtsort Ceuta erworben hatte,

begab er sich bald nach Cördaba, dem Zentrum von Wissenschaft und Bildung in der

damaligen Zeit. Der literarische Charakter dieser Stadt prägte seinen Stü als Schrift¬

steller und als Gelehrter. Es sind von ihm auch kurze Gedichte überliefert, die über¬

raschenderweise zu dem Thema ,, Reisen, Freunde, Wandern" Beziehung haben und

so als der beste Ausdruck seiner Persönlichkeit angesehen werden können. Hierzu

gehört u.a. das bei as-Safadi I 164 zitierte Verschen oder auch der Zweizeüer Laß mich umherziehen solange mir ein Schiff oder ein Reittier winkt Doch ein Wunsch oder der Tod zuletzt wird meinem Reisen unbedingt

einmal ein Ende setzen.

Al-Idrisi hat mehrere Werke verfaßt; das wichtigste ist die bekannte Erdbeschrei¬

bung „Nuzhat al-muStäq fi ihtiräq al-äfäq", die er für König Roger II. von SizUien

verfaßt hat. Ein zweites geographisches Werk schrieb er für Rogers Sohn und Nach¬

folger Wühelm I.; es ist unter mehreren Titeln bekannt: ,,Rawd al-furag wa-nuzhat al-muha|" oder „al-Idrisi as-sagir", im Unterschied zu dem obengenannten größe¬

ren Werk. Ein drittes Werk von Al-Idrisi ist der Pflanzenkunde gewidmet: ,Al^ä-

mi'^ li-sifat aStät an-nabät"; in üim beschreibt er 360 verschiedene Pflanzen und nennt ihre Namen in verschiedenen Sprachen.

Salähaddin as-Safadi schüdert in seiner Biographiensammlung das Verhältnis

Al-Idrisis zu König Roger (Rugär oder auch Uggär in der arabischen Überlieferung).

Al-Idrisi wird von Roger aufgefordert, zu ihm zu kommen, um ein Abbüd der Welt

zu konstmieren. Hierfür stellte er ihm Süberbarren im Gewicht von 400000 Dirham

zur Verfügung. Al-Idrisi ließ daraus kugelförmige Schalen in der Form der Sphären

herstellen, gravierte die sieben Klimata mit ihren Ländern, Meeren, Flüssen und an¬

deren topographischen Angaben ein und ordnete sie übereinander an. Hierfür hatte

er nur etwa zwei Drittel des Sübers verbraucht. Roger überließ ihm den nicht ver-

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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